Marodeure im Schetzeneck

Aus KoschWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Kosch-Kurier36-.gif

Ausgabe Nummer 39 - Efferd 1028 BF

Marodeure im Schetzeneck

Bärenfanger Bergbanner nimmt Strauchdiebe gefangen

KOSCHTAL / BÄRENFANG. Mit dem Ende der Schlacht um Angbar hatte das Bärenfanger Bergbanner, das aus dem Schetzeneck zu Hilfe geeilt war, seine bislang schwerste Prüfung bestanden. Der zusammen mit Albrax’ Mannen verteidigte Braxod war während der ganzen Schlacht nicht in die Hand des Feindes gefallen, die von Jergenquells Schergen besetzte Garnison im Zusammenspiel mit den Schlachtreitern unter dem Befehl des Wehrmeisters erfolgreich zurückerobert worden. Doch der Preis war hoch, denn beim Sturm auf die Feste waren auch die Kameraden Erzian Garnel und Lorine Hochfels aus der zweiten Rotte des Bergbanners gefallen. Und fast jeder der Schützen und Offiziere hatte Wunden und Brandmale davongetragen.

Bericht des Metzel Beutelsaum, Schütze der 1. Rotte des Bergbanners

Der Junker Wulfhelm hat gewollt, dass alle verwundeten Schützen als erste das schwer angeschlagene Angbar verlassen. Sollten da niemand zur Last fallen, die Heiler und Feldschere und Geweihten der Peraine und alle anderen Helfer hatten da wahrlich genug zu tun und fürs Bergbanner war ja in der Heimat gut gesorgt. Also haben wir die Firula und den Eberhalm, die beide ‘nen Bolzen in den Oberschenkel bekommen hatten, und den Hagen, dem sie mit einem Streitkolben den linken Arm gebrochen hatten, auf einen alten Bauernkarren gelegt, unsere „Triefnase“1 dazu und unsere beiden Grautiere davor und sind, am Westufer des Angbarer Sees entlang, gen Bärenfang aufgebrochen. Die 3. Rotte, die nur ein paar Kratzer abbekommen hatte, sollte uns Geleit geben, der Rest von uns leichter Verletzten aus der Ersten und Zweiten durfte dem Karren auf Schusters Rappen folgen. Die, die mit heiler Haut aus dem Gemetzel gekommen waren, wollten in Angbar noch ein bissel mit anpacken und später nachkommen, darunter auch mein Weibel, unsere Hornistin Renzi, der alte Polter und der Junker selbst.

Bericht der Svenja Mehltheuer, Schützin-Heilerin des Bergbanners

Wir waren schon den ganzen Tag marschiert und bereits wieder auf Schetzenecker Boden. Ich sah, wie es den armen Kameraden auf dem Karren, die ich zu versorgen hatte, aber auch den dahinter Marschierenden immer übler zumute wurde. Also ging ich zur befehlshabenden Weibelin Liebfold und bat um Rast für die Verwundeten. Wie gerufen erschien schon um die nächste Biegung ein prächtiges Gehöft, nicht weit von der Straße entfernt. Die Weibelin ließ halten und ging dann zum Bauern, einen Platz für die Nacht in der Scheune für uns zu erbitten.

Nachts fuhr ich, durch laute Schreie von draußen geweckt, im Schlafe hoch. Im Halbdunkel der Scheune waren bereits Eran und Korporal Tiefenmoor an den Bretterwänden und spähten durch einen Spalt. Der Korporal drehte sich gerade um, sah mich und deutete mir, alle, die noch nicht wach waren, zu wecken. Dabei hob er drei gespreizte Finger einer Hand in die Luft, zum Zeichen, dass drei Gegner auf dem Weg hierher waren.

Aussage des Ulbat Grimbarth, Gefangener des Bergbanners

Nachdem ja nun die ganzen Ämter und Reichtümer, die der Herr Ulfing uns versprochen gehabt hat, so mal zu sagen, mit dem Alagrimm zusammen wieder eingesargt waren, da haben wir uns nun gedacht gehabt, wir könnten uns ja nun noch ein wenig bei den verdammten Koschersleut’, die uns da, sagen wir mal, ‘nen Strich durch die Rechnung gemacht haben, na, entschädigen eben. Der Vernarbte Grutz, der jetzt gemeint hat, er hat jetzt was zu sagen, hat gemeint, wir müssen in ‘nem großen Bogen verduften, weil uns sonst bestimmt noch die Orsinoschen Hetzhunde aus Gratenfels über den Weg laufen tun. Kam uns also nicht ungelegen, wenn ich das mal so sagen darf, der schöne Hof, den wir da im Mondschein vor uns gesehen haben. Wenn’s hier auch vielleicht kein Gold zu holen gab, dann aber nun bestimmt die eine oder andere Sau und ein paar nette Mägde bestimmt auch.

Als wir gut zwei Dutzend da also laut und Schrecken einflössend auf dem Hof standen, da fing das Bauernpack auch bald an zu jammern und zu kreischen und dass wir das Haus nicht abfackeln sollen mit unseren Fackeln, weil sie uns alles geben wollen, was wir wollen. „Das holen wir uns schon!“, hat der Grutz den Bauer angebrüllt und mich mit dem Eitlen Lurf und zwei anderen rüber zur Scheuer geschickt, damit ich die Wutzen und Rindsviecher raushole und auch so mal nach dem Rechten sehe. Der Eitle Lurf ist noch ein paar Schritt mitgegangen hat sich dann aber gleich hinter ‘ner Magd hergemacht, die er irgendwo hinter dem Wohnhaus rumhuschen gesehen hat.

Bericht des Metzel Beutelsaum, Schütze der 1. Rotte des Bergbanners

Als die drei Halunken ihre Nase durch das Scheunentor gesteckt haben, da haben wir uns schon gut versteckt gehabt und noch bevor die dann auch nur gemerkt haben, wie ihnen geschieht, da hatten wir sie auch schon mit ein paar Dreschflegeln niedergeknüppelt und mit unserem Kletterseil gebunden. Draußen hat niemand was gemerkt, dafür haben die selbst viel zu viel Lärm gemacht, die Dreckskerle.

Die Weibelin hat dann den Befehl gegeben, direkt hinter dem Scheunentor die „Triefnase“ zusammenzubauen. Mehr als oft haben wir das im Drill auch im Halbdunkel schon geübt. Auch wenn es hier keinen Überfluss an möglichen Geschossen gab, so war sicher das ein oder andere Steinchen noch aufzutreiben, und den Rest würde die Überraschung erledigen.

Bis auf die Bedienmannschaft wurden die Schützen, die laufen konnten, in zwei Gruppen eingeteilt, die hinten aus der Scheune raus, eine rechts, eine links das Räuberpack ungesehen umzingeln sollten. Da sollte keiner entwischen, so Gesindel mögen wir nämlich nicht im Schetzeneck!

Aussage des Eitlen Lurf, Gefangener des Bergbanners

Ich war mir sozusagen gerade handelseinig mit der netten Magd geworden, als plötzlich mit lautem Getöse die Tore der Scheune am anderen Ende des Hofs aufgestoßen worden sind und jede Menge Gestalten um uns rum erschienen und irgendein Weibsbild brüllte: „Die Waffen nieder, Ihr Hunde! Ihr seid Gefangene des Bärenfanger Bergbanners.“

Einige von den blöden Kerlen haben doch tatsächlich ihre Schwerter und Keulen gleich weggeworfen, ein paar andere wollten sich in die Scheune verdrücken, haben den Plan aber schnell aufgegeben, als die ersten von ihnen von irgendwelchen größeren Geschossen aus dem Tor heraus von den Beinen geholt wurden.

Nur der Vernarbte Grutz wollte so schnell nicht aufgeben und hat sich die Bäuerin geschnappt und wollte sich mit ihr als Schild ins Wohnhaus zurückziehen. Irgendeine von den Gestalten muss wohl ziemlich gut mit der Armbrust sein, denn als der Grutz seinen Dolch vom Hals der Bäuerin nehmen musste, um nach dem Riegel zu greifen, da hat ihn einer geradewegs durch den Kopf an die Tür genagelt. Da hab ich dann meine Magd auch ganz schnell losgelassen und da hat dann auch keiner mehr so recht Widerstand leisten wollen von uns.

Aus dem Einsatzbericht des Junkers Wulfhelm Rondrian Burkherdall zu Schwertschluchtswacht, kommissarischer Hauptmann des Bergbanners, an Baron Balinor von Bärenfang

Die gefangenen Marodeure wurden gebunden, unter strenge Bewachung gestellt und am nächsten Morgen nach Koschtal mitgeführt, wo sie von Weibelin Liebfold an die zuständige Gerichtsbarkeit der Grafschaft Schetzeneck übergeben wurden. Als ich kurze Zeit später ebenfalls Koschtal erreichte, konnte ich bereits Zeuge werden, wie die Gefangenen jener Nacht als Räuber und Wegelagerer hingerichtet wurden. Ich darf darauf verweisen, dass diese entschlossene Abwehr weiteren Übels für den Kosch und die Grafschaft Schetzeneck nur durch das mutige Handeln des Bergbanners möglich war, und erlaube mir daher, Herrn Baron in den folgenden Tagen einige Schützen aufgrund ihres bemerkenswerten Einsatzes in der Schlacht um Angbar und nachfolgend zur besonderen Belobigung vorzuschlagen.

Zusammengestellt von Junker Wulfhelm Rondrian Burkherdall zu Schwertschluchtswacht

_______________________

1 „Triefnase“ ist die liebevolle Bezeichnung der Mannschaften für die zerlegbare Gebirgs-Repetierrotze des Bergbanners.