Travia

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Travia - Göttin des Heimes und des wärmenden Herdfeuers, Mutter der Ehe, Familie und der Gastfreundschaft

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eimat, Herdfeuer, Friedfertigkeit, Familie, Kochkunst, Gastfreundschaft – kaum eine Gottheit steht dem Koscher in ihrer Lehre so nahe wie Travia. Einzig der Name Ingerimms, dem Schmied des Koscherlandes, mag noch enger mit unserer Heimat verknüpft sein. So ist es kein Wunder, dass Ingerimm und Travia bei vielen Koschern als Ehepaar gelten – als wachender Vater und behütende Mutter unserer Heimat. Zwar kennt die offizielle Glaubenslehre die Zwölfe einzig als Geschwister, doch bleibt der Widerspruch der hiesigen Traviageweihten in der Regel leise – unterstreicht der Gedanke an ein elterliches Götterpaar doch die Nähe der Götter zu den Gläubigen auf anschauliche weise. Ja, manche Geweihten fördern diese Sicht in ihren Predigten sogar.

Die Lehre Travias scheint den Koschern schon von klein auf im Blut zu liegen, so dass die Priester nur selten mahnende oder bekehrende Worte erheben müssen. Häufig werden kleinere Verfehlungen gegen Anstand und Sitte schon von der eigenen Großmutter zurechtgewiesen. Ein übriges verrichtet das Brauchtum – zu dem gemeinsame Familienfeste ebenso wie kleine Gesten zu Ehren Travias gehören. Schon bei der Errichtung eines neuen Heimes wird zur Gewähr von Gemütlichkeit und Gastlichkeit stets ein Stück Buchenholz eingebaut. Ähnliches gilt für einen neuen Ofen, dessen erstes gebackenes Brot den Gänsen verfüttert wird. Auch die Fertigstellung des Hauses gilt erst als besiegelt, wenn das Herdfeuer der Travia gesegnet wird. In kaum einem Haus fehlt eine geschnitzte oder gemalte Gans und sei es nur als eingekerbtes Zeichen der Göttin am Rahmen der Eingangstür. Vor allem die Wirtshäuser drücken häufig ihre (vermeintliche) Frömmigkeit durch besonders hübsche Statuen in den Ecken der Schankstube aus – wobei jedoch eine besonders prunkvolle Wildgans nicht unbedingt einen untrüglichen Rückschluss auf die Qualität der Taverne zulässt. Dennoch ist es angeraten sich beim Eintritt in die Gute (Schank)Stube kurz vor dem Traviawinkel zu verneigen, wenn man bei Wirt und Mitgästen nicht als ungehobelt dastehen will. Ein wahrhaft traviagefälliges Gasthaus erkennt man besser an einem möglichst aktuellen Siegel des Braugreven am Tresen und daran, dass die Wirtsleute im Winter und Sturm eine Kerze als Wegweiser für Verirrte ins Fenster stellen. Naturgemäß finden sich traviagefällige Riten vor allem bei Hochzeitsfeiern wieder. In vielen Gegenden des Kosch tritt der Werbende in seinem schönsten Gewand und mit einem (oft Fingerhutgeschmückten) Krug voll Bier vor das Haus der Eltern seiner Holden. Es folgen meist regionaltypische Bräuche: im Garnelhaunschen etwa, muss er nun seine Liebe offenbaren und die Vorzüge der Angebeteten, ebenso wie seine aufzählen, häufig in Versform oder als Gesang. Wenn Vater und Mutter nun einen Schluck aus dem Krug nehmen, gilt das als ihre Zustimmung – und die (meist spätestens jetzt vor dem Haus versammelte) Menge bezeugt die Verlobung mit lautem Jubel. Im Vorfeld (oft am Vorabend) einer Eheschließung finden sich die Familienmitglieder und Freunde von Braut und Bräutigam beim Rabbatzabend zusammen. Ihre Gaben sollen dem jungen Paar nicht nur als Aussteuer dienen, sondern anhand ihres Wertes wird auch bestimmt, welcher Name in die Ehe getragen wird. Diese Entscheidung liegt häufig bei der örtlichen Traviageweihten, wobei diese nicht nur dem materiellen Wert oder die Menge der Geschenke Bedeutung zumisst – sondern auch der inniglichen Zuneigung der Schenkenden zum Brautpaar. Vielleicht ein Grund, warum man bei dynastisch wichtigen Hochzeiten in Händler- oder Adelskreisen lieber Phex-, Praios- oder Rondrageweihten diese wichtige Entscheidung überlässt. Noch vielfältigere Traditionen finden sich unter den eigentlichen Hochzeitszeremonien. Sie mögen sich von Dorf zu Dorf, von Zunft zu Zunft, bisweilen gar von Sippe zu Sippe unterscheiden. Oft entstehen durch Vermischung der Bräuche von Braut und Bräutigam gar ganz neue und eigene Überlieferungen, so dass nahezu jeder Traviabund ebenso einzigartig ist wie das Paar selbst. Vielerorts trägt man (übrigens selbst im Hinterkosch) Glut aus den Herdfeuern der beteiligten Familien zusammen und lässt daraus das neue Herdfeuer der Jungvermählten entstehen. Häufig wird auch ein Silbertaler als Opfer an Ingerimm vergraben, weil sich dadurch der Wohlstand vermehren soll. Weit verbreitet ist auch die Sitte den traditionellen Jünglings- und Jungfernkranz aus weißem Traviakraut gegen einen Ehekranz aus Buchen- oder Lindenblättern oder eine hübsch bestickte Haube zu tauschen (daher das Sprichwort: „Unter die Haube kommen“). Wie auch immer die Zeremonie aussehen mag, der Abend findet stets im Kreis der Familie, Freunde und Nachbarn auf zünftige Art mit gutem Bier, Braten, Musik und Tanz seinen Ausklang.

Aus der Historie

Es ist bemerkenswert, dass die Koscher wohl schon seit frühesten Tagen im Sinne Travias lebten – schon immer scheinen Heim, Familie, gutes Essen und Gemütlichkeit als einige der wichtigsten Lebensziele gegolten zu haben. Hierbei deckte sich auf wundersame weise der Traviaglaube mit den traditionellen Werten des Hügelvolkes, das die menschlichen Siedler (vom anfänglichen Zwist auf der Wergenburg abgesehen) jeher gastlich aufnahm. Friedenskaiser Arn, Hochkönig Angbarosch und Graf Broderic von Ferdok, der als Kind von Zwergen aus bitterer Not gerettet wurde, gelten heute als Väter des 752 v.BF geschlossenen und bis heute geltenden Friedens – doch waren es vor allem die Siedler und Zwerge selbst, die diesen Vertrag mit Leben erfüllten. Aus dem Austausch von Brauchtum und Wissen entstand eine gemeinsame Koscher Lebensart und aus guter Nachbarschaft wurde allmählich Freundschaft, die 524 v. BF schließlich in den koscher „Bund auf Ewig“ mündete. In jenen frühen Tagen wurde auch die Saat für eine tief verwurzelnde Verehrung Travias gelegt. Schon damals entstanden erste Tempel – und so mancher Ort, wie etwa Trallik oder Fünfbrunnen, geht auf die Gründung durch Geweihte der Gütigen zurück. Während dieser Zeit begab sich auch die rührende Legende vom Hadertal, in dem sich die Bewohner einer alten Hügelzwergensiedlung mit unweit siedelnden Menschen stritten, bis schließlich ein Kampf entbrannte und die ersten zwei Blutstropfen von Zwerg und Mensch auf den Boden fielen. Ingerimm zürnte den Friedensstörern und ließ die Häuser in beiden Orten in einem großen Beben vergehen. Alles was verschont blieb war das glimmende Herdfeuer im Kamin einer einsamen Kate in der Mitte beider Dörfer. Erst jetzt öffneten sich die Augen der Streitenden und sie errichteten rings um dieses Herdfeuer eine neue gemeinsame Siedlung in dem sie seither in Frieden miteinander leben: das noch heute vor den Toren Angbars liegende Heimthal. Auch wenn der Mütterlichen vor allem im einfachen Volk innigliche Verehrung galt, hielten stets auch viele Adelige die Tugenden Travias hoch. Nicht zuletzt gilt das Fürstenhaus selbst traditionell als recht traviafromm. So verfügte etwa Fürst Angfold vom Eberstamm im Jahr 798 BF, dass der zehnte Teil des Brückenzolls dem nächstgelegenen Traviatempel zufließen solle. In der Folge gründeten sich an manchen Brücken neue Häuser der Heiligen Mutter – die auf diese Weise zugleich darauf achten konnten, dass kaum heimatloses und unfrommes Streunervolk in den Kosch einzuwandern vermochte. Auf Fürst Idamil sollen die ersten Alleen aus Apfel- oder Birnbäumen zurückgehen, die noch immer wichtige Landwege säumen, und an welchen der Wanderer seinen Hunger stillen kann. Ein gastlicher Brauch, den auch unser heutiger Fürst Blasius in hohen Ehren hält und neu belebt hat. Die jüngste Tempelgründung erfolgte im Anschluss an das Wüten des Alagrimm in Angbar. In der niedergebrannten Ruine des einstigen Efferdtempels ließen sich noch am Abend der Schlacht Geweihte aus Heimthal und fernerer Orte nieder um den obdachlosen und Not leidenden Opfern des Flammenaars beizustehen.

Historie der Traviakirche in Stichpunkten


752 v.BF

Zwerge und Menschen schließen den Bund auf Ewig


Feiertage

  • 2. Praios – Fürstlich Gnaden - Der Travia gefällig, verteilt Fürst Blasius Gaben an die Armen, stiftet den Lehrburschen und Gesellen Freibier und den Kindern ein Festmahl. An diesem Tag ist es zudem jedermann erlaubt nach eigenem Verbrauch im Fürstlichen Forst Kleinwild zu jagen und Holz zu schlagen. Auch wenn Seine Durchlaucht mittlerweile auf Burg Fürstenhort residiert, findet dieses Fest noch immer in Angbar statt – weilt der Fürst am Vortag zur Sommersonnenwende doch ohnehin in der Reichsstadt. Bis zur Wiedererrichtung des Fürstenschlosses nächtigt er in diesen Tagen wie so manche seiner Vorfahren in der Alten Zitadelle.
  • 1. Travia – Fest der Heimkehr - Am ersten Tag des dreitägigen Festes der eingebrachten Früchte begrüßt man in die Ferne verzogene Familienmitglieder im heimatlichen Elternhaus. Der Abend gehört einem feierlichen Essen im Kreis der Lieben, bei dem oft die Erlebnisse des Jahres ausgetauscht werden.
  • 1. Markt- und Praiostag im Travia – Koschtaler Bierfest - Nur eines von zahlreichen ähnlichen Stadt- und Dorffesten in diesen Tagen.
  • 11. Travia – Jungfernfest - Im Ferdoker Land findet ein Wettstreit der Jungfern und Jünglinge statt. Die Sieger werden über Nacht (bis zum Tag der Treue) aneinandergebunden – Ursprung mancher Ehe (oder Fehde).
  • 12. Travia – Tag der Treue - Auch im Kosch beliebter Tag für Liebesschwüre und Hochzeiten. So gingen vor wenigen Jahren an diesem Tag Prinzessin Iralda von Schetzeneck und Throndwig von Bregelsaum-Wettenberg ihre kurze aber innige Ehe ein.
  • 30. Travia – Nacht der Ahnen (am Vorabend des Tages der Toten) - Vor den Türen brennt eine Kerze um den verblichenen Mitgliedern der Familie den Weg zu weisen. Während eines Festmahls im Familienkreis wird am Tisch ein Platz für die Verstorbenen frei gehalten. Man gedenkt ihrer, reicht ihnen symbolisch vom Mahl, erzählt ihnen von den Ereignissen des letzten Jahres, bis man die Tafel aufhebt und nur noch eine rote Kerze am Platz der Toten verbleibt.
  • 30. Phex – Vortag des Saatfestes - Auf dem Land richtet die gesamte Familie das Saatfest her: die Frauen backen Perainebrot und Belmartkränze, die Männer bereiten die Saat vor und die Kinder ziehen mit den Familienältesten auf die Wiesen um Blumen zu sammeln und schmückende Kränze zu flechten.
  • 2. Rahja - Tralliker Sängerwettstreit – Zu Ehren von Mutter Travia findet jährlich ein Wettspiel der Barden statt, es wird jedoch auch gerne von musikliebenden Rahjaanhängern besucht.

Wichtige regionale Heilige

So manche Legende von wundersamen Rettungen Verirrter oder in Elend geratener wird seit Generationen weitererzählt und der Nachwelt bewahrt. Einige der darin vorkommenden Personen gelten in ihren jeweiligen Tälern und Dörfern als Heilige. In Storchsklausen etwa betet so mancher zum erst vor wenigen Jahren verstorbenen Traubart, der sich nach dem Orkzug um die Waisen kümmerte. Im gesamten Kosch wird Vieska von Wengenholm (558-642 BF) als Heilige anerkannt. Gemeinsam mit ihrem treuen Hund Born rettete sie so manchen Verirrten der Berge vor dem Tod in Eis und Fels. Sie stiftete das Kloster am Greifenpass, das ihr Andenken bewahrt und die Nachfahren Borns bis in unsere Tage heranzüchtet. Auch der Himmlischen Familie sind einige Tempel geweiht. Die Bäcker verehrten zudem die Heilige Dythlind, die im brennenden Bosparan ums Leben gekommen sein soll.

Heilige Artefakte

Die Traviakirche im Kosch scheint nicht über derlei eigene Schätze zu verfügen, auch wenn der Volksmund so manche Erzählung über „ewige Eintöpfe“ und „immervolle Bierfässer“ der Travia zuschreibt.

Heilige Orte

Der Yarbocsee in der Baronie Bragahn gilt den Südferdokern als wichtiges Heiligtum der Mütterlichen. Wenn an jedem Herbst die gen Süden ziehenden Wildgänse auf dem See landen, versucht die Geweihte von Bragahn aus ihrem Flug und der Anzahl Schlüsse für das kommende Jahr zu ziehen. Irgendwo in den Koschbergen soll eine Höhle zu finden sein, in der Born, der heilige Hund Vieskas bei seiner letzten Rettung starb. Die Heilige Vieska selbst soll ein Jahr in dieser Höhle gelebt und ihr Inneres mit der Lebensgeschichte ihres treuen Gefährten bemalt haben. Wo diese Höhle liegt, weiß keiner mehr – doch wer sie findet und in ihr übernachtet habe ein glückliches Familienleben vor sich. Ähnliches soll ein, unter anderem mit Fingerhut bewachsenes, Blumenfeld in der Nähe von Pirkensee im Uztrutzschen bewirken. Allerdings nur, wenn es einem im Traviabund vereinten Paar gelingt quer über die Wiese zu laufen ohne auch nur eine der Blumen zu knicken. Das moorbrücksche Dorf Donken soll auf einem Buchenwald errichtet worden sein, der im Sumpf versank – aber bis heute den Donkenern den Schutz Travias vor den Gefahren des Moores gewährt. Vergleichbar ist der Kranz aus Buchen, der den Ort Wildreigen in den Ambossbergen umgibt, und der die Häuser vor der Zerstörung beim jüngsten Erdbeben bewahrt haben soll. Hier wird deutlich welch hohe Bedeutung den heiligen Blumen und Bäumen beigemessen wird. In vielen Dörfern finden sich Hochzeitswiesen, -buchen oder –linden, auf bzw. bei denen sich die Hochzeitsfeiern im Dorfkreis abspielen. Oft handelt es sich um stattliche Exemplare, die schon seit vielen Generationen im Mittelpunkt der Festlichkeiten standen und selbst so manche Geschichte erzählen können. Fast jedes Dorf kennt eigene Legenden, die sich um heilige Linden und Buchen, Herbergen, Opferbilder und Gedenksteine ranken. Dem Leser sei empfohlen einfach die Dorfältesten oder Wirtsleute zu fragen, die häufig nur zu gerne die entsprechende Mär in fesselnden Worten zu erzählen wissen.

Wichtige Tempel

Es wäre ein müßiges Unterfangen alle der über den gesamten Kosch verstreuten Häuser der Göttin aufzählen zu wollen. Zumal sich so manches auf den ersten Blick als einfache Herberge gibt oder derart klein und bescheiden am Wegesrand steht, dass es sich scheinbar nur den Augen der Notleidenden offenbaren möchte. Mancher kleine Tempel findet sich auch in entlegenen Dörfern und hat schon verirrte Wanderer vor dem Hunger gerettet. Weil eine Betrachtung aller Tempel also unmöglich wäre, seien hier einzig jene erwähnt, deren Bedeutung in Größe und Einfluss den Durchschnitt übersteigen. In unseren Tagen erregt ausgerechnet der jüngste aller heiligen Stätten besonderes Aufsehen. In den Tagen der größten Not, nachdem der Alagrimm große Teile der Reichsstadt in Flammen aufgehen ließ, kamen Geweihte aus vielen Orten nach Angbar um zu helfen. Längst ist die in der Ruine des einstigen Efferdtempels eingerichtete Unterkunft kein Provisorium mehr – und wandelt sich nach und nach zu einem festen Tempel der Travia. Da die Geweihten die gewährten Spenden noch immer eher für die Unterstützung des Wiederaufbaus zerstörter Wohnhäuser oder warme Speisen für verarmte und zunftlose Opfer und Waisen, als für den Ausbau des eigenen Tempels verwenden, geht der Bau nur sehr langsam voran. Noch immer überspannt das Haus ein grob gezimmertes Behelfsdach, noch immer befindet sich der Traviaschrein zwischen Szenen zu Ehren Efferds auf rußgeschwärzten Wänden. Ein Großteil der Angbarer Geweihten kam aus dem nahegelegenen Tempel von Heimthal, der auch unter den Stadtbürgern stets großes Ansehen genoss – und bis heute Ziel so mancher kleinen Wallfahrt ist. Die Kultstätte wird nicht zuletzt für das gute Bier gerühmt, das allerdings nur als Gegenleistung für einen Tag Mitarbeit im Dienst des Tempels an die Pilger ausgeschenkt wird, was den Tempel zu einem der schönsten im Land werden ließ. Sein Dach ist wie alle Häuser Heimthals nach hügelzwergenart mit Gras gedeckt, die holzvertäfelten Räumlichkeiten im inneren sind, ähnlich wie das nahe gelegene Waisenhaus, an Gemütlichkeit kaum zu überbieten. Es mag an alldem gelegen haben, dass die doch so traviagläubigen Angbarer bis vor kurzem noch keinen eigenen Tempel in den eigenen Mauern hatten. Ähnliche Bedeutung, auch als Ausbildungsstätte für Novizen, genießt das Haus zu Koschtal. Hier richtete vor gut hundert Jahren ein zwergisches Ehepaar in einem bauchigen Turm der Stadtbefestigung, der liebevoll „der Dicke“ genannt wird, einen Tempel der Travia ein. Bis heute ist der Einfluss von Mütterchen Burescha und Väterchen Brogumir auf den gastlichen Ort und den Umkreis ungebrochen. Im Reigen der Dreischwestertempel von Gôrmel findet sich neben dem Tsa- und Perainetempel auch einer der Mutter Travia. Die dortigen Geweihten kümmern sich nicht zuletzt darum, dass auch weniger zahlungskräftigen Pilgern und Kurgästen eine göttergefällige Beherbergung und Speisung zuteil wird. In letzter Zeit haben die Gôrmeler Schwestern eine kleine Ansiedlung alter und gebrechlicher Geweihter, darunter auch welcher anderer Geschwister der Zwölfe, gestiftet – in der die Bewohner ihre letzten Jahre gemeinsam verleben. Nicht wenige der kleinen Tempel finden sich am Wegesrand bedeutsamer Wegstrecken, wo sie frommen Pilgern und armen Wanderern Obdach und Speise bieten. Zu diesen mag man die Häuser zu Drift, Salmingen oder Lacuna zählen – vor allem letzterer Ort gilt unter den Treidlern fast schon als „unangenehm gastfreundlich“. Auch das bereits erwähnte Kloster am Greifenpass zählt zu diesen Wegherbergen, ebenso wie die Tempel an einigen der wichtigsten Brücken unserer Provinz. Diese „Brückentempel“ gehen auf einen Erlass Fürst Angfolds zurück und erhalten noch immer einen Zehnt des Brückenzolls. Im Gegenzug achten sie darauf, dass arbeitsscheue Landstreicher auf den Koscher Straßen eine Seltenheit bleiben, indem sie ihnen gegen Arbeit eine Unterkunft bieten. Derlei Häuser finden sich etwa in Moorbrück, Auersbrück, Thûrbrück, Tarnelfurt und Rakulbruck. In letzterem Brückentempel haben sich Mitglieder des Badilkaner-Ordens niedergelassen, einem Bettelorden, der wider Armut und Laster streitet. Die Rakulbrucker kümmern sich in letzter Zeit verstärkt um die Flüchtlinge aus den östlichen Provinzen – und sind daher auch häufig im nahen Ferdok anzutreffen. Auch im recht entlegenen uztrutzer Örtchen Fünfbrunnen finden sich einige wenige Anhänger des Heiligen Badilak. Ursprünglich während der Kaiserlosen Zeit errichtet, als viele Schetzenecker unter den Fehden selbsternannter Barone zu leiden hatten, behütet die dortige Niederlassung heute vornehmlich arbeitsunfähige Mägde und Knechte, deren Herren nicht das Geld haben ihnen das Gnadenbrot zu gewähren. Um den Reigen der regional bedeutsamen Tempel abzuschließen, seien noch die Häuser in Bragahn, dem wichtigsten Tempel der Baronie am Ufer des Yarbocsees, und Donken genannt, wo so mancher Verirrte im unheimlichen Moorbrücker Sumpf Rettung fand. Der einstmals große Tempel zu Trallik ist nun der göttlichen Schwester Peraine geweiht und Teil des dortigen Therbunitenspitals (das wir in der kommenden Folge unserer Reihe näher vorstellen wollen).

Bedeutende Geweihte

Die rotblonde Äbtissin Perdita (Geboren.gif 984 BF in Trottweiher) des Klosters der Inniglichen Einkehr am Greifenpass ist als recht resolut bekannt, wenn es darum geht die traviagefällige Ruhe in ihrer Herberge zu wahren. Erst vor zwei Jahren verwies sie die Ingerimmgeweihte Ingrimiane Lohsack mit ihren Anhängern aus ihren Hallen, weil sie des Nachts lauten Gesang und Paukenschlag zu Ehren Ingerimms anstimmten. So erging es schon manchem, der seine Mitbewohner im Schlafsaal belästigte oder sich nur als Pilger ausgab um sich ein billiges Obdach zu erschwindeln. Betrunkene aber, landen gleich im Hundehaus.

Im Koscherland gab es schon einige Traviageweihte aus dem Hügelvolk. Mütterchen Burescha und Väterchen Brogumir (Geboren.gif 820 bzw. 818 in Grunsbirn) jedoch mögen die bekanntesten von ihnen sein. Vor gut hundert Jahren herrschte der finstere Porquid über unsere Heimat und seine Schergen hatten das Land fest im Griff. Die Menschen litten unter zahlreichen Fehden während der Zeit der Hundert selbsternannten Kaiser. Die Barone pressten das letzte Korn aus ihren Untertanen, doch viele Felder blieben unbestellt während ihre Kinder in sinnlosen Schlachten fielen. In Koschtal verfielen die Häuser und finsteres Söldnergesindel strich durch die Gassen. In diesen Tagen trat das Zwergenpaar mutig vor Baron Grantel Goldmund von Koschtal mit ihrer Bitte einen Tempel der Travia zur Linderung der Not errichten zu dürfen. Der Scherge Porquids aber verbot ihnen auch nur einen Balken oder Stein auf seinem Grund für einen Tempelbau zu setzen. Da zogen die Geweihten kurzerhand in einen leerstehenden Turm der Stadtbefestigung ein und versorgten von dort die Hungernden mit hügelzwergischer Kost und erbauenden Predigten. Die Koschtaler besannen sich auf den hohen Wert eines behaglichen Heims und begannen ihre Häuser wieder herzurichten und mit Blumen zu schmücken. Als der Baron sah, wie seine Stadt erblühte, konnte selbst er nicht anders als die Geweihten gewähren zu lassen – und es heißt er sei als traviafrommer Mann gestorben. Seither hat das Zwergenpaar so manche Hilfe geleistet und Generationen zum Traviabund geführt – kein Wunder, dass sie im Koschtaler Land schon fast legendenhaftes Ansehen genießen.

Mutter Herdane Haubinger (Geboren.gif 961 BF in Angbar) erwarb sich hohe Achtung, als sie sich mit ihrem Gemahl Traubart in Storchsklausen als einfache Laiin um die Waisen des Orkszuges kümmerte. Nachdem sie die Kinder großgezogen hatten und ihr Gemahl vor sechs Jahren verstarb, kehrte sie in den Schoß ihrer Heimatstadt Angbar zurück. Dies mag ein Fingerzeig Travias gewesen sein, denn so war die gute Seele rechtzeitig vor Ort, nachdem der Alagrimm die halbe Stadt verwüstete und viele Bürger ihr Heim verloren. Sie begann noch am Abend nach der Schlacht in den verkohlten Resten des Efferdtempels eine Herberge zu errichten – und immer mehr Helfer und Geweihte strömten herbei um sie darin zu unterstützen. Diese federführende Rolle führte schließlich dazu, dass ihr der Tempelvater von Heimthal nun endlich – im hohen Alter von 66 Jahren – die Weihe spendete und ihr zugleich die Leitung des neuen Angbarer Tempels übertrug.

Beim eben erwähnten Tempelvater von Heimthal handelt es sich um den alten Hannusch Sirbensack, der einer alten Wirtsfamilie entstammt und sich nicht zuletzt dadurch bleibende Verdienste erwarb, dass er das Heimthaler Bier zu einer Perle der koscher Braukunst werden ließ. Zum Bedauern der Gläubigen achtet Vater Hannusch jedoch streng darauf, dass es nur nach getaner Arbeit in Dienste Travias, und alleine innerhalb des Tempels selbst ausgeschenkt und getrunken wird. Das zum Tempel gehörende Waisenhaus wird von Mutter Algrid Lindgrün geleitet, die vor allem als Erzählerin wunderschöner Märchen bekannt ist. Aus Albumin drang die Kunde, dass der Geweihte Angrich Rübfolder seinen bescheidenen Holztempel inzwischen zu einer kleinen Tempelburg zum Schutz vor dem allgegenwärtigen Gesindel, den Gefahren aus dem Finsterkamm und vor allem dem Menschenfresser Goro ausgebaut hat. Im Ferdoker Land genießen unter anderem Ulfried Ulmentreu aus Rakulsbruck und A’Bragá die Milde aus Bragahn überregionales Ansehen. Unvergessen bleibt uns auch Erma von Sighelms Halm, die inzwischen verstorbene Tante von Baron Kordan von der Geistmark, welche vor allem in Adelskreisen so manche Ehe gestiftet hat.

Liste bedeutender Amtsträger


Äbtissin des Klosters der Inniglichen Einkehr

Orden


Siehe auch:

Quellen

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