Aus unserer Schreibstube - Kosch-Kurier 66

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Ausgabe Nummer 66 - Phex 1043 BF

Aus unserer Schreibstube

Neulich fragte mich der Ettel (nein, nicht der Ettel Grünbock aus der Angbarer Puppenbühne, sondern der Ettel Mehlweiß, der Sohn der Bäckerin, bei der ich meine Semmeln kaufe), neulich also fragte mich Ettel (der nun sicher mit stolzgeschwellter Brust herumläuft, weil sein Name im KOSCH-KURIER gedruckt steht), neulich also fragte mich der Ettel: ob das denn alles sei? Damit aber meinte er nicht die duftenden Wecken und den glänzenden Butterkringel, den ich soeben bei der Mutter gekauft hatte, sondern die Berichte, die er im KOSCH-KURIER gelesen habe. Denn lesen kann er, der Ettel, wenn auch nicht besonders gut, und er wünsche sich sehr, dass die Buchstaben ein wenig größer gedruckt würden und der KOSCH-KURIER mehr Bilder enthalte – vor allem von den edlen Damen. Ich fragte ihn: wie er das meine?, und darauf er: na, ob sonst nichts geschehen sei im großen weiten Koscherland und im Hinterkosch und gar im Außerkosch?

Da sagte ich ihm: „Freilich, Ettel“, sagte ich, „es ist noch sehr viel mehr geschehen im Koscherland und im Hinterkosch und erst recht im Außerkosch. Doch muss einer auch da gewesen sein und es gesehen oder zumindest gehört haben. Und dann muss er zur Feder greifen und schreiben, und das Geschriebene muss zu mir kommen in die Schreibstube nach Steinbrücken. Das geschieht aber nicht immer, und so kommt es, dass nicht alles im KOSCH-KURIER geschrieben steht, was sich zu drucken und lesen lohnte.“

Darauf zog er die junge Stirn in tiefe Falten, der Ettel, und wischte sich die mehligen Hände an der Schürze ab. Schließlich meinte er mit einem Ernst in der Stimme, als wäre er im Praiostempel: „Wenn ich einmal in die Welt hinausziehe und Abenteuer erlebe, dann will ich sie getreulich niederschreiben und Euch schicken, Meister Linneger!“

„Da sei die Mutter Travia vor!“, rief seine Mutter erschrocken und zog den Jungen an den Ohren fort. „Ettel, geh nach hinten in die Backstube und hol die Brötchen aus dem Ofen!“, herrschte sie ihn an. Und zu mir, in etwas freundlicherem Tone: „Nichts für ungut, Meister Linneger! Doch solltet ihr dem Jungen keine Flausen in den Kopf setzen. Er wird ein Bäcker werden und kein Drachentöter. Die Glut des Ofens ist grad feurig genug für unsern Ettel.“

Karolus Linneger