Ins Schwarze getroffen - Kosch-Kurier 83

Ins Schwarze getroffen
Überraschender Sieg beim Hügelsaumer Schützenfest
HÜGELSAUM, Ingerimm 1047 BF. Das schöne Sommerwetter machte man sich auch in Hügelsaum zunutze: Dort hatte der Edle Thalian Has zum 10. Ingerimm einmal mehr zum Hügelsaumer Schützenfest geladen.
Als begeisterter Waidmann und Mitglied im Orden der Hanghasenjagd hat er ein großes Interesse an Armbrüsten und verfügt auch über eine große Sammlung dieser Waffen. Die Teilnehmer an dem Wettschießen kamen vor allem aus dem näheren Umland, manche aber auch aus Angbar, um sich für das Kleine Schützenfest in der Hauptstadt „warmzuschießen“. So umfasste das Teilnehmerfeld tatsächlich über einhundert Teilnehmer, darunter etliche als äußerst fachkundig bekannte Schützen.
Das Eintrittsgeld betrug einen Silbertaler, als Gewinn waren 30 Golddukaten und eine besonders schöne Armbrust aus der Werkstatt der Meisterin Haubenschreier ausgelobt. Geschossen wurde auf 30, 50 und 80 Schritt. Es galt pro Distanz acht Schüsse abzugeben. Wer am häufigsten ins Schwarze traf, sollte Hügelsaumer Schützenkönig – oder Schützenkönigin – werden.
Als Favorit galt dieses Jahr Atax Dreizopf. Laut fachkundiger Beobachter war der Hügelzwerg in Bestform und verfügte über eine wunderschöne Armbrust aus der Hand des Angbarer Meisters Hügelbruns. Geschossen wurde den ganzen Morgen über und einen Gutteil des Nachmittags. Am Ende war es aber nicht Atax, der die meisten Punkte hatte, sondern Thalian Has selbst – und eine schlaksige Jungfer, die auf den Namen Sephira Speckstein hörte. Sie war vor Ort gewesen, um sich der Sindelsaumer Garde anzuschließen, wurde aber als zu schmächtig abgewiesen; halb aus Ärger, halb aus Trotz hatte sie ihren letzten Silbertaler als Einsatz für das Schützenfest ausgegeben.
Nun ging es also ums Ganze. Sephira schoss zuerst und traf sogleich ins Schwarze. Thalians Schuss aber ging deutlich an der Zielscheibe vorbei. Sogleich begann die Menge, Sephira zuzujubeln und sie zu beglückwünschen: Das Mädchen hatte tatsächlich gewonnen.
Thalian Has hatte einige Fässer Hügelbräu gestiftet. Nachdem diese ausgetrunken waren, setzten sich die Feierlichkeiten bis in die späten Abendstunden in den Kneipen und Tavernen der Orte Hügelsaum und Sindelsaum fort. Trotz seiner Niederlage trug Thalian Has ein feines Lächeln auf den Lippen. Ob er mit Absicht danebengeschossen hatte, damit Sephria den Preis gewinnen konnte, wird wohl für immer sein Geheimnis bleiben. Ebenfalls unter den Teilnehmern war Baron Halmar; dieser hatte es nach dem Sieg Sephiras sehr eilig, mit ihr zu sprechen, und schon am nächsten Tag wurde Sephira im Wappenrock der Sindelsaumer Garde gesehen.