Berichte von der Keilerkompanie - Verzockt

Pfeffersack, Neue Bastey, Rahja 1047
Der Pfeffersack war eine abgehalfterte Taverne, deren ganzes Innere von der Zeit schwer gezeichnet war. Hier saß Yolande von Sindelsaum mit Anghalm Beutelstein an einem Tisch in einer schummrigen Ecke. Der Geruch von verschüttetem Bier und angekokeltem Fleisch hing in der Luft, während das schwache Licht der Kerzen flackerte und Schatten an die Wände warf.
Yolande hielt sich derzeit in Angbar auf, um sich von ihrer Verwundung aus dem Hinterhalt im Borrewald auszukurieren, das hatte sie zumindest ihrer Mutter gesagt, als sie ihr Zimmer im Sindelhof bezogen hatte. Seither verbrachte sie die Abende allerdings des Öfteren beim Würfelspiel in der Neuen Bastey. Die Haare hingen ihr strähnig ins Gesicht, aber ihre Augen waren wach und zeigten ein schelmisches Funkeln. Sie hatte einen Bierkrug vor sich, aus dem sie immer wieder tiefe Schlucke nahm. Es war sicherlich nicht ihr erstes Bier und es würde auch nicht ihr letztes bleiben. Sie hob den Krug und prostete Anghalm zu. Sein Gesicht war von einem kleinen Spitzbart gesäumt, er grinste breit, als er ebenfalls einen Schluck aus seinem eigenen Krug nahm.
„Bereit für eine Runde, Anghalm?“, fragte sie, während sie die Würfel in ihrer Hand klimpern ließ.
„Natürlich, aber lass uns zuerst über den Einsatz reden“, antwortete er und lehnte sich zurück, die Arme verschränkt. Yolandes Atem stockte kurz, als sie die Summe hörte, so viel hatte sie nicht, aber andererseits, wenn sie gewinnen würde, dann könnte sie endlich ihre anderen Spielschulden bezahlen, also willigte sie ein.
Schnell hatte sich eine Gruppe von neugierigen Zuschauern eingefunden, als die Höhe des Einsatzes bekannt wurde. Als die Würfel rollten, hielt die gesamte Taverne den Atem an. Das Geräusch klirrender Humpen und das Gelächter der anderen Gäste verstummten für einen kurzen Moment. Anghalm beobachtete die Würfel mit schmalen Augen, als wären sie das Zentrum Deres. Schließlich krachten sie auf den Tisch und ergaben eine prächtige Punktzahl.
„Ha! Phex führt mir heute offensichtlich die Hand!“, lachte Anghalm und genoss den Triumph.
Yolande schüttelte den Kopf und rief: „Das war nur die erste Runde! Dir werde ich es schon zeigen!“
Das Spiel ging weiter, das Bier floss in Strömen, und mit jedem Wurf wuchs die Spannung. Schließlich nahm Anghalm einen tiefen Schluck. „Ich glaube, wir machen hier am besten Schluss. Du schuldest mir 1.000 Dukaten“, stellte er fest. „Dein Pferd und dein Schwert sind sicher was wert, oder du könntest mich auf deinem Gutshof unterbringen.“ Yolande nickte geschlagen. „Lass mich mit meiner Familie sprechen. In drei Wochen bin ich wieder hier und gebe dir das Geld.“ Anghalm und Yolande gaben sich die Hand. Während Yolande sich unsteten Schrittes auf den Weg zum Stadthaus ihrer Familie machte, bestellte Anghalm noch eine Runde. Nachdem er seine große Erbschaft die letzten Jahre in Gareth durchgebracht hatte, war er erst kürzlich in den Kosch zurückgekehrt, eigentlich mit nicht mehr als ein paar Silbertalern in den Taschen, aber das würde sich jetzt ändern. Bisher ließ sich das Ganze jedenfalls ganz gut an.