Hartsteiger Berggschicht`n - Ein sonderbarer Turm

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Im Wengenholmer Berge, Ende Peraine 1047 BF

Als die Gruppe am nächsten Morgen erwachte, war die Sonne bereits lange aufgegangen. Verwundert sahen sie sich um, denn eigentlich wollten sie beim ersten Sonnenstrahl weiterziehen. Vitus der Wachhund schlief völlig entspannt am Eingang zur Höhle, so dass sich Baerwin und Rigolosch einen vielsagenden Blick zuwarfen. Im richtig Wache halten musste der Hund noch dringend ausgebildet werden. Dann sprach Kuniswart aus, was sich einige wohl schon gedacht hatten. „Wo in Meister Phex Namen ist denn Trada?“

Hasmut stieß einen harten Fluch aus und Wirolf meinte sachlich „Ich denke die Gute hat sich heute, als sie die letzte Wache halten sollte, aus dem Staub gemacht.“ Allesamt suchten sie kurz nach der Frau aus Wilbursruh, doch es gab nirgendwo ein Hinweis auf ihren Verbleib. „Wenigstens hat sie nur ihre eigenen Sachen mitgenommen und nicht noch die beiden Maultiere gestohlen.“ meinte Rigolosch nachdem er eine kurze Bestandsaufnahme durchgeführt hatte. „Ich denke es hat ihr nicht gefallen, dass wir weiter durch diese Berge wandern sollten.“ meinte Cildariel und ihr Bruder ergänzte „Ihre Anzahlung hatte sie ja bereits und wahrscheinlich war ihr das erstmals genug.“ Baerwin seufzte leise, denn er war etwas von der guten Frau enttäuscht, aber da konnte man wohl nichts machen. Er hatte so etwas ähnliches jede Nacht befürchtet, doch jetzt, wo es wirklich geschehen war, schmerzte es ihn doch etwas. Kuniswart war auch nicht erfreut darüber, dass das Ziel seiner Anmache verschwunden war, doch der Rest nahm es eher achselzuckend zur Kenntnis.

Nach einem kurzen Frühstück machte sich die Gruppe erneut auf den Weg um die verlorene Zeit einigermaßen wieder rein zu holen. Einige hatten die Nacht über nicht gut geschlafen, so eng an eng und der Großteil der Gespräche des Vormittags erschöpften sich zu diesem Thema und dem Wetter. Gestern hatte es noch fast die ganze Nacht durch geregnet, doch heute war gerade keine Wolke mehr am Himmel. Als es bereits Nachmittag war und sie einen schmalen Bergpfad entlang schritten, blieb Rigolosch plötzlich unerwartet stehen. Gerade noch rechtzeitig konnte Baerwin abbremsen, denn sonst wäre er wohl direkt in seinen Freund gestolpert. „Hey Rig, was ist denn los?“ meinte der Ritter, doch sein Freund zeigte nur zur Antwort gerade aus. „Was war denn jetzt mit ihm los?“ dachte sich Baerwin und folgte dann dem ausgestreckten Finger mit seinem Blick. Nun wurden auch seine Augen vor Überraschung groß, denn nicht weit entfernt von ihnen, erkannte er einen steinernen Turm, direkt inmitten des Gebirges stehend.

„Was bei Angroschs Hammer macht hier denn ein Turm?“ murmelte Rigolosch in seinen Bart. Das war auch das Gleiche was Baerwin durch den Kopf ging und vorsichtig näherten Sie sich dem steinernen Gebäude. Als Sie ankamen, begutachtete Rigolosch ausgiebig das steinerne Bauwerk. „Ich kenne mich zwar nicht so gut damit aus, aber dieser Baustil ist ohne jeden Zweifel von meinem Volk. Allerdings von einer, nun ja sagen wir mal, einfacheren Art. Das Gebäude muss wohl schon viele Hunderte von Götterläufen auf dem Buckel haben.“ Interessiert blickten alle den Turm hinauf, dann gingen ihre Augen zu Baerwin. „Eure Befehle Hauptmann?“ erkundigte sich Hasmut. „Die Neugierde hatte Baerwin bereits überwältigt, daher meinte er, „Gepäck ablegen und Waffen bereit machen. Balbine und Cildaril bleiben zurück bei den Maultieren. Der Rest von uns, schaut sich mal den Turm von innen an.“ Mit gezückten Waffen trat der Rest der Gruppe an den Turm heran.

Die Eingangstür war aus mit Eisen verstärktem Holz gefertigt, doch mit etwas Kraft, konnte man sie noch öffnen. Vorsichtig lugte Baerwin und Rigolosch hinein. Im Inneren sah es völlig verlassen aus. Viele Einrichtungsgegenstände waren verrottet, weitläufige Spinnweben hingen überall herum und der Staub lag dick auf dem Boden und in den Ecken. Gemeinsam mit dem Rest betrat der Ritter vorsichtig das Gebäude, seine Knüppelarmbrust immer im Anschlag. Doch hier war nichts, nur die Überreste eines alten Posten aus grauer Vorzeit. Das gleiche Bild bot sich ihnen im Untergeschoss und im ersten Stockwerk des Turmes. Nachdem Sie alles durchgesehen und nichts von Wert gefunden hatten, betraten auch die beiden Frauen den Turm. „Was meint ihr Herr Angroscho? Wofür war dieser Turm einmal errichtet worden?“ erkundigte sich Balbine. Rigolosch fuhr sich durch seinen buschigen Bart.

„Man erzählt sich, dass die Angroschim aus dem alten Dumron Okosch, Vorfahren der heutigen Hügelzwerge, einst überall im Gebirge Posten anlegten, um frühzeitig vor Drachenangriffen gewarnt zu werden. Als Sie dann das unterirdische Bergkönigreich verließen um unter offenen Himmel zu leben, haben sie auch diese Wachtürme aufgegeben und anschließend wohl vergessen. Somit war hier wohl seit sehr sehr langer Zeit Niemand mehr, denn wer würde sich schon für so abgelegene Türme mitten im Gebirge interessieren.“ Kuniswart seufzte laut und meinte, „Schade, dass bedeutet also keine Schätze für uns oder?“ Rigolosch hob nur eine buschige Augenbraue und meinte streng, „Erstens nehmen wir Angroschim immer unser Hab und Gut mit uns, sobald wir einen Ort dauerhaft verlassen und Zweitens, selbst wenn hier noch etwas wäre, dann müssten wir zuerst Erkundigungen einholen, ob es noch Nachfahren der dortigen Bewohnern gibt und diese Ihr Eigentum zurück wollen. Ansonsten kann dies ein Grund für eine ziemlich hässliche Fehde sein.“

Baerwin nickte wissend, aber der Rest sah den Angroscho doch etwas verdutzt an. Dann fuhr sich Hasmut durch sein spärliches Haar und meinte „Aber übernachten darf man, oder wäre das auch Grund für eine Rache der Angroschim?“ Rigolosch schüttelte den Kopf und meinte, „Das sollte in Ordnung gehen. Ehrlich gesagt hatte ich schon an das Selbe gedacht. So ein steinerner Turm mit einem Dach über den Kopf ist ein guter Platz für eine Übernachtung. Vielleicht können wir ihn zukünftig auch als eine Art von Schutzhütte und Basislager nutzen.“ Gesagt, getan. Kurze Zeit später brannte im steinernen Herd des Gebäudes ein kleines Feuer und die Gruppe begann den Turm soweit zu säubern und zu putzen. Es dauerte zwar eine ordentliche Zeit, doch dann war der Turm schon wieder einigermaßen bewohnbar. Nun konnte die Gruppe an diesem Abend auch wieder mit genug Beinfreiheit ruhen.