Taubentaler Plagen — Koschtaler Klagen

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Ausgabe Nummer 11 - Ingerimm 1017 BF

Taubentaler Plagen — Koschtaler Klagen

Koschtal. Tumultartige Szenen gab es dieser Tage im beschaulichen Schetzenecker Grafenstädtchen, das seit der Praiosschen Kirchenspaltung seine früher berühmte Ruhe nicht mehr wiederzufinden scheint. Und auch diesmal war die hiesige Praiosgeweihtenschaft nicht völlig unbeteiligt, war es doch einer von ihnen, namentlich der 78 Götterläufe zählende Bergen Stockbrügel, der umherschleichende Gerüchte und Meldungen anfachte.

Vor einiger Zeit erreichten den Kosch besorgniserregende Neuigkeiten aus dem nicht allzu fernen Almada, in denen von umwälzenden Schrecknissen, Finsternissen, Dürren, Ratten- und Insektenschwärmen die Rede war. Allgemein schenkte man diesen Erzählungen zunächst wenig Beachtung, von einigen abergläubischen Goblinseelen einmal abgesehen. Da es aber in letzter Zeit des öfteren seltsame Erscheinungen wie Irrlichter gegeben hatten soll, konnten sich die wenigsten von einer gewissen Sorge fernhalten.

In diese Stimmung trat nun die Predigt des Geweihten (der übrigens, so sagt man, dem Hilberian getreu ist — denn der Schetzeneck ist wie das südliche Ferdok weitgehend elenvinisch geblieben), die von einer mächtigen Vision des greisen Bergen handelte. Wahr seien die Berichte aus Almada, und „doch erst der Anfang einer grausamen Entwicklung“, die diese Sphäre so erschüttern würde, daß Answinei und Orkensturm in ihrem Schatten verschwänden — das verkündete der greise Priester.

Die Folge war eine große Unruhe unter den zahlreichen Praiosdienstbesuchern, die sich zunehmend in blinde Panik steigerte. Nach dem rituell herabfahrenden Mittagsblitz verließ eine hochbesorgte Menge den Tempel und machte sich auf verschiedenste Art daran, diese finstere Botschaft zu verhindern, oder zumindest das möglichst beste daraus zu machen.

Der Händler Hoppenstrauch zum Beispiel machte wohl das beste Geschäft seines Lebens, fanden seine Speiserationen doch ebenso viel Absatz wie seine gegossenen Götterfiguren und Bilder des Kupperus oder anderer Heiliger. Der Krämer Stiefelstiel hingegen schloß seinen Gemüseladen und beanspruchte sämtliche Ware für sich und seine Familie, auf daß sie nicht verhungerte. Überhaupt wurde rasch daran gegangen, die Feldfrüchte, häufig noch vor ihrer besten Reife, einzubringen und zu horten.

Nicht selten kam es auch zu gehäuftem Raub und Diebstahl wie sonst nie zuvor in Koschtal, so daß sich die spärliche Stadtgarde der Grafenstadt völlig überfordert sah — zumal selbst einige der eigenen Büttel bei einer wilden Prügelei im Gasthof „Bagoschs Bäuchlein“ beteiligt waren und die Herausgabe der Biervorräte forderten. Vom hügelzwergischen Teil der Koschtaler Bevölkerung abgesehen herrschte jedenfalls unglaublichste Unordnung und Wirrnis, bis hin in rahjagefällige Belange, wie man sie zum Fest der Freuden nicht sah …

Diese Zustände dauern immer noch an und drohen zunehmend auch die umliegenden Landstrich zu ergreifen. So geht einmal mehr der Ruf an unsere Lehensherren, allen voran Graf Helkor und Baron Beregon von Bodrin, ihrer göttergegeben Pflicht nachzukommen und für die Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung zu sorgen. Bisher ist von diesen Seiten nur die gewohnte Stille und Bedächtigkeit zu vernehmen.

Losiane Cendrak, Koschtal.