Schlacht von Angbar 3: Die Stadt in Flammen

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Ausgabe Nummer 38 - Notausgabe Praios 1028 BF

Die Stadt in Flammen

Plünderung und Mord in Angbars Straßen

Nirdamon, Sohn des Negromon, Oberst-Wachtmeister von Angbar

Überall brannte es, der Schein der zuckenden Flammen tauchte die Stadt in ein gespenstisches Licht. Dicke Rauchschwaden stiegen zum Himmel und verloren sich in der Schwärze der Nacht. In den Straßen herrschten Furcht und Schrecken: Die Feinde waren eingedrungen, kleine Trupps von fremden Söldnern streiften durch die Gassen. Einige begannen schon zu plündern, sich mit unsrer Habe zu beladen. Das bekam ihnen nicht gut...

Dem Tode nah, doch durch Rondras Hilfe entkommen: Schwertbruder Leodan von Tandosch. © M. Lorber

Hardulf von Ödenhof, Hauptmann der Fürstlichen Schlachtreiter

Uns wurde gemeldet, dass der Feind an einer andren Stelle durchgebrochen war. Wir mussten ihn aufhalten, zurückwerfen, koste es, was es wolle. Wir gaben den Pferden die Sporen und prallten bald gegen den ersten Haufen. Die Vordersten wurden einfach niedergetrampelt, dann aber stockte unser Ansturm. Es waren welche mit Piken und Spießen dabei, außerdem fielen ständig brennende Trümmer herab, die Pferde wurden scheu... Meine Schwadron war bald umringt, wir zogen die Schwerter, hieben von oben auf Helme und Schilde ein. Bei Kor, das war ein Kampf! Wir drängten sie zurück, Schritt um Schritt drängten wir sie wieder hinaus aus der Stadt, dann rückten sie zum zweiten Mal an, wir hielten die Bresche, schlugen sie abermals zurück, sie gaben Fersengeld, das elende Söldnerpack! Wir nach. Wir hätten gesiegt! Aber dieses Flammenwesen... Es hatte wohl nur gewartet, bis wir aufs freie Feld geritten kamen — da stieß es nieder wie ein Adler, ganz dicht über unsere Reihen. Es war unbeschreiblich: In einem einzigen Augenblick wurde die halbe Schwadron ausgelöscht – nein, ausgetilgt, denn gelöscht wird mit Wasser, und hier war Feuer am Werk, gegen das keine Rüstung half und keine Klinge.

Unweit von mir sah ich, wie der Schwertbruder Leodan von Tandosch vom Pferd stürzte, den Mantel in Flammen. Er wälzte sich im Gras, um das Feuer zu löschen. Ich sah nicht, ob es ihm gelang, ich konnte ihm nicht helfen, denn ein Armbrustbolzen traf mein eigenes Ross, es strauchelte, ich stürzte, rappelte mich auf, fand mich von feindlichen Schergen umringt. Ein Schwerthieb traf mich, ich ging in die Knie — mein Leben lag in Rondras Hand. Da preschten drei Reiter heran, trieben die Feinde auseinander, es hagelte Streiche und Schwerthiebe. Der Wehrmeister selbst war es, mit dem Baron von Stanniz und dem Edlen Wolfhardt von der Wiesen — gerade zur rechten Zeit, sonst säße ich jetzt in Borons Hallen oder an Rondras Tafel. Aber die Göttin wollte es anders.

Wir zogen uns hinter die Mauern zurück. Der Wehrmeister war zornig, weil der wichtigste Gegner etwas war, gegen das ein Kämpfer mit Lanze und Schwert nichts ausrichten kann.

Ritterin Selissa Mantelweit von Marking

Das war kein Heer von Rittern oder Söldnern, sondern ein wüster Haufen von Abenteurern, Vagabunden, Mordbuben und Räubern, der Abschaum der Straßen und Wälder. Wie die Aasgeier folgten sie der Spur des Todes, die der Alagrimm zog. Ich weiß nicht, wo sie in die Stadt gekommen waren, vielleicht kamen auch manche über den See — jedenfalls gab es plötzlich Handgemenge und Geplänkel in unserer Nähe, einige Bürger liefen schreiend davon, verfolgt von einigen Gestalten mit roten Tüchern um Hals oder Kopf — das trugen die meisten von ihnen, es diente ihnen wohl als Erkennungszeichen in diesem nächtlichen Durcheinander. Einige meinen, die feuerroten Tücher sollten Alagrimms Feuer symbolisieren; andere behaupten, die Plünderer hätten sie erst im Blut der erschlagenen Bürger gefärbt. Ich weiß nicht, was davon stimmt — aber sie sollen alle in den Niederhöllen schmoren!

Ontho von Koschtal, Geweihter der Hesinde zu Angbar

In diesem Kampf, in dem die Waffen Ingerimms und Rondras nutzlos waren, mochte uns allein die Gabe Madas helfen. Das dachte ich zumindest, als ich einige der Wächter Rohals, deren Ordenshaus bei Angbar stand (nun steht es nicht mehr!), auf einem der Türme erblickte. Sie standen auf dem Dach in ihren weißen Roben und blickten über die brennende Stadt, die Arme ausgestreckt, die Zauberstäbe in der Hand. Ich glaube, dass sie etwas riefen, auch wenn ich es nicht hören konnten. Der Alagrimm bemerkte sie. Ich weiß nicht, welche cantio sie wirken wollten, ob der Spruch misslang, ob ihre Kräfte zu schwach waren — von dem Turm blieb jedenfalls nur eine rauchende Ruine...

Alwide Beerentrunk, Hausmagd

Das war so schrecklich! Überall diese grimmigen Soldaten, die haben geplündert und jeden, den sie kriegten, abgestochen — einfach so! In den Straßen standen Pfützen aus Blut. Ich hab früher immer gedacht, die Bänkelsänger übertreiben, wenn sie so was sagen, aber ich bin gestolpert und in die Gosse gefallen, und darin floss ein Bach aus Blut! Ich hatte solche Angst, ich wollte ja im Haus bleiben und die Tür verrammeln, aber das Haus brannte schon. Die Meisterin war traviaweißwo, der Meister bei der Mauerwehr — da hab ich den kleinen Eckbart genommen und bin rausgerannt. Und die Leute kamen einem schreiend entgegen, die einen wollten zur Zitadelle, die anderen nach Süden, raus aus der Stadt, aber da brannte es ja auch, überall brannte es, überall lagen Tote und Verletzte und brennende Trümmerstücke. Da bin ich zum See gerannt. Das war bestimmt das Klügste, aber in dem Moment hab ich gar nicht nachgedacht, sondern bin einfach gerannt. Und wie ich am Ifirnsweiher ankomme, da seh ich den Pater Salvestro, ich erkannte ihn ja von weitem an seiner bunten Robe, auch wenn die jetzt zerfetzt und angebrannt war. Er rannte mit ein paar Kindern die Straße entlang, mir entgegen, und hinter ihm sah ich einen Haufen von den fremden Söldnern. Als er mich sah, drückte er mir ein Bündel in den Arm, da war ein Kleines drin, und er sagte: „Rette die Kinder!“ Und dann hat er sich umgedreht und tief durchgeatmet und ist dem Mörderpack entgegengetreten. Ich hab nicht zugeschaut, was dann passiert ist, ich hab die Kinder genommen und bin gerannt und gerannt, bis keine Flammen und keine Krieger mehr um zu sehen waren. Aber ich hab ihn noch schreien hören, den Pater Salvestro — ich glaube, die haben ihn erschlagen!

In Sorge um die Seinen: Väterchen Nirwulf, der Rogmarok der Hügelzwerge © M. Lorber

Nirwulf, Sohn des Negromon, Vogt von Hügelland, Rogmarok der Hügelzwerge

Als es vorne zu arg wurde, bin ich nach Heimeling gegangen, um mich um meine Leute zu kümmern — für den äußersten Notfall haben wir geheime Fluchtwege aus der Stadt.

Wie ich aber über das Derenrund laufe, da wirkt mit einem Mal alles so ruhig und friedlich, der Lärm und der Brand scheinen weit weg. Und oben auf dem Baum vor der aranischen Taverne sitzen ein paar Vöglein und zwitschern. — Das war so sonderbar und unwirklich inmitten all dieser Zerstörung...

Ontho von Koschtal, Geweihter der Hesinde zu Angbar

Zu diesem Zeitpunkt hatten sich schon viele in die Zitadelle geflüchtet, sei es aus Angst und Verzweiflung, sei es, um sich zu dort sammeln und einen erneuten Vorstoß zu wagen. Von hier aus konnte ich die Stadt überblicken und mir ein Bild der schrecklichen Lage machen: Der Süden Angbars, Kruming und Barschensee, brannten bereits lichterloh. In Alt-Angbar flackerten vereinzelt Feuer, die Viertel Heimeling und Inglut aber schienen weitgehend unversehrt. Nur wie lange noch?