Mit Heeresmacht gen Wengenholm
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Feiger Giftanschlag auf Graf Wilbur | ▻ |
WENGENHOLM. Das Kloster Storchsklausen geplündert, Raubüberfälle und Totschlag nördlich der Ange und Morde an Geweihten. All diese grausige Kunde erreichte den übrigen Kosch aus dem Norden des Wengenholmer Landes, und so entschied sich Graf Jallik trotz all der ungünstigen Omen (siehe KK 51) den Heerzug noch vor dem Wintereinbruch durchzuführen und das Gesindel ausseinem Land zu jagen. Zu diesem Behuf riefen Graf und Fürst ein vielhundertköpfiges Heer zusammen. Der KOSCH-KURIER hat Berichte von Feldzugsteilnehmern gesammelt und hofft, so der ehrenwerten Leserschaft einen guten Überblick über die Geschehnisse des Feldzuges zu verschaffen.
Zu den Waffen, ihr Koscher!
Baduar Sauertopf, fürstlicher Hellebardier
„Zu den Waffen, ihr Koscher!“ So oder so ähnlich klang es im ganzen Kosch. Da hieß es natürlich auch für uns Abmarsch gen Wengenholm. Die Orkentrutzer sind da ja schon länger, aber wir vom Ingerimms Zorn mussten erst mal den Weg von Fürstenhort nach Rondrasdank zurücklegen. Das ist eine Marschiererei. Immerhin waren wir nicht alleine. Der Fürst hat ja auch die Bergschützen und Schlachtreiter geschickt und auch manch anderes Waffenvolk war unterwegs. Aus Nadoret kam glatt eine Halbschwadron Schlachtreiter und ein Banner schwer gerüsteter Fußknechte. Ein eindrucksvolles Bild, wie sich das Heer in Rondrasdank einfand. Die edlen Herrschaften lassen natürlich auf sich warten. Die turnieren ja noch zu Ehren des kleinen Prinzen in Angbar.
Ein paar Tage später sindsie dann auch da. Manch erlauchte Namen und stolzes Wappen kann man sehen. Baron Barytoc und den Roterzer hatte man ja fast schon für tot gehalten, und nun reiten sie hier neben dem Prinzen Anshold, der in seiner Rüstung so heldenhaft ausschaut. Der Graf Jallik fällt neben ihm kaum auf, doch alle werden sie von unserem Wehrmeister überragt. Ein harter Mann ist er und doch ein guter Anführer, wenn er nur nicht immer so sehr auf die Disziplin schauen würde...
Hinterdrein rumpelt die Kutsche des Ferdokers. Er soll angeblich gekommen sein, um auf den Grafen Jallik aufzupassen. „Der macht doch sonst wieder Dummheiten“, soll er gesagt haben. Begleitet wird er von einigen Ferdokerinnen. Der Graf soll sie doch tatsächlich, ohne die Kaiserin zu fragen, nach Wengenholm beordert haben. Ob Rohaja das so schlucken wird?
Abends versammeln sich die hohen Herrschaften zum Kriegsrat und später stimmt der Baron Wolfhardt von der Wiesen Kriegslieder an. Dichterfürst nennt man ihn, und das völlig zu Recht.
Morgen geht’s dann endlich los. Wir Fürstlichen und ein paar andere Aufgebote ziehen im Osten entlang der Greifenfurter Grenze nach Albumin, während Graf Jallik mit den restlichen die Ange hochzieht und dann entlang der Andergaster Grenze nach Albumin vorstößt. Das Gesindel, das Storchsklausen überfallen hat, wird uns nicht entgehen. An der Grenze stehen auch die Greifenfurter Ritter um unseren guten Prinzen Edelbrecht und halten Wacht, damit das Geschmeiß sich nicht einfach vom Acker macht.
Der Zug des Fürstenheeres
Holdwin vom Kargen Land, Ritter vom Angbarer See
Unter dem Kommando des Heermeisters ziehen wir erst mal nach Auersbrück. Was für ein furchtbarer Marsch! Überall verwüstete Dörfer und niedergebrannte Höfe. Nirgends zeigt sich ein Feind, den wir bekämpfen können. Auersbrück platzt aus allen Nähten. An die Stadt haben sich die Banditen nicht heran gewagt. Viele Flüchtlinge tummeln sich hier, aber die Städter haben die Munteren Breitäxte angeworben, und die haben den Plünderern wohl auf die harte Tour beigebracht, dass es hier nichts zu holen gibt. So geht jedenfalls das Gerücht. Vor allem haben die Bürger den Perainetempel des Geweihten Storko mit Palisaden zu einem regelrechten Wehrtempel ausgebaut.
15. Rondra. Kurz vor der Bilchtrutz gibt’s ein heftiges Scharmützel mit einer Gruppe Bewaffneter, bis sich zeigt, dass es sich um aufrechte Streiter aus Weiden handelt, die die Bilchtrutz aus der Hand von Räubern befreiten: ein gewisser Ritter Kuno Bockling, der vom Fürsten sogleich als neuer Herr der Bilchtrutz bestätigt wurde.
17. Rondra. Potztausend... hier hat der Flammenaar wirklich tiefe Narben in die Landschaft gegraben. Wo sich einst der knorrige nördliche Borrewald bis hoch nach Rübfold erstreckte, ist nur noch ausgebrannte Heide. Doch an vielen Stellen wächst frisches Buschwerk, wie Zeichen der Hoffnung. Peraine ist mit uns!
21. Rondra. Heute haben wir Rübfold erreicht. Ein schauriger Ort. Recht groß, aber keine Seele war zu sehen. Wir haben alles durchsucht und doch niemanden gefunden. Nach einer Weile wagen sich doch ein paar Seelen aus dem Wald heraus und berichten uns Schreckliches: Rübfold wurde geplündert, die Schwachen dahingeschlachtet und die Starken zu den Erzminen geführt. Von der tapferen Edlen Eisegrina von Rübfold fehlt seitdem jede Spur. Ein bösartiger Zwerg soll die Gruppe angeführt haben. Die Beschreibung passt nicht so recht auf Drugol Sohn des Drogosch. Ob die Finsterzwerge hier wirklich ihre Hände im Spiel haben? Wir wollen uns dennoch nicht lange aufhalten und zur Stolzenburg vorrücken. Wir lassen einmal mehr einen Haufen Leute zum Schutz der Siedlung zurück. Das Heer schrumpft ganz schön zusammen bei all den Orten, die bewacht werden müssen, und dann sollen wir ja auch noch Jagd auf Goro und seine Bande machen.
23. Rondra. Albumin ist nicht mehr. Der Alagrimm und die Jahre danach waren zu viel für den Ort. Manche Ruinen wirken so, als wären sie recht frisch, aber andere sind schon seit Jahren in diesem Zustand. Kein Lebewesen zeigt sich, als wir durch die Trümmer wandeln. Einzig der Torbogen des Traviatempels steht. Dort haben sie Angrich Rübfolder, den mutigen Travia-Geweihten, wohl vor wenigen Wochen erst angenagelt und mit Bolzen gespickt. Wir nehmen den geschundenen Körper herunter. In vielen wallt ohnmächtiger Zorn auf.
Als ob die feigen Hunde darauf gewartet haben, zeigt sich nun eine Horde Bewaffneter in den Ruinen der Burg. Sie blasen in Hörner, johlen und singen Schmählieder. Baron Erlan lässt uns zum Sturm antreten, doch während wir uns noch formieren, sind die Nadoreter schon auf und davon. Die wollen allen Ruhm für sich. Der kommandierende Baron von Sindelsaum tobt und lässt auch uns angreifen. Der Kampf ist kurz, und der Sieger steht bereits nach wenigen Momenten fest. Die Rotte Orks hatte sich wohl selbst etwas überschätzt.
Ein Sindelsaumer Ritter pflanzt das Banner der Baronie auf dem höchsten Punkt der Ruine auf. Kurz darauf fliegt die Fahne wieder zu Boden, und das Hirschbanner der Nadorets wird aufgezogen. Die Unstimmigkeiten zwischen den beiden Abteilungen eskalieren. Schon werden Schwerter gezogen und hitzige Reden ausgetauscht. Insbesondere Praiodane von Stielzbruk aus dem Gefolge des Sindelsaumers und Gerbald von Borking scheinen aneinander zu geraten. Doch da ertönt ein Hornstoß und übertönt den Lärm. Der Windhager Ritter Argrawin von Quackenbrück suchte die Situation mit Worten zu beruhigen, und tatsächlich trennten sich die streitenden Parteien, aber so mancher böse Blick wird dennoch ausgetauscht. Das letzte Wort ist wohl noch nicht gesprochen. Die Nadoreter bleiben als Garnison zurück, und der Rest rückt zur Stolzenburg ab.
25. Rondra. Endlich sind wir bei den Erzminen angekommen. Das Reiten macht auf diesen Wegen wirklich keinen Spaß, und mit dem ganzen Fußvolk kommt man kaum voran. Die Stolzenburg war vom Alagrimm niedergebrannt worden, aber - oh weh! - sie ist wieder errichtet und trutziger als jemals zuvor. Die Mauern sind massiv, die Gräben tief und eine starke Besatzung scheinen sie auch zu haben. Als wir uns zu nah heranwagen, beginnen Rotzen uns unter Beschuss zu nehmen. Das wird ein gutes Stück Arbeit werden. Die Truppen des Fürsten beginnen die Belagerung, doch wir ziehen erst einmal nach Albumin weiter.
Die beiden Heere
Das Grafenheer
Streiter von Rang und Namen:
Graf Jallik von Wengenholm
Erbprinz Anshold vom Eberstamm
Graf Growin Sohn des Gorbosch
Baron und Scharmeister Kordan von Sighelms-Halm
Baronin Rena von Arbasien
Einheiten:
Schwurschar, Grafenschar, Hügelländer Spießgesellen, Aufgebote aus dem ehemaligen Schetzeneck
Geplante Marschroute:
Firntrutz - Bärenstieg - Ilmenheide - Stolzenburg
Das Fürstenheer
Streiter von Rang und Namen:
Wehrmeister Thorben von Hammerschlag
Baron Barytoc von Bragahn
Baron Erlan von Sindelsaum
Baron Karras von Roterz
Baron Wolfhardt von der Wiesen
Feron von Nadoret
Junker Gisbrun von Treublatt
Einheiten:
Fürstliche Schlachtreiter, Fürstliche Hellebardiere, Fürstliche Bergschützen, Aufgebote aus den Hügellanden und Ferdok
Geplante Marschroute:
Auersbrück - Bilchtrutz - Rübfold - Albumin - Stolzenburg
Der Marsch des Grafenheeres
Ardan von Bärenstieg, Ritter aus den Auersbrücker Landen
Wegen einer Hochzeit war ich nach Firntrutz gekommen, doch dann sollte alles anders kommen. Eine Horde Vogelfreier tauchte vor der Burg auf und bestürmte uns tagelang. Über der Bande wehte das Banner meines Hauses mit dem verhassten Bastardbalken. Erfolg hatten sie freilich nicht viel, bis sie eine Steinschleuder aufbauten. Die Mauern erzitterten, und wir rüsteten uns für das letzte Gefecht, doch da kam Verstärkung. Wie in den Legenden donnerte eine Abteilung Ritter über einen Hügel und über ihnen wehte das Banner Ondifalors.
Vorneweg ritt ein Ritter in strahlender Rüstung, und als er der Belagerung ansichtig wurde, ließ er sein Gefolge eine Schlachtreihe bilden und griff an. „Sankt Baduar!“, riefen die Ritter, als sie mit gesenkten Lanzen auf das Lager des Feindes zu donnerten. Doch welch ein Unglück: Der Erdwall, den die Belagerer um ihr Lager gezogen hatten, war zu hoch für die Pferde, und die Reiter mussten absitzen. Einzig dem Ritter in der gleißenden Rüstung gelang es, über den Wall zu setzen, und so hieb er dort Gegner um Gegner nieder. Die anderen versuchten ihm zu Fuß zu folgen, doch das wussten die Vogelfreien zu verhindern. Für uns war der Moment des Ausfalls gekommen.
Koradin von Trappenfurten, Baronet aus dem Hinterkosch
Wir versuchten den Erdwall zu überklettern, um zum Koscher Erbprinzen aufzuschließen, der dort vorne unter unseren Feinden wütete, aber dennoch überwältigt zu werden drohte. Die gegnerische Meute stürzte sich auf uns, und so kamen wir nicht so recht voran. Ein zähes Ringen um den Erdwall setzte ein, als Hornstöße zu vernehmen waren und die Verteidiger einen Ausfall wagten. Doch für den tapferen Prinzen würde die Hilfe aus der Burg zu spät kommen. Schon stürzte er aus dem Sattel und die blutgierige Bande stürzte sich auf ihr Opfer, doch da sprang eine Ritterin dazwischen. Rena von Arbasien war’s, die es irgendwie geschafft hatte, den Erdwall zu überwinden und nun Gegner um Gegner niederstreckte und den Prinzen so vor einem schlimmen Schicksal schützte. Aus dem Hinterhalt traf sie der Tod, als ihr ein Speer von hinten durch die Brust getrieben wurde. Doch nun sprang der junge Reto von Bodrin-Hardenfels todesmutig über den Wall und bahnte sich einen Weg zum Prinzen. Er nahm den Platz der Arbasierin ein, während wir Übrigen langsam auf dem Wall Fuß fassen konnten. Der Ausfall hatte Wirkung gezeigt und der Feind wandte sich zur Flucht. Wir setzten ihnen nur kurz nach und suchten dann nach dem Prinzen. Er lag begraben unter zwei Leibern. Die tapfere Arbasierin hatte jedwedes Leben verlassen, doch sowohl der Erbprinz als auch Reto waren zwar schwer verwundet worden, aber noch am Leben. Für die beiden Tapferen würde der Krieg jedoch vorbei sein. Für die Arbasierin hingegen errichteten wir einen gewaltigen Scheiterhaufen und am Abend sammelte sich das gesamte Heer, um der Heldin und den übrigen Gefallenenzu gedenken.
Rondramin Grobhand von Koschtal, Ritterin aus dem Schetzeneck an der Seite des Grafen Jallik
Bei Firntrutz hatten wir gesiegt, aber das war erst der Anfang. Die Burgen Bärenstieg und Ilmenheide lagen auf unserem Weg. Beide recht wehrhaft und ohne Belagerungsgerät kaum zu nehmen, aber Kordan von Blaublüten-Sighelms Halm, der Baron der Geistmark, führte seine legendäre Leiter heran. Mit der hat man einst schon Albumin genommen. Unsere Schützen haben die Verteidiger dann ordentlich eingedeckt, und wir sind die Leiter rauf. Graf Jallik als einer der ersten, und dann schwingt sich doch tatsächlich auch Graf Growin auf das wacklige Gestell. Eine solch reichhaltige Auswahl an zwergischen Flüchen habe ich selten gehört. Den gräflichen Zorn bekamen dann die Verteidiger zu spüren. Viel blieb für uns nicht mehr übrig.
22. Rondra. Von Dorf und Burg Ilmenheide gibt es nurmehr ausgebrannte Ruinen. Die einstigen Bewohner hängen als Gerippe an einer langen Stange vor dem Ort und dienen den Raben als Fraß. Kein Zweifel, auch hier haben die Gesetzlosen die Schutzlosigkeit genutzt und gewütet.
25. Rondra. Zeitgleich mit den Fürstlichen erreichen wir die Stolzenburg – die Wacht über die fürstlichen Minen.
Das vereinte Heer vor der Stolzenburg
Hogir Sohn des Harosch, Hauptmann der Fürstlichen Bergschützen
Die Stolzenburg ragt drohend über uns auf, doch wir gehen trotzdem zum Angriff über. Seit Tagen künden nur rauchende Kamine, geschlossene Tore und hin und wieder auf uns herabgeschossene Bolzen und Pfeile davon, dass die Burg von Feinden bemannt ist. Doch keine Wache ist zu sehen, kein Banner weht. Mit wem mögen wir es nur zu tun haben? Der Hang ist steil und wir haben kaum Geschütze. Es gilt also sich an die Festung heran zu graben. Wir schuften Tag und Nacht unter feindlichem Pfeilhagel, und doch kommen wir nicht so recht weiter, denn beständiger Regen weicht nach und nach den kompletten Boden auf und verhindert so jeden Gedanken an einen Sturmangriff. Dazu werden die Vorräte knapp. Wir müssen Nachschub aus Rondrasdank heranführen, doch die Wege sind schlecht und das Wetter macht es für die schweren Fuhrwerke auch nicht einfacher. Im Lager machen Gerüchte die Runde, dass Baron Karras von Roterz einen großen Wagenzug hierher eskortiert.
15. Efferd. Im Lager macht sich Ernüchterung breit. Man hat den Wagenzug des Roterzers überfallen, den Baron erschlagen, die Wagen zerstört, die Wachen getötet und die reiche Beute mit sich fort geführt. Bei Ingerimm ... Goro, der Menschfresser wars! Die Leiche des tapferen Barons wurde in einzelnen Teilen geborgen, so sehr hat der Oger gewütet. Die Situation wird langsam kritisch. Mittlerweile sind wir zwar auf Armbrustschussweite heran, aber bei dem feuchten Boden ist an einen Sturm nicht zu denken. Gerüchte über einen Abbruch des Unternehmens ma- chen die Runde. Viele der Bauern kehren dem Heer den Rücken, denn sie müssen ihre Ernte einbringen. Wer kann es ihnen verdenken, aber jetzt fehlt die Hälfte unserer Streiter.
17. Efferd. Ein Kerl stürmt im Dauerregen aus Richtung Burg auf uns zu... ein Botschafter? Wohl kaum, machen doch sogleich Geschosse aus der Burg auf ihn Jagd. Durch den Einsatz einiger Mutiger um den Baron von Geistmark gelingt es, das Leben des Geflohenen vor dem Pfeilhagel zu bewahren. Dankbar berichtet der ausgemergelte Kerl namens Barno, dass er aus Ilmenheide stamme. Just an dem Tag, als er einst mit den Bewohnern seines Dorfes feierte, dass man den verheerenden Zug des Alagrimm mit dem Leben überstanden hatte, war eine Horde Angroschim auf den Marktplatz erschienen. Doch nicht um mitzufeiern, wie sie erst vermuteten, sondern um dem angeschlagenen Ort den Todesstoß zu versetzen. Unter dem Anführer Jorax dem Schwarzäugigen überfielen sie alle Dörfer und Höfe der Umgebung. Wer sich wehrte, wurde erschlagen und aufgeknüpft, alle anderen wurden zur Arbeit in den Minen und auf der Burg verdonnert. Aus dem Finsterkamm seien sie, die ehrlosen Zwerge... und sie hätten keinen Respekt vor den Menschen noch vor der langen Frundschaft unserer Völker. Alles was sie besäßen wäre unersättliche Gier nach neuen Schätzen aus den fürstlichen Minen.
Der Wehrmeister ließ sich einen Bericht über die Besatzung und die Vorräte in der Burg geben. Mit jedem Wort Barnos wurde seine Mine finsterer... von geheimen Versorgungstunneln und Kornspeichern war die Rede, von Pilzzucht und eigener Brauerei.
23. Efferd. Das herbstliche Wetter wird immer ärger, die letzten Vorräte beginnen in der Feuchtigkeit zu schimmeln. Mit zorniger Mine gibt der Wehrmeister den Befehl zum Rückzug, aber wir werden wiederkommen! So ist zumindest die Stimmung im Heer, und die Adligen schwören, sich zum 1. Rahja 1033 BF ein zweites und letztes Mal in Rondrasdank einzufinden, um das Gesindel ein für alle Male aus Wengenholm zu vertreiben. Jetzt kennt man die Feinde und weiß, was zu tun sein wird. Finsterzwerge und Räuberbanden, Schwarzpelze und der Oger Goro... unsere Beute wird reich sein! Wir Fürstlichen bleiben auch den Winter über hier. Je ein Halbbanner Hellebardiere und Bergschützen werden in den Orten Rübfold, Albumin, Zweizwiebeln und Auersbrück stationiert. Wir werden schon dafür sorgen, dass der zurückeroberte Grund nicht wieder preisgegeben wird und sich die Zustände von vor ein paar Monaten nicht mehr wiederholen. „Im Sommer holen wir uns die Stolzenburg“ ist der Ruf der umgeht, als das Heer sich auflöst.
Der Abzug der Truppen
Beim Abmarsch der beiden Heere hatte der Wehrmeister des Fürsten, Thorben Raul Baduar von Hammerschlag, noch einmal auf die pervalischen Strafen verwiesen, die bei Disziplinlosigkeiten verhängt würden. Während die Fürstlichen Truppen in vorbildlicher Ordnung marschierten und sich keinerlei Disziplinlosigkeiten zu Schulden kommen ließen, sah es bei den übrigen Aufgeboten teilweise nicht so gut aus. So kam es, dass sich während der langen Belagerung der Stolzenburg drei Twergentrutzer Mitglieder der Schwurschar davonstahlen und versuchten ihre kargen Rationen bei den örtlichen Bauern aufzufrischen. Ihr Ziel war nicht einfach umzusetzen, waren die meisten Höfe doch bereits von den Banden im Dienst der Finsterzwerge geplündert worden. Schließlich wurden die drei Strolche auf eine Herberge aufmerksam und so brachen sie mit gezogenen Waffen und laut brüllend in die Wirtsstube ein. Kurz darauf stolperten sie auch schon wieder heraus. Reto von Tarnelfurt, einer der Moorbrücker Neusiedler, der hier seinen Botenritt unterbrochen hatte, trieb die Gesellen mit Schwerthieben umher. Einer ging verwundet zu Boden, doch da warfen die beiden übrigen die Waffen nieder undergaben sich. Ergrimmt über solches Betragen trieb der Ritter die Gefangenen bis zum Heerlager, wo er sie Graf Jallik, dem Wehrmeister und dem Scharmeister Baron Kordan vorführte. Nur kurz mussten die drei beraten. Zur Abschreckung für andere wurden alle drei aufgeknüpft und das Heer musste Aufstellung nehmen und dem Vorgang zusehen. Totenstille breitete sich aus, als die Verfehlten am Galgen baumelten. Nach dieser Demonstration soll es zu keinen weiteren Disziplinlosigkeiten gekommen sein.
Die Greifenfurter an der Grenze
Baron Adran von Schmalfurt zu Nardesfeld, Baron aus dem Greifenfurtschen
Lange währte unsere Wacht an der Grenze zum Kosch schon. Prinz Edelbrecht hatte uns zu den Waffen gerufen und so mancher Ritter war dem Ruf gefolgt. Vogt Answin von Boronshof, Baron Tyrian von Zellentorff-Zalgo, Junker Anselm von Hundsgrab und Ardo zu Kresseburg, um nur eine Hand voll Namen zu nennen. Manch einer war schon dabei gewesen, als es daran ging, den Prinzen zu befreien. Viel war bisher nicht passiert. Ab und an versuchte sich mal ein Strolch vom Acker zu machen, aber darauf waren wir ja vorbereitet. Sie waren wohl mit der Legende von einem Goldschatz angelockt worden. Dieser Schatz soll in Alrichsbaum, Bärenstieg oder Bilchtrutz liegen. Da ist wohl nichts dran, aber Raubgesindel aus allen Ecken hat es trotzdem angezogen. Ein Gutteil der Schurken kommt doch tatsächlich aus der Wildermark. Weiß Praios, wie die es bis nach Wengenholm geschafft haben.
Spannend wurde es noch einmal Anfang Efferd. Da melden die Späher eine größere Horde Bewaffneter, die eilig auf eine Furt zuhalten. Wir greifen zu den Waffen und brechen auf, doch die Bande war schneller und macht sich schon daran, in einem Wäldchen zu verschwinden. Drüben tobt ein Zwerg mit einer großen Streitaxt in der Hand. Sein Wappen weist ihn als den Baron von Bragahn aus. Sein Gefolge blickt nur betreten drein, doch wir sprengen den Flüchtigen hinterher. Als wir sie fast schon haben, machen sie sich wieder daran den Fluss zu überqueren, aber damit hat der Bragahner wohl gerechnet. Kaum sind die Strolche auf der anderen Seite angekommen, werden sie auch schon von den Streitern des Barons umzingelt und gefangen genommen.
Ogerjagd im Borrewald
Dragosch, Sohn des Drobo, Waffenmeister des Barons Wolfhardt von der Wiesen
Das Hauptheer lag noch vor der Stolzenburg, die ein ziemlich harter Brocken war; währenddessen rückten wir zusammen mit den Fürstenhortern nach Zweizwiebeln ab. Das Dorf hatte die Unruhen ganz gut überstanden, denn Angrich von Zweizwiebeln hatte die Verteidiger mit einigem Geschick geführt und Übergriffe früh unterbunden. Wir stärkten uns ein wenig, auch wenn das Bier dort leider ganz fürchterlich schmeckt, und brachen dann in den Borrewald auf, um dem Oger Goro nachzustellen. Schratnochmal! So ging das Tag um Tag über schmale Wildwechsel und durch unwegsames Dickicht, und obwohl wir Hunde und Ortskundige dabeihatten, fand sich keine Spur der Bestie. Mein Baron stapfte so stumm und grimmig durchs Gehölz, dass es einem bange werden konnte; aber wen wundert’s, war doch seine Gemahlin, Frau Rena, kürzlich erst vor Firntrutz gefallen. Auch der Treublatter war recht schweigsam - ich fragte mich ohnehin, warum er mitgekommen war: Aber wahrscheinlich hatte er die Sticheleien der anderen Edlen nicht mehr ertragen wegen seines zweifelhaften Sieges im Turnier. Nun ja...
Endlich, nach zwei langen Wochen, hatten wir dann doch noch Erfolg: Zwei kleinere Oger scheuchten wir auf, die gerade an – ich will nicht wissen, was – nagten. Wobei „klein“ ganz schön gesagt ist, sie sind immer noch groß genug... Ein Jäger aus Zweizwiebeln erkannte sie als die Bestien, die als Goros Kinder gelten und das Umland terrorisieren. Schnell hatten wir die beiden eingekreist, und wir legten schon die Armbrüste an, um ihnen das Mahl zu versalzen, als mein Baron auf einmal vortritt und seine Hand hebt. Ich werfe ihm einen Blick zu, weil ich mir schon was denken kann; man soll nicht Leib und Leben risikieren, wenn’s nicht Not tut... Jedenfalls zieht der Baron sein Schwert, schaut Gisbrun von Treublatt an und wartet ab. Der zögert kurz, aber natürlich will er nicht zurückstehen, darum fasst er seinen Morgenstern fester, und so schreiten die beiden Ritter los. Möge Angrosch mit ihnen sein, denke ich mir da nur. Zum Glück sind’s keine ausgewachsenen Oger... Die zwei Ungeheuer stürzen sich gleich auf die beiden, und so entbrennt ein Kampf, wie ich ihn selten gesehen habe. Es wogt hin und her, und wir halten alle den Atem an, als Herr Wolfhardt unter einem furchtbaren Hieb gerade noch hinwegtaucht. Aber da zuckt seine Klinge nach oben und verletzt den Oger böse an der Kehle; der geht zu Boden, und der Kampf ist entschieden!
Der Treublatter hat seinem Gegner mittlerweile einen hübschen Hieb übers Maul gezogen, doch das macht den nur noch wütender, und so drischt der Oger seinen Gegner zu Boden. Mein Baron sieht die Not seines Mitstreiters und geht dazwischen. Die Zeit nutzt der Treublatter, rappelt sich auf und drischt mit neuem Elan auf das Ungeheuer ein, bis sich das Monstrum nicht mehr rührt. Jubel brandet auf bei unsern Leuten. Der Goro wird davon nicht begeistert sein. Aber er zeigt sich nirgends, und wir stöbern ihn auch nicht mehr auf.
Zusammengestellt von Garubold Topfler