Ritter Boromils Gespür für das Moor - Entdeckt: Unterschied zwischen den Versionen

Aus KoschWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Geron (D | B)
Kunar (D | B)
K
Zeile 42: Zeile 42:
 
"Sehr beruhigend, zu wissen, dass man nicht böse ist in den Augen der Zwölfgötter, was?", erklang ein Flüstern aus dem Schatten in der Nähe. "Wer ist da?" wisperte die Gestalt erschrocken zurück. "Reden wir doch etwas weiter weg von den Häusern. Wie wäre es beim alten Turm?" "In Ordnung." "Dann geh voraus." Die Gestalt bewegte sich geschwind auf den Turm zu, gegen die wachsende Panik und den inneren Drang, sofort davonzulaufen, ankämpfend. Kurz nachdem sie angekommen war, sah sie, wie sich ein Umriss auf sie zu bewegte.
 
"Sehr beruhigend, zu wissen, dass man nicht böse ist in den Augen der Zwölfgötter, was?", erklang ein Flüstern aus dem Schatten in der Nähe. "Wer ist da?" wisperte die Gestalt erschrocken zurück. "Reden wir doch etwas weiter weg von den Häusern. Wie wäre es beim alten Turm?" "In Ordnung." "Dann geh voraus." Die Gestalt bewegte sich geschwind auf den Turm zu, gegen die wachsende Panik und den inneren Drang, sofort davonzulaufen, ankämpfend. Kurz nachdem sie angekommen war, sah sie, wie sich ein Umriss auf sie zu bewegte.
  
"Ich wusste, dass Du kommen würdest", eröffnete dieser das Gespräch. "Mit Deiner Vergangenheit würdest Du nicht so einfach Ruhe finden." "Was war, zählt jetzt nicht mehr. Phex zürnt mir nicht, das hast Du selbst gesehen!" "Du meinst, weil der Stein nicht rot aufgeleuchtet hat, so wie es der Händler erzählte? Das beweist gar nichts. Es ist nämlich ein ganz gewöhnlicher Stein." "Was? Aber es hieß doch, er habe besondere Kräfte." "Das stimmt, wenn auch anders, als die meisten gedacht haben. Der Stein hat Dich schließlich zu mir geführt. Wenn er so wirkt, ist er auch ein Artefakt." Die Gestalt konnte anhand der Stimmlage nur erahnen, dass der Umriss gerade triumphierend lächelte. Nachdem der ertappten Person schlagartig klar wurde, wie sie überlistet worden war, fuhr der größere Schemen fort: "Ich bin derjenige, der Bosper Hopfenwart den Stein gegeben hat. Ich bin der Phexgeweihte, der den Schrein weihen wird." Die Gestalt beeilte sich, eine Ehrbezeugung zu machen, und verneigte sich. "Euer Gnaden..." "Schon gut. Reden wir nun darüber, was Dich nicht schlafen läßt. Erleichtere Dein Gewissen." "Ich denke, dass wisst Ihr doch schon. Wie habt Ihr mich gefunden?" "Das war nicht weiter schwer. Wer meldet sich schon freiwillig für ein Vorhaben wie die [[Briefspieltext vielleicht mit::Moorbrücker Neusiedlung]]? Entweder Leute mit besonders viel Vertrauen in die Zukunft oder solche, die nichts mehr zu verlieren haben. Mit den richtigen Kontakten war es ein Leichtes, die Liste der Siedler einzusehen. Von den fünf Dutzend Leuten, die den Rittern nicht vorher bekannt waren, sondern dem Aufruf des Fürsten gefolgt sind, sind die meisten Familien oder Ehepaare. Bei denen ist es unwahrscheinlich, dass sie vor der Justiz geflüchtet sind. Ebenso konnten fast alle den Beamten eine überzeugende Geschichte erzählen. Also galt es nur den Hintergrund von wenigen Personen zu prüfen. Als ich Deinen Herkunftsort erfuhr, wurde ich hellhörig." Wieder hatte die Gestalt den Eindruck, dass der Phexgeweihte im Dunkeln breit grinste. Trotzig erwiderte sie: "Was hätte ich denn tun sollen? Eine falsche Angabe wäre aufgeflogen, wenn jemand aus der Gegend in dieselbe Siedlung gekommen wäre." "Ja, das ist wohl wahr. Auch Lügen will gelernt sein. Jedenfalls habe ich bereits erfahren, wer Du bist. Welch Ironie: Eine ehemalige Räuberbraut, die im Sumpf wohnt, genau an der Stelle, an der früher [[Briefspieltext vielleicht mit::Klippbrühl|eine Siedlung]] war, deren Bevölkerung von Räubern getötet wurde." "[[Briefspieltext vielleicht mit::Humbert]] war doch nicht so wie [[Briefspieltext vielleicht mit::Ronkwer]]! Dessen dreckige Bande von Halsabschneidern hat die Leute von Klippbrühl erschlagen. Er war Humberts Erzfeind. Humbert hat in Wirklichkeit mit seinen Leuten den Weg bei der Burgruine in [[Briefspieltext vielleicht mit::Dunkelforst (Baronie)|Dunkelforst]] überwacht und so sicherer gemacht." "Sicher, natürlich, das wird Dir der Herr von Neuvaloor so glauben! Er wird bestimmt den Unterschied zwischen zwei Räuberbanden kennen und Dich entsprechend nachsichtig behandeln, falls er Deine Geschichte erfährt. Hast Du Dich deswegen hier eingeschlichen?" "Ich habe ein reines Gewissen! Ich habe nichts Unrechtes getan!" "Dein Verhalten straft Dich Lügen! Du magst selbst kein Verbrechen verübt haben, aber Du weißt, dass Du vor dem strengen Auge des Gesetzes wohl kaum als unbescholtene Bürgerin durchgehen würdest und daher nicht die Bedingung für Moorbrücker Siedler erfüllst. Darum hast Du verschwiegen, was Dich wirklich hierhin getrieben hat. In Deiner alten Heimat hätte man kurzen Prozess mit Dir gemacht, wenn man Dich ergriffen hätte." Nun wurde die Siedlerin kleinlaut. "Ja, Ihr habt ja recht. So ist es gewesen." Sie ließ den Kopf hängen. "Gut", antwortete der Geweihte, "nun zum Geschäft. Du wirst für mich in Neuvaloor die Augen und Ohren offenhalten und von Zeit zu Zeit berichten. Bosper Hopfenwart genießt mein Vertrauen. Er ist durch einen heiligen Eid an die Kirche des Fuchses gebunden und würde nie etwas tun, das ihr schadet. Wenn der Händler in der Siedlung zu Gast ist, dient er gleichzeitig als Bote. Dieses Dienstverhältnis bleibt natürlich ebenso geheim wie unsere Abmachung. Ansonsten wird Ritter Boromil sehr schnell erfahren, wen er sich da an Land gezogen hat." "Ihr wollt mich erpressen!", warf die Frau entrüstet in den Raum. "Ganz im Gegenteil. Ich gebe Dir Gelegenheit, Buße zu tun für Deine Schuld, mit Räubern gemeinsame Sache gemacht zu haben. Umarme die Kirche des Phex! Sie ist bereit, Dich aufzunehmen! Du wirst im Dienst des Fuchses stehen und damit unter seinem Schutz. Das ist ein ehrliches Angebot und mehr, als Du in Deiner Lage verlangen könntest. Also, wie lautet Deine Entscheidung?" "Ich bitte Euch um Verzeihung. Ich werde für Euch arbeiten." "Für Phex, nicht für mich! Der Fuchs freut sich, mit Dir einen fairen Handel abschließen zu können." So wenig sie es mochte, von anderen bestimmt zu werden, so sehr sah sie ein, dass ihr im Augenblick keine andere Wahl blieb. "Habt Dank, Euer Ehren. Und Dank an Phex." "Gern geschehen. Gehe jetzt wieder schlafen, sonst fällt auf, dass Du allzu lange weggewesen bist." "Ja, Euer Gnaden." Mit diesen Worten entfernte sich die Frau und schlich zurück. Was vielleicht nur eine Durchgangsstation hätte sein sollen, entwickelte sich nun zu einem Daueraufenthalt für sie. Fliehen kam jetzt nicht mehr in Frage.  
+
"Ich wusste, dass Du kommen würdest", eröffnete dieser das Gespräch. "Mit Deiner Vergangenheit würdest Du nicht so einfach Ruhe finden." "Was war, zählt jetzt nicht mehr. Phex zürnt mir nicht, das hast Du selbst gesehen!" "Du meinst, weil der Stein nicht rot aufgeleuchtet hat, so wie es der Händler erzählte? Das beweist gar nichts. Es ist nämlich ein ganz gewöhnlicher Stein." "Was? Aber es hieß doch, er habe besondere Kräfte." "Das stimmt, wenn auch anders, als die meisten gedacht haben. Der Stein hat Dich schließlich zu mir geführt. Wenn er so wirkt, ist er auch ein Artefakt." Die Gestalt konnte anhand der Stimmlage nur erahnen, dass der Umriss gerade triumphierend lächelte. Nachdem der ertappten Person schlagartig klar wurde, wie sie überlistet worden war, fuhr der größere Schemen fort: "Ich bin derjenige, der Bosper Hopfenwart den Stein gegeben hat. Ich bin [[Briefspieltext mit::Meister Phexgnade|der Phexgeweihte]], der den Schrein weihen wird." Die Gestalt beeilte sich, eine Ehrbezeugung zu machen, und verneigte sich. "Euer Gnaden..." "Schon gut. Reden wir nun darüber, was Dich nicht schlafen läßt. Erleichtere Dein Gewissen." "Ich denke, dass wisst Ihr doch schon. Wie habt Ihr mich gefunden?" "Das war nicht weiter schwer. Wer meldet sich schon freiwillig für ein Vorhaben wie die [[Briefspieltext vielleicht mit::Moorbrücker Neusiedlung]]? Entweder Leute mit besonders viel Vertrauen in die Zukunft oder solche, die nichts mehr zu verlieren haben. Mit den richtigen Kontakten war es ein Leichtes, die Liste der Siedler einzusehen. Von den fünf Dutzend Leuten, die den Rittern nicht vorher bekannt waren, sondern dem Aufruf des Fürsten gefolgt sind, sind die meisten Familien oder Ehepaare. Bei denen ist es unwahrscheinlich, dass sie vor der Justiz geflüchtet sind. Ebenso konnten fast alle den Beamten eine überzeugende Geschichte erzählen. Also galt es nur den Hintergrund von wenigen Personen zu prüfen. Als ich Deinen Herkunftsort erfuhr, wurde ich hellhörig." Wieder hatte die Gestalt den Eindruck, dass der Phexgeweihte im Dunkeln breit grinste. Trotzig erwiderte sie: "Was hätte ich denn tun sollen? Eine falsche Angabe wäre aufgeflogen, wenn jemand aus der Gegend in dieselbe Siedlung gekommen wäre." "Ja, das ist wohl wahr. Auch Lügen will gelernt sein. Jedenfalls habe ich bereits erfahren, wer Du bist. Welch Ironie: Eine ehemalige Räuberbraut, die im Sumpf wohnt, genau an der Stelle, an der früher [[Briefspieltext vielleicht mit::Klippbrühl|eine Siedlung]] war, deren Bevölkerung von Räubern getötet wurde." "[[Briefspieltext vielleicht mit::Humbert]] war doch nicht so wie [[Briefspieltext vielleicht mit::Ronkwer]]! Dessen dreckige Bande von Halsabschneidern hat die Leute von Klippbrühl erschlagen. Er war Humberts Erzfeind. Humbert hat in Wirklichkeit mit seinen Leuten den Weg bei der Burgruine in [[Briefspieltext vielleicht mit::Dunkelforst (Baronie)|Dunkelforst]] überwacht und so sicherer gemacht." "Sicher, natürlich, das wird Dir der Herr von Neuvaloor so glauben! Er wird bestimmt den Unterschied zwischen zwei Räuberbanden kennen und Dich entsprechend nachsichtig behandeln, falls er Deine Geschichte erfährt. Hast Du Dich deswegen hier eingeschlichen?" "Ich habe ein reines Gewissen! Ich habe nichts Unrechtes getan!" "Dein Verhalten straft Dich Lügen! Du magst selbst kein Verbrechen verübt haben, aber Du weißt, dass Du vor dem strengen Auge des Gesetzes wohl kaum als unbescholtene Bürgerin durchgehen würdest und daher nicht die Bedingung für Moorbrücker Siedler erfüllst. Darum hast Du verschwiegen, was Dich wirklich hierhin getrieben hat. In Deiner alten Heimat hätte man kurzen Prozess mit Dir gemacht, wenn man Dich ergriffen hätte." Nun wurde die Siedlerin kleinlaut. "Ja, Ihr habt ja recht. So ist es gewesen." Sie ließ den Kopf hängen. "Gut", antwortete der Geweihte, "nun zum Geschäft. Du wirst für mich in Neuvaloor die Augen und Ohren offenhalten und von Zeit zu Zeit berichten. Bosper Hopfenwart genießt mein Vertrauen. Er ist durch einen heiligen Eid an die Kirche des Fuchses gebunden und würde nie etwas tun, das ihr schadet. Wenn der Händler in der Siedlung zu Gast ist, dient er gleichzeitig als Bote. Dieses Dienstverhältnis bleibt natürlich ebenso geheim wie unsere Abmachung. Ansonsten wird Ritter Boromil sehr schnell erfahren, wen er sich da an Land gezogen hat." "Ihr wollt mich erpressen!", warf die Frau entrüstet in den Raum. "Ganz im Gegenteil. Ich gebe Dir Gelegenheit, Buße zu tun für Deine Schuld, mit Räubern gemeinsame Sache gemacht zu haben. Umarme die Kirche des Phex! Sie ist bereit, Dich aufzunehmen! Du wirst im Dienst des Fuchses stehen und damit unter seinem Schutz. Das ist ein ehrliches Angebot und mehr, als Du in Deiner Lage verlangen könntest. Also, wie lautet Deine Entscheidung?" "Ich bitte Euch um Verzeihung. Ich werde für Euch arbeiten." "Für Phex, nicht für mich! Der Fuchs freut sich, mit Dir einen fairen Handel abschließen zu können." So wenig sie es mochte, von anderen bestimmt zu werden, so sehr sah sie ein, dass ihr im Augenblick keine andere Wahl blieb. "Habt Dank, Euer Ehren. Und Dank an Phex." "Gern geschehen. Gehe jetzt wieder schlafen, sonst fällt auf, dass Du allzu lange weggewesen bist." "Ja, Euer Gnaden." Mit diesen Worten entfernte sich die Frau und schlich zurück. Was vielleicht nur eine Durchgangsstation hätte sein sollen, entwickelte sich nun zu einem Daueraufenthalt für sie. Fliehen kam jetzt nicht mehr in Frage.  
  
 
Der Geweihte lächelte. Er hatte nicht erwähnt, dass er noch über manch anderen Siedler Interessantes erfahren hatte. Es war klug, immer nur soviel zu enthüllen, wie notwendig war. Für dieses Mal konnte er zufrieden sein. Er richtete den Blick zum Himmel in stummem Gebet zu seinem Gott. "Phex, schlauer Händlervater, schaue gütig auf Deinen bescheidenen Diener. Siehe, wie viele Verirrte wir noch zurückbringen können unter das schützende Dach der Zwölfe!"
 
Der Geweihte lächelte. Er hatte nicht erwähnt, dass er noch über manch anderen Siedler Interessantes erfahren hatte. Es war klug, immer nur soviel zu enthüllen, wie notwendig war. Für dieses Mal konnte er zufrieden sein. Er richtete den Blick zum Himmel in stummem Gebet zu seinem Gott. "Phex, schlauer Händlervater, schaue gütig auf Deinen bescheidenen Diener. Siehe, wie viele Verirrte wir noch zurückbringen können unter das schützende Dach der Zwölfe!"
  
 
{{KoschBriefspielindex}}
 
{{KoschBriefspielindex}}

Version vom 29. Januar 2018, 22:21 Uhr

Teil der Briefspielgeschichte "Ritter Boromils Gespür für das Moor"