Das Gestampfe

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Ausgabe Nummer 13 - Praios 1019 BF

Das Gestampfe

Das Gestampfe ist traditionellerweise immer der Abschluß der Turnier in Kosch.

Es gibt für die Sieger des Gestampfes zwar keine großartigen Preise zu gewinnen, aber es ist dennoch bei den meisten Rittern nicht minder beliebt, denn es ist für viele noch ein letzter Spaß zum Abschluß der Turnei und vieler harter Kämpfe.

Zuerst aber stand das Kleine Gestampfe für die Knappen an. Lediglich siebzehn Knappen und Knappinnen waren es an diesem Tage, die in zwei Gruppen gegeneinander mit Strohsäcken bewaffnet antraten. Die grüne Gruppe wurde angeführt von Prinz Edelbrecht vom Eberstamm, der zwar noch einen Verband um den Kopf trug, doch ansonsten wohl wieder wohlauf war. Der grünen Mannschaft gegenüber stand die schwarze, allen voran der Sieger der Knappenschwertkämpfer, Kungert vom Hochfeld.

Kaum war das Signal zum Anfangen ertönt, da stürmten die beiden Anführer aufeinander zu und begannen, aufeinander einzuschlagen, aber bereits nach dem zweiten Hieb Kungerts kam Edelbrecht vom Eberstamm aus dem Gleichgewicht, verlor seinen Strohsack und hatte Mühe, sich unter Kungerts Schlägen auf dem Rücken seines Pferdes zu halten. Rena von Arbasien, die gleichsam die grünen Farben trug, sah ihren Anführer in Bedrängnis und ließ augenblicklich von Jelissa von Stedtler ab, um dem fürstlichen Prinzen zu Hilfe zu eilen; Jelissa schlug somit ins Leere und beförderte sich durch ihren eigenen Schwung vom Pferd.

Der noch sehr junge Feron von Nadoret stellte sich Rena jedoch in den Weg. Kurz bevor Feron zu Boden ging, hatte Prinz Edelbrecht jedoch das gleiche Schicksal ereilt. Wenig später sah sich Kungert vom Hochfeld mit Vieska von Angenfurten und Rena von Arbasien gleich mit zwei streitbaren jungen Frauen konfrontiert und konnte froh sein, daß wenigstens Vieska alsbald durch Djasel von Kyndoch abgelenkt wurde.

Die folgende Auseinandersetzung zwischen Kungert und Rena beherrschte dann das Geschehen: Aufgrund ihrer Reitkusnt konnte die beilunker Baronesse auf ihrem Elenviner einen jeden der ungestümen Angriffe Kungerts ausweichen, aber andererseits schienen die Schläge Renas den stämmigen Ferdoker Landjunker nicht im geringsten zu beeindrucken, allein Japert von Sindelsaum-Angbar geriet den beiden zu nahe und fand sich prompt im Geläuf wieder.

Im weiteren Feld räumte vor allem Halwart von Eberstamm-Ochsenblut unter den Grünen auf. Als er noch Danya von Angenfurten und Thalian von Hügelsaum aus dem Sattel geworfen hatte, ritt er Kungert vom Hochfeld zur Seite, um mit diesem nun die letzte der Grünen zu besiegen. Kungert bemerkte allerdings nicht sofort, daß Halwart auch zu seiner, der schwarzen Gruppe gehörte und fegte den überraschten Kameraden mit einem weit ausgeholten Schwinger vom Pferd.

Während Kungert dann verdutzt auf den am Boden liegenden, laut und unstatthaft fluchenden Halwart sah, nutzte Rena diese Gelegenheit und beförderte Kungert mit zwei Hieben erst aus dem Gleichgewicht und dann direkt neben dessen eigentlichen Mitstreiter.

Der junge Japert von Sindelsaum-Angbar war hernach der letzte der Schwarzen und chancenlos gegen die erfahrenere Rena von Arbasien, die somit für sich und ihre grüne Mannschaft unter dem Applaus des Publikums den Sieg errang und ihr stolzer Vater Gugi Ronem wurde nicht müde jedermann zu sagen: „Seht ihr, das ist mein Töchterchen.“

Für das Große Gestampfe schließlich mußten die 46 teilnehmenden Reiter zufürderst ihre Farben ziehen, in denen sie in vier Gruppen — Rot, Grün, Blau und Gelb gegeneinander antreten sollten. Hernach erhielten die Recken ihre Waffen ausgehändigt — nach alter Tradition mit Sägemehl gefüllte Säcke.

Alsdann wurden die Stangen an den vier Seiten der Reitarena hinfortgehoben, um den Rittern Einlaß zu gewähren. Angeführt von Baron Pergamon von Willbergen starteten in der roten Gruppe noch namhafte Ritter wie Baronin Galana Fay, Prinzessin Efferdane vom Eberstamm, Mieltra der Löwe. Rondraritter Anghin von Duna führte die blaue Gruppe, in der mit Illyana Tsafelde, Dania Singer, Celissa Vistella-Hartforde und Sirana von Sewerstjolpe gleich eine ganze Schar kampferprobter Streiterinnen ritt.

Bei den meisten der zwergischen Wettwechslern war aber die grüne Mannschaft, die von Baron Trondwig Raul Helman, dem Sieger der Tjoste geführt wurde, favorisiert, denn neben diesem ritten noch Urguluk von Dahrendorf, Taar Chonag, Berylius von Mallaith, Parinya von Âvena und der Ritter Falk Barborn. Dagegen galt die gelbe Gruppe um Vogt Kordan von Blaublüten-Sighelms Halm, in der keiner der ganz großen Namen dieses Turniers zugegen war, als klarer Außenseiter.

Das Signal ertönte und von allen Seiten stürmten die Ritter ihre Säcke wild schwingend aufeinander zu. Es war ein chaotisches Hauen, Schlagen und Stoßen, bald schon war es in dem Staub des Gestampfes für viele Zuschauer — und vielleicht auch für manchen Ritter — höchst unübersichtlich und schneller fielen einer um den anderen zu Boden, wonach den gefallenen Reitern nun der gefährlichste Weg dieses Wettbewerbes bevorstand — zwischen den trampelnden Hufen der Pferde hindurch zurück zum rettenden Rande, oder zuwenigst in die rettenden Arme der Bediensteten.

So erwischte Baron Trondwig Raul Helman direkt bei seinem ersten Angriff Prinzessin Efferdane, wurde aber flugs von zwei anderen Reitern selbst von seinem Roß gekippt, und auf diese Art und Weise ging es fort.

Als die Fanfaren nach nicht einmal einer Minute eine Pause kündeten, um reiterlose Pferde und bewußtlose Ritter aus dem Kampffeld zu bringen, war bereits die Hälfte der Ritter aus ihren Sätteln geworfen worden, darunter eine Menge vermeintlicher Favoriten. Die rote Partei mußte unter anderem auf Mieltra den Löwen und Prinzessin Efferdane vom Eberstamm verzichten und in der grünen hatte es neben dem Ritter Falk Barborn sogar Baron Trondwig Raul Helman getroffen.

Die größten Verluste hatte allerdings die blaue Mannschaft, die nur noch zu viert war und mit Viburn von Rohenforsten, Celissa Vistella-Hartforde, Sirana von Sewerstjolpe und Anghin von Duna gleich vier ihrer besten Reiter verloren hatte. Am besten hatte sich überraschender Weise die gelbe Gruppe, die noch immer sieben Reiter in ihren Reihen hatte, geschlagen, die außer Torben Gorbal noch keinen ihrer guten Kämpfer verloren hatte.

Bis dahin gab es auch nur drei Ritter, die aus der Arena getragen werden mußten und außer Adaron von Beskenitz, der gleich von zwei Pferden niedergetreten wurde und einige gebrochene Knochen hatte, waren alle bald wieder wohlauf.

Weiter ging das hitzige Kampfgetümmel. In der Folgezeit hielten sich die favorisierten Recken jetzt besser auf ihren Pferden und die Ritter fielen nun nicht mehr ganz so schnell hintereinander. Am härtesten bedrängt wurde wahrscheinlich die Rondraritterin Illyana Tsafelde, die sich aber wegen ihrer vorzüglichen Reitkunst immer auf dem Rücken ihres Streitrosses halten konnte und zudem noch nacheinander Parinya von Âvena, Torjin von Illmensen, Narmur von Karma und zuvor schon Torben Gorbal aus dem Wettbewerb warf.

Ebenfalls vier Abwürfe gelangen Kordan von Blaublüten-Sighelms Halm; erfolgreicher war nur noch Ritter Harad von Gor, ein kleiner Landadeliger aus den Ferdoker Marken, der bis zum Ende sogar fünf Gegner von deren Pferden beförderte.

Im weiteren Verlauf schmolz die Überlegenheit, die sich die Gelben anfang erkämpft hatten, dahin und bald schon schien alles wieder ausgeglichen. Irgendwann saßen noch sieben Ritter und Ritterinnen in ihren Sätteln: Baron Pergamon von Willbergen und Baronin Galana Fay von Gorbingen vertraten die roten Farben, Taar Chonag und Harad von Gor die grünen, die Geweihte Illyana Tsafelde war die letzte mit einem blauen Tuch und Vogt Kordan von Blaublüten-Sighelms Halm verteidigte gemeinsam mit Lauida Derom verbissen das gelbe Banner.

Doch nur kurz währte diese Zusammensetzung, denn ohne Pause ging das Gefecht weiter. Baronin Galan Fay war die nächste, die ausschied und kurz darauf entfernte Harad von Gor quasi im Alleingang die letzten Vertreter der gelben Farben. Im Anschluß daran wurde auch die blaue Gruppe endgültig aufgelöst, jedoch war erst ein gemeinsamer Angriff von Baron Pergamon und Taar Chonag notwendig, um diese außerordentliche Reiterin von ihrem Reittier zu trennen.

Drei Reiter waren hernach noch im Feld, doch stand der Baron von Willbergen nun allein zwei Gegnern aus der grünen Gruppe gegenüber. Noch fast zwei Minuten währte der Kampf, in dem er die Grünen zwar in Bedrängnis, aber keinen vom Pferde bringen konnte, und letztendlich wurde auch Baron Pergamon Castaghir beim Gestampfe besiegt.

Die Sieger, der Krieger Taar Chonag und Ritter Harad von Gor als Vertreter der Grünen Gruppe schlugen unter dem Jubel der Zuschauer und besonders ihrer Kamerdaden der grünen Mannschaft ihre Säcke ein letztes Mal gegeneinander, warfen sie danach unter das Publikum und ließen sich weiter feiern. Nachdem die beiden dann noch die Lorbeerkränze für sich und ihre Mitstreiter aus den Händen des Fürsten in Empfang genommen hatten, brach erneut Jubel aus und ihren Siegerpreis, — vier Fässer „Alt-Angbarer“ — teilten die ritterlichen Sieger später natürlich auch mit den Kämpfern der anderen Farben.

— doch allzu hurtig springt die Feder des Chronisten: