Das Ende einer Ära

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Ausgabe Nummer 56 - Peraine 1035 BF

Das Ende einer Ära

Herzog Jast Gorsam ist tot

Elenvina/Hinterkosch. Seine Hoheit Herzog Jast Gorsam, der mächtige Herrscher der Nordmarken, ist ermordet worden! Diese Nachricht verbreitet sich dieser Tage wie ein Lauffeuer im Land. Der Herzog war der letzte Landesherr, der noch unter Kaiser Reto belehnt worden war. 988 BF trat der streitbare Nordmärker sein Erbe an und bestimmte seitdem mit eiserner Hand die Politik des Landes jenseits der Koschberge — aber auch des Reiches. Dem Kosch meist ein guter Nachbar, erinnern sich jedoch sicherlich nach wie vor viele Koscher an die Besetzung des Greifenpasses durch Nordmärker Truppen im Jahr des Feuers.

Doch nun wollen wir zu den entsetzlichen Geschehnissen kommen. Am 3. Praios 1035 hatte sich, wie stets, fast der gesamte Adel der Nordmarken in Elenvina eingefunden. Einmal mehr sollte, nach den Feierlichkeiten zu Beginn des neuen Jares, eine gewaltige Truppenparade die Stärke der Nordmarken demonstrieren. Regiment um Regiment marschierte an den Tribünen vorüber und bewies, dass die Nordmarken nach wie vor nichts von ihrer Stärke eingebüßt hatten.

Aber den ersten Eklat gab es bereits, als das Gratenfelser Garderegiment die Ehrentribüne mit dem Herzog passierte und der Fahnenjunker diesem den Gruß verweigerte. Wutschäumend sprang Seine Hoheit von seinem Sitz auf und verlangte von dem Gratenfelser Landgrafen eine Erklärung. Rasch brach ein Tumult aus. Die Parade begann zu stocken und zahlreiche Adlige warfen Beleidigungen zu ihren Gratenfelser Standesangehörigen. Immer mehr hitzige Streitgespräche entwickelten sich — und da geschah das Undenkbare: Bärhardt von Kranick, ein wenig bedeutender Baron aus Gratenfels, bahnte sich einen Weg zum Herzog und stach mehrmals auf den Herrscher der Nordmarken ein. Blutend lag der Herzog am Boden, während die Elenviner Flussgarde einen Ring aus Leibern um ihren Herrn bildete. Andere rangen den Attentäter nieder.

Der Tumult vergrößerte sich derweil immer weiter. Insbesondere die beiden Grafen Alrik von Gratenfels und Ghambir von Isenhag gerieten aneinander. Derweil wurde der Herzog auf Burg Eilwid über den Wassern getragen. Fast kam es zu einem Handgemenge zwischen Anhängern der beiden Söhne Herzog Jasts. Hartuwal, der Erstgeborene, hatte sich in der letzten Zeit immer weiter von seinem Vater entfremdet, warf dieser ihm doch zu große Nähe zum Garether Hof vor. Davon hatte der jüngere Sohn Frankwart profitiert, der das Temperament und die Einstellungen seines Vaters in vielen Bereichen teilte. Der Gratenfelser Graf Alrik galt als Anhänger Hartuwals, während Graf Hambir von Isenhag stets die Linie des Herzogs vertrat. Die Anhänger Frankwarts und Hartuwals standen kurz davor, ihre Waffen zu ziehen und die Nordmarken in einen blutigen Bürgerkrieg zu stürzen. Doch noch einmal siegte die Besonnenheit, und es kam zu keinem weiteren Blutvergießen.

Am nächsten Morgen kam dann die Bestätigung all der düsteren Ahnungen: Herzog Jast war seinen Wunden erlegen. Ganz Elenvina schien die Luft anzuhalten, bis schließlich das Testament des Herzogs geöffnet und verlesen wurde. Frankwart sollte seine Nachfolge antreten und Hartuwal sich nach Gareth scheren. Von der Gewalt, die noch am Mordtag in der Luft lag, ist glücklicherweise nicht viel geblieben, stattdessen lähmen Unglaube und Trauer über das Geschehene die Stadt.

Somit heißt der neue Herrscher unserer mächtigen Nachbarn Frankwart vom Großen Fluss. Ob der nunmehr 49-jährige Herzog seinem berühmten Vater gleichkommen oder ewig in dessen Schatten stehen wird, mag die Zukunft zeigen. Bisher war der Herzogensohn kaiserlicher Vogt von Molay im Almadanischen gewesen. Im Kosch trat Frankwart bereits mehrfach in Erscheinung: So stritt er um die Hand der Grafentochter Iralda Mechtessa von Bodrin und wurde erst im letzten Zweikampf von Throndwig von Bregelsaum besiegt. Nach dessen Heldentod in der Schlacht von Angbar forderte er darum die Hand der Witwe und den Grafenthron des Schetzeneck. Iralda aber zog es vor, sich dem Zugriff des Nordmärkers durch ihren Eintritt in das Kloster des Dreischwesternordens in Gôrmel zu entziehen — ein Umstand, der dem stolzen Herzogensohn viel Spott einbrachte. Im Kosch wurde die Nachricht vom Tode Herzog Jasts größtenteils mit Trauer und Sorge aufgenommen, waren die Nordmarken unter seiner Herrschaft doch meist gute Nachbarn.

Jenseits der Koschberge haben derweil die Grafen Ghambir von Isenhag und Alrik von Gratenfels ihren Heerbann zusammen gerufen. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Abneigung der beiden Grafen nicht in einer blutigen Fehde entlädt. Der Wehrmeister des Kosch ließ vorsorglich den Greifenpass von je einer Kompanie der Fürstlichen Hellebardiere und der Bergschützen besetzen, um ein Übergreifen der möglichen Gewalt auf unsere friedliche Heimat zu verhindern. Der Kosch-Kurier wird weiterhin über die konfuse Lage in unserer Nachbarürovinz berichten!

Garubold Topfler