Wofür ein Kaiser seinen Namen gibt...

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Ausgabe Nummer 53 - Praios 1034 BF

Wofür ein Kaiser seinen Namen gibt...

Das Rittergut Valpos Horn am Angbarer See

Das Rittergut befindet sich am südöstlichen Ufer des Angbarer Sees. Ursprünglich zur Baronie Rohalssteg gehörig, wurde es im Rahmen der letzten Grenzveränderung Gräflich Zwischenwasser zugeschlagen. Wichtigste Siedlung ist das kleine Örtchen Valpurg, in dem einer der im Kosch so seltenen Borontempel steht.

Aus alten Tagen...

Das Lehen ist deutlich älter, als sein jetziger Name vermuten läßt. Gegründet wurde es unter dem Namen Valoor, dessen elfischer Klang deutlich auf die Rohalszeit verweist. Jahrhundertelang war das Rittergut im Besitz des damals noch mächtigeren Hauses vom Kargen Land. Dieses hatte zu seinen besten Zeiten über mehrere Generationen hinweg den Baronstitel von Rohalssteg inne und wusste einige hochrangige Mitglieder im Orden der Rohalswächter in seinen Reihen. Nachdem die Familie jedoch – als Folge einer Fehde mit dem Haus Salzmarken – das Anrecht auf den Reif des Barons verloren hatte, ging sie damit gleichzeitig ihres Stammsitzes Kargen verlustig. Das Rittergut Valoor, welches traditionell immer an Angehörige von Nebenlinien vergeben worden war, erfuhr dadurch eine Aufwertung: Ab diesem Zeitpunkt wurde es zum Sitz aller noch lebenden Mitglieder der Familie, deren Reihen während der Fehde arg dezimiert worden waren. Es bildete einen idealen Ort, um zur Ruhe zu kommen.

Der nahegelegene Stille Grund sorgte mit seiner seltsamen Atmosphäre dafür, dass niemand sonst Valoor haben wollte, so dass es damals nicht zum Streit um das Rittergut kam. Das war den Besitzern nur recht, denen die Lust auf Händel dauerhaft vergangen war. Zudem herrschte allgemein die Überzeugung, dass ein magieaffines Geschlecht noch am ehesten mit der Umgebung zurechtkommen würde. Diese gab nicht nur dem Gut seine Ausstrahlung, sondern färbte außerdem auf den Ruf des jeweiligen Besitzers ab. So gilt selbst Gero Korbrandt vom Kargen Land, das aktuelle Oberhaupt des Hauses, als etwas unheimlich, obschon er sich nie etwas zuschulden hat kommen lassen. Verstärkt wird diese Prägung sicherlich durch die Tatsache, dass man etwas zurückgezogen und bescheiden lebt.

Wie das Gut zu seinem Namen kam

Der Derographiekundige mag sich wundern, wie das Gut zu seinem heutigen Namen gekommen ist, zumal sich an dieser Stelle des Angbarer Sees keinerlei markante Bucht oder größere Landzunge findet, welche die Bezeichnung „Horn“ rechtfertigen würde. Überliefert ist folgende Anekdote aus dem Leben Kaiser Valpos von Almada: Als seine Kaiserliche Hoheit den Kosch durchreiste, überkam ihn unterwegs ein gar schröcklicher Durst, und so machte er beim nächsten Rittergut Station. Wie der Zufall oder Phex es so wollten, war dies Valoor, und das Haus vom Kargen Land kredenzte dem Kaiser einen hervorragenden Rotwein in einem verzierten Trinkhorn, beides Geschenke des [Briefspieltext mit::Barone von Metenar|Barons]] von Metenar. Ob es sich um den damals amtieren den Foldan vom Kargen Land oder seinen Vorgänger und Verwandten Alphak gehandelt hatte, ist nicht mehr bekannt; erklärt ist jedoch damit, wie so Edles in ein kleines Rittergut gelangen konnte.

Der Kaiser war köstlich erfrischt und rief begeistert, dieses Horn möchte er behalten als Andenken an diesen schönen Aufenthalt. Als Austausch gäbe er seinen guten Namen für diesen Ort. Und so blieb er noch eine Weile, und man nannte das Gut nach ihm und seinem Horn. Das Haus vom Kargen Land war natürlich hocherfreut, statt mit altem Streit nun mit der Verpflegung eines Kaisers in Verbindung gebracht zu werden. Das Dorf Vulpurg nutzte die Gunst der Stunde und verwandelte sich in Valpurg.

Streit um den Namen

Der Registrargreve war jedoch verärgert über diese Umbenennungen. Viele weitere Angroschim waren besonders erbost über die Verschandelung des „zwergischen“ Namens Vulpurg. Sie erzählen eine ganz andere Variante der Geschichte: So soll der Kaiser bei einem Zwischenhalt bereits am späten Vormittag stockbetrunken aus der Kutsche gefallen sein und sich den Kopf angeschlagen haben. Aus der resultierenden Beule, eben „Valpos Horn“, ergebe sich der heutige Name, wahrlich nicht sehr ehrenvoll, weder für das Gut noch für den Namensbringer. Dieser sei nicht mehr transportfähig gewesen und habe mehrere Tage seine Verletzung dort auskurieren müssen – mit welcher Medizin, das könne man sich schon denken.

Wessen Version die richtige ist, ist umstritten. Für die Zwerge spricht, dass sie tatsächlich noch den Kaiser zu seinen Lebzeiten gesehen haben können. Manch traditionsbewusstes Mitglied des Hauses vom Kargen Land zieht bei dieser Neubenennung nicht mit. So bestand das 1023 BF verstorbene Oberhaupt Born darauf, immer den alten Namen im Titel zu führen. Diesem Kaiser habe es an Nüchternheit gefehlt, gerade jener Tugend, die das eigene Haus doch wieder hochgebracht habe. Dass Born angeblich selbst in seinen letzten Jahren zur Trunkenheit geneigt habe, ist entweder ein übles Gerücht oder Ironie der Geschichte.

Dem Namen eines beliebten Kaisers konnte man insgesamt wenig entgegensetzen. So verwendet eine Karte des Angbarer Sees aus der Bardo- und Cellazeit den Namen Valpurg für die Ortschaft. Zwergische Kritiker erinnert man außerdem an ein Dokument, welches während Valpos Aufenthalt verfasst worden sein soll. In diesem stimmt er ein Loblied auf das Zwergenbier und den hügelzwergischen Beerenwein an und verkündet, diese braven Gesellen wüssten am besten, wie man mit den ehrbaren Handwerkskünsten des Brauens und Kelterns Ingerimm und Rahja zu Ehren gereiche. Diese Einschätzung wird natürlich lieber aus dem Mund eines Kenners als aus dem eines Kranken entgegengenommen. Dass die Unterschrift Valpos dabei etwas zittrig geraten ist, wertet man äußerst positiv: Er habe sich offensichtlich nicht zu einem vorschnellen Urteil hinreißen, sondern das Schriftstück nach eingehender und höchstpersönlicher Prüfung aufsetzen lassen. Dass ein schlaues Mitglied des Hauses vom Kargen Land es formuliert und dem Gast zwischen zwei Runden zur Unterschrift vorgelegt habe, um die Umbenennung zu rechtfertigen, ist sicherlich nur ein Unkenruf ewiger Neider.

Auch wenn das Rittergut den Ansprüchen, die sein Name bei Freunden des Weines weckt, nicht gerecht werden kann, so hat man dennoch einen kleinen Weinkeller angelegt. Bedeutender ist hingegen der Leseturm, der von der an Bildung interessierten Familie deutlich häufiger frequentiert wird. Hervorzuheben sind außerdem die Bilder der Ahnen im Eingangsbereich des Wohnsitzes, welche die Barone zeigen, die aus der Familie stammen. Man ist doch stolz auf diesen Teil seiner Vergangenheit. Ganz im Sinne der Schutzgottheit Hesinde wird herumreisenden Magiern und Gelehrten eine kostenlose Unterkunft gewährt. Da es immer wieder vorkommt, dass ein Adelssprössling in leichte Melancholie verfällt und die düstere Romantik der Umgebung sucht, hat man sich an solche Fälle gewöhnt und bietet ihnen die Gastfreundschaft an, bis sie von ihrer Stimmung wieder genesen sind.

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