Entführung des Prinzenpaares - Ellerding vom Erlenschloss

Aus KoschWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen


 Wappen Mittelreich.svg  Wappen Fuerstentum Kosch.svg   Wappen Grafschaft Hügellande.svg   Garnelhaun.gif  
 Burg.svg
 
Bor 1031 BF
Ellerding vom Erlenschloss
Koscher Wachen


Kapitel 25

Wohlige Wärme
Autor: Blauendorn

Erlenschloss, 1031

Anselm Hilberan ritt inmitten der Delegation des Prinzen, als auch für ihn so langsam das Erlenschloss in Sichtweite kam. Wieder einmal freute sich der Junker und Ritter aus Pechackern über das baldige Feuer, welches seine Glieder wärmen würde. Viel stärker als früher merkte er nun die Strapazen der Reise. Nicht etwa, dass seine Fähigkeiten zu Ross erbärmlich waren oder aber dass er seine Leibes- und Kampfesübungen vernachlässigte, doch so ein Ritt, so eine Queste, war wahrhaftig von besonderer Qualität, welche er schon länger nicht mehr verspürt hatte. Wieder einmal kamen ihm die Gedanken, dass er vielleicht doch einmal die Bereitschaft signalisieren sollte, einen Knappen auszubilden - eine Verantwortung, die er bislang erst einmal übernommen hatte.
Ruhig überblickte er wieder einmal die Reisegruppe des Prinzen. Aus allen Teilen der Mark waren sie gekommen; die Edlen unterstützt durch die Streiter des Raben und auch der Geweihtenschaft der Peraine. Die Geweihte Alaria ritt nur wenig hinter dem Junker, der diese, wie so viele in dieser Gesandtschaft, von früheren Begegnungen kannte, und so nickte er dieser aufmunternd zu.
Müde musterte Antara das Schloss, das ihr Zug erreicht hatte. Auch wenn der Baustil eher trutzig wirke und ihm die verschnörkelte Leichtigkeit eines almadanischen Palazzos abging, so versprachen die Mauern doch eine Nacht in Wärme und einem Bett.
Leise seufzte sie vor sich hin. Die verführerischen Annehmlichkeiten der Nacht würde sie nicht genießen können. Sie hatte sich mit Ritterin Lyeria besprochen: da dies der Ort war, an dem die Entführung des Prinzenpaares ihren Anfang genommen hatte, wollte sie in dieser Nacht die Nähe zum Herrn Boron suchen, in der vagen Hoffnung, dass Bishdariel eine weitere Botschaft für sie hätte.
Erschöpft ließ sie sich von Pferd fallen und nahm auch die Tiere der beiden Ordensritter am Zügel, um sie in den Stall zu bringen. Wo war nur dieser Nichtsnutz Timokles, wenn man ihn mal brauchte?
Der Wächter nahm Haltung an, als all die hohen Herren müde und ausgezehrt herangeritten kamen. Zwischen all den Reitern auf ihren stolzen Pferden fiel der Schlitten des Cantzlers natürlich umso mehr auf. Aus dem Schloss eilte auch ein älterer Herr in teurer Kleidung. Überrascht blickte er den Prinzen Edelbrecht an, doch hatte er sich schnell wieder gefangen und verbeugte sich vor den Gästen.
„Mein Prinz“, wandte er sich an den Sohn des Fürsten, „es ist mir eine Freude, euch auf dem Erlenschloss willkommen zu heißen. Ich bin Ellerding vom Erlenschloss, der treue Haushofmeister eures Bruders. Steigt doch von euren Rössern und kommt herein ins Warme. Die Stallknechte werden sich um eure Reittieren kümmern und die Köche werden euch ein gutes Mahl bereiten. Wäre Wildbret nach eurem Geschmack?“
Das Lachen des Erbprinzen war schallend, als er dem Mann fest in die Augen sah.
„Wahrlich, ich könnte wohl alles verspeisen, was man mir aufzutischen dächte, so lange es nur vor Hitze dampft. Aber ich werde mir das Wildbret mit Freuden und besonderem Genusse einverleiben. Und wenn es noch ein gutes Maß Gewürzwein oder heißen Mets hat, dann werde ich über die Gastfreundschaft des Schlosses noch in vielen Monden Loblieder singen.“
Lyeria fasste zuerst das Schloß, dann den herausgeputzten Hausmeier ins Auge, schüttelte unmerklich den Kopf über dessen Kleidungsstil, und blieb sonst ruhig. Sie wollte sich lieber umsehen, ob hier am Tatort noch irgendwelche Indizien vorhanden waren. Um überhaupt irgendeinen Erfolg erzielen zu können, brauchten sie aber den Beistand der Götter, und so würde sie mit Antara im gemeinsamen Gebet Borons Unterstützung erflehen und um Durchhaltevermögen beten.
Nachdem sie angekommen waren, nahm Antara ihr die Zügel ab und brachte das Pferd in den Stall, bevor Timokles reagieren konnte. Dieser wandte sich bald an Lyeria.
"Boron zum Gruße, lasst uns die traviagefällige Gastfreundschaft von Erlenschloß annehmen und nach drinnen gehen. Lange genug waren wir den Unbilligkeiten der Reise ausgesetzt. Doch lasst mich zuerst Euer Pferd..."
Als er bemerkte, dass Antara das Pferd bereits zu den Stallungen brachte, griff er stattdessen zu den Zügeln zweier anderer Edelmänner und ging damit drei Knechten zur Hand, die auf die Anweisung Timokles' mittlerweile aus den Betten gestiegen waren, und sich nun um die Rösser der Ankömmlinge kümmerten.
Der Haushofmeister verneigte sich erneut.
"Euer Wunsch ist mir Befehl. Aber steigt doch ab und kommt herein. Ich werde das Essen im warmen Kaminzimmer servieren lassen."
Dabei öffnete er die Arme und schloß die ganze Reisegesellschaft dabei ein. Dann wandte er sich kurz um und gab einige Befehle an die wartenden Diener. Stallknechte eilten herbei und nahmen die Pferde in Empfang. Dann wandte sich Ellerding erneut an den Prinzen.
"Ich selbst werde euch eure Gemächer zeigen, dort könnt ihr euch dann frisch machen falls es euch beliebt, während das Gesinde das Essen vorbereitet."
Andere Diener kamen heran um die übrigen Gäste in Empfang zu nehmen und zu ihren Quartieren zu führen. Der Rittmeister wandte sich Edelbrecht zu und fasste nach den Zügeln von ANSCHÜTZ, der ihn mit einem lauten Schnauben begrüsste.
"Mein Prinz, rund um das Schloss herum ist alles in bester Ordnung, die Wachen sind sehr aufmerksam und verrichten ihren Dienst trotz der Kälte brav und eisern. Alles ist ruhig. Ich kümmere mich besser persönlich um Euer Ross."
'Diesen Prinzen konnte wahrlich nicht erschüttern', dachte Anselm für einen Moment.
"Wohlan, so werden wir sehen, was der Abend erbringt."
Anselm ritt ebenso heran und führte schließlich sein Streitroß zu einem Stallburschen. Schnell gab er diesem einige Anweisungen bzgl. seines Pferdes und ließ auch dessen Marotten nicht aus, welche einem Unbekannten das Pferd sicherlich schwerer handhabbar machten, aber ihm selbst eher zum Vorteil gereichten. Währenddessen lockerte er selbst den Sattel und schnallte die Packtaschen ab und hängte diese sich selbst über die Schultern.
'Fürwar', dachte er sich mal wieder, 'ein Knappe wäre sicherlich hilfreich'.
Sodann schritt er dem Haupthaus entgegen.