Auersbrücker Fehde - Ein kurzer Schlagabtausch

Aus KoschWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Wintrang, Travia 1047

Ein kurzer Schlagabtausch

Cormac fluchte mehrfach. Sowohl äußerlich als auch innerlich. Sie waren zu unvorsichtig geworden nach dem leichten Sieg in Rondrasdank. Wie die blutigsten Anfänger in eine Falle gelaufen und mit jedem Herzschlag wurde Cormac bewusst, dass das ein ganz übles Ende nehmen konnte. Die beiden Hunde, die ihn begleitet hatten, hielten ihm den Ritter vom Leib. “Pah mal wieder, typisch arrogantes Adelsvolk, pochen auf ihre Ehre und Stand und noch während sie verhandeln, lassen sie den Hinterhalt zuschnappen! Aber wehe, er als Soldknecht wandte solche Taktiken an. Dann gab es immer großes Geschrei." dachte er. Es nutzte nichts. Hier und jetzt waren sie am Arsch. Die Bunten Hunde waren sicher keine der großen und bekannten Söldnerkompanien des Reiches. Keine großen Siege wurden ihnen zugeschrieben. Aber sie hatten eine lange Geschichte und hätten nicht so lange überlebt, wenn sie angesichts einer nahezu sicheren Niederlage bis zum Schluss kämpften. Cormac würde bei einer Wette vielleicht sogar auf den Sieg seiner Seite setzen. Aber am Ende hieß dann auch am Ende und in so einem Fall würde sicher nicht mehr als eine Handvoll seiner Leute stehen und sehr viele auf Golgaris Schwingen davongetragen werden. Nein, das war er nicht bereit zu opfern, für das hier. Er fasst einen Entschluss.

Den beiden Hunden, die er begleitet hatte, rief er ein “HoHo Afraskai KuKu” zu. Worte, die ganz sicher nur diese verstanden, war es doch eine erfundene Sprache, die nur innerhalb der Hunde existierte. Die Worte führten aber dazu, dass die beiden die Angriffe auf den Ritter sofort einstellten und davonliefen. Sie stießen dabei immer wieder Schreie und Rufe aus, als ob sie abgestochene Schweine wären, und beim Laufen durchs Dorf warfen sie alles Mögliche um. Einer von beiden bekam sogar eine brennende Laterne zu fassen und warf diese an eine Hauswand, woraufhin ein Brand entstand, bevor er von einigen Wintrangern niedergerungen wurde.

Nach dem Satz an die beiden griff sich Cormac eine kleine Silberpfeife, die an einem Lederriemen um seinen Hals hing, und stieß damit mehrere Pfiffe von unterschiedlicher Länge aus.

Nun zahlte sich aus, dass die Bunten Hunde kein schweres Fußvolk, sondern leicht gerüstete Kämpfer waren. Fast augenblicklich lösten sich nämlich auch alle anderen Söldlinge aus dem Kampf, wandten sich um und nahmen die Beine in die Hand.

Die Drifter hatten gerade in einem Sturmangriff eine erfahrene Söldnerkompanie in die Flucht geschlagen und das ohne groß Blut zu vergießen. Jubel brach aus, der rasch abebbte, als einige begannen, die verwundeten Söldner um ihre Ausrüstung zu erleichtern. Ein Gerangel um die besten Stücke brach aus. Rigunds markante Stimme gellte wütend über das Feld, bis sich wieder etwas Disziplin eingestellt hatte. Derweil hatten die Wintranger den zurückgebliebenen Söldnerführer umstellt. Cormac wusste, dass er selbst noch einen Preis bezahlen musste: dafür, seine Leute in diesen Hinterhalt geführt zu haben. Er zog zusätzlich zu seinem Kurzschwert noch das Stilett, das er am Gürtel trug, und stellte sich den angreifenden Dörflern in den Weg. Er konnte nicht gewinnen, dafür war ihre Zahl viel zu groß und schnell hatten sie ihn eingekreist, begierig darauf, den Ruhm zu ernten, den Anführer der Feinde geschlagen zu haben. Doch das war genau das, was Cormac erreichen wollte. Er legte es gar nicht darauf an, Gegner schwer zu verletzen oder gar zu töten. Aber immer wieder versetzte er Vorstürmenden schmerzhafte Stiche mit seinem Stilett. Besonders Oberschenkel waren sein bevorzugtes Ziel, denn jeder Stich in einen Oberschenkel war einer weniger, der seine Leute verfolgen konnte. Als er dann merkte, dass das Ende gleich kommen würde und sie ihn einfach aufgrund ihrer Überzahl überwältigen würden, rief er der dem Ritter zu: “Ritter Baerwin! Ich ergebe mich und strecke euch gegenüber die Waffen!”

Baerwin bahnte sich einen Weg durch die aufgebrachten Wintranger, um Cormac in Gewahrsam zu nehmen. “Im Namen der himmlischen Leuin,” begann der Hartsteiger, “ich akzeptiere eure Aufgabe und nehme euch der ritterlichen Tradition gemäß gefangen.” Als er gerade auf den freien Platz vor den Söldnerführer treten wollte, spürte er einen eisernen Griff an seiner Schulter, der ihn zurückhielt.

Wütend drehte er sich um, bereit den Grobian von sich zu stoßen, doch war es Rigund, die sich nun an ihm vorbei schob. Sie hob ihre klobige Keule und zeigte auf Cormac: „He! Du! Alttreuer! Wir haben einige deiner Leute gefangen und werden sie auf der Stelle wegen Brandschatzung und Bruch des Fürstenfriedens am nächsten Baum aufknüpfen.“ Sie ließ einige Augenblicke verstreichen, ehe sie fortfuhr: „Es sei denn, du machst den Schaden mit dem Inhalt deiner Geldkatze gut.“ Baerwin schnaubte empört. Dies war wahrlich kein ritterliches Verhalten. Doch er wollte nicht riskieren, dass es zu weiterem Blutvergießen kam. Daher biss er sich auf die Zunge und machte nur ein finsteres Gesicht. Die Wintrager grölten und jubelten, wissend, dass ihr Dorf erstmal in Sicherheit war.

Baerwin und Cormac tauschten einige vielsagende Blicke aus, dann löste Cormac seine Geldkatze vom Gürtel und warf sie Rigund zu, ehe er von Baerwin gepackt und eiligst weggeführt wurde. Rigunds Blicke folgten Baerwin und Cormac misstrauisch, während sie die Geldkatze aufhob, in ihrer Hand wog und schließlich den Inhalt inspizierte. Da trat der Sendrich Malzan Knorrhag an sie heran und streckte seine Hand aus: “Danke für deinen Einsatz für das Dorf und dass du das Gold des Söldnerhauptmanns für die entstandenen Schäden gefordert hast.” Rigund verbarg den Geldbeutel eilig in ihrem Fellumhang und blicke Malzan kalt an: “Das Geld deckt kaum unseren Aufwand. Die gefangenen Söldner sollen ihre Schuld bei euch abarbeiten. Wir haben für dein Dorf gekämpft und gesiegt. Jetzt fordern wir unseren Lohn: Verpflegung für den Weg“, sprach sie mit fester Stimme.

Als Malzan das hörte, schoss ihm das Blut in den Kopf und er ballte seine Hände zu Fäusten: „Ohne euch wäre es doch nie zu einem Kampf gekommen! Die Gefangenen sind verwundet und können nicht arbeiten! Noch dazu haben deine Leute ihnen alles genommen, was von Wert ist! Schert euch doch zum Namenlosen!”

Ein Murmeln ging durch die Reihen der Drifter, die sich hinter Rigund versammelt hatten. Blicke voller Misstrauen und aufkeimender Wut. „Du wagt es, uns den Lohn zu verweigern?“ zischte einer der Männer. Doch bevor die Lage eskalieren konnte, hob Rigund die Hand. Ein kurzer Moment des Schweigens folgte, dann nickte sie langsam: „Wir brechen morgen früh auf“, entschied sie schließlich. „Wir nehmen, was wir haben, und ziehen heimwärts."

Die Drifter rückten langsam ab, die Anspannung in der Luft blieb jedoch spürbar. Die Dorfbewohner beobachteten schweigend, wie ihre unfreiwilligen Beschützer sich auf den nahenden Abschied vorbereiteten. Derweil waren Cormac und Baerwin unter sich und der Söldnerhauptmann äußerte gegenüber dem jungen Ritter seine Bedenken gegenüber den Driftern. Wie und ob er diese ebenso sah, würde die Zeit zeigen.