Berichte von der Keilerkompanie - Angepumpt

Aus KoschWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Dachsbau, Sindelsaum, Rahja 1047

Yolande von Sindelsaum hatte fast eine Woche gebraucht, um sich aufzuraffen, um ihren Bruder anzupumpen. Yolande war Junkerin von Föhrenstieg in Greifenfurt und Edle von Dachswies. Das klang alles sehr edel, aber Föhrenstieg warf nichts ab und auch wenn Dachswies ein schönes Gut war, so hatte sie doch keine 1000 Dukaten in einer Truhe liegen, um ihre Spielschulden zu begleichen. Und wenn sie das prestigeträchtige Gut des Hauses Sindelsaum beleihen würde, dann würde es richtig Ärger mit ihrer Familie geben. Also musste sie notgedrungen doch ihren Bruder anpumpen. Als Baron hatte er ganz andere finanzielle Möglichkeiten. Da Yolande aber wusste, wie er reagieren würde, hatte sie diesen Besuch vor sich hingeschoben.

Langsam ging sie den Weg zum Dachsbau hoch. Ardo, einer der Knechte, öffnete ihr die Tür, ohne dass sie klopfen musste. „Euer Bruder ist in der guten Stube“, erklärte Ardo und schloss die Tür hinter ihr.

Als Yolande eintrat, sah Halmar von einem Buch auf. Er hatte bereits einen leicht genervten Gesichtsausdruck. „Was führt dich hierher?“, fragte er.

„Kein ‘Schön dich zu sehen Schwesterherz, setz dich doch erst mal hin und trink einen Schluck mit mir’“, schoss Yolande zurück.

„Du hast sicher schon mehr als genug getrunken“, gab Halmar zurück.

Yolande rollte mit den Augen. „Natürlich habe ich schon was getrunken, sonst könnte ich deine vorwurfsvollen Blicke nicht ertragen.“

Halmar biss die Zähne zusammen. „Und was willst du von mir?“

Yolande atmete tief durch. „Ich will frei heraus sprechen. Ich stecke in finanziellen Schwierigkeiten. Ich habe Schulden, die ich alleine nicht begleichen kann.“

„Spielschulden, nehme ich an?“, fragte Halmar.

„Ja. Es ist zuletzt nicht gut gelaufen“, antwortete Yolande.

„Und da dachtest du, statt mit dem Zocken aufzuhören, gehst du lieber zu deinem Bruderherz und pumpst ihn an“, sagte Halmar mit vorwurfsvoller Stimme.

„Ich weiß sonst wirklich nicht weiter. Ich kann sonst nur einen Teil des Pferdebestandes auf Dachswies verkaufen, aber dann ist es mit der Pferdezucht vorbei. Ich habe das Geld in der Neuen Bastey verloren. Würde mich nicht wundern, wenn der Basteybund bald bei mir auf der Matte steht und das Geld verlangt. Ich schulde ihnen über 1000 Dukaten, verstehst du?“ Yolande wirkte nun ehrlich verzweifelt.

Halmar schluckte: „Das ist eine Menge Geld, aber sie werden es nicht wagen, dich hier zu belästigen. Dafür werde ich schon sorgen. Du musst aber endlich lernen, mit deinem Geld umzugehen. Drum wirst du mit ihnen verhandeln und einen Zahlungsplan ausmachen und dann ist es genug mit dem Kartenspiel.“

„Du Geizhals lässt mich lieber ins offene Messer laufen, anstatt deiner eigenen Schwester auszuhelfen?“, fauchte Yolande.

„Es wird Zeit, dass du endlich erwachsen wirst“, brüllte Halmar, er stand nun auf.

„Du hast leicht reden, mit deiner perfekten Ehe und deinem reichen Lehen“, brüllte Yolande zurück, sie erhob sich nun ebenfalls.

Die beiden Geschwister funkelten sich an. Eine sanfte Hand legte sich nun auf je eine Schulter der beiden Streithähne.

Perainhild, Halmars Gattin, war unbemerkt eingetreten. „Natürlich helfen wir dir. Wir regeln deine Spielschulden, aber das muss dann reichen. Ab jetzt musst du für dich selbst gerade stehen.“ Halmar wollte widersprechen, aber seine Frau fuhr ihm über den Mund. „Willst du ernsthaft, dass sich herumspricht, dass das Haus Sindelsaum seine Schulden nicht begleicht?“

Halmar schüttelte den Kopf. „Dachte ich mir. Und jetzt essen wir zusammen zu Abend und wenn ihr vor den Kindern streitet, könnt ihr beide die Nacht im Stall verbringen.“

Die beiden Sindelsaumer zogen ihre Köpfe ein und folgten Perainhild ins Esszimmer.

Am Abend ritten Yolande und die zwei Sindelsaumer Waffenknechte Runkel und Mora in Dachswies ein. Born Albuminer, einer der Oberknechte, trat an sie heran.

„Der Anghalm ist im Saal und stopft sich den Bauch voll.“ Born wirkte nicht gerade glücklich über den Umstand.

„Wir kümmern uns darum“, knurrte Mora und die Waffenmagd und ihr Kamerad verschwanden im Hauptgebäude.

Yolande stand unschlüssig im Hof, während Born schon einmal Anghalms Pferd holte. Kurz darauf kamen die beiden Waffenknechte und Anghalm aus dem Haus. Runkel schubste Anghalm vor sich her. Mora steckte den Sack Gold in seine Satteltaschen und drückte ihm die Zügel in die Hand.

„Hier ist dein Gold, und jetzt verschwinde, du Nichtsnutz!“

Kurz darauf ritt Anghalm vom Hof, er sah aus wie ein getretener Hund. Yolande hatte fast Mitleid mit ihm und vergaß dabei beinahe, dass er die Satteltaschen voller Gold hatte.