Vom zweifachen Tode Wengenholms

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Ausgabe Nummer 23 - Rahja 1021 BF

Vom zweifachen Tode Wengenholms

Schwertbruder Gisbrun von Angbar erkämpfte sich Platz in Rondras Halle

Trauer in Wengenholm und im ganzen Kosch: Von den darpatischen Landen erreicht uns die Kunde, daß Gisbrun Idamil von Wengenholm, Schwertbruder von Angbar, gefallen ist. Doch tröstet uns die große Gnade, die die Herrin RONdra ihrem Diener im Tode widerfahren ließ.

Keinen Augenblick gezögert hatte Schwertbruder Gisbrun von Wengenholm, als im Herbst 27 die Kirche der Leuin zum Schwertzug gegen Borbarad aufrief. Mit Feuer schloß er sich dem Zug an, der tief in das Herz der feindlich besetzten Lande vorstoßen sollte. Und doch kehrte er im Rondramond des nächsten Jahres zurück nach Angbar – ohne Worte darüber, was auf dem Zug geschehen war, doch sichtlich davon gezeichnet. Gisbruns Kampfeswille war aber ungebrochen: Sofort machte er sich daran, im Fürstentum wie im Gratenfelsschen Rondrianer und nichtgeweihte Ritter zu sammeln. Mit diesen zog er an die darpatische Front, wo man den Mut der Unsrigen bald bei der Offensive am Arvepaß zu schätzen lernte.

Anfang Phex gelang es den darpatischen Truppen, den Feind vom Paß zu fegen. Wengenholms Ritter zahlten einen hohen Blutzoll, als sie unerschrocken inmitten der untoten Fluten des Bethaniers aushielten und so den Darpatiern das Beispiel boten, das die Schlacht trotz solcher Schrecken noch einmal wendete.

Der Paß war befreit, aber noch hielten die Schwarzen Horden eine Feste an seinem Fuß, die zu belagern das darpatische Oberkommando beschloß. Doch eines Morgens erhielt das Kommando eine unerklärliche wie besorgniserregende Meldung: Schwertbruder Gisbrun hatte die letzten kampffähigen Getreuen – wohl kaum ein Dutzend – um sich geschart und mitten in der Nacht das Lager heimlich verlassen, ohne ein Wort der Klärung. Was mochte hinter diesem wunderlichen Tun stecken?

Das Rätsel sollte noch größer werden: Noch am selben Tag erreichte ein Magus das Lager, der mit dem Schwertzug vor Ilsur gewesen war. Seine Gruppe wurde vom Zug getrennt und konnte sich zum Arvepaß durchschlagen. Dieser Magus erbleichte, als er von Wengenholms Abmarsch vernahm, und legte folgendes Zeugnis ab: daß Schwertbruder Gisbrun vor Ilsur im Kampfe gefallen sei und er mit eigenen Augen des Schwertbruders Heldenbegräbnis gesehen habe!

Die darpatischen Offiziere fürchteten nun eine Hexerei des Bethaniers, einen gestaltwandelnden Dämon gar. In aller Eile suchte man tapfere Leute, die den Koschern hinterher eilen und sie stellen sollten.

Man fand diese im Vogt von Rommilys, Ucurian von Rabenmund – ein aufrechter praionischer Krieger – und seiner Gemahlin, der Baronin von Greifenberg, nebst Gefolge. Auch besagten Magus sandte man mit, damit er Herrn Gisbrun identifizieren könne.

Die Verfolgung Gisbruns, der seine Ritter in größter Eile vorantrieb, führte den Vogt von Rommilys ins Bergland der Baronie Bergthann. Schließlich erreichte er eine Höhle, die offenbar von den Koschern belagert wurde. Doch blieb das Rätsel fürs erste ungelöst, denn Schwertbruder Gisbrun lag, von einem vergifteten Bolzen niedergestreckt, im Fieberwahn.

Immerhin dies erzählten die Koscher Ritter: Gisbrun habe eine Vision von der Herrin RONdra erhalten, wonach es einen großen Frevel zu verhindern gelte. Wie es seit langem seine Art sei, habe er nichts näher dazu ausgeführt, doch die Ritter hatten sich in RONdragefälligem Gehorsam seiner Bitte unterstellt.

Die Höhle erkannte Gisbrun schließlich als Ursprung des Frevels. Doch als die Ritter hineinstürmten, empfing sie ein Hagel vergifteter Bolzen aus den Armbrüsten versteckter Borbaradianer. Mit Mühe konnten sie den getroffenen Gisbrun bergen und sich zurückziehen. Den Vogt von Rommilys und die Seinen empfingen sie als willkommene Verstärkung.

Zwar war Wengenholms Verhalten immer noch ungeklärt, doch schien die Situation um die Höhle eindeutig. So machten sich der Vogt von Rommilys, die Greifenbergerin und Xaneis Schwertfrieden, die als rechte Hand, des Schwertbruders diente, an die Planung, die Höhle zu stürmen. Geschützt durch eiliends gefertigte, mannsgroße Schilde und vorbereitet durch einen geschickten Feuerball des Magus, gelang dies auch leichter als erwartet.

Im Innern der Höhle fand sich eine sechsarmige Statue der RONdra, ähnlich jener zu Baburin, um die am Boden Pentagramme gemalt waren. Die Koscher Ritter fielen auf die Knie und dankten RONdra, daß sie das Heiligtum gerade noch aus den Klauen des Feindes befreien konnten.

Nein! Nicht! Der Frevel!“ Der diese Worte brüllte, war Gisbrun von Wengenholm selbst, der totenbleich von seinem Siechbett in die Höhle geschwankt kam, den Rondrakamm in der Hand. Doch er kam zu spät. Schon begann die Luft um die Statue zu flimmern, und aus dem Nichts schälten sich die Leiber von sechs gelbvioletten dämonischen Raubtieren. Noch entsetzlicher aber war, was mit der Statue selbst geschah: Ihre Augen wurden zu Schlitzen, der Kiefer wuchs zum dornbespickten Maul, und aus dem Rükken sproß ein Schuppenschwanz. Schließlich stieg das Ungetüm vom Sockel, ein Abbild der finstersten Niederhöllen. Zischend stürzte es sich auf den Schwertbruder, in jeder der sechs Hände eine fürchterliche Waffe schwingend.

Nun begann ein grauslicher Kampf, in dem die erschöpften Ritter auf beinahe verlorenem Posten standen gegen die widergöttlichen Kräfte der Dämonen. Allein das Schwert des Vogts von Rommilys, eine treffliche, dem Herrn PRAios geweihte Klinge, fuhr durch die Unwesen wie Alveranstreu durch den Stein – und die Leuin selbst schien mit Gisbrun von Wengenholm zu fechten: Einen Arm nach dem andern schlug er der lästerlichen Kreatur ab, doch für jeden mußte er zwei Wunden hinnehmen, so daß seine Rüstung bald rot von Blut glänzte. Schon fiel er auf die Knie. Doch noch einmal raffte er sich auf, holte aus – und trennte mit gewaltigem Schlag dem Ding den Kopf vom Rumpfe. Dann sank er dem Vogt von Rommilys in die Arme, der soeben zu Hilfe eilen wollte, nachdem er den letzten Dämon in seine Hölle zurückgesandt hatte.

Allda rang Gisbrun von Wengenholm mit Golgari um einige letzte Worte. Worte des Dankes an die Leuin waren es, denn sie hatte ihm eine große Ehre geschenkt. Durch die Hand eines feigen Verräters war er vor Ilsur gefallen. Doch die Herrin erhörte seine Bitte um einen ehrenvolleren Tod. Gesunden Körpers erwachte Gisbrun an den Gestaden des Darpat, wo er gelobte, baldmöglichst mit neuen Kämpfern zur Front zurückzukehren, um sein Schicksal zu suchen. Dieses hatte ihm die Herrin schließlich nach dem Sieg am Arvepass offenbart.

Ein Schwall Blut machte der Rede Gisbruns ein Ende, und sogleich schloß er die Augen für immer. Das Geheimnis der Höhle, so er es kannte, nahm er mit ins Grab. Untersuchungen durch Gelehrte des Informationsinstituts ergaben immerhin, daß das Unheiligtum wohl in der Priesterkaiserzeit angelegt wurde von einem abgefallenen Rondrianer. Die Verehrung, die die Ritter dem Schandbild unwissentlich entgegenbrachten, habe seine dämonischen Kräfte geweckt hatte. Was die Schergen des Bethaniers mit dem Unheiligtum planten, bleibt dagegen im dunkeln

Aus hohen Kreisen der RON drakirche hieß es, Schwertbruder Gisbrun von Wengenholm sei im Gespräch für einen Platz in der Ruhmeshalle zu Arivor und der Kampf gegen den Dämon von Bergthann vorgemerkt für ein Kapitel im Rondrarium, mit Erwähnung aller Gefallenen des Gefechts. Wie dem auch sei, der Kosch wird ihre Namen nie vergessen.

Stordan Mönchlinger