Götterläufe, längst vergangen … Chronik des Kosch II

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Ausgabe Nummer 19 - Praios 1021 BF

Die im Kosch-Kurier Nr. 18 begonnene Historie unserer Provinz setzten wir in dieser und den nächsten Ausgaben fort.

Götterläufe, längst vergangen …

Broderics Sohn Carid II. schon war nun Herr über ein so mächtiges und wohlhabendes Land (denn die Berge waren von Ingerimm und die Täler und Auen von Peraine gesegnet), daß der Kaiser ihn darob zum Fürsten erhob, auf daß er „klug und weise alles Landt zwischen Großem Fluß und den sich da erhebenden Gebirgen von Amboß und Kosch“ regieren möge.

Seiner Tochter Nïam der Kriegerischen wird zugeschrieben, lange vor jenem Bund der Achmadsunni eine Gefolgschaft berittener Kriegerinnen um sich versammelt zu haben, von der Ferdoker Gardistinnen heuer sagen, diese seien die ersten ihres Regiments gewesen. Doch mag es sein, daß sie schon unter Gorbonius Felshand nicht mehr bestand, allein, zu wenig wissen wir über ihn und die, die ihm folgten auf dem steinern Grafenthron der Feste zu Ferdok.

Vom Götterlaufe 1607 an herrschte dorten der Fürst Pergrim, ein tüchtiger Herrscher, der allezeit Rodungen befahl, Weiler begründete und Minen errichten ließ. Endlich, im Jahre 1568, erhielt auch der Ort, an dem Hochkönig Angbarosch mit den Gesandten Kaiser Arns Rat hielt, die Rechte, einer Urbs libra zuerkannt, wie es im Bosparanischen Gesetzbuch hieß. Jener prosperierende Marktflecken — nach dem großen König Angbar geheißen — war zu jener Zeitpunkt bereits mehr den 2000 Seelen — Menschen und Zwergen — Heimat. An keinem Ort lebten und leben die beiden Völker in innigerer Verbundenheit; Bergbau, Handwerk und Handel bringen raschen Wohlstand in die Stadt am See.

Doch Pergrim war von rastlosen Geist. Bald nannte ihn das Volk den „Erkunder“, denn — gerade so, als laste ein Fluch auf ihn — drang er immer wieder in wilde und unerforschte Gebiete vor. Den magischen Sarindelwald der Feen und Hexen durchstreifte er, stieg bis in die entlegensten Gipfelregionen von Amboß und Kosch auf, erklomm schließlich gar den Firunszapfen, jenen Berg, von dem die Alten bis dato sagten, daß er bis in den Himmel reiche und niemand ihn besteigen könne, ohne zu Eis zu gefrieren.

Dies aber sollte die letzte Tat des Fürsten gewesen sein, so wie er selbst der letzte Herrscher vor einer Zeit der Dunkelheit war. Sein Schicksal ist unbekannt — irgendwo im Süden der Provinz soll Pergrim plötzlich und ohne eine Spur auf mysteriöse Weise verschwunden sein — nicht einmal Sagen über seinen Tod sind überliefert. Zum „Marchio“ ward Baron Hadric Tlarun ernannt, der kluge und volksnahe Haushofmeister des Fürsten. Düster nannten ihn die einen, vorrausschauend andere: Gleichsam als ahne er die von allen Seiten hereinbrechende Dunkelheit, ließ er viele Gebiete, die erst sein Vorgänger neu erschlossen hatte, brach liegen und begnügte sich, mit seinen Söldlingen allein die fruchtbaren Lande der Albenhuser Au schützen (das aber tat er gut).

Dem Tyrannen Fran dankte Hadrik die Ernennung auf seine Weise: Als im Schicksalsjahre 1561 der glorwürdige Graf Hlûthar in den Nordmarken ein Unterstützungsheer für die bedrängten Bürger der Stadt Gareth aushob, schloß sich Hadric dem Helden mit fliegenden Fahnen an, und die Besten des Landes folgten seinem Heerruf. Nur die allerwenigsten von ihnen aber sollten zurückkehren aus der unseligen Dämonenschlacht — glücklich der, der zum Leben nicht auch noch die unsterbliche Seele verlor! — und dies mag der Grund sein, warum der Name Hadriks im Kosch bis in unsere Tage einen schlechten Klang hat.


1725 v. H.

Graf Carid II. von Vadocia (Ferdok) zum Fürsten erhoben


1723 v. H.

Aldiran von Wergen entdeckt den Greifenpaß. Errichtung der Wergenburg mit Hilfe der Koschzwerge, Wergenburgmassaker.


1705 v. H.

Historische Gründung der Ferdoker Reiterinnen-Garde


1568 v. H.

Offizielle Gründung Angbars: die Siedlung hat zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als 2000 Einwohner.


1574 v. H.

Pergrims Verschwinden


Die Markgrafen von Ferdok

1573 — 1561 Hadrik Tlarun

1561 — ? Idra Tlarun

… ?


1561 v. H.

Die Erste Dämonenschlacht — Anbruch der Dunklen Zeiten. Die Menschen fliehen oder werden geknechtet, allein Angbar steht unter dem Schutz der Zwerge.

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In Finsternis ein Freiheitsbund

Von Idra, Hadrics Nachfolgerin ist allein bekannt, daß sie es wohl war, die dem Orkenhäuptling nach verlorener Schlacht die Schlüssel der Ferdoker Stadttore übergeben mußte — die Dunklen Zeiten waren hereingebrochen, und lange Jahre hauste nicht ein strenger Graf oder eine tapfere Markgräfin in der Alten Veste der Stadt, sondern ein finsterer Fürst der Schwarzpelze mit seinen Götzenpriestern und Kriegsleuten.

Glücklicher erging es der Schwesterstadt, denn Angbar stand unter dem Schutz der Zwerge und ward deren mächtigste oberirdische Feste. Doch auch die vielen kleinen zwergischen Ansiedlungen im Angbarer Land wurden unter König Burosch Orkenzehe und seinen Nachfolgern zu versteckten Bastionen, an denen sich Gegner die Zähne ausbeissen sollten — wenn sie sie überhaupt aufzuspüren vermochte. Niemals zuvor und niemals hernach gab es für das Volk der Hügelzwerge wieder Gelegenheit zu wagemutigeren Taten als in jenen Tagen, und so wird jene — für uns Menschen leidvoll im Gedächtnis verbliebene — Epoche vom jenem Volke bis heute stolz die „Heldenzeit“ geheißen.

Nun endlich konnten die Angroschim eine Schuld bezahlen, die bei ihnen unvergessen war, wenngleich sie ihren Ursprung vor vielen Menschenaltern hatte. Als gierige Oger über die Dörfer herfallen, gar die Wergenburg einschließen und den Verzweifelten herinnen schließlich nichts mehr als ihr nacktes Leben und der Glaube an die Götter geblieben ist, schickt der König unter dem Berg seine Krieger zum Entsatz der Burg, bei deren Bau sein Volk einst schwere Schuld auf sich lud. Damals auch war es, daß man den Bund auf Ewig schloß, der die Freundschaft der beiden Völker begründen und fortan ihre Rechte und Pflichten gegeneinander bestimmen sollte.Von jenem Tag an ward allen Flüchtigen in den Bergen sichere Zuflucht unter demSchutz der Zwerge gewährt..

Verlassen lagen die grünen Auen des Großen Flusses dar — wer nämlich nicht erschlagen war oder sich knechten lassen wollte, der flüchtete sich in die Berge, wo zwar das Leben hart war und doch voller Geschäftigkeit. Eine seltsame Zeit war es: Da man allenthalben wider die Orks und allerlei plünderndes Gesindel focht, und doch zugleich das karge Land bestellen mußte, gab es keine und keinen, der sich als zur Herrschaft von Praios berufen sah. So einten sich im mitternächtlichen Kosch kernige Wehrbauern mit geflohenen Sklaven, die die Willkür orkischer und menschlicher Herrn gleichermaßen fürchteten, und vertriebenen Landleuten aus Garetien. Und im Geiste der Freiheit beschworen sie einen Bund, in dem ein jeder nicht mehr besaß als Schwert, Beil und das, was er am Leibe trug, und im Rate alle mit gleicher Stimme sprachen. Auf den Schutz der Zwerge konnten sie bauen, und bald schloß sich gar der Droste der Wergenburg der „Freiheit Wengenholm“ an, wie sich das kleine Reich bald nannte.

Mehr denn dreihundert Jahre lebten die Schwurleute nach ihrem eigenen Recht, während anderswo Götter und Sitten kaum etwas und der Kaiser noch weniger galten. Erst die von Kaiser Jel erlassene Lex Imperia deuten die Gelehrten unserer Tagen wieder als ein Zeichen dafür, daß praiosgefällige Ordnung einkehrte. Die Bulle spricht wieder von der Mark Kosch, die sie als „pars regna Nordmarkae“ bezeichnet. In Wahrheit aber waren’s wenig mehr als Lande der heutigen Grafschaft Ferdok, die der Reichsgewalt folgsam und zinspflichtig waren. Das Angbarer Land gehörte zum Zwergenreich, im Norden galten allein des Schwurbundes Gebote. So verspürten die Herrscher zu Elenvina wenig Lust, sich auf einen Strauß mit den rauhbeinigen Wengenholmern einzulassen, und leisteten nur widerwillig Waffendienst, als der Kaiser zum Heerzug gegen die aufständische Enklave rief. Von der Grenzfeste Marking rückten die bosparanischen Legionen aus. Die Angenburg ward geschleift, Hunderte in die Sklaverei verschleppt. Beylhardt, den treuen Drost der Wergenburg, fingen die Bosparaner, folterten ihn grausig, bis sie ihn schließlich bei lebendigem Leibe mit einem Seil aus Frauenhaar entzweisägten.

Die überlebenden Wengenholmer aber wurden von den Zwergen aufgenommen. Noch glaubten die Kaiserlichen an einen leichten Sieg, bis im achten Götterlauf kein Nachschub mehr über die Koschberge gelangte. Höchstselbst machte sich der Befehliger mit seiner Garde auf den Weg macht, den Verbleib zu erkunden — und lief geradewges in die Falle, die die Wengenholmer in einer Schlucht bereitet hatten. Von allen Seiten rollten schwere Felsen die Wände der Klamm hinab, Marchio Darpatio von Rommilys ward in seiner Prunksänfte zerschmettert und mit ihn manch kaiserlicher Söldling.

Die wenigen, die mit dem Leben davonkamen, erzählten von einer mächtigen Feste, welche — insgeheim und gewiß mit bergköniglicher Hilfe — mitten auf dem Paß, unweit der alten Wergenburg, errichtet worden sei. Ein drittes Heer wurde Gratenfels gesammelt, der Freiheit der Wengenholmer ein Ende zu setzen — als diesen aber die Zwerge zur Hilfe eilten, wollten die Kaiserlichen keinen Angriff mehr wagen.

Von Norden her kündigte sich eine andere Gefahr ein: Die Schwarzpelze fielen ins Mittelreich ein. 253 vor Bosparans Fall (1246 v. Hal) nahmen die wilden Horden Baliho ein, im Jahrhundertsommer 1199 stießen sie gar bis an den Oberlauf der Ange vor. In der Schlacht von Saljeth (1134 v. H.) focht eine kleine, aber im Kosch unvergessene Wengenholmer Schar um den Recken Angrond Streitkolben — die einzigen Menschen im vereinigten Heer der Zwerge und Elben, als die beiden alten Völker ihr Land und das des so zahlreichen, doch schwachen Menschengeschlechts vor den Schwarzpelzen bewahrten.

Doch trotz siegreichen Schlacht ward das Ende der Freiheit eingeläutet: Angesichts der drohenden Gefahr hatten die Bündler Herolde zum Erzfeind gesandt, und die Ferdoker Markherrin Sephira v. Berlinghan — eine verständige Frau und auch sie des Streitens müde — wußte nun einen schlauen Kompromiß auszuhandeln. Die Freibündler unterwarfen sich der Hoheit des Kaisers, wofür ihre Lande werden zu einer eigenen Grafschaft erhoben wurden. Gleichwohl aber zählten sie fortan zu Garetien (weshalb die Aufständischen mit Stolz sagen konnte, die Markgrafen und Herzöge hätten sie nimmer bezwungen). Und so geschah es.

Damit begann wieder eine Epoche der Blüte: Rodungen nördlich und östlich des Angbarer Sees brachten fruchtbares Ackerland, Koschtal zählt bald mehr denn siebenhundert Seele und erhielt 1104 v. Hal die Stadtrechte.

Die Götter wachten wohl übers Koscher Land, und voll Vertrauen auf die guten Zwölfe folgten die Ferdoker im Schicksalsjahre 994 v. Hal erneut dem Garether Heer, gen Bosparan und wider die Ketzerin auf dem Kaiserthron. Narbod Trunak von Thûrstein war ihr Führer und wenngleich er für seine Tapferkeit mit dem Titel des Ferdoker Grafen geehrt wurde, so war es doch ein anderer Streiter, dessen Taten die seinen bei weitem überstrahlen.


1558 v. H.

Rhôndur wird von Geweihten der Kriegsgöttin aus Garetien als Fluchtburg für die menschlichen Einwohner gegründet.


1553 v. H.

Flüchtlinge aus Kosch und Garetien ziehen sich in die Berge zurück. Bald eint sie der „Schwurbund von Wengenholm“.


1542 v. H.

Die Herren der Wergenburg schließen sich den Wengenholmern an.


1517 v. H. Kurioserweise verbietet der Bund auf Ewig den Menschen, jemals Elfen in ihren Häusern zu beherbergen. In unseren Tagen bedeutsamer ist der Passus, der den Menschen die Einberufung der Landwehr gegen den Willen der Bergkönige verbietet.


1500 v. H.

Nach dem Staatsstreich des Dozman flieht Prinzessin Arkenida, die Gemahlin des Bender-Horas, mit ihrem Gefolge aus Bosparan durch Phecadien und danach den Großen Fluß aufwärts, immer weiter, während ein Provinzherr nach dem anderen ihr die Treue aufkündigt. Ziel der Prinzessin scheint (aus einer romantischen Veranlagung heraus) die freie Enklave Wengenholm zu sein. Bei Wengerich verliert sich ihre Spur. Einzig Teile ihre Hochzeitsschmuckes werden 395 v. H. von den Erzzwergen Gilemons in einer verborgenen Schatzkammer der Koscher Tunnel gefunden.


1437 v. H. Lex Imperia: Die Mark Kosch gilt als Teil des Königreichs Nordmarken.


1322 v. H. Bosparanischer Feldzug gegen Wengenholm.


1305 v. H. Die Bündler haben Burg Koschwacht auf dem Paß errichtet und locken ein kaiserliches Heer in die Falle. Da die Wengenholmer auf zwergische Hilfe bauen können, muß Bosparan widerwillig einen Waffenstillstand akzeptieren.


1134 v. H. Die Schlacht von Saljeth


1132 v. H. Die Freibündler fügen sich ins Reich ein. Zum Grafen küren sie ihren Kriegsherrn Angrond Streitkolben, Wengenholm wird Lehen im Königreich Garetien.


1006 v. Hal Verheerende Flutkatastrophe am Großen Fluß.

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Des Heiligen Neuen Reiches Zeit

Viele glorwürdige Helden kürte die Zweite Dämonenschlacht, doch als erster unter ihnen darf für alle Zeit der herrliche Recke Baduar von Eberstamm gelten. Er, der bei Brig-Lo den Dämonenspeer schwang, vom Meister des Bundes hochgelobter Recke, Rauls des Großen Waffenbruder, Rondras liebstes Schwert auf Deren, ward auf des jungen Herrschers Geheiß Fürst von Kosch. Denn er war von edlem Wesen und wahrhaften Mute, streitbar wie sonst keiner, aber doch gnädig den Schwachen und Besiegten und fromm wieder die Zwölfe und ihre Geweihten, und wo immer er wandelte, floß Milch aus der Jungfrauen Brust. Aus der Hand Rauls des Großen empfing er den Marschallstab des Reiches, und das Erzamt hielt ihn in all den langen Jahren die meiste Zeit fern von seinem trauten Kosch. Wie kein anderer aber formte er des rondragefälligen Edlen, und im Kosch — und in allen Provinzen des Reiches! — strebten die jungen Leute von Stande seinem strahlenden Beispiel nach.

Die Nachfolger des ersten Ritters herrschen leidlich und weidlich gut und blieben überdies Marschälle des Reiches. Doch zehrten sie bald vom Ruhm ihres Ahnherrn und taten wenig, um eigenen zu erwerben. Baduars Tochter Garethia machte sich als Feldherrin gegen räuberische Orkstämme verdient — Ferolancia nennen sie die alten Sänge der Barden — , doch schon von der Enkelin Vallessa sind uns keine ruhmreichen Taten mehr überliefert worden. Statt der Herrin Rondra wohlgefällige Taten zu vollbringen, ist’s Fasson, der Frau Travia zu huldigen.

Niemand geringer als Kaiser Debrek selbstselbstens nämlich erwählte die Koscher Fürstentochter Geldane zu seiner zweiten Frau, und auch der Gemahl der weidenschen Herzogin war ein Prinz des Hauses Eberstamm. In der Mehrzahl aber sollte es weniger edle Häuser (oder gar solche, die sich im Garether Aufstand auf Seiten der Horas standen) sein, die nun durch den Traviabund einen Teil der Glorie Baduars auf sich zu ziehen suchen: das neue Herrschergeschlecht zu Windhag zumal oder das der Grafen zu Albenhus. Als der greise Zerlo von Albenhus und seine Gemahlin Barinde vom Eberstamm im gleichen Winter an der Keuche dahinschieden, ohne eigene Nachkommen zu hinterlassen, zählte die Grafschaft auf einmal zu Kosch — doch nur für kurze Zeit. Da nämlich Prinz Halmbrechts die nordmarker Herzogentochter Griselind hochzeitete, fiel Albenhus zurück an die westlichen Nachbarn — und ist seitdem noch manches Mal zum Zankapfel zwischen den beiden Provinzen geworden.

Vom Götterlauf 882 an saßen in Angbars Zitadelle (und, so wollen es alte Angbarer Zwerge von ihren Eltern und Großeltern gehört haben, öfter noch in den Wirtsstuben und Brauhäusern der Stadt) die Gesandten des Kaisers, die mit Hochkönig Greifax Rechtsetzer und seinen Ratgebern eifrig um kleine, doch bedeutungsvolle Worte feilschten, bis ein ganzes Menschenalter später endlich aus dem schlichten Worten des Bunds auf Ewig die Lex Zwergia geworden war, die sie siegelten und in jene Stelen schlagen ließen, die noch heuer auf dem Platz vor dem Tempel Ingerimms für jederman einzusehen sind, der sich auf Angroschs Runen oder die Kusliker Zeichen versteht.

Beginnend mit dem siebenten Peraine des Jahres 874, der Plünderung Drifts, suchte ein Schrecken das Koscher Land heim, der bis zu jenem Tage nur von den Bewohnern der Küsten dräute. Wieder und wieder ruderten thorwaler Ottas auf Raubzug den Großen Fluß hinauf und brachten Brand und Tod über die Dörfer und Städte am Strom. Selbst Ferdok wurde viermal geplündert, Drift zählt nicht weniger als 31 Belagerungen und Überfälle. In den Tempeln flehten die Gläubigen inständig, aber vergebens um Schutz vor der Geißel aus dem Norden. Zwar gründeten Rondrageweihte und Landadelige in Gerrun einen Schwertorden zum Schutze der leidgeplagten Bevölkerung, doch verfiel ein Großteil der Ritter darauf, sich das, was die Nordlandbarbaren stahlen, mit Gewalt von seinem Nachbarn zurückzuholen.

Als schließlich im Götterlauf 855 erneut der Schreckensruf „Die Drachen kommen“ erscholl, sollte sich das Schicksal wenden. Justament weilte in Ferdok Kaiser Rude und mit ihm Fürst Polter vom Eberstamm, sein Siegelwahrer. Eigentlich auf dem Weg nach Almada befindlich, setzte sich der Kaiser in höchsteigener Person an die Spitze der Gardereiterinnen. Bei Wallerheim trafen sie auf die plündernden thorwaler Schiffsbesatzungen, die sich unvorsichtigerweise ins Landesinnere vorgewagt haben. Die Schlacht endete mit einer vernichtenden Niederlage der Piraten und setzte den ungehinderten Raubzüge ein Ende. Im gleichen Jahr noch ließ Rude unweit des Großen Flusses eine kaiserliche Pfalz aus dem Stein der Blutfelsen errichten, derweilen Fürst Polter seinen Kaiser um Entlassung aus dem Garether Hofdienst bat und sich zum Ordensmeister des Gerruner Waffenbundes küren ließ, und viele Edle folgen dem hehren Beispiel ihres Fürsten. Dessen Sohn Rondrahalm wird Angbarer Schwertbruder, Fürst später dann und kaiserlicher Marschall und Gerruner Ordensmeister. So kam es, daß schließlich die Thorwaler drei Sommer hintereinander ausblieben und die Dörfer am Strom die Götter und ihren Fürsten priesen — allein, dieser wollte nicht an das Ende der Gefahr glauben.

So groß war sein Haß, daß er seinen kaiserlichen Herrn wieder und wieder bedrängte, eine Flotte auszurüsten, um den „nordischen Monstern“ den Garaus zu bereiten. Der Kaiser — den man allerorten den Klugen nannte, Rondrahalm aber hinter seinem Rücken bald einen Zauderer — will nicht viel wagen: Nur sieben Schiffe unterstellte er dem Befehl des Marschalls, der dennoch um nichts auf Deren von seinem Unternehmen lassen wollte. Von seinem Gelde nahm er junge Rittsleute und Abenteurer in Sold (denn kaum einer der Ordensleute mochte den Fürsten begleiten), mit denen er in Havena fünf weitere Galeeren bemannte: „Göttergefällig die Zahl, göttergefällig der Sieg!“ sind die letzten überlieferten Worte des Fürsten, mit denen er seinen Matrosen auszulaufen befahl. Doch Efferd und Rondra waren nicht ihnen: Nicht lange hatte die durch einen Sturm geschwächte Flotte Nostria hinter sich gelassen, als sie von thorwaler Ottas überrascht und versenkt wurde. Der Fürst, so heißt es, sei von einer zwei Schritt großen Hünin schlicht über Bord geworfen worden, was ein wenig ruhmvolles Ende für einen solchen Kriegsmann war.

Seine Witwe bewog es, sich mit ihren unmündigen Kindern wieder in die Sicherheit des Garether Kaiserhofs zurückzuziehen. Ihren Bruder Alrich von Findelstin bestimmte die Fürstin zum Seneschalk, der als Verweser die Geschicke des Fürstentums lenken sollte. Doch der kränkelnde Alrich vermochte es nicht, die Provinz zusammenzuhalten. Bald schon wollte Gräfin Mechte von Wengenholm seine Schwäche zu nutzen und ihre Herrschaft gewaltsam zu vergrößern. Dem listigen Grafen Vinan von Zwischenwasser jedoch gelang der Streich, sie in einer wagemutigen Aktion inmitten ihrer Truppen gefangenzunehmen: Da übergab ihm der greise Alrich auf dem Sterbelager das Zeichen seines Amtes, den fürstlichen Streitkolben „Durkosch Bagrod“.

Fortan herrschte Vinan an Fürsten Statt — wohl stets auf das eigene Wohl bedacht, doch durchaus nicht zum schlechtesten des Landes, wie dereinst Graf Randolph von Rabenmund in seinem Werk zur Staatskunst anerkennend vermerken sollte. 827 war Vinan eifrigster Fürsprecher der neuen Reichsmark Geestmarh ein (die den Wengenholmer Grafen zum Nachteil gereichte). Auch versprach dem Baron Drabandt vom Berg ihn zum Herrn einer neuen Grafschaft Schetzeneck zu machen (eine Würde, die dieser jedoch noch nicht erlangen sollte). Dem Namen nach wird Angmind vom Eberstamm nach dem Tod ihrer Mutter zur neuen Fürstin. Während sie immerhin zum Amtseintritt vor Kaiser Gerbald kniefällig wird — und ansonsten als eine der schlimmsten Klatschbasen des Garether Hofes bekannt wird —, sieht der Seneschalk seiner Pflicht seiner neuen Herrin gegenüber damit genüge getan, ihr eine schriftliche Bekundung seiner Treue nach Gareth zu senden.

Einzig Ferdok hätte nun den mächtigen Herrn Vinan Einhalt gebieten können — hätte nicht der Graf der Stadt mit einem Mal anderen Sorge bekommen.

Im Jahre 831 ändert der Große Fluß seinen Lauf — Ferdok ist mit einem Schlag der Lage beraubt, die ihm all seinen Wohlstand brachte. Trotz der Errichtung eines neuen Tempelhauses erhört Efferd die flehentlichen Bitten der Ferdoker nicht, einzig ein sumpfiges Feld zwischen dem neuen Lauf des Flusses und dem nutzlosen Hafen gemahnte der schwindenden Bedeutung der Stadt. Trar, der letzte Graf des Hauses Trunak, verfiel in teilnahmsloses Sinnen und verstarb, ohne einen Erben zu lassen. Baron Sarinibald von Salmingen gelang es zwar, die Macht an sich zu reißen, aber weder er noch seine Nachfolger können Ferdok zu seinem altem Ruhm zurückführen.

Die Grafschaft ist zerrissen: Immer wieder mußten die Salminger ihren Anspruch gegen andere mächtige Geschlechter verteidigen. Die Grafen von Luring unterstützen die ihnen verwandtschaftlich verbundenen Nadoreter, der Angbarer Seneschalk zumeist jene Partei, der Phexen hold ist. In rascher Folgen steigen Grafen auf und verschwinden ebenso schnell wieder, bis Nerfed von Halmritz-Trunak sich mit List und Waffengewalt schließlich aller Widersacher entledigt hat. Einen Speichellecker schimpfen ihn die einen, Erbschleicher die anderen — jedenfalls gelingt es dem entfernten Verwandten Trars des Alten, die Stadt mit kaiserlicher Unterstützung wieder an den Strom verlegen zu lassen. Langsam gewinnt sie ihre alte Bedeutung zurück.

Verloren aber sind die Lande östlich des Großen Flusses, die sich bereits 750 v. Hal aus der Grafschaft gelöst haben. Zur ersten Gräfin vom Schetzeneck erhoben ward von Vieska II., die für ihre Schönheit weithin gerühmte Baronin Hamvide von Koschtal-Drabenburg, die stets die eifrigste Verfechterin der Sezession gewesen war.


Die ersten Fürsten vom Eberstamm

993 – 961 Baduar

961 – 937 Garethia

937 – 891 Valessa

891 – 869 Raul

869 – 844 Polter

844 – 841 Rondrahalm


930 v. H.

Wilde Ländereien der heutigen Grafschaften Wengenholm und Greifenfurt werden von Kaiser Sighelm zur Reichsmark Geestmarh zusammengefaßt. Erster Markherr wird der Ferdoker Recke Alberich von Sighelms Halm, der dem Kaiser einst das Leben rettete.


917 – 893 v. H.

Die Grafschaft Albenhus fällt für kurze Zeit an Kosch.


888 – 826 v. H.

Hochkönig Greifax Rechtsetzer handelt mit den kaiserlichen Räten die »Lex Zwergia« aus.

Ein Edelknabe aus dem Nordmärkischen, der als Page an den koscher Hof gesandt, ward bestimmt, dem Zwergenkönig dienlich zu sein, und wenngleich dies anfänglich niemand zu sagen vermocht hätte, tat er dies all dies all die Jahre lang voller Freude, bis er im Greisenalter verstarb. Sein Sohn aber, den er er nach dem Hochkönig Greifax nannte, sollte das mächtge Geschlecht der Landgrafen von Gratenfels begründen.


874 v. H.

Beginn der Thorwaler-Überfälle am Großen Fluß.


855 v. H

Bau der Kaiserpfalz Rudes Schild im Uztrutzschen.


Fürsten von Kosch zu Gareth

841 – 808 Angminde

808 – 787 Eberist

787 Ugdane

787 – 756 Praiosgut

756 – 723 Nale

723 – 689 Kuniswart

708 – 676 Edelbrecht

676 – 633 Odoardo


Die Seneschalke von Kosch

741 – 834 Alrich von Findelstin

834 – 806 Vinan I.

806 – 773 Vieska

773 – 760 Vinan II.

760 – 741 Vieska II.

741 – 709 Angbarte

709 – 696 Vinan III. Weidrich

696 – 671 Vinan IV.

671 – 638 Vinan V.

(ab 658 Sonnenvogt)


831 v. H. Der Große Fluß ändert seinen Lauf. Zeit der „Salminger Grafen“ in Ferdok.


810 v. H.

Gerbald I. verfügt die Deportation Hunderter Leibeigener und Sklaven aus dem Kosch in das neuerschlossene Bornland. Da Markherr Sigman von Sighelms Halm protestierte, läßt der Kaiser die Mark nach seinem Tod 794 wieder teilen. Von der Geestmarh bleibt nicht mehr als der Name einer Baronie.


783 v. H.

Ein Riesenlindwurm verwüstet Tallon und haust mehr als 100 Jahre in den Ruinen der Stadt.


750 v. H.

Schetzenecker Sezession


723 v. H.

Graf Nerfed läßt Ferdok wieder an den Fluß verlegen und einigt die Grafschaft.


Fortgeschrieben wird die Geschichte des Kosch in den Capitula „Von Priestermacht & Magierschlacht“, „Erneut die Eberstammer herrschen“ und „Von Glück & Unglück jüngster Zeit“ in den nächsterreichbaren Ausgaben des Kuriers — die Schriftleitung.


Irdischer Hinweis: Dieser Kosch-Kurier-Artikel bildete die Grundlage für einen Teil des Wiki-Artikels Gründerzeit sowie die Artikel Die Dunklen Zeiten, Ferdoker Fürsten und Garether Fürsten.