Glaube im Kosch — Teil I: Boron

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Ausgabe Nummer 33 - 1025 BF

Auf dem Zwölfergang

Glaube im Kosch — Teil 1: Boron

Der Zwölfergang © M. Lorber

Der Zwölfergang, jener legendäre Pilgerweg, welcher den Gläubigen quer durch die Koschberge zu einigen der wichtigsten heiligen Stätten unserer Heimat führt. Jedem der Götter Alverans ist hierbei eine Station gewidmet, beginnend im südferdokschen Garrensand (BORon) führt uns der Weg vorbei an der Schwertschlucht (RONdra), dem Sylbrigen See (RAHja), Rohals Steg (HESinde), dem Quell der Hils (TSA), auf den mächtigen Berg Firunszapfen (FIRun), über den Greifenpass (PRAios), nach Trallik (TRAvia), in den Blütengrund (PERaine), ans Angenknie (EFFerd) und schließlich bis nach Angbar (INGerimm). Wer den Herren PHEx in dieser Liste vermissen sollte, dem sei gesagt, dass sich der Listenreiche für jeden anders auf seinem Weg zeigt — kein Pilger weiß zuvor wann und wie.

Lange war dieser Pfad vergessen. Erst die düsteren letzten Götterläufe rückten ihn zurück in die Erinnerung der Koscher und ließ diese Tradition — nicht zuletzt durch selbstlose Spenden der Häuser Markwardt, Stippwitz und Olberg — wieder aufleben.

Als einer der letzten Pilger war dieser Tage der Angbarer Ratsschreiber Born von Stedtler in seine Stadt zurückgekehrt, mit ihm eine Reisebeschreibung die unserer geneigten Leserschaft in den kommenden Ausgaben Station für Station die Stellung der jeweiligen Gottheit im Koscherland näher bringen soll. Wir möchten Meister von Stedtler nochmals danken, die Abschrift zur Verfügung zu stellen—. Die Schriftleitung.

Da stehe ich nun vor den altehrwürdigen schweigenden Hallen von Garrensand, jenem Kloster im Drifter Land, das zurecht zum Inbegriff des Boronglaubens in unserer Heimat geworden ist. Ganz so, wie ich es aus dem Bericht im Kosch-Kuriere Nummer 10 her kannte, groß und eindrucksvoll, gegenüber des schwarzen Rabenfelsens, der schnabelgleich und bar jeder Regung aus den Fluten des Großen Flusses ragt.

Es mag an diesem heiligen Ort liegen, dass meine Aufregung nun eher konzentrierter Besinnlichkeit gewichen ist, Garrensand scheint mir eine gute Einstimmung auf den harten Weg von wohl einem Monat zu sein, der nun vor mir liegt. Noch keine Woche war es her, daß ich in Hesindes Tempel von Angbar vor Ihrem Standbild den Schwur tat, den Zwölfergang zu schreiten. Bachede, mein geliebtes Weib, steht ein drittes Mal vor einer Entbindung, und schon nachdem auch unser zweites Kleines tot in meinem Arm lag, gab mir der Geweihte Burgholdin den guten Rat beim nächsten Mal den Beistand der Götter zu erbitten.

Nun kleidet mich zum ersten mal nichts als eine graue Leinenkutte, einfache Lederlatschen und jener Pilgerstab mit seiner kleinen Glocke, die schon von ferne einen Zwölfgänger ankündigt. Mein treuer Packesel Wendolyn mit den Schreibutensilien wird mein einziger Begleiter sein, und er ist mehr, als den meisten anderen Frommen auf ihrem entbehrungsreichen Weg zur Verfügung steht. Doch ist es ein Teil des Eides, meine Erlebnisse auf Pergament festzuhalten. Mehr noch, in der Nacht im Schlafsaal des Pilgerhauses kam mir in den Sinn an jeder Station des Ganges die des jeweiligen Gottes oder der Göttin Stellung im Kosch genauer zu ergründen und festzuhalten, so daß am Ende mit Frau HESindes Hilfe eine erbauliche Übersicht der Religionen unserer Heimat entstehen wird. Da ich mich entschlossen habe, meinen Weg nach altvorderer Sitte im driftschen Garrensand, beim Boronskloster, zu beginnen (und nicht in RONdras Schwertschlucht wie es all jene tun, die das junge Trolleck inzwischen als Station des Raben ansehen) soll nun also der Gott der Vergänglichkeit und allen Endes am Anfang stehen …

Historie der Kirche im Kosch

Lange Jahrhunderte war die Bedeutung des Totengottes im Kosch nicht groß. Beerdigungen fanden vor allem nach zwergischen Riten durch verschiedene Dorfpriester statt. Erst die Gründung des Klosters Garrensand 432 vor Hal durch Sharban von Al’Muktur rückte die Lehren Borons allmählich ins Bewußtsein der Menschen, auch wenn der Einfluß der Mönchsgemeinschaft sich vor allem auf das südliche Ferdoker und Schetzenecker Land beschränkte.

Es waren aber erst die unruhigen letzten zwölf Jahre, seit den Umtrieben der Visarsekte und der Totenarmeen in den dunklen Ostländern, welche die Kirche stärkten. Vor allem in Gestalt des Ordenskrieger vom Heiligen Golgari, insbesondere ihres aufrechten Komturs Nottr Halderlin, Baron von Twergentrutz, aber auch durch Kalchas den Seher, den im Martyrium gestorbener Abt von Garrensand und des seither durch das Wirken des Heiligen Kalmun neu gegründeten Klosters Trolleck.

Eigenheiten im Glauben

Noch immer jedoch beschränkt sich der Einfluß des Rabenkultes in der Hauptsache auf die wenigen Klöster und Tempel. Weder in der einfachen Bevölkerung noch im Adel genießen die Boronis gemeinhin mehr als den nötigen Respekt. Vielmehr meidet man die schweigenden Geweihten des Rabengottes abergläubisch, wenn es möglich ist, was diesen wiederum gar nicht unrecht zu sein scheint, da sie so von weltlichen Belangen weitgehend unbeeinflußt bleiben. Man scheint in zwei getrennten Welten zu leben.

Erst im Tod spielt der Kult eine Rolle, sei es (wie im Drifter Land, Angbar oder dem nördlichen Schetzeneck) durch die Geweihten selbst, oder in durch sie beeinflußten Beerdigungsriten, die noch immer von örtlichen Geweihten anderer Götter vollzogen werden. Seit die Mönche von Garrensand auszogen um jene Geweihten mit den borongefälligen Zeremonien vertraut zu machen, haben sich die bis dahin gepflegten archaischen Zwergenbräuche mit den Boronslehren vermischt, so daß im Kosch manche Eigentümlichkeit bewahrt wurde.

Stirbt jemand, so wird dessen Tod zunächst überall verkündet. Sei es durch den Ruf der langen Wengenhörner wie in den nördlichen Koschbergen, den Klang der tiefsten (Raben)glocke oder des tiefsten Gonges des nächstgelegenen Tempels oder schlicht durch die Dorfälteste, welche mit einer Zwergenpauke von Haus zu Haus geht. Im Ferdokschen ist es gar üblich, daß beim Tod eines hohen Adeligen einige Lanzenreiterinnen auf schwarzen Rappen schweigend mit dessen Banner durch die Grafschaft reiten (Anspruch darauf erheben neben den Grafen etwa die die Baronshäuser von Nadoret und Stanniz). Ähnlich ist es mit den schwarzen Herolden beim Dahinscheiden des Fürsten, mögen die Zwölfe es noch lange verhüten.

Der Leichnam selbst wird in seine Tracht gekleidet, mancherorts auf symbolische Golgarischwingen gelegt und eine Nacht aufgebahrt. Am Morgen danach ist es in den meisten Regionen üblich den Toten im Kreis des Dorfes feierlich zu verbrennen. Anschließend erzählt man sich bei der „Trostspeis“ Anekdoten aus dem Leben des Verstorbenen, gibt an, was man ihr bzw. ihm zu verdanken habe und schreitet dann zum letzten Geleit. Dabei trifft man sich auf dem Boronanger, faßt sich an den Händen, bis sich ein Ring schließt und singt Totenlieder, während der Geweihte in der Mitte des Kreises die Asche in einer kleinen Mulde oder größeren Familienmulde beisetzt oder schlicht verstreut und abschließend den Grabsegen spricht.

Neben der genannten und durch den zwergischen Einfluss weit verbreiteten Brandbestattung gibt es vor allem im Ferdokschen auch die mittelreichtypische Erdbestattung oder auch Steinstollen — wie etwa in Bergregionen oder auch in Angbar. In der Seestadt ist der Tempel gleichzeitig der Eingang in die weitläufigen unterirdischen Katakomben der Bürgergruft.

Als Grabmale dienen vor allem im Gebirge oft schlichte und mit Namen versehene Natursteine, deren Größe bisweilen vom Alter des Toten kündet. Insbesondere in Städten jedoch auch alte Wagenräder, schmiedeeiserne Radmale (vor allem bei Ingerimmgläubigen) bis hin zu aufwändigen Steinmetzarbeiten bei Grüften reicher Patrizier.

Verehrt wird im Volk allerdings der Heilige Kupperus (oder Kuperus), der mit seinem Schlafe auch allerlei böse Mächte bannt und von den Koscher fernhält. Die Verehrung ist vor allen im Gebirgehoch und wird durch zahlreiche St.-Kupperus-Statuetten und Bildnisse an den Häusern deutlich. Einer Sage nach handelt es sich bei dem ursprünglichen Kupperus allerdings um einen Magier, der einen Dämon bannnte, nicht um einen Boronsjünger.

Feiertage

15.-17. RON – Sankt-Kalmunszug von Trolleck über Koschtal nach Moorbrück.

30. TRA – Nacht der Ahnen. Gedenken an die Verstorbenen beim abendlichen Mahl im Familienkreis.

1. BOR – Tag der Toten. Meist nur von Geweihten begangene Götterdienste.

Heilige Orte

Rabenfelsen vor dem Kloster Garrensand (an dem einst mancher Flussschiffer, Verurteilte und auch Abt Kalchas ihr Ende fanden), Kalmunsberg im Moorbrückschen — wo der Heilige Kalmun und Zakharabas, der Gründer der Zorkabiner, 22 nach Hal den Märtyrertod starben.

Wichtige Tempel

Die Klöster Garrensand und Trolleck sind ohne Zweifel die wichtigsten Zentren des Kultes, weniger für die eher wenigen einheimischen Gläubigen, sondern vor allem für die von Auswärts Anreisenden, insbesondere der Golgariten. Während man von Garrensand aus jedoch seinen Einfluß auf die Geschicke der Boronkirche auszuüben weiß, vernimmt man vom abgeschiedenen Trolleck selten mehr als Schauergeschichten. Allerdings ziehen von beiden gleichermaßen Geweihte aus um die Boronanger der Umgebung zu pflegen und Bestattungen vorzunehmen, was gleichermaßen für den ansonsten eher unbedeutenden Angbarer Borontempel gilt. Das Gotteshaus der Reichststadt liegt außerhalb der Mauern am Boronanger.

Bedeutende Geweihte

Calamun ya Sfardas de Yasarti, Abt zu Garrensand

Der 37 vor Hal im Alten Reich geborene Calamund gilt als Abt des Klosters Garrensand nicht zu unrecht als wichtigster und einflußreichster Vertreter des Boronsglaubens in der Provinz. Eine Stellung, die der hochgebildete Boroni angeblich sehr genießt und durchaus zu nutzen weiß. Auch wenn er äußerlich meist eher wie ein entrückter Mönch wirkt, steckt doch eine gehörige Portion Ehrgeiz in seinen Knochen, die ihm ebenso hohe Achtung wie neidische Gegner einbrachte.

Borondria, Großmeisterin des Ordens vom Hl. Golgari

Über die Großmeisterin der Golgariten ist viel geschrieben worden, aber wenig bekannt. Das hat sie mit ihrem Vorgänger, dem in Ungnade gefallenen und verschwundenen Ordensgründer Lucardus von Kemet gemeinsam. Wie dieser pflegt sich auch Borondria nur einen kleinen Teil ihrer Zeit im offiziellen Hauptsitz des Ordens zu Garrensand aufzuhalten. Nicht selten weilt sie wohl an der Front im Kampf gegen die Heptarchen, worin sie derzeit wohl die Hauptaufgabe des Ordens sieht, besucht aber auch überraschend die kleineren Niederlassungen des Ordens, verteilt dort Aufträge oder führt selbst geheime Missionen an, bei denen es in den seltensten Fällen um die Bekehrung Ungläubiger geht. Auch die übrigen Ordensoberen wissen manchmal nicht, wo sich die Großmeisterin aufhält, obgleich sie erheblich enger mit dem Kapitel zusammenarbeitet als ehedem Lucardus.

Zyliphar Branswein, Legat des Raben beim Orden des Hl. Golgari

Branswein ist einer der wenigen verbliebenen Ordensmitglieder der ersten Zeit. Der vom Erhabenen der Kirche als geistlicher Betreuter entsandte Geweihte ist der Sohn einer Zyklopäerin und eines albernischen Kaufmanns. Trüge er nicht die schwarze Robe, niemand würde wohl niemand dem stämmig gebauten, vor Leben strotzendem Mittvierziger seine Profession ansehen. Erst auf den zweiten Blick lassen die seltenen Worte und sparsame Gestik ahnen, welchem Gott er sich verpflichtet hat. Nachdem seine Eltern beim Untergang ihres Kauffahrtsschiffes ums Leben gekommen waren, wurde der Knabe in die Obhut eines Tempels gegeben. Zunächst fiel es ihm die Disziplin des Tempels schwer, wurde er seitdem von tiefer Frömmigkeit erfüllt. Nur mit einem Gebot scheint der Legat immer noch auf Kriegsfuß zu stehen: Es ist schwer, den Archidiakonus zu reizen, aber wenn er einmal in Rage gerät, ähnelt einem beleidigten Thorwaler. Das kurzgeschorene Haar des ist seit der Trollpfortenschlacht vollständig ergraut. Tagelanges Predigen und Beten auf den Knien während der Schlacht bescheren Zyliphar jetzt zuweilen auftretende Schmerzen in Knien und Rücken, seine Seele aber ist unversehrt, der Glauben fester denn je.

Malchias von Schnellenbrück, Abt zu Trolleck

Der Abt einer der drei Fraktionen auf Trolleck hat sich mittlerweile zu einer Art „Sprecher“ des Klosters entwickelt. Malchias zählt 44 Jahre alt und stammt ursprünglich aus Garetien. In Garrensand war er einst Schüler und Vertrauter des einstigen Abtes Pelgor Larbentrost. Malchias übernahm dessen sanfte und gemäßigte Sichtweise der Welt und brachte sie mit in die ausgegründete Abtei Trolleck, wo er seither Friedfertigkeit und Hinkehr zum Geistigen predigt, was ihn nicht zuletzt in Widerspruch mit den bewaffneten und schweinbar weltlichen Golgariten bringt.

Weitere nennenswerte Vertreter der Gottheit sind die zwei weiteren Äbte von Trolleck,. Da ist zum einen der düstere Azzan Vamper , der es versteht die Aura des Geheimnisvollen nicht nur um seinen Orden der Zorkabiner, sondern auch um seine Person zu weben. Äbtissin Surxinda Kreuthenstyn dagegen sieht sich als Verwalterin des Erbes von Klostergründer Kalmun und soll eine Kennerin der Sternenkunde sein. Die Andergasterin Boronelda Wandelgast hingegen leitet den Borontempel von Angbar und gilt gemeinhin eher als träge. Zuletzt sei Baron Nottr Halderlin von Twergentrutz erwähnt, der obschon nicht geweiht, doch durch seinen tiefen Glauben an den Raben das Erstarken der letzten Jahre erst ermöglichte. Auch wenn er sich inzwischen in seine Baronie zurückzog und nurmehr das Ordensamt eines Landmeisters bekleidet, so ist sein prägender Einfluss auf den Orden des Golgari in dessen Gründungszeit unbestritten. Zu seiner Nachfolgerin als Komturin der Golgariten-Speiche Kosch wurde inzwischen Fina von Ibenburg ist bisher nichts weiter bekannt, als das sie aus einem nordmärker Adelsgeschlecht entstammt.

Born von Stedtler, Ratsschreiber zu Angbar

In der nächsten Ausgabe: RONdra, die göttliche Leuin

Irdischer Hinweis: Dieser Artikel bildete die Grundlage für den Wiki-Artikel Boron.