Koscher Adelige verfiel den dunklen Mächten

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Ausgabe Nummer 19 - Praios 1021 BF

Koscher Adelige verfiel den dunklen Mächten

Angbarer Sappeure in Darpatien für Hexenwerk mißbraucht

Kosch/Darpatien. Von dämonischen Mächten verführt, wären die mit dem Ausbau der darpatischen Wehranlagen beauftragten koscher Einheiten beinahe zum Werkzeug des Feindes geworden – nicht leicht fiel es dem Baron Kordan von Geistmark, zu Angbar diesen Rapport zu erstatten. Getreulich berichtete er Seiner Durchlaucht und dem Wehrmarschall Halmdahl von Koschtal, wie’s dazu gekommen war.

Auf Wunsch der Fürstin Irmegunde und durch Vermittlung der koscher Gesandten, der Edlen Mechtessa von Lutzenstrand-See, waren drei Kompanien des Angbarer Garderegiments nach Darpatien entsandt worden. Die Schanzer und Sappeure hatten Befehl, die Pässe der Schwarzen Sichel zu befestigen, durch welche eine Invasion der Dunklen Horden aus Tobrien droht.

Ende Firun, nach langem Marsch in klirrender Kälte, erreichten die Truppen Gallys. Dort teilte der darpatische Cronfeldherr Boronian von Rabenmund ihnen ihre Aufgaben zu, worauf sie sich sofort an die Arbeit machten, unter Bedeckung durch Einheiten der darpatischen Landwehr.

Finstere Phänomene

Eine Kompanie unter dem Befehl der Hauptfrau Goswine von Treublatt-Garnélhaun begann, am Brinwulfsjoch nördlich von Gallys Gräben und Stellungen auszuheben. Die Arbeiten schritten gut voran, als Mitte Tsa erschreckende Ereignisse ihren Anfang nahmen: Einige Sappeure wurden plötzlich von Alpträumen geplagt, in denen sie erleben mußten, wie ihr ganzer Körper in Stücke zerfiel. Aber schlimmer noch: Als sie erwachten, entdeckten die einen eiternde Beulen, anderen waren tatsächlich im Schlafe die Zähne oder die Haare ausgefallen. Uberdies stürzten sich in kurzer Folge drei Sappeure von den Felswänden des Jochs in den Tod.

Hauptfrau von Treublatt entschloß sich schließlich, Meldung nach Gallys zu machen, wo justament der Hoftag Darpatiens tagte (vide separaten Artikel). Die Edle von Lutzenstrand-See sowie Baron Kordan zu Geistmark, der zur Inspektion der Sappeure nach Gallys gekommen war, wurden durch die Meldungen von der Trollpforte allerdings gänzlich in Anspruch genommen, weswegen sie an eigner Statt einige darpatische Recken ersuchten, am Brinwulfsjoch zum Rechten zu sehen.

Es waren dies die Barone Rondran Tassilo von Lodenbach und Redenhardt von und zu Oppstein aus dem Wehrheimschen sowie Seine Gnaden Ernbrecht Buchental vom Orden des Lichts und des Rechts unseres Herrn PRAios, die sich nebst Gefolge eilends auf den Weg machten.

Mutige Recken

Im Lager der Sappeure vernahmen die Herren erst die Opfer der Alpträume ein, doch hatten jene, die den Schrecken bei gesundem Geist überstanden, wenig Aufklärendes beizutragen. Eine Untersuchung der Umgebung ergab ebenfalls keine Hinweise. Zwar stach den Herren die seltsam wirre Anlage der Befestigungsgräben ins Auge, aber Hauptfrau von Treublatt erklärte, sie würden nach bewährten zwergischen Plänen aus deren Kriegen gegen die Drachen gebaut und sollten Schutz gegen magische Effekte bieten.

Kurz darauf wurden die Herren Zeugen eines weiteren Selbstmordes. Der Sappeur Ulfing Brodbeck aus Angbar erkletterte einen Felsen, um sich herunterzustürzen. Er atmete kaum noch, als die Herren zu ihm gelangten, doch dank dem Medicus des Barons von Lodenbach konnte er noch einige Augenblicke einvernommen werden. Dabei wurde klar, daß er unter magischem Zwang stand, wobei er etwas von „Kugeln in die Wand“ und „Fels“ faselte.

Von anderen Sappeuren erfuhren die Recken, daß Ulfing zuletzt gesehen wurde, wie er während seiner freien Schicht mit einer schweren Tasche in Richtung eines eben fertiggestellten Grabens ging. Die Herren machten sich darauf auf die Suche nach dieser Tasche. Als Versteck in der Nähe bot sich ein Schuttkegel geradezu an, unter dem, nach der Sage der einheimischen Darpatier, während der Erbfolgekriege der Graf Brinwulf von Altzoll verschüttet worden sein sollte.

Die Hauptfrau stellte für die Herren ein paar Sappeure ab, um nach der Tasche zu graben. Aber welch ein Schrecken stand ihnen bevor! Plötzlich begann es zu rumpeln. Felsbrocken begannen, den Hang herabzurollen, Staub stieg auf in die Abendluft, und aus dem Boden erhoben sich die Reste des Grafen samt seines Gefolges!

Heldenhaft schlugen sich die Recken wie die Sappeure wider die untoten Geschöpfe, und konnten sie schließlich vernichten, nahmen aber selbst Verluste hin.

Mysteriöse Kugeln

Doch hatte dieses erneute schwarzmagische Phänomen sein Gutes, denn unter einem weggerollten Block kam die gesuchte Tasche zum Vorschein. Darin fanden sich hunderte kleiner metallener Kügelchen. Der Weibel Gurolosch, Sohn des Ambrox, identifizierte das Material als Legierung von Mondsilber mit einem nicht ohne weiteres zu bestimmenden magischen Metall.

Nun war den Herren klar, daß hier irgendjemand Übles plante, aber noch tappten sie im Dunklen, wer der Täter sein könnte. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit nahmen sie die Tasche in Gewahrsam und legten sich in ihren Quartieren zum Schlaf nieder.

Dieser sollte aber nicht ruhig verlaufen. In die Kammer Seiner Gnaden Ernbrecht drangen zwei Soldaten der Darpatischen Landwehr ein. Der eine wollte den Priester töten, während der andere die Tasche behändigte, welche in Herrn Ernbrechts Obhut war. Durch die Gnade PRAios wohl wurde Herr Ernbrecht geweckt und konnte der Klinge entkommen. Sein Geschrei weckte den Baron von und zu Oppstein, der noch im Nachthemd die Verfolgung des Mannes mit der Tasche aufnahm. Seine Gardisten kämpften derweil den Attentäter in der Kammer des Priesters nieder, wobei erkenntlich wurde, daß auch dieser unter magischem Zwang stand.

Der Oppsteiner beobachtete, wie der zweite Darpatier die Tasche in einer Höhle verbarg und danach im Gebüsch verschwand — um sich das Leben zu nehmen! Der Baron wartete wohl einige Stunden, um zu sehen, wer die Tasche holen würde, aber außer den beiden andern Herren, die ihm schließlich gefolgt waren, erschien niemand. Also behändigten sie die Tasche wieder und ritten ins Lager zurück.

Namenlose Heimtücke

Dort studierten die Herren lange über die Worte des unglückseligen Ulfing und suchten zuerst die Felswände zu beiden Seiten des Jochs ab. Seine Gnaden Ernbrecht ließ dabei die Tasche nicht aus den Augen — und wurde prompt erneut von zwei darpatischen Soldaten attackiert, mit dem stumpfen Blick von Beherrschten. Auf sein Rufen kamen aber sofort einige beherzte Sappeure herbei, so daß der Kampf schnell entschieden war, ehe die Attentäter ihre heimtückischen Giftmengbilare zum Einsatz bringen konnten.

Die Suche an den Felswänden zeigte keinen Erfolg. Verwirrt beratschlagten die Herren, bis einer vermutete, Ulfing könnte nicht die Felswand selbst, sondern eine Wand bei den Felsen gemeint haben — die einzigen Wände dort waren jene der gegrabenen Stellungen. Baron von und zu Oppstein ließ ein paar Sappeure die Holzverkleidungen herabreißen, und tatsächlich: in regelmäßigen Abständen waren in der Wand weitere Metallkugeln eingelassen. Dem Baron kam ein Verdacht.

Er befahl, bei weiteren Gräben die Wände zu durchsuchen. In der Tat fand man bei allen Gräben, die vor Ulfings Tod ausgehoben wurden, diese Kugeln. Es brauchte nicht viel Wissen über magische Theorie, um zu vermuten, daß durch diese Anordnungen Kraftlinien ähnlich denen eines Pentagramms entstünden — Kraftlinien, die dem Verlauf der Befestigungsgräben folgten. Die Herren beschlossen, mit der Hauptfrau von Treublatt ein paar scharfe Worte über die Herkunft ihrer zwergischen Pläne zu wechseln. Doch die Hauptfrau war nicht mehr im Lager zu finden! In ihrem Offizium hatte sie allerlei Dinge zusammengerafft und danach ein Pferd bestiegen, um in dämonischer Eile den Paß nach Gallys hinabzureiten.

Die Herren nahmen diese plötzliche Flucht als Schuldgeständnis und sofort die Verfolgung auf. Die Spuren führten bald vom Weg ab und Richtung Trollpforte — wo sie sich mit den Borbaradianern vereinigte, die dort das Grab der von Darbenbach bewachten . Mittels eines perfiden Rituals wollten die Jünger des Bösen die Gefallenen der Ogerschlacht – 1000 Menschenfresser und der Menschen mehr noch! – aus ihren Gräbern hinfort und ihrem verderbten Herren zuführen!

Die Verräterin indes sah man im entbrennenden Gefechte – in welchem die Darpatier letzlich obsiegten! – übelste Magie anwenden. Ob Frau Goswine aber im Kampf gefallen ist, ist ungewiß. Nach Aussage des Barons von Gallys soll „keiner das Feld lebend verlassen“ haben, allein, wurden die Leichname sogleich verbrannt, damit sie nicht als Untote das Heer des Bethaniers verstärkten.

Klärende Untersuchung

Die Abordnung der Kommission wider reichsfeindliche Umtriebe stellte bei der nachfolgenden Untersuchung der Anlage am Brinwulfsjoch fest, daß die Gräben im Endzustande offenbar in Zahjad den Namen eins Erzdämonen (unheilig!) gebildet hätten und mit großer Wahrscheinlichkeit dazu angelegt waren, ein Erdbeben auszulösen, welches das Brinwulfsjoch und allfällige dort stationierte Truppen gänzlich hätten verschütten können.

Durch Beherrschungszauber hatte die Hauptfrau die Kugeln heimlich in die Gräben einbauen lassen. Bei den beherrschten Sappeuren sei es aber zu einigen „arcanen Remanationen“ gekommen, welche zu den Selbstmorden führten. Träume und Untote seien gänzlich auf das gleichzeitige Große Ritual zurückzuführen .

Die Kugeln, offenbar aus Mindorium (im Wert von etlichen tausend Dukaten!), wurden beschlagnahmt, die Gräben wieder zugeschüttet und eine neue Befestigung nach den klassischen Vorbildern des Marschall vom Berg begonnen. Das Kommando über die Einheit übernahm Hauptmann Throwog, Sohn des Throg.