Ein Sommer von Gold und Eisen

Aus KoschWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Kosch-Kurier36-.gif

Ausgabe Nummer 52 - Tsa 1033 BF

Ein Sommer von Gold und Eisen

Von frohen Festen und blutigem Streite

Das war ein Sommer wie in jenen Zeiten, von denen uns die Barden künden: Höher flog die Freude in den Rahjastunden, glanzvoller als sonst erschienen die Tage und Feste - doch auch Schweiß und Blut wurden reichlich vergossen in ritterlichem Kampfe und korgefälligem Kriege.
Nachdem die Nebel des Fuchsmondes sich verzogen hatten, zeigte sich bereits das Frühjahr in üppiger Blütenpracht, und schon der erste Tag des Feuermondes bescherte ein herrliches Wander- und Reisewetter, sodass die Händler, Gäste und Pilger besonders zahlreich zur Angbarer Warenschau strömten; und dass der Platz in den Herbergen beim besten Willen nicht ausreichte und viele in Laubhütten und Zelten Quartier nehmen mussten, störte an den milden Abenden und sanften Nächten keinen. So ein herzlich üppiger, farben- und düftereicher Flie- derfrühling war das, der dann unmerklich in einen berauschenden, purpurgoldenen Rosensommer überging...
Das war eine Zeit für Feste und Turniere, glanzvoll wie schon lange nicht mehr. Sogar Frau Thalessia, die gestrenge, soll versonnen von dem Balkon ihres Schlosses aus nach den Kaiserlichen Inseln hinübergeblickt und ihren Hofdamen von jenen Tagen erzählt haben, in denen die Kaiserzwillinge in bunten Jachten geschwellten Segeln über den Angbarer See fuhren...
Kaiserliche Schiffe und kai- serliche Zwillinge freilich tru- gen die Wellen auch in diesem Sommer nicht, doch manch anderes edle Haupt spiegelte sich im klaren Wasser, und für manches schöne Fest boten die lieblichen Uferwiesen die Kulisse. Das erste war das Jungfernfest auf Schloss Grauensee, dem zahlreiche andere in den Hügellanden folgten.

Gegen Ende des Rahjamondes verbreitete sich die Kunde, die Roseninsel bei Koschtal stünde in so herrlicher Blüte, dass eine pilgernde Rahjageweihte aus Yaquirien bei diesem Anblick in Tränen der Rührung ausgebrochen sei, welche die Göttin in Perlen verwandelt habe. Zwar ist letzteres nur eine Spinnradmär’, doch nahm das schöne Bild sehr vielen Gläubigen die Angst vor den nahen Tagen dessen ohne Namen. Und siehe: Unglückslos ging diese böse Zeit vorüber, Herr Praioshielt glanzvoll Einzug mit dem neuen Götterlaufe 1033, und im Monde seiner löwengleichen Schwester versammelte sich die Blüte der Ritterschaft in Angbar, um ein Turnier zu Ehren des Prinzen Erlan abzuhalten.

Kaum war der Lärm der Tjoste verklungen, zogen Graf Jallik, Prinz Anshold, Graf Growin und der Fürstliche Wehrmeister mit einer waffenstarrenden Heerschar auf einen Feldzug gen Wengenholm3, um Ordnung in den Landen jenseits der Ange zu schaffen, welche seit dem unseligen Jahr des Feuers unter den Umtrieben von Gesetzlosen, Marodeuren, Orks oder des Ogers Goro zu leiden haben.
Doch je mehr sich das Jahr in den Herbst neigte, je weiter der Mond des Herrn Efferd vorrückte, desto mehr übernahm der launische Gott die Herrschaft über den Himmel und trieb mit seinem Dreizack Herden schwarzgrauer Wolken den Bergen zu. Und so nahm dieser Sommer von Gold und Eisen sein Ende in kalten Regenschauern, grauen Nebelnächten und braunrotem Morast...

Karolus Linneger