Epilog

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Ausgabe Nummer 35 - 1027 BF

Epilog

Am dritten Tage nach der Schlacht

Geleitet vom Meister der Orkenwehr, Herrn Brin, hatten die Ritter auf ein neues der Himmlischen Leuin gedankt. Langsam fiel die Ergriffenheit von ihnen ab. Prinz Edelbrecht erklomm raschen Schrittes einen Wehrgang und erhob dann seine Stimme:

„Die Mark ist gesichert! Der Rhodenstein ist frei! Der Ork ist zerschlagen! Rondra schenkte uns diesen Sieg — durch Eure Treue, Euren Mut und Eure Schwerter! Im Namen meiner markgräflichen Gemahlin und meines durchlauchten Vaters, empfangt dafür meinen Dank, Ihr, die Ihr dafür gekämpft habt, und jene, die dafür gefallen sind. Teure Waffengefährten seid Ihr mir gewesen, und mehr noch freut mich, daß Ihr es — als Ihr auf dem Nôrnstieg fochtet, Nordhag und zuletzt hier im Herz der Orkenwehr — daß Ihr es auch einander geworden seid, Ihr Ritter aus Kosch und Greifenfurt!“

„Und Weiden“, fügte der Burggraf Avon Nordfalk hinzu, der mit den wenigen anderen Weidener Herrn nahebei stand und sich solcherart erlauben konnte, und er lachte dabei.

„Und Weiden! Alte Freundschaft rostet nicht“, pflichtete Prinz Edelbrecht ihm bei. Allgemeiner Jubel brandetet auf, nur der Fürst vom Eberstamm nickte ernst.

Immer noch trug Herr Blasius die Sturmhaube, die ein Geschenk Herzog Waldemars des Bären zu seinem fünfzigsten Tsatag gewesen war. Zusammen mit der Kapuze aus Kette hätte sie sein Gesicht grimmig erscheinen lassen, wäre nicht das Glitzern in seinen Augen gewesen.

Und nicht einmal der Meister Growin von Ferdok (der den Fürsten länger kannte als selbst sein eigener Sohn und sonst einer der Anwesenden), wußte, ob es die Freude über den Sieg war, der die Erinnerung über die einst am Nebelstein verlorene Schlacht, den Verlust von mehr als 40 Rittern und die schmachvolle orkische Gefangenschaft hernach überstrahlte, das Andenken des tapferen Freundes Waldemar oder der Vaterstolz, der den guten Fürsten beinahe zu Tränen rührte. Vielleicht war es aber auch alles zusammen — und die Gewissheit, daß er schon bald wieder von seinem Sohne würde scheiden müssen, da dieser nun fern von Angbars See im Greifenfurtschen lebte.

Denn nachdem der Prinz nun auch dem Grünen Grimmwulf und dessen Gefährten dankte und diesem und jenem, den er nicht vergessen wollte, und die Siegesfreude kein Ende nahm, nahm er Abschied von seinem Vater, um den Greifenfurter Heerbann zurück in die Lande seiner Gemahlin zu führen, während der Fürst und seine Vasallen wieder nach dem heimatlichen Kosch reiten würden. Die jungen koscher Edlen, die mit ihm auf Brautfahrt und hernach in den Krieg gezogen waren, hatte der Prinz aller Gefolgschaftsbande entbunden, wenngleich einige wenige auch fürderhin an seiner Seite bleiben wollte.

Wir Falkenritter, so schien es, würden uns ein weiteres Mal in alle Winde zerstreuen, wo immer Lehnspflichten, Questen und der Streit wider die Finsternis auf uns warteten. Noch nachdem er von seinem Vater Abschied genommen hatte, wandte sich der Prinz noch einmal Ritter Hardger von Mönchbach zu.

Der altgediente Recke schien auf diesem Kriegszug um manchen Götterlauf gealtert. Weit mehr als Wunden und Strapazen hatte dies der Verlust seiner Tochter Lissmene, einer Gefährtin unserer Runde, bewirkt.

„Am Tag der Ahnen, wenn man im Koschland die Toten ehrt, will ich Euer Gast zu Klippbrühl sein, Herr Hardger. Die Zwölfe mit Euch!“ So sprach der Prinz, und ich wußte, ohne daß wir ein Wort darüber wechselten, daß ich nicht der einzige Falkenritter war, der dann ebenfalls auf dem Gut derer von Mönchbach weilen würde.

Bis dahin würde ich selbst hoffentlich gänzlich von den Verletzungen genesen sein, die mein Fall — verfluchter Oger! — in die Klamm am Nornstieg verursacht hatte. Der Beistand Peraines hatte zunächst mein Leben gerettet, doch hatten beide Beine in den letzten Tagen immer stärker zu schmerzen begonnen, so daß mir der Graf von Ferdok selbst für die Rückreise einen Platz in seiner berühmten Karosse anbot, den ich schwerlich ablehnen konnte.

Aus dem Feldtagebuch des Halwart vom Eberstamm zu Ochsenblut, Falkenritter