Scharmützel, Gestech und allerley Kurtzweyl - Kosch-Kurier 84

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Scharmützel, Gestech und allerley Kurtzweyl
Im Praios und Rondra hört man vielerorts die Fanfaren schmettern und den Herold zum Turnier rufen. Doch nicht nur die Damen und Herren von Stand messen ihre Kräfte, sondern auch viele Bürgerliche greifen zur Armbrust, um bei einem der zahlreichen Schützenfeste den Siegeskranz zu erringen. Ein Turnier der ganze besonderen Art gab es in Ferdok, weshalb wir ihm nicht nur eine kurze Meldung, sondern einen ausführlichen Artikel widmen wollen.
Zinnsoldaten marschieren ins Feld
Ferdoker Gießereien luden zum Spielturnier
FERDOK, Efferd 1048 BF. Kaiser Retos Reichsheer, die Dukatengarde, Porquids Söldnerhaufen, Oger, Orks, Goblins, Weidener Ritter und viele mehr waren in Ferdok aufmarschiert und lieferten sich blutige Schlachten. Glücklicherweise waren die Truppen nur aus Zinn gegossen und die Schlachten wurden mit Würfeln, Worten und einem überaus komplexen Regelwerk ausgetragen.
Aber der Reihe nach. Vor einigen Wochen erhielten bekannte Sammler von Zinnfiguren im Kosch eine Einladung der Ferdoker Zinngießereien, sich am 6. Efferd im Ferdoker Hof zu einem „Zinnturnier“ zu versammeln. Der Einladung lag das jüngst erschienene Buch „Koscher Zinnkrieg – Regelwerk des Oberst Murgrim“ bei. Das mehrere hundert Seiten dicke Buch hat, wie unschwer zu erraten ist, der ehemalige Oberst der Angbarer Sappeure Murgrim Kupferblatt geschrieben. Eigentlich hatte er das Opus zu Kaiser Hals 10. Thronjubiläum vorstellen wollen – dass es nun 45 Jahre länger gedauert hat als geplant, liegt nicht zuletzt am Umfang und an Oberst Murgrims akribischer Arbeitsweise.
Möglicherweise wurde der Autor ursprünglich durch die hundertteilige Armee aus Silber inspiriert, die Fürst Blasius Prinz Brin zum zwölften Geburtstag präsentierte. In Koscher Kinderzimmern sind Zinnsoldaten seit jeher keine Seltenheit, und die Ferdoker Gießereien produzieren die Spielzeugmännchen in Mengen. Dass sie jetzt aber auch unter Erwachsenen immer beliebter werden, verdankt sich zu gutem Teil der Koschimer Bergwacht Stagniazim. Seit kurzem stellt sie Modelle von hohem Detailgrad her und verkauft sie in eigenen Läden überall in den Flusslanden für etwa einen Silbertaler pro Stück. Laut einem Bericht des AVENTURISCHEN BOTEN sollen sogar Hochkönig Albrax und der Nordmärker Herzog Hagrobald zu den Zinnenthusiasten gehören und im vertrauten Kreise Schlachten schlagen – nach welchem Regelwerk, ist freilich unbekannt.
Wohl um ihren Status als Platzhirsch im Koscher Markt zu festigen, luden die Ferdoker Gießereien also zum Wettkampf. Siebzehn Neugierige aus dem ganzen Fürstentum nahmen die Einladung an. „Das ist ja schräg, da bin ich dabei“, war etwa die Antwort des Oberangbarer Kerzenziehers Anselm Schlagholz. Das Teilnehmerfeld war bunt gemischt. Natürlich waren etliche Zwerge anwesend, aber auch ein waschechter Novadi aus Rhaunen, der Geistmärker Hofmagier und mit Wilbur von Nadoret, Arbelbert von Hirschingen sowie Niam und Quendan von Eichstein vier Adelige, wobei die Eichsteiner gemeinsam antraten. Das kontroverseste Heer führte gewiss Arbelbert mit Porquids Söldnertruppen ins Feld.
Die Paarungen der ersten Runde wurden von Oberst Murgrim selbst ausgewürfelt, danach traten die Sieger nach einem klassischen Turnierbaum gegeneinander an. Neben Würfeln und Taktieren scheinen Regeldiskussionen zu jeder Partie dazuzugehören. So musste Godon Felsenmeer, ein Ferdoker Zinngießer und scheinbar echter Lokalpatriot, bei seinen rot-weiß bemalten Ferdoker Lanzerinnen die schön anzusehenden, aber leider nicht regelkonformen roten Umhänge aus echtem Stoff abnehmen. Bergvogt Barox von Tosch Isnasotar regte an, die Bewegungsreichweite der Figuren in Rim statt in Fingern zu messen, weil sich so die unterschiedliche Konstitution von Einheiten besser simulieren ließe. Besonders scharfe Debatten lieferten sich die beiden Eichsteiner, die sich über ihre Strategie oft nur schwer einigen konnten. Daneben wurde aber auch viel gelacht – zum Beispiel, als der Heerführer von Porquids Söldnern schon im ersten Zug durch den Ogerlöffel zu Boron geschickt wurde.
Spätabends stand der Sieger des Turniers schließlich fest. Der Drabenburger Händler Serpido Appelanger errang mit seinen „verschlagenen Goblins“ überraschend den Sieg im Finale gegen Wilbur von Nadoret, der Kaiser Retos Reichsheer ins Feld führte. Den dritten Platz sicherte sich der Hügelsaumer Pfandleiher Garix Apfelbach mit seiner lebensnah bemalten Orkhorde. Ihm musste sich Anselm Schlagholz’ bosparanische Legion geschlagen geben.
Serpido konnte sich über den Hauptpreis freuen, einen in Zinn gegossenen, mehrere Stein schweren Riesenkeiler, gestiftet von der Bergwacht Stagniazim. Aber auch die anderen Teilnehmer gingen nicht leer aus und gewannen diverse Zinnfiguren.
Am Ende des Turniers waren sich alle einig, dass die Initiative ein voller Erfolg geworden ist, und man beschloss, sich zum „Bund der Koscher Zinnkrieger“ zusammenzuschließen. Weitere Turniere wurden ausgemacht und ein erster Turnierkalender ins Leben gerufen. Der Riesenkeiler soll als Wanderpokal bei dem ab jetzt jährlich stattfindenden Turnier in Ferdok vergeben werden.