Neuigkeiten aus den Grafschaften - Kosch-Kurier 85

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Ausgabe Nummer 85 - Hesinde 1048 BF

Neuigkeiten aus den Grafschaften

Der Herbst ist die Zeit der großen und kleinen Feste, bei denen vor allem der Mutter Travia und der guten Frau Peraine für ihre Gaben gedankt wird. Doch auch manch anderes hat sich zugetragen in den drei Grafschaften, das uns berichtenswert erscheint – sei’s zur Erbauung unserer Leser, sei’s zur Warnung.

Ein Held aus Holz

ZWEIZWIEBELN/AUERSBRÜCK. Große Anerkennung fand das neueste Werk der Schnitzerin Balbine Buchenwurz, die ganz in der Tradition ihres berühmten Ahnherrn Angfold Buchenwurz steht: Aus dem herrlich gemaserten Holz einer Wenge schuf sie eine lebensgroße Figur, welche Bardo Hangklos, den in der Schlacht von Ilmenheide gefallenen Sendrich von Auersbrück, zeigt. Obgleich unbeweglich und aus Holz, strahlt die Figur eine Tatkraft und Entschlossenheit aus, die den Betrachter in Staunen versetzt.

Das Werk entstand im Auftrag der wackeren Auersbrücker Bürger, die ihrem „Helden-Sendrich“ auf diese Weise ein Denkmal setzen wollten. Am 1. Boron, dem Tag der Toten, wurde es in feierlicher Prozession von Zweizwiebeln nach Auersbrück gebracht und dort am Brunnen aufgestellt – dem Toten zur Ehr’, den Lebenden zur Lehr’.

Zu viel Salz in der Suppe

TRALLIK. Berühmt und beliebt ist der Eintopf, den „Mutter Gänslein“, die älteste Geweihte des Tralliker Traviatempels, jährlich zum Rübenfest kocht. Doch heuer ist er ihr völlig missraten – wie auch immer das passieren konnte!

Als Trave Tempeltreu, die Hochgeweihte, den ersten Löffel eintauchte und davon kostete, konnte sie nicht anders, als verblüfft das Gesicht zu verziehen. „Mutter Gänslein!“, rief sie aus, „der Eintopf ist ja ganz und gar versalzen!“

So sprach sie, und so war’s auch. „Ei je, das ist mir nicht passiert, seit ich ein junges Ding war und verliebt“, jammerte die greise Priesterin. Die Novizin Traviadane, die sich einen frechen Kommentar nicht verkneifen konnte, bekam eins hinter die Ohren, und das mit Recht. Das Fest war dennoch vergnüglich, und es gab reichlich Rübenschnaps.

Nicht von Peraine gesegnet

GÔRMELER GRÜN. Ob die Pilze an sich ein Geschenk Peraines oder Firuns sind, darüber mag man sich streiten; doch dass jene Gewächse, welche in diesem Herbst zu Hauf im Gôrmeler Grün aus dem Boden schießen, nicht in der Gnade der Zwölfe stehen, das ist gewiss! Dabei sehen sie dem Violetten Rötelritterling recht ähnlich, der vielerorts in Buchenwäldern heimisch ist und nicht nur bei den Hügelzwergen gern auf dem Teller landet.

Das Gewächs, vor dem wir hier ausdrücklich warnen, trägt den Namen „Purpurner Rötelritterling“ – und sein Genuss verursacht, wenn man Glück hat, nur den Flinken Difar und fürchterliche Krämpfe; wenn’s schlimm kommt, dann ist’s aus mit einem, und das letzte Stündlein hat geschlagen.

Ob das Aufkommen des Pilzes mit den unheiligen Vorgängen in Gôrmel zusammenhängt, ist bislang ungeklärt.

Hochzeit nach zwanzig Jahren

RHÔNDUR. Die Taverne Weißgans im Rhôndurer Stadtteil Gansalt ist beliebt – und das nicht nur wegen des schmackhaften Essens, sondern auch wegen der Herzlichkeit, mit welcher die Wirtin Doride Oxwalt ihre Gäste willkommen heißt.

Am Tag der Treue kam es zu einer rührenden Szene, als die wahrlich nicht mehr junge Doride ihrem besten Stammgast, dem Schneider Anselm Hinkebein, wie schon seit vielen Jahren, seine Jause mit Schmalzbrot und Essiggurken auf den Tisch stellte. Der Schneider sah erst auf das Brot, dann in Dorides Gesicht … und schien mit sich zu kämpfen. Als sie ihn fragte, ob’s denn nicht recht sei, rief er aus: „Ach, Doride, seit zwanzig Jahren komm’ ich her, und immer fehlt mir der Mut. Nun aber will ich’s wagen.“ – „Was denn, Anselm?“ – „Dich zu fragen, ob du die Meine sein willst!“

Da war’s zuerst totenstille im Schankraum, dann aber brach ein großer Jubel aus, denn die Wirtin war erst rot geworden wie eine reife Hagebutte, dann hatte sie schüchtern genickt, obgleich sie sonst doch nie um ein Wort verlegen ist. Und weil zwanzig Jahre für zwei Menschen eine lange Zeit sind, wurde nicht mehr gewartet: Man holte die Traviageweihte, und noch am selben heiligen Abend wurde der heilige Bund geschlossen.

Mag es auch „nur“ die Ehe zwischen einer Wirtin und einem Schneider sein: Uns erscheint es berichtenswert, und wir danken den Reisenden, die uns davon die Kunde gebracht haben. Den Frischvermählten aber wünscht die Schriftleitung alles erdenklich Gute.

Karolus Linneger