Von Brautwerbern und solchen, die es werden sollen

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Ausgabe Nummer 19 - Praios 1021 BF

Von Brautwerbern und solchen, die es werden sollen

Prinz Anshold & Comteß Nadyana – Cantzler, zwei Grafen und Barone – ein geheimisvoller Liebfelder

Seine allerprinzlichste Durchlaucht Anshold, des Fürsten erstgeborener Sohn, und die liebreizende Comteß Nadyana von Wengenholm sind einander versprochen. Wenngleich die Unterzeichnug eines förmlichen Ehervertrages erst bevorsteht, verlautbarte diese Nachricht unlängst aus der Thalessia und sorgte allenthalben für Freude. Derzeit dient die Comteß noch als Hofjungfer der Markgräfin Irmenella von Greifenfurt.

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Ein seltsames Schreiben war es, welches des Fürsten Boten wenig hernach austrugen : Geziert wurde das Kuvert von den Zeichen dreier altehrwürdiger Damen, allen voran dem gehörnten Keiler der Fürstinmutter Thalessia von Eberstamm-Ehrenstein. Weiterhin hatten zwei geweihte Frauen, Ulabeth vom Pfade (die Praioni des Hofes) und die gute Mutter Erma von Sighelms Halm gesiegelt.

Auch die Empfänger des Schreibens waren wahrlich keine geringeren als die Barone von Roterz, Geistmark und Vinansamt, der Cantzler (Frau Ermas Neffe) daselbst – und gar zwei Grafen, der schöne Herr Orsino, des Reiches Siegelwahrer, und der wackere Meister Growin von Ferdok.

Was nun den höchst vertraulichen Inhalt angeht, so lassen die fromme Gesinnung der Absenderinnen und die einzige Gemeinsamkeit der Empfänger einen gewagten Schluß zu: Womöglich forderten die Damen, die Herren auf, sich auf einen bislang vernachlässigten Teil ihrer herrschaftlichen Pflichten besinnen und sich endlich verheiraten! Gerüchte wollen gar von lobenden Worten für das Beispiel des armen, doch traviagefälligen Barons von Moorbrück, und das des verblichenen Herrn Birbart von Garnelhaun – dessen Kinderreichtum weithin bekannt ist – wissen.

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Bereits einige Götternamen sind ins Land gezogen, seit ein liebfeldischer Kaufherr mit Namen Phisto de Mazotti den Kosch durchreiste. Von der Gratenfels jenseits des Passes kam er über die Reichsstraße nach Angbar, wo er auch zu Hofe vorsprach, zog hinauf über die Landstraße gen Wengenholm, wandete sich dann schon bald hinter Vinansamt wieder gen Süden, wo ihn sein Weg über Koschtal auf Albenhus zu führte.

Dies wäre nun freilich alles nichts besonderes gewesen, hätte es nicht bald geheißen, daß jener Kaufmann in traviagefälliger Mission reise – nämlich im Auftrage einer hochgestellten Persönlichkeit des Horasreiches, welche an einer ehelichen Liasion mit einem Grafengespons des Reiches ein gewisses Interesse hege. Gar war vom Versprechen einer überaus hohen Mitgift die Rede.

Hiervon muß schließlich auch den mächtigen Herzog Jast Gorsam Kunde erlangt haben, denn es gefiel ihm, Herrn Phisto in die Feste Eilenwid einzuladen – und ihm in den folgenden Wochen nach und nach sämtliche ungebundene Verwandschaft vorzustellen. Selbst der bald darauf in Elenvina eingetroffene Herr Horasio von Kulmbach-Marvinko vermochte es nicht, dem Herzog umzustimmen – bis dieser die Liebfelder mit einem Mal ziehen ließ. Nun ist die zweite Gesandtschaft eben zu Angbar angelangt – um wessen Hand und für wen sie freilich anhalten soll, ist bislang unbekannt.

Wigald Koschwitz