Attentat auf Vogt Nirwulf

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Ausgabe Nummer 19 - Praios 1021 BF

Attentat auf Vogt Nirwulf

Das Hügelvolk ist schwer erschüttert

ANGBAR. Zunächst schien der feierliche Efferdsgang des neuen Fährfloßes „Barschbügler” einzig das deftig-hügelzwergische Fest zu werden, auf welches man sich in Angbar schon seit einiger Zeit freute. Herbim, Sohn des Herbosch, einer der bekanntesten Schiffer der Stadt und aus dem Volk der Hügelzwerge, lud zur feierlichen Weihe seines neuen und, wie er betonte, überaus gemütlichen Fährbootes, mit welchem er nun wieder regelmäßig über den „Saphir des Kosch“ zwischen Angbar und Lutzenstrand zu fahren gedenkt.

Zur Begutachtung seiner, selbst höchsten Ansprüchen genügenden Ausstattung, waren illustre Gäste geladen — allen voran Vogt Bosper zu Stippwitz, Ratsherr Odoardo Markwardt und Vogt Nirwulf, Sohn des Negromon (der „dicke König“ des Hügelvolkes und alter Freund des Flößers obendrein) geladen.

Und wahrlich, als das mit allerlei Polstermöbeln, Tischlein und Festschmaus (mit dem einen oder anderen Fäßchen Alt-Angbarer Bräus ) reichlich bestückte Floß ablegte, machten die mitfahrenden Gäste überaus zufriedene Minen - zumal Praios’ Antlitz den herrlichsten Sonnenschein spendete. Von der schrecklichen Wendung, die der Tag schließlich nahm, mag uns nun Herr Odoardo Markwardt selbsten berichten.

„Nun, die Fahrt auf dem Boot von Meister Herbim verging wie im Fluge. Ich selbst nutzte die Gelegenheit, Vogt Stippwitz darauf hinzuweisen, wie veraltet seine Ansicht ist, daß [die Schriftleitung erlaubt sich an dieser Stelle den Bericht des Herren Markwardt etwas zu kürzen] ...wie dem auch sei, schließlich wandte sich auch Meister Nirwulf uns zu, wohl um meiner Ansicht beizupflichten. In der Ferne konnte man schon das wartende Volk von Lutzenstrand erkennen. Da dies unsere Aufmerksamkeit zunächst fesselte, konnte eine Yacht - wie sie die adeligen Jungspunde gerne zu fahren pflegen - indes unbemerkt an die Seite unseres Floßes segeln.

Hurtig glitt sie bis auf wenige Schritt an die Seite der Seefähre - an ihrem Bug das Wappen derer vom See - doch kein Mensch an Bord zu sehen. Nur wenige Momente vermochten wir uns über diesen Anblick zu wundern, da sprang eine kleine graue Gestalt mit gezückter Armbrust aus seinem Versteck hinter der Bordwand , zielte nur kurz, und schoß seinen Bolzen in die schockierte Menge.

Ein kurzes Ächzen neben mir, und Vogt Nirwulf, gerade dabei, sich eine frisches Pfeifchen zu stopfen, fiel in sich zusammen! Was für ein Segen, daß auch diesmal sein treuer Diener und Freund, der Medicus Watzen, mitfuhr und sich sogleich um ihn kümmern konnte, denn böse am dicklichen Bauche erwischt hatte es den alten Schlaufuchs!

Unser Fährmann machte sich, so gut es ging an die Verfolgung des Attentäterschiffes, welches trotz des eher lauen Windes in überlegener Geschwindigkeit davonstrich, so daß der üble Geselle schon eine ganze Weile über das Ufer flüchtete, als wir es endlich erreichten. Ohne zu zögern nahm die Mehrheit unserer Festgesellschaft die Spur auf, während der Stippwitzer es freilich vorzog, sich um seine eigene Gesundheit zu sorgen, und beim See zurückblieb - pah!

Nun ja, PRAios war mit uns, denn der Bösewicht hatte sich in der Eile offenbar an einem Stein gestoßen, so daß das Blut uns den Weg wies. So dauerte es nicht lange, bis wir den Attentäter in seiner einfachen Kutte schmerzgekrümmt und von den rasch herbeigerittenen Bütteln des Grafen Orsino eingekesselt wiederfanden.

Einen recht wirren Eindruck hinterließ er, was wohl Voraussetzung für eine derartig unverständliche Tat sein mag. Der Angroscho brabbelte in hektischem Rogolan vom „nichtswürdigem Hügelvolk“, das „nicht nur aus den Stollen, sondern aus dem ganzen Kosch vertrieben werden“ müsse und ähnlichen tumben Blödsinn. Die schändlichen Reden quittierte der erboste Herbim - im dem immer noch der Schrecken über das Attentat auf seinen Freund Vogt Nirwulf steckte - mit einigen heftigen Schlägen in das Gesicht des Verbrechers , riß er diesem sogar den Schmuck vom Leibe . Erst durch die Betrachtung desselben wurde offenbar , daß der Schurke ein zauberkundiger Geode war “

Soweit der Augenzeugenbericht des Ratsherrn . Die Untersuchung der gräflichen Gendarmen ergab unter anderem, daß es sich bei dem Attentäter um den Erzzwergen Kerasch, Sohn des Kerax, handelt. Bisher genoß der Geode jedoch einen relativ unauffälligen Ruf, zumal er seit Götterläufen zurückgezogen im „Stillen Grund“, den südlichen Sümpfen des Angbarer Sees lebte. Offenbar muß ihm die Einsamkeit unter der Sonne die Sinne verwirrt haben, denn tiefer Haß auf die Hügelzwerge füllte seinen Geist, bis er (offenbar von langer Hand geplant), auf der Insel Nispe die Yacht des Herren Nottel vom See entwendete und für seine schändliche Tat mißbrauchte .

Inzwischen wurde Kerasch, dem angroschimschen Rechte gemäß auf der Schandwaage in Nickeln aufgewogen, und den erzzwergischen Autoritäten übergeben. Stimmen aus dem überaus besorgten Hügelvolk fordern von den Erzzwergen eine harte Strafe für dieses zweifellos üble Verbrechen, genießt Vogt Nirwulf doch nicht nur bei seinem Volk größte Achtung.

Das Opfer selbst befindet sich derzeit noch in einem kritischen Zustand, so daß man im Kosch leider weiter bangen muß . Der Kosch-Kurier wird vom Zustand des Vogtes zu berichten wissen und wünscht dem hochgeborenen Väterchen an dieser Stelle von ganzem Herzen eine gute Genesung.

Losiane Cendrak