Alagrimm 5: Tapfer und aufrecht bis zuletzt

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Ausgabe Nummer 38 - Notausgabe Praios 1028 BF

Tapfer und aufrecht bis zuletzt

Vom letzten Schlachtritt Baron Alderans

Baron Nottr Halderlin von Twergentrutz, Golgarit

Gegen Mitternacht leuchtete rötlicher Schein durch das dunkle Labyrinth der Bäume. Wir, Ritter Lucrann von Auersbrück und ich, trieben unsere müden Rösser ein weiteres Mal an. Der Geruch von Brand lag in der Luft und je näher sie dem Waldrand kamen, desto gewisser wurde unsere Befürchtung: der Aar war bereits in Auersbrück!

Eine Träne aus Wut, Trauer und Verzweiflung glitzerte für einen Moment im flackernden Rot des Feuers auf Lucranns Wange. Seine vertraute Heimat - all die Bauten aus Fachwerk und Holz - sie brannten wie ein Wald in der Rodung. Darüber thronte der trutzige Bergfried der Baronsburg am Rande des Flüssleins Auer - der einstigen Stammburg seiner Familie, die einst hier als Barone herrschte, doch denen nach all den Jahren nur noch die Ritterschaft und ein Seitengebäude geblieben waren ... und selbst das würde nun verloren sein. Verzweifelte Menschen, bekannte Gesichter, die schrien und weinten, versuchten Familie und Habe zu retten. Doch kein Flammenwesen war zu sehen - kein Alagrimm stand in der Luft, war das unheilige Geschöpf gar schon weitergezogen? Not und Elend hinter sich lassend?

Entschlossen ritten wir an den Rand der Stadt um mit der Götter Beistand zu retten, was zu retten war. "Herre Ingerimm, so du Heim und Haus im Feuer vernichtest, so rette doch die Menschen, weil du Freude an der Gnade hast." sprach der Auersbrücker. Er versuchte sich etwas Überblick zu verschaffen, doch es herrschte ein wimmelndes Durcheinander. Baron Alderan, aber auch seinen Vater oder Bruder, konnte er auf den ersten Blick nicht erkennen. Er musste etwas Ordnung schaffen und die hektischen Löscharbeiten sinnvoll organisieren.

Der Baron von Auersbrück, Alderan von Zweizwiebeln - tapfer und aufrecht bis zuletzt. © BB

Nach noch nicht einmal einem zehntel Stundmaß war die Eimerkette gebildet und man könnte die ersten Feuer in den Griff kriegen. Zur selben Zeit versuchten wir mit einigen Helfern die verbliebenen Leute Menschen aus brennenden Häusern zu retten, indem sie Türen oder Fenster einschlugen, Leitern an den zweiten Stock ansetzen, um die Eingeschlossenen vor dem Flammentod zu retten. Wie es schien, half auch Sand recht gut gegen die Flammen, sofern man sie an gut zugänglichen Stellen zudecken konnte. Zahlreiche Brandflecken, Rötungen, Rußflecken und Schmerzen übersäten die Körper der Helfer, denn die Flammen unterschieden nicht zwischen Adligen oder Bauern.
Bisher hatten wir keine Zeit mehr gefunden auch nur einen Gedanken zu verschwenden, aber nachdem die ersten Häuser gelöscht waren, da überkam Ritter Lucrann wieder die Angst um den Vater und den Bruder. Sie waren die einzige Familie, die er noch hatte, denn seine Mutter war schon lange in Borons Hallen eingegangen.
"Vater, wo bist du, Vater?! brüllte Lucrann durch das Dorf und sorgenvoll schritt er durch das Dorf, um seine Familie zu finden. Jenseits der gelöschten Häuser standen einige der ältesten Bauten Auersbrücks - und mit Ingerimms Hilfe blieben sie nun verschont. An ihnen vorbei gelangte Lucrann an das andere Ende des Dorfes. Dort am Fluss lag die Au, und in ihr die fruchtbarsten Felder der ansonsten recht kargen Gegend. Er erkannte bald ein Schlachtfeld - tote Rösser neben ihren Reitern - wie Nebel dampften ihre verbrannten Leiber - unsäglicher Gestank. Da, an einer Flanke des Feldes bewegte sich einer der Streiter. Lucrann beschleunigte seinen Schritt auf ihn zu um ihm zu helfen. An seinem Leib hingen nurmehr Fetzen des einstigen Umhanges, darunter eine Rüstung aus Leder, langsam blickte der alte Recke auf. Erst jetzt erkannte Lucrann das rußschwarze Gesicht seines Vaters.
"Vater, den Zwölfen sei Dank - Du lebst!", schnell schritt der Falkenritter auf den alten Junker zu, nahm etwas Wasser aus seiner Flasche und gab ihm davon zu trinken. Erschöpft gab sein Vater zurück: "Lucrann - mein Sohn! Ja, es war wohl wahrlich nur den Zwölfen zu verdanken ... und der Einsicht mit vor der Schlacht mit nassen Tüchern zu umwickeln und die Lederrüstung statt das Kettenhemd zu wählen. Sieh sie dir alle an - die gesamten Streiter Auersbrücks - gefangen in der eigenen Rüstung Glut. Auch er ..."Bedächtig richtete sich sein Blick auf eine neben ihm liegende Leiche - seine Mine schwankte zwischen Vergeltung und Respekt. Baron Alderan von Zweizwiebeln lag reglos dort, seine Schlachtreiterrüstung glühte noch immer in rötlichem Schein. Mit zorniger Stimme presste der alte Junker durch seine Zähne: "Tapfer und aufrecht wie stets ... ließ er die Blüte der Baronie in ihren Untergang reiten."