Frecher Schelmenspott für koscher Adelige

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Ausgabe Nummer 23 - Rahja 1021 BF

Frecher Schelmenspott für koscher Adelige

ANGBAR. Es war schon beinahe Morgen, als der Junker von Stippstrunk die Taverne verließ und zum Haus seines Gastgebers schwankte. Bier und Linseneintopf rumorten in seinem Magen. Die Straße schwankte auf und ab vor ihm wie ein Angenschifflein beim Drachenzahn. Zum wiederholten Male mußte der Junker sich an der nächsten Mauer festhalten. Zwei Schritte wankte er weiter, da sprangen ihm die Linsen bis zur Gurgel hoch. Er riß die Hand zum Mund, um sein Nachtessen im Leib zu behalten — da traf ihn ein Schreck, der jeden Gedanken ans Kotzen ersterben ließ. Seine Hand war blutrot!

Erst als er am ganzen Körper nirgend eine Wunde entdecken konnte, wurde ihm klar, daß das Blut von der Wand kommen mußte, an die er sich gelehnt hatte. Und in der Tat, frisch und rot war da ein Spruch an die Hauswand geschmiert, der dem Junker von Stippstrunk die Röte auch noch ins Gesicht stiegen ließ ...

Zwar handelte es sich nicht wirklich um Blut, womit Unbekannte seit geraumer Zeit schon die Wände unserer Fürstenstadt verschmiert hatten — doch was da geschrieben stand, ist für sich schon abscheulich genug. Spottverse waren es, in jener zwergischen Versform, die auf Rogolan „Limmerik“ genannt wird. Spottverse, die Hohn und Häme über zahlreiche Mitglieder des Koscher Adels ausgossen!

Die Schriftleitung des Kosch-Kuriers hat lange mit sich gerungen, ob so schändliche Machwerke zur Information des Publikums gedruckt werden sollten, oder ob man sich dadurch gar zum Mittäter mache. So fragten wir schließlich den Erbgreven Grumosch um Rat. So entschied der Erbgreve: Es soll erlaubt sein, ein einziges Beispiel zu präsentieren, das an einem Platz gestanden haben muß, wo es ohnehin schon viele Leute gelesen haben, und außerdem alle formalen Anforderungen eines Limmerik erfüllt. Darum mögen unsere Leser also an folgendem Exemplum, welches an die Mauer des Kaisertors geschmiert war, erkennen, welche Infamitäten über unseren Adel ausgegossen wurden:


Da war der Baron von Moorbrück

Der hatt‘ bei den Damen kein Glück

Wie sehr er‘s versucht

Es ist wie verflucht

Zu kurz ist sein bestes Stück


Vogt Bosper ließ die Frechheiten natürlich noch am selben Tage von den Wänden waschen. Die Freiwillig-Bergkönigliche Garde verdächtigt laut Hauptmann Nirdamon, Sohn des Negromon, einen jungen Mann, der vor nicht langer Zeit mit einem ähnlichen Spottvers den Sänger Wolfhardt von der Wiesen brüskierte. Dem Vernehmen nach gedenken einige der verspotteten Damen und Herren, selbst ein nicht unerhebliches Kopfgeld auf den Burschen auszusetzen.

Wengel Wanzbart