Neuigkeiten aus den Grafschaften - Kosch-Kurier 86
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Balkensprüche aus Oberangbar | ▻ |
Neuigkeiten aus den Grafschaften
Im Winter hält der Gevatter Firun weite Teile des Landes in seinem strengen Griff, und in der Regel sehnt man sich die Wiederkehr des Frühlings herbei. Doch der Winter hat auch seine schönen Seiten, und nicht nur in Angbar, wo man auf dem Ifirnsweiher mit Kufenschuhen gleitet …
Ein Kunstwerk der milden Ifirn
BIESTERTRUTZ. Ein Kunstwerk, aber nicht von Menschen- oder Zwergenhand geschaffen, bestaunten die Biestertrutzer am Morgen des 1. Firun in der Nähe ihres Dorfes: An einem Felsvorsprung hatte sich ein wunderbarer Vorhang aus verschieden großen Eiszapfen gebildet, von links nach rechts in wachsender Größe, so dass es wie die Pfeifen einer Elenviner Orgel wirkte. Der größte Zapfen maß stattliche anderthalb Schritt, wie Nelda Schwarzbart, die Enkelin des Friedensschlichters Jargold, mit ihrem Stecken maß.
Doch nicht nur die Größe und Form verzauberte die Biestertrutzer und etliche, die in den folgenden Tagen herbeigepilgert kamen, um die „Ifirnsorgel“ zu bestaunen. Je nach Tageszeit und Stand der Sonne funkelten die Zapfen bald firunsblau, bald rahjarot – und bald in allen Farben von Tsas Regenbogen.
Die junge Nelda war so ergriffen von dem Schauspiel, dass sie beschloss, nach Bjaldorn zu gehen, um dort im Tempel der Ifirn die Weihen zu empfangen.
Die Orgel aus Eis blieb nur fünf Praiosläufe in voller Pracht, bis die Strahlen des Götterfürsten sie in Efferds Element verwandelten. Wie wundersam doch diese Welt beschaffen ist!
Neuer Brauch in Oberangbar
OBERANGBAR. Der Tag der Erneuerung am 30. Tsa ist wahrlich kein großer Feiertag im Koscherland, doch vielerorts begeht man ihn mit einem ordentlichen Reinemachen – und indem man alles in Ordnung bringt und wieder heil macht, was den Winter über auf dem Hof in Unordnung geraten ist.
In Oberangbar gibt es mittlerweile einen schönen Brauch, den der Herr Wolfhardt eingeführt hat. An jedem 30. Tsa lässt er die schönen Sinnsprüche, die seinen Sitz, das sogenannte „Dotterhaus“ zieren, mit frischer Farbe nachmalen, auf dass sie den Rest des Jahres wieder gut zu lesen sind.
Und da auch viele Bürger seiner Sitte gefolgt sind und ihr Fachwerk mit frommen Sprüchen schmücken, sieht man nun am letzten Tag der Tsa die Leute eifrig mit Pinsel und Farbe hantieren. Am Abend gibt’s ein kleines Fest, bei dem die Kinder die frommen Sprüche aufsagen und mit Lebkuchen belohnt werden.
Bocksbold macht das Rennen
GREIFENPASS. Das diesjährige „Greifenpassrennen“ hat der Händler Alphak Bocksbold aus Anbgar für sich entschieden – oder zumindest einer seiner Fuhrknechte. Dem wackeren Grumold Bartmurmler gelang es als Erstem in diesem Jahr, über den Greifenpass ins Gratenfelssche zu kommen, was nach alter Sitte die Befreiung von Weg- und Marktzöllen zur Folge hat.
Dieser „Preis“ ist für viele ein Ansporn, möglichst früh den Handel wieder aufzunehmen, doch sollte man sich nicht von der Gier treiben lassen, sonst ergeht es einem wie der Krämerin Jerinde Ofenruß, welche sich zu früh auf den Weg machte und von einem letzten Gruß des Winterherrn überrascht wurde, weshalb sie jämmerlich erfror. Der Herr Boron sei ihr gnädig.
