Vom Zielen auf Schild und Scheibe

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Ausgabe Nummer 71 - Rahja 1044 BF

Vom Zielen auf Schild und Scheibe

Wie man sich in der Tjoste und im Schießen maß

ANGBAR, Peraine 1044 BF: Zwei Tage lang war der Brodilsgrund vor den Mauern der Reichsstadt Schauplatz spannender Wettkämpfe zu Ehren unseres Fürsten. Für jene, die nicht dabei sein konnten, seien hier die wichtigsten Ergebnisse berichtet.

In der Tjoste trafen 64 Kämpferinnen und Kämpfer in ausgelosten Paarungen aufeinander. Bereits im ersten Treffen gab es eine ernsthafte Verletzung: Govena von Garnelhaun brach sich den Arm, als sie von Niam von Eichstein aus dem Sattel gehoben wurde. Den Göttern sei Dank blieb es die einzige in der ersten Runde; insgesamt mussten fünf Tjoster von der Bahn ins Heilerzelt gebracht werden.

Phex hatte dem Wettkampf einen frühen Höhepunkt beschert: Prinz Edelbrecht und Herzog Hagrobald, beide berühmte Tjoster, trafen bereits in der ersten Runde aufeinander. Der Prinz vermochte als Erster eine Lanze zu brechen, und der Herzog hielt sich nur mit Mühe im Sattel. Die zweite Runde brachte den Ausgleich nach Lanzen, und in der dritten fand und nutzte der Herzog einen kleinen Fehler in der Deckung des Prinzen, der so nach Lanzen ausschied und fortan das Turnier an der Seite seines Bruders von der Tribüne aus verfolgen musste.

In der zweiten Runde ritt Herzog Hagrobald gegen Gertraut von Wolkenstein, Pfalzgraf Reto Hlûthars Weidener Gattin. Beide ritten die ersten beiden Durchläufe perfekt in Angriff und Verteidigung, im dritten gelang es dem Herzog, eine Lanze zu brechen und so ins Achtelfinal einzuziehen.

Dort traten nur noch fünf Koscher an (sechs, wenn man Thankmar von Nadoret einrechnet, der von hier stammt, aber Knappe bei Graf Danos von Luring war und heute in der Rabenmark lebt). Zwei mussten gegeneinander reiten: Publikumsliebling Pfalzgraf Reto Hlûthar wurde von Barla Dorkenschmied, der Hauptfrau der Ferdoker Garde und ehemaligen Lanzerin, zu Boden geschickt. Ebenso erging es Ritter Grimm zu Zwietrutz gegen Urion von Reiffenberg, den Groß-Garetischen Marschall, nachdem er zuvor selbst zwei Gegner im ersten Anritt Staub schlucken ließ und sich in die Herzen der Zuschauer gekämpft hatte. Zu einem unerwarteten Ende kam auch der Lauf Herzog Hagrobalds, der vom Weidlether Pfalzgrafen Merovahn von Mersingen aus dem Sattel gehoben wurde.

Im Viertelfinal verblieben Barla Dorkenschmied und Feron von Nadoret als die einzigen Einheimischen, während vier Greifenfurter den Einzug geschafft hatten. Die Ferdokerin unterlag Baron Ardo von Kressenburg unglücklich, weil ein Sattelriemen riss und sie vom Pferd rutschte. Feron von Nadoret stieß den Herzogsbezwinger Merovahn im ersten Anlauf aus dem Sattel. Mit Marschall Urion und Baron Anselm von Hundsgrab kämpften zwei starke Tjoster aus Greifenfurt gegeneinander. Der Marschall unterlag nach Lanzen, wohl abgelenkt durch die Sorge um seine Frau, die zuvor sehr unsanft von Thankmar von Nadoret in den Staub geschickt worden war.

So standen sich in den Halbfinals je ein Greifenfurter und ein Nadoreter gegenüber. Thankmar wurde durch einen ungeheuer präzisen Stoß Baron Ardos aus dem Sattel geworfen, Feron verlor nach Lanzen, da in der Schildarbeit des Barons von Hundsgrab einfach kein Fehler zu finden war.

Das Final machten also die Greifenfurter Barone unter sich aus (sehr zur Freude des Prinzen Edelbrecht, wie man hörte, denn sie gehören zu seinen treusten Gefolgsleuten). Es wurde der längste Kampf des Turniers zwischen zwei gleichwertigen Gegnern. Nach dem dritten Anlauf stand es zwei zu zwei nach Lanzen. Im vierten hoben sich die beiden gegenseitig aus dem Sattel, im fünften endlich schickte der Kressenburger seinen Freund zu Boden, wo er liegen blieb, bis ihn die Helfer ins Heilerzelt brachten.

Unter Fanfarenschall empfing Baron Ardo von Keilholtz zu Kressenburg den Siegeskranz aus den Händen des Turniermarschalls und den Siegespreis aus der Hand des Fürsten, doch war ihm anzusehen, dass es ihm nicht schnell genug ging, bis er ans Krankenbett seines verletzten Freundes eilen konnte. Es freut den KOSCH-KURIER berichten zu können, dass sich der Baron von Hundsgrab dank der vereinten Kräfte von Hofmedicus Arbelius Sirbenlieb und der Therbûniten aus Barschensee auf dem besten Weg zur Heilung befindet.

Nur fünf der 18 Teilnehmer am Bogenschießen waren Koscher: Travian von Garnelhaun und seine Tochter Nadyana (seit Kurzem Baronin von Oberangbar), Ritter Sephiran von Püscheln, der Jäger Firutin Kautzenstein aus Avestreu und eine Frau, deren Gesicht stets im Schatten einer Kapuze blieb und die sich als Yana, Waldläuferin aus Wengenholm, in die Liste eintrug.

Die Herren von Garnelhaun und von Püscheln, die den Orden der Hanghasenjagd vertraten, schlugen sich ordentlich. Nadyana von Garnelhaun zeigte Mühe, sich auf die Frühlingsböen einzustellen, die den ganzen Tag über auf- und abflauten. Wie in der Tjoste traten die Greifenfurter stark auf: Die Vorrunde führten Unswin von Keilholtz und Khorena von Hundsgrab an. Dahinter folgten Selindra von Windenstein, eine Baronin aus der garetischen Grafschaft Waldstein, Thankmar von Nadoret und die geheimnisvolle Yana, die sich gerne Zeit ließ anzutreten, bis die Böen abgeflaut waren, was im Publikum wie unter den Mitbewerbern zu einigem Murren führte. Der Turniermarschall stellte sie darob zur Rede, war aber offenbar zufrieden mit ihrer Antwort.

In der Finalrunde nahmen die Böen noch zu und machten Unswin von Keilholtz zu schaffen, der sein fantastisches Ergebnis nicht wiederholen konnte. Nach ihm trat Yana an. Ihr erster Pfeil traf genau in die Mitte. Da wehte ein besonders heftiger Windstoß ihr die Kapuze vom Haupt. Den Vordersten auf den Tribünen stockte der Atem, und bald verbreitete es sich auf die hinteren Ränge: Yana war niemand anders als die Fürstin selbst, Nadyana von Wengenholm! Sei es, weil ihr Geheimnis aufgeflogen war oder weil sie nun ungeachtet der Böen schoss, die folgenden Pfeile vermochte sie nicht mehr so präzise zu platzieren, so dass die Fürstin am Ende den letzten Platz im Finale belegte. Den Sieg errang Selindra von Windenstein, die übrigens mit einem echten, wunderschönen Elfenbogen schoss.

Das Armbrustschießen machten die Koscher praktisch unter sich aus. Dabei waren so bekannte Namen wie der Graf von Ferdok, die Barone von Drift, Rohalssteg, Sindelsaum und Lûr sowie die Sappeurshauptmänner Ingram Dickrüb und Raskalosch Sohn des Ronax.

Nur drei Auswärtige traten an, der Nordmärker Edle Wolfhardt von Dornhart, Kordan von Eichstein, zwar aus Greifenfurt, aber aus einem Koscher Haus, sowie Baron Elgor von Hohentann zu Schwanenbruch – Gatte der Koscherin Thalessia von Nadoret.

In der Vorrunde dominierte das Haus Eichstein – Baron Baduar wurde einzig von seiner Schwester Niam übertroffen. Hinter ihnen folgte Graf Growin. Um die letzten beiden Plätze des Finals kämpften die Angbarer Sappeure, wobei sich die beiden Hauptmänner den Soldatinnen Travine Ferdoker und Waliburia „Ackbar“ von Sturmfels geschlagen geben mussten. Als bester Außerkoscher zog Wolfhardt von Dornhardt mit Hauptmann Raskalosch gleich.

Im Finale zeigte der Graf von Ferdok dann, wo der Hammer hängt. Mit Nerven aus Zwergenstahl versenkte er einen Bolzen nach dem andern ins Schwarze. Auf diese Ansage fanden seine Konkurrenten keine Antwort. Am besten schlug sich die Sappeurin von Sturmfels, Baduar von Eichstein fiel auf den dritten Platz zurück, Niam sogar noch hinter Travine Ferdoker. Dem Vernehmen nach ging es an diesem Abend hoch her im Quartier der Sappeure in der Angbarer Zitadelle – Feldobrist Ruglax hatte den nächsten Tag freigegeben und das Brauhaus Alt-Angbar mehrere Fässer gespendet. Gerüchten zufolge wurde selbst Graf Growin auf dem Gnarad gesichtet, obwohl er dort mit Angbarer Dunkel anstoßen musste.

Wengel Samonach