Scharmützel, Gestech und allerley Kurtzweyl - Kosch-Kurier 85

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Ausgabe Nummer 85 - Hesinde 1048 BF

Scharmützel, Gestech und allerley Kurtzweyl

Nur noch selten ruft im Traviamond der Herold zum Adelsturnier, doch bei den zahlreichen Dorf- und Erntefesten misst man sich in allerlei Wettkämpfen wie Armbrustschießen, Stockfechten, Tauziehen – und was den munteren Koschern sonst noch so einfällt, um sich die Zeit zu vertreiben und hinterher ein schönes Siegesfest zu feiern.

Nebel beim Märker Treffen

RAKULBRUCK. Ein ungewöhnliches Ereignis war das Märker Treffen in diesem Jahr, denn am Morgen des Spektakels lag dichter Nebel über dem Tal der Rakula … und somit auch über dem Kampfplatz.

„Man sieht ja die Hand vor Augen nicht – geschweige denn den Gegner“, schimpfte Angunde von Sindelsaum und beschloss, den Anfang der Tjoste zu verschieben, bis sich „die phexischen Schwaden“ gelichtet hätten. Das war aber bis zum Abend nicht der Fall, und so verging der Tag, ohne dass eine einzige Lanze gebrochen wurde, dafür aber mit Bardensang, Gaukeleien und deftigem Essen.

Als der Nebel auch am nächsten Morgen kaum dünner wurde, beschloss man, trotzdem zum Lanzengang zu blasen. Es wurde freilich ein höchst sonderbares Gestech, bei dem nicht selten beide Kombattanten den Schild des anderen verfehlten. „Das ist ja mehr Phex als Rondra“, kommentierte der Herold die Sache kopfschüttelnd.

Erst am späten Nachmittag wurde es freundlicher, und so sahen diejenigen, die ausgeharrt hatten, den glänzenden Sieg Ilpettas von Hirschingen, die auch im letzten Götterlauf das Märker Treffen gewonnen hatte (siehe KOSCH-KURIER Nr. 81).

Bezahltes Lob aus Bardenmund

SINDELSAUM. Einen Dienst der besonderen Art konnte man sich beim Brückenfest an der Sindel leisten – wenn man es denn wollte: Der aus Nostria stammende Barde Raulolf Eberyn, der letztes Jahr den Tralliker Sängerstreit für sich entschieden hatte, bot den zum Turnier angereisten Edelleuten seine Künste als „Lobsänger“ an … oder als „Lobhudler“, wie ein paar Wengenholmer es treffend beschrieben: „Für nur wenige blanke Taler“ versprach der Barde, die Taten seines Brotgebers in Vers und Melodie zu verewigen.

Es mag sein, dass Not und Hunger den spindeldürren Spielmann dazu trieben, vielleicht ist’s auch in Nostria so Brauch und Sitte; die Koscher Ritterschaft freilich hielt wenig von solchem Firlefanz: „Wenn meine Taten eines Liedes würdig sind, dann findet sich schon ein Dichter, der sie besingt – vielleicht sogar in Oberangbar“, sagte eine Junkerin augenzwinkernd.

So wurde nur ein einziges Lied bei dem Nostrianer in Auftrag gegeben – und zwar von Baduar von Butterbös. Dieser ließ allerdings nicht seine eigenen Taten rühmen, sondern diejenigen Cellas vom Rosenschloss … oder vielmehr: ihre Anmut zu Pferde. Koschammer, ich hör’ dir trapsen!

Ein düsterer Mahner beim Brückenfest

SINDELSAUM. Mitten in die frohe Feier an der Sindel mischte sich ein dunkler Schatten, über welchen wir bereits zweimal berichtet haben: Es war der Zorkabinermönch Marbodian, welcher durch die Lande zieht, um die Menschen an die Vergänglichkeit alles Derischen zu erinnern. Unter lautem Gepolter, sonst aber schweigend und mit steinerner Miene, bemühte er sich, ein zerbrochenes Wagenrad mitten durch die Schar der Feiernden zu rollen, welche ihm schaudernd Platz machten. Hinter ihm schritt, fast wie ein Gespenst, das blasse Bettelmädchen, das ihm seit der Entensteger Turney nachfolgt (siehe KOSCH-KURIER 84), in seinen Händen einen Strauß verwelkter Wiesenblumen und eine erloschene Kerze.

Auch wenn kein Wort gesprochen wurde, verstand man die Botschaft, handelt es sich doch um gängige Symbole der Vergänglichkeit in der marbogefälligen Kunst. Für einige Augenblicke wurde es tatsächlich still, und alle starrten das ungleiche Paar an, bis es seine sonderbare Prozession vollendet hatte und verschwand – ebenso rasch und stumm, wie es gekommen war.

Es dauerte aber nicht lange, bis der fröhliche Lärm des Festes wieder ertönte, nur vernahm man heuer öfter als sonst den Trinkspruch: „Auf Gesundheit und ein langes Leben!“

Karolus Linneger