Ritterin Rondralieb und die Liebe - Dunkle Wolken

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Dunkle Wolken

Rakulbruck in der Mark Ferdok, Travia 1038 BF

Boronar vom Kargen Land fand seine Eltern im Festzelt vor, wo sie gemütlich mit Olbyn Grambart plauderten. Der Angroscho war ein alter Freund von ihnen, und auch mit Boronar hatte er ein gutes Verhältnis. Dementsprechend gutgelaunt war die Begrüßung. "Ich habe großartige Neuigkeiten", eröffnete Boronar. "Ich habe hier auf dem Turnier eine Frau kennengelernt." Alle drei Zuhörer horchten auf. Besonders Avesinda war entzückt. "Das klingt tatsächlich sehr gut. Dann erzähle uns doch mehr. Wer ist sie?" "Rondralieb von Uztrutz – die Ritterin, die das Gestampfe gewonnen hat." Als er den Namen hörte, wurde der eben noch so fröhliche Boronwyn vom Kargen Land ungewöhnlich ernst und atmete tief durch. "Liebste, Olbyn, lasst mich doch bitte ein wenig alleine mit meinem Sohn sprechen." Avesinda und der Zwerg merkten sofort, dass etwas nicht in Ordnung war, doch anstatt nachzufragen, folgten sie der Bitte Boronwyns. Boronar blickte seinen Vater verständnislos an. Was war denn los? Als sie allein waren, sammelte sich Boronwyn einen Augenblick, dann schaute er seinen Sohn direkt an und sprach: "Ich will Dir reinen Wein einschenken. Mach Dir keine Illusionen. Das Haus Uztrutz ist ein streitlustiges Geschlecht, und zwar sowohl mit anderen als auch sich selbst. In so eine zerrüttete Familie einzuheiraten ist gefährlich. Das passt auch nicht zu uns. Das Haus vom Kargen Land besteht aus Diplomaten. Schlag Dir diese Verbindung aus dem Kopf." Boronar wollte seinen Ohren nicht trauen. "Aber sie ist doch gar nicht so! Mit den meisten aus ihrer Familie hat Rondralieb nichts zu schaffen. Einzig mit ihrem Vater versteht sie sich gut, und der ist Rondrageweihter." "Eben! Mit ihrer eigenen Familie zerstritten – das bringt nur neuen Streit." Boronar schüttelte nur fassungslos den Kopf. "Ich denke, es sollte doch jeder an seinen eigenen Taten gemessen werden. Gerade ein Ritter!" "Als Ritter solltet Ihr beide verstehen, dass man auf die größeren Zusammenhänge achten muss. Wir sind ein altes Geschlecht mit langer Tradition, die Uztrutzer Emporkömmlinge unter Porquid von Ferdok. Ein blutrünstiges Haus. Das ist gegen alles, was ich im Leben aufbauen wollte." "Deine schönen Prinzipien haben Dich herzlich wenig gekümmert, als es um Dein eigenes Glück ging. Du bist seinerzeit mit Mutter durchgebrannt!" Nun wurde Boronwyn zornig. "Jetzt mal ganz ruhig! Avesinda hat mit ihrer Familie gebrochen und ihre Heimat für immer verlassen. Ihr seid beide hier zu Hause. Würdet Ihr für Eure Liebe aus dem Kosch wegziehen? Du hast hier ein Lehen, eine Pflicht! Es bleibt dabei: Ich werde keine Frau aus dem Haus von Verschwörerbaronen akzeptieren!" "Heiliger Argelion! Wie kann man nur so starrköpfig sein!" Wütend stapfte Boronar aus dem Zelt.

Avesinda schaute ihm nach und drehte sich dann besorgte zu Olbyn um: "Sie haben sich in der Vergangenheit so manches Mal gestritten, aber so heftig sind sie noch nie aneinandergeraten! Ich hoffe, keiner von beiden tut eine Dummheit!"

Als Boronar an Rondraliebs Unterkunft ankam, hatte er bereits ein Ferdoker Bier und ein Gläschen Zwischenwasser Fürsten-Schlückchen intus. Er hatte getrunken, um den Ärger herunterzuspülen, aber geholfen hatte es nur wenig. Er war noch immer aufgebracht. Vielleicht würde ihn Rondralieb beruhigen können! Doch ihre Dienerin Wina richtete ihm aus, dass sie bereits schliefe. Bruder Koyner aus Gorshof, der sie besucht hatte, um ihren Zustand zu beurteilen, hatte ihr Ruhe verordnet. Boronar wollte nicht warten. Er war zu rastlos. Also schrieb er auf die Schnelle eine Nachricht:

Liebste Rondralieb,
 
 
 
 
Ich werde Dir die Wahrheit sagen, auch wenn es weh tut. Anders als ich es erwartet habe, lehnt mein Vater unsere Verbindung ab. Es bricht mir das Herz. Ich möchte Dich nicht in diesen Konflikt hineinziehen. Ich will Dich auch nicht zwingen, für unsere Liebe in die Fremde zu ziehen. Ich selbst werde mir überlegen, was ich als nächstes tue.
 
 
 
 
Dein Boronar

Er bat Wina, Rondralieb die Nachricht zu überbringen, und eilte davon. Wina guckte ihm nach, die Hand vor den Mund haltend. Es musste etwas Schlimmes passiert sein!

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In der Schänke Grillenruh ging es am späten Abend erstaunlich ruhig zu. Anwesend waren vor allem die üblichen Einheimischen, die den Tag gemütlich ausklingen ließen. Wer Lust auf mehr Unterhaltung hatte und nicht zu einem der Feste der Adeligen eingeladen war, ging in die Taverne Zur Brücke, wo es in diesen Tagen hoch her ging.

Ein einzelner Mann in einem Wappenrock, der den Kopf eines Einhorns zeigte, betrat den Schankraum, sprach kurz mit dem Wirt und wandte sich dann einem Tisch im hinteren Bereich des Lokals zu, an dem ein weiterer Mann mit dem gleichen Wappenrock saß und vor sich hinbrütete. "Argelion", begrüßte Boromil das Gespräch, als er an den Tisch herangetreten war. "Greifbert", grüßte Boronar seinen Vetter zurück. "Was machst Du denn hier?", fragte Boromil. "Alleine trinken ist nicht schön." Boronar wies mit der Hand auf einen freien Platz und fing an zu erzählen. "Vater hat etwas gegen die Frau, die ich liebe." Boromil schüttelte den Kopf. "Foldan kann schon ein ganz schöner Dickkopf sein." Wie immer sprachen die drei vom Kargen Land, die einen borongefälligen Namen hatten, voneinander mit ihren Zweitnamen. "Ich auch. Wir haben uns fürchterlich gestritten. Jetzt weiß ich nicht, was ich machen soll. Es war alles so schön und jetzt soll alles zuende sein. Das kann es doch nicht gewesen sein." Boromil zwang sich dazu, nicht sofort einen Kommentar abzugeben, und strich sich nachdenklich übers Kinn. "Es ist diese junge Ritterin, die aus Uztrutz gekommen ist, nicht wahr?" "Ja. Sie ist etwas ganz Besonderes. Wir verstehen uns so gut. " Boronar schluckte kurz. "Ich möchte sie nicht aufgeben." Boromil seufzte. "Hmm... ich habe von Meister Phexgnade gelernt, dass ich meinem Herzen treu sein sollte. Aber ob Dir das hilft, kann ich Dir natürlich nicht sagen." Boronar schloss für einige Momente die Augen, dann nickte er. "Das... klingt sehr gut." Er sammelte sich. "Lass uns eine Runde trinken. Danach gehe ich ins Bett." Während sie zusammen ein Bier genossen, beobachtete Boromil seinen Vetter. Boronar schien es etwas besser zu gehen, aber er war noch nicht besserer Laune. Er schien über irgendetwas nachzudenken, so als ob er einen Plan im Kopf durchging. Aber verraten wollte er offensichtlich nichts. Sobald sie die Zeche gezahlt hatten, gingen sie wie abgemacht. Nachdem er sich von Boromil verabschiedet hatte, murmelte Boronar zu sich selbst: "Heiliger Argelion! Hoffentlich tue ich das richtige."