Auersbrücker Fehde - Melde gehorsamst!

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Angenbrück, Travia 1047

Melde gehorsamst!

"Und ich nehme an, dieser Cormac wurde dann später aufgehängt?“, erkundigte sich Hakan von Nadoret neugierig, während er sein Kinn auf den rechten Handrücken setzte und die vor ihm stehende Ritterin mit kühlen Augen musterte. „Nein, Hochgeboren. Er wurde tatsächlich gemäß dem ritterlichen Ehrenkodex durch Baerwin von Hartsteig in Gewahrsam genommen und so vor der aufgebrachten Bauernmeute abgeschirmt.“ Der Nadoreter seufzte leise. „Verstehe, gibt es schon eine Nachricht bezüglich des geforderten Lösegelds?“ Die Bericht erstattende Leowina Steinkopf auf Butterwus meinte ruhig: „Das ist ja das Unglaubliche, Herr Hakan, es wurde kein einziger Heller gefordert. Der Söldnerhauptmann ist am nächsten Tag wieder freigelassen worden und befindet sich nun wieder mit seiner Truppe in unserem Lager.“ Hakans linke Augenbraue hob sich.

„Tatsächlich, das ist ja faszinierend, warum?“ Die Ritterin blickte in ihren Bericht. „Nun, Herr Arrkat hat mir zu Protokoll gegeben, dass der Ritter von Hartsteig ihn freigelassen hat, nachdem er diesem sein Ehrenwort gegeben hatte, nicht wieder mit seinen Mannen zurückzukommen und das Dorf zu belästigen. Einfach so. Und die Bunten Hunde sind tags zuvor bereits wieder in unser Lager zurückgekommen. Sie schienen sich darauf zu verlassen, dass ihr Hauptmann nicht lange gefangen bleiben würde.“ Ein schmales Lächeln huschte über das Gesicht des Nadoreters. „Wie amüsant. Eine wahrlich köstliche Geschichte. Was geschah dann mit dem ausgegebenen Gold?“ Die Ritterin zeigte auf eine Kiste, die sie im Zelt abgestellt hatte. „Es ist alles da, Hochwohlgeboren, kein einziges Silberstück fehlt, ich habe es persönlich nachgezählt.“

Hakans Lächeln wurde etwas breiter und er meinte: „Da sieh mal einer an, es gibt noch Söldner, die zu ihrem Wort stehen. Ich hätte mich ja mit dem Gold abgesetzt, aber der gute Metzel d. J. von Uztrutz scheint ein Auge für verlässliche Leute zu haben.“ Seine Finger trippelten auf der Tischplatte, dann zogen sich seine Augenbrauen zusammen, als er die nächste Frage stellte: „Was ist mit dem Drifter Haufen, ist der immer noch in Wintrang?“ Die Ritterin blickte wieder in ihre Unterlagen und meinte: „Herr Arrkat hat mir gegenüber erwähnt, dass diese am nächsten Tag das Dorf Richtung Süden verlassen haben. Offensichtlich gab es Probleme mit den Wintrangern, vor allem was die Verteilung der Beute betraf.“ Der Junker von Durstein nickte: „Sehr schade. Ich hätte diese Ausgeburt des Namenlosen gerne mit Stumpf und Stiel ausgerottet. Aber sie haben sich schon wieder meinem Zugriff entzogen.“ Leowina rollte ihr Pergament wieder zusammen und Hakan meinte: „Vorzüglicher Bericht, Ihr dürft euch entfernen.“ Die Ritterin nickte und verließ dann zackig das Zelt.

Der Kommandant der Alttreuen ließ sich von einer Dienerin den Weinbecher auffüllen und wandte sich dann zu dem Garadanbrett, wo er noch zuvor einige komplizierte Züge nachgespielt hatte, um nachzudenken, bevor ihn die Ritterin Leowina unterbrochen hatte. Er nahm fünf Figuren zur Hand, darunter zwei weiße und drei schwarze. Die weißen Figuren waren ein Läufer und ein Turm, die schwarzen waren der König, die Königin und ein Springer. Er stellte sie so hin, dass die beiden weißen Figuren den König bedrohten, während die Dame und der Läufer ihn zu schützen versuchten. Dann nahm er den Läufer zur Hand und betrachtete ihn einen Moment. „Baerwin von Hartsteig.“

Er war seines Wissens noch nie durch besondere Taten im Kosch in Erscheinung getreten, denn sonst hätte er sicher schon einmal von ihm gehört. Dass dieser junge Ritter aus den Bergen es geschafft hatte, mit einigen ungewaschenen Bauern ein Söldneraufgebot der Alttreuen zurückzuschlagen, war schon interessant. Anscheinend hatte dieser Ritter ein Händchen für militärische Strategie. Er setzte die Figur wieder ab und meinte dann: „Warum kommt mir der Name Hartsteig irgendwie bekannt vor, meine Liebe?“ Die Dienerin, die sich die ganze Zeit über im Schatten aufgehalten hatte, meinte nun mit leiser Stimme: „Sein Großvater Rodhelm von Hartsteig ist einer der Wengenholmer Ritter, die sich der Sache der Alttreuen angeschlossen haben. Er und die Seinen befinden sich momentan in unserem Lager und wachen über die Furt Richtung Angenfurten. Soll ich nach ihm schicken lassen?“

Der Junker dachte kurz nach, schüttelte dann aber den Kopf. Die Information, dass sich ein Familienmitglied in ihren Reihen befand, war fürs Erste ausreichend. Diese von Hartsteigs konnten nichts Besonderes sein, aber es war gut zu wissen, dass sie Mitglieder in ihren Reihen hatten, welche vielleicht einmal der Sache der Alttreuen nützen konnten. Irgendwann würde er sich mal mit diesem Rodhelm unterhalten müssen. Vielleicht konnte er mit einem Geldgeschenk oder einem Gefallen die Treue dieses Hauses einfach erringen. Er setzte die Figur zurück aufs Brett und schlug sie mit der Dame vom Feld. Diese Leute stellten keine Gefahr für die Sache seiner Familie dar. Dann aber wurde sein Blick hart, als er auf den Turm fiel, der nun den König bedrohte. „Der Drifter Haufen, nein,“ Hakan korrigierte sich selber, „der verfluchte Brumil Wackerstock und die Seinen.“

Wenig später traf Ritterin Leowina Steinkopf auf Butterwus im Feldlager der Bunten Hunde ein. Ihr Zelt stand direkt neben dem von Hauptmann Arrkat. Der Söldnerführer besprach sich gerade mit einem älteren Mitglied seiner Truppe. "Gut, dann sollten in einiger Zeit ja alle wieder genesen. Teilt sie erstmal für keine Dienste ein und wenn wir marschieren sollten, bleiben sie beim Tross. Ach ja, und gib ihnen welche von den Waffen, die wir in Rondrasdank erbeutet haben. Ist sicher nicht das Gleiche wie die, die sie verloren haben, aber fürs Erste wird es gehen!” Er drehte sich zur Ritterin um, die ihm berichtete, dass die Heerführer halbwegs zufrieden waren. Das ungleiche Paar saß wenig später an einem Lagerfeuer mit einem Bier in der Hand und sah ins Feuer. Beide waren gespannt, wie der Feldzug weiterging.