Hinter starken Mauern

Aus KoschWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Kk-titelbalken-heroldzwerg.jpg

Ausgabe Nummer 84 - Efferd 1048 BF

Hinter starken Mauern

Hesindekonvent auf Baronsburg verlegt

SALMINGEN, Efferd 1048 BF. Das geheimnisvolle Hesindekind hat so viele Geweihte, Neugierige und Geschäftemacher angelockt, dass das Städtchen Salmingen aus den Nähten zu platzen droht. Düstere Vorzeichen und zweifelhaftes Volk ließen es angezeigt erscheinen, die Sicherheit des Konvents zu verstärken. Die Draconiter-Hauptfrau Nandina Furbesca machte sich auf die Suche nach Unterstützung in der Provinz und wurde fündig.

In Salmingen ist man mit Recht stolz auf den großen Hesindetempel mit seinen derzeit sieben Geweihten, drei Novizen und zahlreichen Tempeldienern. Doch im Konvent, der über das Rätsel des von Hesinde angekündigten Kindes tagt, sind sie nur eine Minderheit. Aus Kuslik sind fünf Geweihte und acht Draconiter angereist, aus Garetien, Nordmarken und Almada sowie aus anderen Koscher Tempeln je etwa ein halbes Dutzend Geweihte, aus ferneren Landen ein weiteres Dutzend. Dazu kommen mindestens ebenso viele Bedienstete, Kutscher, Köche und so weiter. Im Hesindetempel wurde der Platz schnell knapp, und auch die besseren Gasthäuser am Ort waren im Nu belegt.

Verschärfend kommt hinzu, dass der Konvent nicht nur Diener der Göttin anzieht, sondern auch viel Volk, das die Neugier oder die Hoffnung, leichtes Silber verdienen zu können, herbeilockt. Bei manchen ist es schwer zu beurteilen, ob es das Tages- oder das Nachtgeschäft Phexens ist, dem sie sich verschrieben haben. Dies machte die Sicherheitslage des Konvents nicht besser, die ja ohnehin angespannt ist.

Wir erinnern uns: |Die Prophezeiung hatte von einer „Verfluchten“ gesprochen, die nach dem Kind trachte, und mehrfach wurden schon zwielichtige Gestalten beobachtet, die den Konvent ausspähten oder sich einzuschleichen versuchten. Schwere Sorge bereitete zudem ein Gesicht, das der Salminger Perainegeweihten Peradne Unkenruf im Gebet zuteil wurde. Darin erblickte sie purpur bepelzte Ratten, die sich Wege in fürstliche Kornspeicher nagten. Kaum ein Zweifel kann bestehen, dass die Vision vor namenlosen Umtrieben in der Provinz warnt.

Da war die Erleichterung groß, als die Stadtherrin Frylinde von Salmingen den Vorschlag machte, den ganzen Konvent vom Hesindetempel in die Baronsburg zu verlegen. Diese mächtige Feste hoch über der Stadt war einst angelegt worden, um die Truppen einer ganzen Grafschaft zu beherbergen, doch sind große Teile seit langem nicht mehr in Gebrauch. So fand sich in der Burg genügend Platz für alle, allerdings muss die Dienerschaft vorerst mit zugigen, bröckelnden Kasernenbauten vorlieb nehmen.

Doch beim Schutz durch Mauern wollte man es nicht bewenden lassen. Nandina Furbesca, Hauptfrau der Kusliker Draconiter und oberste Verantwortliche für die Sicherheit des Konvents, machte sich Anfang Rondra auf den Weg durch die Provinz, um Unterstützung zu suchen. Als Erstem machte sie Graf Growin Sohn des Gorbosch in Ferdok ihre Aufwartung. Dies lag einerseits nahe, befindet sich Salmingen doch in dessen Lehen. Andererseits passt es auch zum Temperament der Draconiterin, zuerst die schwierigere Aufgabe anzupacken. Denn wie viel Verständnis dürfte sie von einem Angroscho erwarten, welche Hilfe für die Angelegenheiten der Menschengötter? Diese Fragen musste sie sich gewiss stellen, zumal sie aus dem fernen Mengbilla stammt und mit der Koscher Gemeinschaft von großem und kleinem Volk nicht vertraut ist. Doch sollte sie sich Sorgen gemacht haben, waren sie unnötig: Graf Growin zeigte sich äußerst aufgeschlossen. Er versprach, dem Konvent sechs Armbrustgeschütze – sogenannte Aale – mitsamt zwergischer Mannschaft zu stellen. Denn gewiss müsse man auch auf Angriffe aus der Luft vorbereitet sein, wenn der Gegner mit Dämonen oder dem Gott ohne Namen paktiere.

Als Nächstes wurde die Hauptfrau bei Graf Wilbur vom See vorstellig, dessen Interesse an allem Hesindegefälligen ja weithin bekannt ist. So wurde sie auch nicht enttäuscht: Der Graf schlug vor, höchstselbst die nächsten Monate samt seiner Leibritterschaft in Salmingen zu residieren und dazu eine Rotte Spießgesellen mitzubringen (wozu selbstverständlich noch die Zustimmung des Ferdoker Grafen nötig sein wird).

Anschließend ritt Frau Furbesca nach Angbar und sprach am Fürstenhof vor. Das Ergebnis dieser Unterredung ist dem KOSCH-KURIER bisher leider nicht bekannt geworden, doch besteht gewiss kein Zweifel, dass Fürst Anshold dem Anliegen gewogen ist. Dem Vernehmen nach plant die Draconiterin, anschließend weiter durch den Kosch zu reisen, um auch an den Baronshöfen um Hilfe zu bitten.

Aber auch von bisher ungefragter Seite kommt Support: Die Fortschrittlichen im Angbarer Rat der Zünfte haben den Antrag gestellt, die Stadt solle die Instandsetzung von Burg Salmingen finanziell unterstützen. Wie die Rechtschaffenen und die neue Reichsvögtin dazu stehen, ist noch unbekannt, die Debatte darüber ist erst für den Traviamond angesetzt.

Stordian Mönchlinger