Söldnerstreit endet mit Mord und Brand

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Ausgabe Nummer 20 - Efferd 1021 BF

Söldnerstreit endet mit Mord und Brand

Fremdes Waffenvolk unterwegs ins Garetische randaliert in Gasthaus

ANGBAR. Als wenn der schrecklichen Ereignisse nicht schon genügend die braven Koscher quälten — gerade ist das Übel von Moorbrück glückliche besiegt, da bahnt sich schon Schlimmes an zwischen den Völkern der Zwerge — bleibt unsere Heimat nicht verschont von Unheil, das anderswo seinen Lauf nimmt.

In der unweit im garetischen gelegenen Baronie Waldfang soll es nach dem Tode des Reichsrates S.G.K. Tsafried von Waldfang-Waldfang, welcher über jene Lande herrschte, aufrührerischen Anhängern des Daimonenmeisters gelungen sein, nach und nach die ganze Baronie in ihre Gewalt zu bringen, was freilich die sonstigen garetischen Adelsleut’ nicht zu dulden bereit sind.

Wen wundert es da schon, daß so mancher Nachbar Waldfangs die Landwehr rüsten ließ, um zumindest verhindern zu können, daß die Schergen des verfluchten Bethaniers in deren eigene Lehnslande übergreifen können. Wenige Barone, deren die Sicherheit der Lande gar einen Gutteil ihres Goldes wert ist, haben nunmehr diverse Banner von Söldlingen angeworben, welche zumeist aus den efferdwärts gelegenen Regionen stammen.

So trug es sich bereits vor einigen Wochen zu, daß eine nicht unbedeutende Zahl von finsteren Nordmärker Söldlingen über die Reichsstraße 3 durch unseren schönen Kosch hinüber ins Garetische zog und dabei so manchem braven Landmanne gehörigen Schrecken einjagte, den jungen Maiden nachstellte und so manches Faß leerte, dessen Inhalt mehr Taler wert war als die Summe, die der Wirt letztlich in seinem Beutel verschwinden lassen konnte. Doch so ist das Söldlingsvolk nun einmal, das Nordmärker insbesondere.

Nun, so werdet Ihr, werte Leser, sagen, ist dieses noch nichts besonderes, und recht habt Ihr. Doch es geht noch weiter: Kaum waren die Hinterkoscher einige Praiosläufe fort, nahten die nächsten Söldlinge auf eben gleichem Wege, und diese verbreiteten weit größeren Schrecken, eilte ihnen ihr Ruf doch voraus. Schon von fern her war das grüne Banner mit den zwei schwarzen Schwertern im silbernen Kreis zu erkennen, und all jene, denen dieses Zeichen vertraut erschien, nahmen die Beine in die Hand und machten, daß sie von der Straße kamen.

Jenes Banner nämlich ist das Zeichen der Schwarzen Schwerter, eines Söldnerhaufens aus dem Lieblichen Felde, welcher gewöhnlich im Grenzgebiet zum Alten Reiche für denjenigen sein Unwesen treibt, der die meisten Taler zu bieten hat. Wenn es nämlich darauf ankommt, kennen die Schwarzen Schwerter gleich dem Rondrasohne und Söldnergott Kor keine Gnade und sind darob in ihrer Heimat berühmt-berüchtigt, zumal ihre Kampfkraft nicht zu verachten ist.

So begab es sich schließlich, daß die Söldnerschar eines schönen Abends zu Beginn des Rahjamondes das nur wenige Meilen vor Angbar an der Reichsstraße gelegene Gasthaus Schwan & Bär erreichte und dort einzukehren gedachte. Man kann es dem Wirt Gringolf Alkbacher wohl kaum verdenken, daß er sich eilends anschickte, die Tür seines Hauses zu verschließen, denn auch die Nordmärker waren zuvor bei ihm eingekehrt und hatten alsbald eine wüste Hauerei begonnen, in deren Verlauf so mancher Krug in Scherben zersprang und etliche Schemel zerschlagen wurden.

Doch während Gringolf noch damit beschäftigt war, die Läden vor die Fenster zu bringen, waren die ersten Söldner schon heran und schenktem dem Wirt teils zornige, teils belustigte Blicke, ahnten sie doch, warum jener sich so eilte und bei ihrem Anblicke schreckensbleich geworden war.

Als die Söldlinge nunmehr lautstark Einlaß in die Gaststube forderten, den armen Wirt einen feigen Hund schalten, der ihre Taler nicht zu schätzen wüßte und schließlich gar versuchten, die bereits verriegelte Tür aus den Angeln zu reißen, blieb jenem nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen und die Kriegsleute einzulassen.

Nun, was soll ich sagen, zu Anfang benahmen sich die Söldlinge noch recht anständig für Gestalten ihres Schlages, schien ihr Hauptmann, der zwirbelbärtige Colonello Guvio die Szarfas, sie doch recht gut unter Kontrolle halten zu können. Nun hatte es sich aber ergeben, daß ein gutes Dutzend der Nordmärker Söldlinge aus der Schlägerei wenige Tage zuvor etliche Blessuren hatte hinnehmen müssen, daß sie derart arg gebeutelt waren und einige Tage im Schwan & Bär hatten zurückbleiben müssen.

Als nun also jene Nordmärker, halbwegs wieder hergestellet, noch auf einen oder mehrere Krüge Bier die Treppen hinabgestiegen kamen und der Schwarzen Schwerter ansichtig wurden, stieß sogleich einer einen deftigen, nicht zu überhörenden Fluch aus, welcher selbstredend die Aufmerksamkeit der Söldlinge des Colonello auf sich lenkte. Um die Folgsamkeit der Liebfelder war es sodann geschehen, und diejenigen unter ihnen, welche sich nahe genug bei der Treppe an den Tischen niedergelassen hatten, warfen sogleich ihre teils noch gefüllten Bierkrüge auf die Störenfriede.

Im entstehenden Tumult war es selbst der dröhnenden Baßstimme des Collonello nicht mehr möglich, durch den Lärm zu bringen und seine Kämpfer zur Ruhe zu bringen. So dauerte es auch nicht lange, bis der Boden übersät war von großen Bierpfützen; ein Umstand, welcher wiederum einigen Angroschim, welche wacker an einem Ecktisch ausgeharrt hatten, an dem sie schon seit zwei oder drei Dutzend Götterläufen nach getaner Arbeit das eine oder andere Bierchen zu trinken pflegten, einen Stoßseufzer um das gute Alt-Angbarer entlockte.

Die Liebfelder, welche den Nordmärkern an Anzahl weit überlegen waren, hatten mit ihren Gegnern selbstredend leichtes Spiel, so daß eben diese schon bald mit etlichen neuen Blessuren am Boden in Bier, irdenen Scherben und zerbrochenen Schemeln lagen. So warden die Geschlagenen alsbald unsanft vor die Tür des Gasthauses befördert, derweil im Obergeschoß einige Kämpfer der Schwarzen Schwerter deren Habe durchwühlten und alles, was sie nicht brauchen konnten, aus dem Fenster auf die Besitzer hinabwarfen.

So blieb den Nordmärkern nichts anderes übrig denn alsbald in der Dunkelheit das Weite zu suchen. Dennoch, so scheint es, wollten die Besiegten ihr Schicksal nicht einfach so hinnehmen. Inmitten der Nacht war nämlich aus dem zum Wirtshause gehörenden Stalle erneut Kampfeslärm zu hören, als die Nordmärker augenscheinlich die wenigen Pferde der Schwarzen Schwerter rauben wollten, um die erlittene Schmach auszugleichen. Alldieweil waren sie dabei jedoch von einigen Mannen der Liebfelder gestellet worden, und im folgenden Handgemenge fiel schließlich eine Laterne zu Boden, aus welcher das Lampenöl auslief, alsbald Feuer fing und auch das Stroh entzündete!

Während die Pferde allesamt gerettet werden konnten, wurde der Stall von den Flammen vollends vernichtet. Am nächsten Morgen fand man in den noch rauchenden Trümmern die verkohlten Leichen zweier Söldlinge, wenngleich sich nicht mehr feststellen ließ, ob erst die Flammen oder zuvor schon die Säbelhiebe eines Gegners ihrem Leben ein Ende gesetzt hatten. Fünf weitere Söldlinge, darunter auch zwei Liebfelder, waren gleichsam noch vor Sonnenaufgang ihren Verletzungen erlegen.

Allerdings war es den Liebfeldern gelungen, drei nordmärker Mietlinge festzusetzen, welche wenig später als Anstifter des Tumultes den herbeigesprengten Gendarmen des Grafen überantwortet warden. Die Schwarzen Schwerter hingegen zogen alsbald weiter in Richtung Garetien, nachdem der Colonello dem am Boden zerstörten Wirt auf Anweisung des gräflichen Lieutenants etliche Taler überlassen hatte, um nicht das Schicksal der Nordmärker zu teilen, deren Habe zum Wiederaufbau des Stalles konfisziert wurde.

Schwere Zeiten stehen den Garetiern somit wohl bevor, denn die Liebfelder stehen im Sold des Barons von Uslenried, welcher derzeit mit der Baronin von Natzungen als verfeindet gilt, welche die Nordmärker angeworben hatte. Dennoch, so steht zu hoffen, ist in unseren Koscher Landen vorerst wieder Ruhe eingekehrt; der Zug einiger albernischer Söldlinge, welcher kürzlich gleichfalls über die R3 marschierte, verlief glücklicherweise auch ohne Zwischenfälle.

„Nordmärker, Liebfelder — sind doch einer wieder der andere, die Hinterkoscher“ — selten stieß ein Ausspruch des Bierkutschers Drobosch auf soviel Zustimmung wie dieser.

D. K.