Hartsteiger Berggschicht`n - Stunk in den Bergen

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Im Hartsteiger Thal, Ende Efferd 1048 BF

Ritter Rodhelm von Hartsteigs Aufmerksamkeit war fest in den Aufzeichnungen des familiären Viehstandes gefangen. Als urplötzlich ein tiefer Hornstoß erklang, hätte er fast die Liste aus Pergament in den Dreck fallen lassen. Unwirsch blickte er zum Wachturm des Dorfes Angersteig und drückte dann seiner Tochter Celissa die Liste in die Hand. Grimmig stapfte er zum Turm und blickte zum Wachhabenden empor. „Bekommen wir Besuch?“, erkundigte sich der Ritter, während weitere Einwohner des Dorfes hinzu kamen. „Ja“, rief der Posten, „und es sieht so aus, als wären es Adlerganger!“ Rodhelms Augen wurden schmale Schlitze. „Natürlich, ich wusste es!“ Der Ritter wirbelte herum und brüllte mit seiner Kasernenhofstimme: „Macht euch kampfbereit, Hartsteiger, die Schwurbündler kommen, um unser Land und unser Vieh zu rauben, an die Äxte!“

Überrascht blickten ihn alle an, dann meinte Celissa, „Übertreibst du da nicht wieder, Vater?“ Doch Rodhelm stürmte bereits in Richtung des heimischen Hofes los. Auch einige der hiesigen Milizionäre machten sich rasch auf den Weg in Richtung ihrer Häuser, um ihre Streitäxte, Armbrüste und Schilde von oberhalb des Kamins oder aus den heimischen Truhen zu holen. Baerwins Mutter eilte jedoch mit großen Schritten den Gästen aus der Nachbargemeinde entgegen. Zuerst erblickte sie nur die hünenhafte Sendrin Ulwide Bocksbart. Hinter ihr waren drei weitere Einwohner aus Adlergang. Alle trugen wetterfeste Kleidung, regendichte Hüte und lange Wanderstäbe. Dann bemerkte Celissa jedoch eine Frau in orangefarbener Kleidung mit dem Zeichen der Gans auf ihrer Robe. Erleichtert begrüßte Celissa die fünf Personen, als diese den Abstieg bewältigt und bei ihr angekommen waren. „Seit gegrüßt im Hartsteiger Thal, Euer Gnaden Travine , und willkommen, ehrwürdige Ulwide Bocksbart.“ Die Sendrin wollte etwas erwidern, doch ihre Schwester schob sich rasch vor sie. „Travia zum Gruße, Wohlgeboren Celissa von Hartsteig. Es freut mich, euch gesund und wohlbehalten zu sehen und...“ Sie hätte wohl noch gerne weiter getratscht, doch da baute sich ihre Schwester vor Celissa auf. „Travia auch mit euch. Leider haben wir es eilig, wo ist der alte Bär?“ Das Grinsen der Hartsteigerin wurde etwas schief. „Ihr müsst meinem Vater verzeihen, er wurde von eurem unangekündigtem Erscheinen etwas überrascht...“

In diesem Moment klirrte es metallisch und Rodhelm schritt im eiligst angelegten Kettenhemd mit schief sitzendem Helm, gefolgt von einigen Landwehrmännern nach vorne. „Ulwide Bocksbart, ihr wisst ganz genau, dass ich auf jeden Adlerganger schießen lasse, wenn er sich unerlaubt in meinem Lehen herumtreibt! Gebt mir einen guten Grund, warum ich es jetzt nicht tun sollte!“ Ulwide begann dunkelrot anzulaufen, doch dann trat ihre Schwester schnell zwischen die beiden. „Ritter Rodhelm, wie schön, dass ihr uns persönlich begrüßt. Ich hoffe, wir haben euch nicht in euren..., Wehrübungen gestört. Wir haben ein dringendes Anliegen, bei dem wir eure Unterstützung erbitten. Vier unserer Mutterschafe und ein Bock sind nach einem Wolfsangriff tief in die Berge geflüchtet. Wir suchen gerade nach ihnen und hoffen, dass ihr uns ein paar ortskundige Führer zur Verfügung stellen könntet. Mutter Travia wird es euch wohl vergelten.“ Ulwide schnaubte beim Anblick des gerüsteten Rodhelm lautstark: „Lass es gut sein, Schwester. Wir brauchen die Hilfe dieser fehdelüsternen Adelsausbeuter nicht. Die Schafe finden wir auch alleine.“ Rodhelm und Ulwides Blicke schienen Blitze schleudern zu wollen, als sie sich gegenseitig anstarrten. Dann meinte der Hartsteiger ungerührt: „Tut, was ihr wollt, aber ohne Bezahlung erwartet keine Hilfe von den meinen. Wer auf seine Tiere nicht aufpassen kann, der verdient auch keine.“ Bevor die Sendrin nun völlig explodieren konnte, meinte Celissa rasch: „Nur zu gerne werden mein Mann und ich euch bei eurer Suche helfen. Eine gute Tat für die göttliche Mutter.“ Travine lächelte erleichtert: „Vielen Dank. Möge die gnädige Göttin euch dafür segnen.“

Erst am Abend kam die Suchgruppe zurück nach Angersteig. Sie hatten es geschafft und zumindest die vier Mutterschafe wiedergefunden, die an einer Bergwiese ruhig gegrast hatten. Rodhelm empfing sie schweigend mit verschränkten Armen. „Schaut her, alter Schinder, wir haben unsere Schafe auch ohne eure Hilfe wieder gefunden.“, verkündete Ulwide stolz. Der Ritter blickte sie durchdringend an. „Ich gehe davon aus, dass ihr heute auch noch bei uns übernachten wollt, da es schon dunkel geworden ist.“ Travine nickte überrascht: „Das wäre wirklich eine traviagefällige Tat von euch.“ Der Ritter zeigte ihnen an, ihm zu folgen. „Ich nehme an, ihr habt auch Hunger oder?“ Die Adlerganger sahen sich noch verwirrter an, während sie mit zum Steiger Hof gingen. „Durchaus“, meinte Ulwide verwundert, „was könnt ihr uns denn anbieten?“ Nun lächelte Rodhelm durchtrieben, „Schafsbock, ganz frisch geschossen.“

Es verging ein kurzer Moment der ungläubigen Stille. Dann schnappte die Sendrin von Adlergang nach Luft und fauchte: „Ihr habt nicht wirklich …“ „Es ist doch Mutter Travia gefällig, dass man sein Mahl teilt“, meinte der alte Ritter mit einem boshaften Grinsen. „Und ich musste gleich an euch denken, als mir das prächtige Tier in den Bergen vor die Armbrust lief.“ Gerade noch rechtzeitig trat die Traviageweihte heran und verkündete: „Gerne speisen wir mit euch Herr Ritter, geht nur voran.“ Als Rodhelm dann feixend in Richtung seines Hofes vorneweg marschierte, meinte sie zu ihrer zornigen Schwester nur: „Du wirst ihm nichts nachweisen können, also lass es! Räche dich am besten so, dass du sein Bier wegtrinkst, aber lass es um der Göttin willen dabei bewenden!“

Anschließend folgte sie dem wengenholmer Adligen zu seinem Hof für das Mahl und bat stumm ihre Göttin um Beistand für den heutigen Abend.