1. Waldmarsch - Eine merkwürdige Begegnung

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Eine merkwürdige Begegnung

Borrewald, Anfang Travia 1048 BF

Es war bereits später Nachmittag und Baerwins Truppe war nicht einmal ansatzweise so weit gekommen, wie der junge Ritter gehofft hatte. Für ihn war es so, als würde sich der dichte Wald selbst dagegen sträuben, dass man gewisse Teile seines Unterholzes betrat. „Zefix!“, ein lautstarker Schmerzschrei ertönte und alle hielten an. Kuniswart eilte los und kam kurz darauf wieder mit schlechten Nachrichten. Einer der Männer war durch einen zurück schnalzenden Ast verletzt worden. Cildariel kümmerte sich sofort um den Verletzten, doch auch das kostete wieder Zeit.

Plötzlich hob Vitus der Hund dann den Kopf und schien eine Fährte aufzunehmen. Rigolosch trat neben Vitus und meinte, „Los Junge, was du auch immer witterst, führ uns hin.“ Nach einem kurzen Lauf erblickten Sie vor sich eine Waldlichtung, auf der Baerwin eine Person zu erkennen glaubte. War dies etwa ein Mitglied des Borrewaldbundes? Als der junge Ritter die Lichtung betrat, erkannte er ein ältere Frau, welche sich augenscheinlich ziemlich erschrak, als urplötzlich zwanzig bewaffnete Soldaten aus dem Unterholz brachen und sie verwirrt mit kampfbereiten Waffen anblickten. „Züge halt!“ befahl er. Vitus hatte sich derweil vor die Frau gesetzt und blickte sie freundlich hechelnd an. „Verzeiht gutes Mütterchen, wir haben euch hoffentlich nicht allzu sehr erschreckt.“ Die ganze Sache war Baerwin ausgesprochen peinlich, denn es lag ihm fern, rechtschaffende Untertanen einzuschüchtern.

Die Person vor ihm, der Ritter war sich gar nicht sicher ob es sich hierbei um eine große Angroschna oder eine sehr gebeugte Menschenfrau handelte, blickte ihn abwägend an. Baerwin schätzte sie auf viele Dutzend Winter. „Nun ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mir nicht kurz das Herz in die Hose gerutscht wäre.“ meinte die Frau nach einem Moment des Zögerns. „Wer seit ihr denn?“ Baerwin nahm Haltung an und verkündete sichtbar stolz: „Die Kompanie Halmdahl der Keiler, 4. und 5. Zug der Infanterie unter dem Befehl seiner Durchlaucht Erlan vom Eberstamm, zu euren Diensten.“ Rigolosch neben ihm deutete auf seinen jetzt schon ziemlich zerschlissenen Wappenrock in Grün, mit dem schwarzen Keilerkopf und den goldenen Stoßzähnen darauf. Die Frau fuhr sich über das Kinn, „Ich glaube, ich habe schon einmal im Kurier von euch gelesen. Aber solltet ihr nicht den Borrewaldbund schnappen?“ Verlegen rieb sich Baerwin über den Hinterkopf, „Nun das versuchen wir aktuell gerade. Ihr habt nicht zufällig eine Idee wo Sie sein könnten?“

Die alte Dame schüttelte nur den Kopf und meinte, „Die Leute des Bundes bewegen sich meistens rasch und ungesehen.“ Rigolosch nickte brummend und erkundigte sich, „Aber sagt meine Gute, was macht ihr hier in diesem verfluchten Echsenwald?“ Die Frau lachte auf und meinte, „Oh mein junger Angroscho. Ein Wald ist an sich weder gut noch schlecht. Er ist einfach da. Wenn man sich aber an seine Besonderheiten gewöhnt und gewisse Dinge unterlässt, dann kann man wie ich hier, gut mit den Gaben des Waldes überleben und er schützt einen sogar.“ Rigolosch hob zur Antwort nur seine rechte Augenbraue. Danach trat Cildariel vor um eine ganze Weile mit der Frau zu reden und anschließend tauschte auch einige Heilkräuter ein. Zum Abschluss meinte die alte Frau nur noch, „Möge Phexens Glück und Tsas Segen mit euch sein Fürstliche und mögen wir uns alle wohlbehalten wiedersehen.“ Baerwin war sich aus irgendeinem Grund sicher, dass er diese Frau nicht zum letzten Mal gesehen hatte.