Hartsteiger Berggschicht`n - Musterungen

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Im Hartsteiger Thal, Mitte Peraine 1047 BF

„Ah das gute alte Hartsteiger Thal. Unverändert wie immer.“ meinte der Angroscho Rigolosch erfreut, als er gemeinsam mit seinem Waffenbruder, dem Menschen Baerwin von Hartsteig den Gipfelkamm erreicht hatte und das heimische Tal wieder überblickte. Baerwin, der sich gerade damit abmühte die beiden Maultiere über den Kamm zu bekommen hatte leider keinen Blick dafür. Die Tiere waren überraschend stur, aber das erklärte wohl den billigen Preis. Dann tauchte jedoch der große Sennenhund Vitus auf und begann die Grauen anzubellen. Das sorgte dafür, dass sie sich wieder bewegten und Baerwin nickte dem Weißen Koscher dankbar zu. Wenigstens diesen Kauf bereute er bisher nicht. Zwar fraß der Hund wie ein hungriger Oger, aber dafür war er ziemlich anspruchslos, was das Futter betraf, solange es nur viel war.

Gemeinsam mit dem Zwerg machte er sich nun auf ins Tal, als ihn schon der wachhabende Rodrian Grasmeier erspähte. „Baerwin, Rigolosch, willkommen zurück.“ Die beiden grüßten zurück und der junge Steinmetz meinte „Gut das ihr kommt. Es gibt Besuch für euch. Geht am besten gleich zum Alten.“ „Damit konnte nur Großvater gemeint sein.“, dachte Baerwin und zeigte Rodrian an, dass er verstanden hatte. Gemeinsam machten sie sich zum Steiger Hof auf und dort angekommen erkannten sie, dass hier mehr Leute waren als üblich. Im Speisesaal hatten sich 9 Männer und Frauen versammelt, die gerade von Rodhelms treuen Waffenknecht, Hildrik Kares, im Auge behalten wurden. Als er Baerwin bemerkte, kam er direkt zu ihm. „Diese Leute sagen, dass sie auf deine Anzeige gekommen sind. Sie wollen sich deinem Zug in die Berge anschließen.“

Baerwin wirkte erfreut, doch Rigolosch hob nur leicht die rechte Augenbraue. „Taugen sie denn was?“ Hildrik senkte noch mehr die Stimme als er antwortete, „Vielleicht die Hälfte.“ Nun begann Baerwin zu den Leuten zu sprechen. Er stellte zuerst Rigolosch und anschließend sich selbst vor. Dann beschrieb er seine Aufgabe und legte in etwa vor, was sie zu erwarten hatte. „Diese Inspektionsreise erfolgt im Auftrag des Grafen von Wengenholm und des Bergkönigs von Koschim. Doch es wird keine leichte Reise und ihr werdet die hiesigen Berge genauer kennen lernen, als ihr es euch je gewünscht habt. Ich kann euch daher nur eine anstrengende Reise mit Schweiß, Tränen und noch mehr Schweiß versprechen.“ Das sorgte dafür, dass einige der Leute untereinander zu tuscheln begannen. „Aber wie in der Anzeige aufgeführt, wartet auf euch guter Lohn und vielleicht auch ein Anstellungsverhältnis hier.“ Nun stand einer der Versammelten, ein hagerer Mann auf und meinte „Was den Sold betrifft, wann kriegen wir den? Fünfzehn Silbertaler, sowie freie Kost und Logis, wurden versprochen.“

In diesem Moment ging eine der Türen auf und es erschienen Rigoloschs Onkel und Baerwins Großvater. Rodhelm trug eine schwere Holzkiste, die er wuchtig auf einem der Tische abstellte, so dass man das Klingen von Münzen vernehmen konnte. „Zuerst werdet ihr gemustert, ob ihr überhaupt tauglich seit. Dann gibt es fünf Silberlinge sofort,“ erklärte das Oberhaupt des Hauses Hartsteig, „den Rest erst, wenn die Aufgabe erledigt ist.“ Das sorgte für einiges an Beschwerden, doch der alte Schinder blieb unerbittlich. „Wer nicht einverstanden ist, da ist die Tür.“ Niemand rührte sich und so begann Rodhelm, „Kommt wenn eure Namen genannt werden nach vorne zu meinem Enkel. Dort werdet ihr von seinem Waffenbruder und meinem besten Mann in Augenschein genommen. Wer diese Prüfung besteht, bekommt von Baerwin unter dem Eidsegen unseres Geweihten das Geld ausgezahlt.“ Bevor die Versammelten noch auf dumme Ideen kommen konnten, begann er den ersten Namen vorzulesen.

Die Musterung startete gut, doch schon beim zweiten Bewerber machte Rigolosch Bedenken geltend. „Der Mann sagt er komme aus Wengerich an der Ange und ist 40 Jahre alt.“ flüsterte er Baerwin zu. „Was ich sehe ist, dass er für einen Marsch in die Berge wohl nicht geeignet ist. Wahrscheinlich 20 Jahre älter als angegeben und daher zu schlecht von der Konstitution.“ Baerwin nickte und verkündete dann, dass er diesen Mann nicht aufnehmen konnte. Das sorgte für ein paar überraschte Protestrufe, doch Rodhelm schmetterte lautstark „Es ist alleine unsere Entscheidung, wenn wir mitnehmen und wen nicht! Seit eher froh darüber, vielleicht rettet es euch das Leben. Der Nächste!“ Die Aufgerufene, eine Frau bestand ohne Probleme, doch dann gab es erneut Komplikationen.

Dieser Freiwillige, Blasius aus Albumin, schien nicht zu wollen, dass sich Rigolosch ihn genauer ansah. „Wollt ihr Mitstreiter, oder kauft ihr Sklaven?“ brach es aus dem Mann heraus. Rodhelm beugte sich zu seinem Enkel und flüsterte in dessen Ohr. „Dessen Name ist sicherlich erfunden. Ich glaube auch, dass es sich angesichts des Dialekts um einen Hinterkoscher handelt und nicht um einen von uns. Aber was mir richtig Sorgen bereitet, ist dass er sich nicht ansehen lassen will. Vielleicht trägt er Verstümmelungen oder Brandzeichen, die ihn als Gesetzesbrecher ausweisen. Ich würde diesen Mann nicht rekrutieren.“ Baerwin nickte und verkündete seine Ablehnung. Der Abgelehnte wollte lautstark auf ihn zugehen, doch der hünenhafte Hildrik stellte sich ihm in den Weg, die Hand an dem Griff seines Streitkolben. Das ließ den Mann wieder halbwegs zur Besinnung kommen, doch er stürmte dann wutentbrannt und fluchend nach draußen. Ein weiterer Mann stand nun auch auf und verließ wortlos die Halle. Ob er mit diesem Blasius zusammengehörte konnte niemand sagen, aber anscheinend wollte er auch nicht näher gemustert werden.

Die restlichen Leute waren wiederum unproblematisch, bis er zu den letzten Drei, einem Mann mit über dem Kopf gezogener Kapuze und einem Geschwisterpaar kam. Der Mann wurde gebeten die Kapuze zurückzuschlagen und als er dem nachkam, machte vor allem Baerwins Großvater große Augen. „Kuniswart? Kuniswart Bocksbart?! Was macht ein Adlerganger hier?“ Der Mann lächelte verschmitzt und meinte „Der Auftrag, welcher ausgeschrieben war, ging doch an alle Koscher, oder? Außerdem wenn es gutes Geld gibt, warum sollte ich mir die Gelegenheit entgehen lassen. Vor allem wenn ich es zusätzlich noch von den altadligen Hartsteigern bekomme.“ Baerwins Großvater begann dunkelrot anzulaufen, angesichts dieses Spotts, aber der junge Ritter sah das lockerer. Natürlich wusste er über die jahrelangen Streitereien zwischen der Familie Bocksbart und den Seinen. Allerdings hatte dies ihn nicht so geprägt, wie seinen Großvater. Dazu machte dieser Kerl einen recht fitten Eindruck auf Baerwin und die Berge schien er auch zu kennen. Er besprach sich leise mit seinem Opa und schließlich gab dieser, allerdings auch nur unter Protest, nach. Doch so viele Leute standen nicht mehr zur Verfügung und je mehr Begleiter, desto einfacher würde es in den Bergen für sie werden. „Falls er aber irgendetwas tut, das nicht in Ordnung ist, melde es mir sofort und wir machen seine Familie damit fertig.“ erklärte Rodhelm grummelnd. Baerwin nickte und verkniff es sich die Augen zu verdrehen.