Endlich Ruhe und Frieden in Uztrutz?
◅ | Koscher darf man nicht verkaufen! |
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Ein Überfall der besonderen Art | ▻ |
Von edelsten Geschlechtern: Endlich Ruhe und Frieden in Uztrutz?
Der neue Landvogt Metzel d. J. von Uztrutz im Zwiegespräch
Die schrecklichen Vorfälle in und um die Baronie Uztrutz (der KOSCH-KURIER berichtete darüber in den beiden vorherigen Ausgaben) führten am Ende zum Tod sowohl der Baronin Derya von Uztrutz als auch ihres Gemahls. Dem KOSCH-KURIER ist es gelungen, den neu eingesetzten Landvogt dazu zu bringen, einige Fragen zu beantworten. Dabei handelt es sich um keinen Unbekannten, denn Metzel d. J. von Uztrutz ist nun gleichzeitig der Vorgänger und der Nachfolger von Baronin Derya von Uztrutz. Stattgefunden hat das Gespräch nur wenige Tage nach der Belehnung des neuen Landvogtes Ende Travia.
„Hochgeborener Herr Landvogt, Eure Wiederkehr in den Kosch war ja noch nicht wirklich bekannt, als die schrecklichen Ereignisse in Eurer Heimat ihren Lauf nahmen. Ich möchte Euch versichern, dass ich nicht in alten Wunden zu bohren gedenke. Daher wollen wir auch nur kurz erwähnen, dass der Grund, weshalb Ihr vor Jahren Euren Baronsreif abgelegt und den Kosch verlassen habt, bekannt ist. Der KOSCH-KURIER hat damals lediglich aus Pietätsgründen nicht näher über das Unglück berichtet. Alles, was sich danach ereignet hat, liegt allerdings noch im Dunklen — einmal wurdet Ihr sogar fälschlicherweise für tot gehalten. Möchtet Ihr ein wenig näher erläutern, wie es Euch im Außerkosch ergangen ist?“
„Nachdem der Herr Efferd entschieden hatte, meine Frau und meine beiden kleinen Kinder zu sich zu holen … nun, da war ich lange Zeit nicht ich selbst. Ich haderte mit diesem Schicksal und zweifelte an allem. Hätte ich damals gewusst, was mein schnelles Verschwinden auslösen würde … ich wünschte, ich könnte mit Gewissheit sagen, dass ich dann anders gehandelt hätte. Sicher bin ich mir dessen aber nicht, befand ich mich doch in einer Agonie aus Schmerz und Verzweiflung. Mir wurde alles zu viel und ich musste meine geliebteHeimat verlassen, da mich alles beständig an den Tod meiner Familie erinnerte.
Unerkannt, als armer Pilger gewandet, zog ich gut zwei Götterläufe durch das Reich. Mein Zustand besserte sich dabei nicht wirklich. Ich muss wohl meinem Schwertvater dafür danken, dass er mir einige Dinge beigebracht hat, die mich diese Zeit überleben ließen. Jedenfalls fand ich mich am Ende dieser zwei Götterläufe bei zwei Menschen ein, die ich heute zu den besten Freunden meines Lebens zähle. Das war im Herzogtum Weiden, in der Baronie Schneehag, und gemeint ist das dortige Baronspaar, Firian Böcklin und seine Gemahlin Adaque von Mersingen. Dazu muss man wissen, dass die Familien Böcklin und von Uztrutz bereits seit Langem verbunden sind. Meine Großmutter zum Beispiel war eine Böcklin. Wie auch immer, die beiden nahmen mich auf. Doch nicht nur das! In ihrer Baronie befand sich auch ein Kloster der Boronskirche namens Etiliengrund. Drei weitere Götterläufe brauchte es, bis ich mich endlich von dem Schicksalsschlag, der mich so unvorbereitet ereilt hatte, erholen konnte. Heilung fand ich durch die Gespräche mit den Geweihten in Etiliengrund und dem Baronspaar sowie durch viele gemeinsame Stunden in der Natur und auf der Jagd mit den beiden. Auch die große Hundemeute auf Burg Firnhag half mir sehr. Was Hunde angeht, komme ich wohl sehr nach meinem Großvater. Ende 1042 begann ich jedenfalls, Erkundigungen einzuholen, und erfuhr, wie es in Uztrutz weitergegangen war. Ich begann, Briefe mit meiner Base Derya zu wechseln. Aus Scham über das, was mein Verschwinden ausgelöst hatte, wollte ich zuerst nicht zurückkehren. Doch als Derya dann so schwer und schändlich verletzt wurde, brach ich sofort auf, um ihr zu helfen.“
„Ihr erwähntet gerade die so genannten Uztrutzer Unruhen und auch den … Unfall Eurer Base beim Geburtstagsturnier des Fürsten. Ihr kamt also erst wieder in den Kosch, als Eure Base bereits siech daniederlag. Wie ging es weiter?“
„Ganz recht. Und was den Unfall angeht … nun, da kann man geteilter Meinung sein. Aber der Täter hat, soweit ich weiß, Buße getan. Ich werde mir die ganze Sache noch einmal ansehen, aber erst zu gegebener Zeit. Nach meiner Rückkehr versuchte ich, meine Nichte, wo immer es ging, zu unterstützen. Doch leider hatte ihr Gemahl von Anfang an andere Vorstellungen und eine ganz bestimmte Meinung zu meinen Absichten. Mir gelang es jedenfalls nicht, ihn in die Schranken zu weisen, und ich musste mich mehr und mehr auf kleinere Tätigkeitsfelder beschränken. Mir fehlten zu diesem Zeitpunkt einfach jegliche Hausmacht und Möglichkeiten. Nur zu gerne hätte ich dem Verlauf der Dinge eine andere Wendung gegeben. Kurz vor dem Ende, wohl einer inneren Eingebung folgend, lud ich meine Freunde aus Weiden nach Uztrutz ein; dabei muss ich wohl erwähnt haben, dass sie besser mit Bedeckung kommen sollten. Nun ja, und dann kam es zu den Ereignissen, die Euch ja bekannt sind und über die im letzten KOSCH-KURIER berichtet wurde.“
„Ich verstehe. Damit erschließt sich mir auch, wie — förmlich aus dem Nichts — plötzlich diese ganzen Ritter und Reisigen aus Mittnacht da sein konnten. Ich danke Euch jetzt schon für Eure Offenheit und bin mir sicher, dass die Leser unseres Blattes verstehen werden, warum Ihr tatet, was Ihr tatet. Doch will ich nicht verhehlen, dass mir noch nicht ganz klar ist, wie es nach dem Todesurteil durch den Fürsten dazu gekommen ist, dass er Euch als Landvogt eingesetzt hat. Warum, zum Beispiel, wenn er Euch doch offensichtlich erneut das Vertrauen geschenkt hat, nicht wieder als Baron?“
„Nachdem das Urteil über Berwin von Treublatt gesprochen war, bat ich um eine Audienz beim Fürsten, die mir auch gewährt wurde. Im Zwiegespräch erzählte ich ihm, was mir widerfahren war, und ich muss sagen, dass der Fürst, sicher auch aus seiner eigenen Vergangenheit heraus, Verständnis und sogar Mitgefühl zeigte. Seine Durchlaucht rang eine Weile mit sich, liegt ihm dochsehr viel daran, dass Uztrutz endlich wieder zur Ruhe kommt. Was letztendlich den Ausschlag gegeben hat, kann ich nicht wirklich sagen. Wir mögen Gemeinsamkeiten in der Vergangenheit haben, beide Mitglied im Orden der Hanghasenjagd sein, beide Hunde lieben … wie auch immer. Er folgte schließlich einem Vorschlag meinerseits. Denn was vielleicht vergessen wird, ist, dass meine Base ja eine, wenn auch noch sehr junge, Tochter als Erbin hinterlassen hat. So wurde also beschlossen, mich zum Landvogt zu machen, bis Vieska von Uztrutz erwachsen ist. Ebenso gilt sie — eine Geweihte Travias sprach darüber den Segen — von nun an als von mir adoptiert und meine Tochter.“
„Ihr selbst habt als also den Baronsreif für Euch selbst ausgeschlossen … interessant. Wo Ihr die Tochter Eurer Base erwähnt: Wo befindet sich Vieska von Uztrutz denn?“
„Nun, es darf nicht vergessen werden, dass das kleine Mädchen gerade erleben musste, wie ihre Mutter von ihrem Vater getötet wurde und dass dieser sie anschließend entführte und danach selbst zum Tod verurteilt wurde. Mich kennt sie zwar nun schon einige Zeit, aber wir sind noch nicht so weit, ein enges Verhältnis zu haben. Ganz anders verhält es sich dabei mit ihrem Onkel Wulfmar von Uztrutz und seiner Frau Karima Böcklin. Zu beiden hat sie Vertrauen und in ihren Onkel ist sie förmlich vernarrt. Da Vieska, bis sie selbst in vielen Jahren Nachkommen haben wird, dazu einer der letzten Äste am Stammbaum der Familie ist, schwebt sie natürlich in Gefahr. Übel wollende Geister könnten da auf schlimme Gedanken kommen. Sie wird jedenfalls die nächste Zeit, bis sie sich von dem Tod ihrer Eltern erholt hat und etwas älter ist, bei ihrem Onkel leben. Was bedeutet: weit weg …“
„Ich denke, die Frage, wo genau das ist, kann ich mir an dieser Stelle sparen. — Eine Sache macht mich dann aber noch stutzig: Ich hörte Gerüchte von einem Bündnis, besiegelt mit einer Verlobung, einem Knappen für Euch und dergleichen. Möchtet Ihr dazu etwas sagen?“
„Ihr seid wirklich gut informiert! Da es kein Geheimnis ist und vielleicht sogar gut, wenn es bekannter wird, will ich auch diese Frage beantworten. Ich erwähnte nun ja bereits mehrfach das Baronspaar aus Weiden. Nach meiner Ernennung zum Landvogt suchte ich Rat bei den beiden, wie die immensen vor mir liegenden Aufgaben anzugehen seien. Die Details dieser Gespräche sind nichts, was im KOSCH-KURIER stehen sollte. Aber so viel will ich sagen: Ich schloss mit Baron Firian Böcklin ein Bündnis, und wir beiden schworen uns enge gegenseitige Unterstützung. Zur Besiegelung des Ganzen beschlossen wir, dass sein ältester Sohn Lebanus und Vieska nach ihrer jeweiligen Schwertleite heiraten werden. Um aus Lebanus einen rechten Koscher zu machen, wird er dazu bald als mein Page und später Knappe bei mir sein. Da mir im Moment aber eine rechte Hausmacht fehlt — die Eisenhüte sind ja größtenteils gefallen, der Rest ob der begangenen Verbrechen nicht mehr tragbar — gleichzeitig jede Menge Haderlumpen und Flusspiraten in Uztrutz ihr Unwesen treiben, wird Lebanus nicht alleine kommen! Drei kampfstarke Ritter mitsamt fast vollständigen Lanzen, allesamt langjährige und dann ehemalige Dienstritter des Schneehagers werden mit ihm nach Uztrutz kommen und in meine Dienste treten! Eine vierte Ritterin, Sadaria Böcklin, die in Uztrutz ihre Schwertleite erhalten hat, wird ebenfalls in meine Dienste treten.“
„Das sind ja wirklich bemerkenswerte Neuigkeiten. Aber verstehe ich das jetzt richtig: Ihr gebt damit die Baronie auf lange Sicht in die Hand der Familie aus Weiden?“
„Nein! Da habt Ihr mich vollkommen falsch verstanden! Vieska wird die Baronin und Lebanus ihr Gemahl. Das einzige sichtbare Zeichen wird sein, dass die neue Hauptlinie der Familie von Uztrutz nun noch den Altvorderennamen der Familie Böcklin führen wird — Vieska, Lebanus und ihre Kinder von nun an also Böcklin von Uztrutz heißen werden. Dazu werde ich aber noch ein Gespräch mit dem Greven führen. Zu erwähnen ist dabei vielleicht auch noch, dass Lebanus als ältester Sohn von Firian Böcklin ja normalerweise die Baronie Schneehag in Weiden eines Tages erben würde. Doch auch das haben wir ausgeschlossen. Schneehag geht an das zweite Kind des Barons. Ihr seht also: Lebanus wird voll und ganz ein Koscher!
Ich denke, damit habe ich Euch nun aber auch lange genug Eure Fragen beantwortet. Gerne könnt Ihr mich in einigen Götternamen erneut aufsuchen. Vielleicht beantworte ich dann weitere Fragen. Allerdings solltet Ihr Euch vorher erkundigen, ob ich schon wieder in Uztrutz weile. Der Fürst trug mir nämlich auf, Teil seiner Gesandtschaft zu sein und nach Omlad zu reisen. Dort hat die Kaiserin zu Beratungen ob der Ereignisse im Wüstenreich gerufen.“
„Nun, dann bleibt mir nicht mehr viel übrig, als mich für die Antworten zu bedanken und anzukündigen, Eurer Einladung nachzukommen. Natürlich wünsche ich Euch viel Erfolg bei Eurer Mission.“