Hartsteiger Berggschicht`n - Der Aufstieg beginnt

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Im Hartsteiger Thal, Mitte Peraine 1047 BF

Irgendetwas rüttelte den Ritter Baerwin von Hartsteig und riss ihn so aus seinem Schlaf. Vor ihm stand sein Vater der ihn grausam früh geweckt und dabei noch schelmisch anlächelte. „Guten Morgen Baerli. Aufstehen Schlafmütze, heute ist dein großer Tag.“ Verschlafen blickte der Ritter aus dem Fenster, nur um erkennen zu müssen, dass es noch tiefschwarze Nacht war. Er brummte ungehalten, aber erhob sich dann doch. Es galt schließlich einen guten Eindruck auf die ihm unterstellten Männer und Frauen zu machen. Seine Sachen hatte er glücklicherweise schon am Vorabend gepackt, so dass er sich beim Frühstück mit seinen Eltern mehr Zeit lassen konnte. Danach verabschiedete er sich von ihnen, wobei seine Mutter ihn mehr als einmal fest an sich drückte, während sein Vater ihm nur einen gutgemeinten Schlag auf die Schulter gab und meinte „Des packst du Bua!“ Danach nahm er seinen Rucksack und verließ den Hof.

Am Versammlungsort erblickte er bereits Rigolosch mitsamt dem Hund Vitus, die Halbelfe und Heilerin Cildariel sowie einen Teil der Männer und Frauen von Gestern am Dorfplatz stehend. Mittlerweile begann es zu dämmern und das Praiosmal fuhr langsam empor. Freundlich begrüßte der junge Ritter sie und nach kurzer Zeit kamen auch die restlichen Leute dazu. Zufrieden blickte er auf seine neue Mannschaft. Ihre Heilerin trug die festen Lederklamotten, die sie schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen getragen hatte, aber nun schulterte sie auch einen Rucksack, anstatt dem einfachen Sack, den sie zuvor mit sich geführt hatte. Ein koscher Kurzbogen hing über ihrer Schulter und im Gürtel hatte sie einen Köcher mit einigen Pfeilen sowie ein scharfes Messer auf der anderen Seite. Weitere Waffen erkannte Baerwin an ihr jedoch nicht.

Ihr Bruder Arnhelm Sarindelgruber trug eine speckige Mütze und einen dichten Wollmantel, dazu wärmende Fäustlinge aus grobem Stoff. Auch er hatte nun einen Rucksack geschultert und einen dicken Speer mit blattförmiger Spitze zur Hand.

Die Frau aus Tannerau, Balbine Tannerling war ähnlich gekleidet, doch sie trug ein festes Kopftuch über ihre braunen Haare und in der Rechten führten sie ebenfalls einen langen, sehr spitz zulaufenden Speer, der wohl zusätzlich als Wanderstab fungieren würde.

Der mürrische Hasmut Weitwurf, ein vollbärtiger und vernarbter Waffenknecht aus dem Markt Twergentrutz, wirkte ungeduldig und schien so schnell wie möglich aufbrechen zu wollen. Er trug ein zerschlissenes Koscher Gambeson, eine abgenutzte Hellebarde, eine mitgenommene Lederkappe und einfache Schuhe aus Wildleder mit genagelten Sohlen.

Nicht so eilig schien es der letzte Mann der kleinen Gruppe, Kuniswart Bocksbart aus Adlergang zu haben. Er trug eine Mütze mit angenähten Ohrenschützern, typische warme Wollkleidung und einen einfach gearbeiteten Pelzmantel. In seinem breiten Wergengurt, dem hier landestypischen Gürtel steckte ein schlichtes Haumesser und eine einfache Einhandaxt. Der Mann schien kaum Augen für den Ritter zu haben, stattdessen flirtete er mit der letzten Frau der Truppe.

Die etwas kleine, schwarzhaarige Trada Wengenpflug aus Wilbursruh schien diese Aufmerksamkeit des jungen Kuniswart nicht sehr zu mögen, aber sie schwieg und antwortete nur immer kurz angebunden. Zum Schutz vor der Kälte hatte sie sich lange Beinwickel zugelegt und dazu trug sie eine schlichte Hose und darüber ein einfaches Lodengewand. Sie hatte sich eine Gugel besorgt, die zwar ihre langen Haare abschirmte, aber auch etwas unpassend aussah. Doch hier ging es schließlich auch nicht um einen Schönheitswettbewerb. Als Waffe führte sie einen breiten Dolch und eine wengenholmer Knüppelarmbrust mit sich. Die Waffen wirkten auf Baerwin etwas neu und sahen noch nicht so gebraucht aus, wie beispielsweise Hasmuts Hellebarde. Wahrscheinlich setzte die gute Frau sie auch nicht so oft ein.

Als alle dann versammelt waren, kamen auch Baerwins Großvater, der Angrosch-Geweihte Eldrik Sohn des Tarix und der Knecht Horst Haffinger hinzu, der die beiden Maultiere am Zügel mit sich führte. Der Großteil des Gepäcks war bereits auf den beiden Tieren verstaut, so dass sie sofort aufbrechen konnten. Rigolosch wollte gleich den Anstieg beginnen, also erkundigte sich Baerwin bei seinen Gefolgsleuten „Alle bereit?“ Doch plötzlich erklang eine tiefe Stimme, „Einen Moment!“ alle Augen drehte sich zu dem Sprecher und sie erblickten einen jungen Mann in einfachen Fellgewänder, der eine Armbrust auf dem Rücken und eine Kapuze über dem Kopf hatte. „Ihr wollt doch nicht ohne den Beistand der Götter reisen?“ meinte die Person als sie näher trat. Überrascht sah sich die Gruppe untereinander an und der Geweihte Eldrik begann vor Ärger rot anzulaufen. „Wer seit ihr, das ihr es wagt uns dies abzusprechen?“

Der Mann zog seine Kapuze zurück und enthüllte ein, für Einige hier bekanntes Gesicht. „Wirolf!“ riefen Baerwin und Rigolosch gleichzeitig. Der Mann lächelte sie an und Rodhelm meinte schlicht „Steigschreiter, du bist zurück?“ Der hagere Jüngling nickte und erklärte, „Meine Ausbildung ist zwar noch nicht ganz beendet, aber ich hoffe, dass mir mein Herr Firun auf dieser Reise erscheinen und mich in seinen Reihen aufnimmt.“ „Du kommst mit uns?“ erkundigte sich Baerwin erfreut. Der Mann zeigte auf den gepackten Rucksack auf seinem Rücken. „Ich habe von deiner geplanten Reise vernommen mein Freund. Nur zu gerne begleite ich euch und werde versuchen die spärliche Gnade meines Herrn für diese Reise zu erwirken.“ Dabei machte er das Schutzzeichen des großen Jägers. „Nur allzu gerne hätten wir dich dabei Wirolf. Du bist hier schließlich wohl einer der erfahrensten Menschen in der Wildnis und auch die Berge kennst du ja. Es wäre uns daher eine Ehre.“ Der Anhänger des Alten vom Berge nickte, schlug die Kapuze wieder über den Kopf und meinte, „Packen wir es an.“

Nach der Verabschiedung erklommen die 6 Männer, die 3 Frauen, der Hund und die beiden Maultiere als Erstes den Gebirgskamm, welcher das Hartsteiger Thal vom Rest der Twergentrutzer Lande abschirmte. Rigolosch setzte sich sofort an die Spitze der Gruppe und der gute Vitus folgte ihm freudig. Beeindruckt beobachteten die Menschen, wie der Angroscho mit Schild, Axt und Armbrust ohne ein Zeichen von Müdigkeit oder Erschöpfung Höhenschritt um Höhenschritt nahm. Er bewegte sich mit fast schon traumwandlerischer Sicherheit in den Bergen umher und wusste genau wo er seine Füße hin setzen musste. Die ersten Anstiege waren recht anstrengend, da viele steile Höhenschritte genommen werden mussten und bei allen begann der Atem lauter zu gehen. Der kalte Wind und die hinter den Wolken verborgene Sonne sorgten aber dafür, dass die Meisten dabei nicht allzu sehr schwitzten. Baerwin hielt sich in der Mitte der Gruppe auf und gab sich dabei alle Mühe nicht zurückzufallen. Die Bänder seines Rucksacks schnitten früh in seine Schultern und er verfluchte sich dafür, wieder zu viele Dinge eingepackt zu haben. Dabei trug er weder eiserne Rüstung, Helm oder Schild bei sich.

Nur seine treue Axt und eine wengenholmer Knüppelarmbrust hatte er als Waffen dabei. Dazu einen einfachen Schlafsack, Feuerstein, Zunder, eine eiserne Laterne, seinen Wasserschlauch, einfaches Reisebesteck, seinen hölzernen Humpen, eine eiserne Bratpfanne und ein langes Seil. Doch bald schon merkte er jeden Stein an Gewicht in seinem Rucksack. Den Anderen ging es jedoch ähnlich und nach dem ersten Anstieg wurde gleich eine Trinkpause gemacht. Einige der Begleiter blickten bereits zu den Maultieren, um sich zu überlegen, was sie den armen Tieren noch aufbinden konnten, doch Balbine, welche offensichtlich früher schon mit diesen Tieren zu tun hatte, schüttelte nur den Kopf. „Die sind schon genug beladen. Mehr würde ich denen nicht mehr aufhalsen, sonst brechen sie uns noch zusammen oder treten fehl. Und dann muss erst recht jeder mehr tragen.“

Baerwin nickte, denn das waren weise Worte und meinte, „Das wird schon gehen.“ Begeisterungsstürme entfachte er damit natürlich nicht, aber wenigstens konnte keiner sagen, er wäre nicht ehrlich zu ihnen. Bereits mit gemächlicheren Schritten marschierte die Gruppe über langgezogene, steinerne Bergpfade und beobachtete dabei das Erwachen der Berge nach dem letzten Winter. Der noch immer auf den Gipfeln reichlich vorhandene Schnee, zog sich mehr und mehr zurück. Zahlreiche Wasserläufe flossen mit ihrer kristallklaren Fracht in Richtung der Täler um dort erneut die Pflanzenwelt zu nähren. Einige Bergblumen hoben bereits schüchtern ihre Häupter und Knospen zum Himmel. Auch die wenigen Nadelbäume und die ausladenden Büsche hatten sich schon zum großen Teil von ihrer weißen Fracht befreit und reckten sich nun erneut zur Sonne empor. Am weiß-blauen Himmel über ihnen zogen einige Vögel ihre Bahnen, darunter wohl auch ein großer Adler. Ansonsten hielt sich die Tierwelt noch zurück. Steinböcke oder Gämse erblickten sie noch nicht, aber dies würde wohl auch nur eine Frage der Zeit sein. Rigolosch begann den Rhythmus des Koscher-Liedes anzustimmen und schon nach kurzer Zeit pfiffen alle mit. So schritten sie tiefer in die Wengenholmer Berge hinein.