Schlechtes Omen im Zeichen Rondras?: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 11. Dezember 2020, 08:07 Uhr
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Schlechtes Omen im Zeichen Rondras?
Hochgeweihte zu Ferdok während Predigt von Unwohlsein befallen
FERDOK. Ein jedes Jahr – so ist es üblich in der Grafenstadt am Großen Flusse – wird am Nationalfeiertage anläßlich des Falles des hunderttürmigen Bosparan am achten Tage des Rondramondes auf den Feldern vor der alten Feste Ferdok ein Götterdienst von den Geweihten von Rondra- und Praioskirche zum Gedenken der heldenhaften Taten der Altvorderen zelebriert.
Dichte Wolken, leichter Regen und ein kühler Nordwind hatte schon in den frühesten Morgenstunden eingesetzt, so daß sich bis zur Praiosstunde nur wenige Bürger von Stadt und Mark zur feierlichen An- dacht zusammengefunden hatten. Francala vom See und von Salmingen, die junge Hochgeweihte des Praiostempels (siehe Kosch-Kurier 14) mußte sich wegen einer Unpäßlichkeit von Berman Silberling, dem gefürchteten Bannstrahler und Inquisitorius der Grafschaft, vertreten lassen, während es sich die Tempelvorsteherin des Ferdoker Rondratempels, Frau Anima von Gor nicht nehmen ließ, persönlich die Hauptandacht vorzutragen – obgleich es hieß, daß auch sie seit mehreren Tagen von einer hartnäckigen Magenverstimmung geplagt sei.
Kaum hatten der bronzene Gong und die Fanfaren, welche die Niederwerfung Bosparans symbolisieren, den Höhepunkt der Feierlichkeiten eingeläutet, da vernahmen die Versammelten ein erstes Donnergrollen von Firun her. Ihre Hochwürden Anima von Gor begann zeitgleich mit ihrer Predigt: sie kündete sowohl von den sich erhobenen Schrecknissen im Osten des Reiches und dessen Fährnissen, aber auch von der unverzagten Hoffnung auf einen entscheidenden Sieg wider die Horden des Bethaniers.
Sie entsandte ihren Segen nicht nur den an diesem Tage hier Versammelten, sondern auch an all jene, die fernab dem Feinde ausharren und mit dem Reichsbehüter im Felde stehen. Ein Blick über das Rund mit den gelichteten Reihen der Rondrageweihten und Gardereiterinnen, die noch vor einem Götterlauf in weitaus größerer Zahl zugegen waren, sprach für sich.
Mit dem zunehmenden Donnergrollen schien sich auch das Wohlbefinden der Rednerin zu schwinden. Mit bedenklich schmerzverzerrtem Gesicht und großer Selbstbeherrschung gelang es der Schwertschwester noch das Gebet für die jüngst in der Schlacht Gefallenen zu Ende zu bringen und unter Rondras Donner von den mehr und mehr durchnäßten Zuhören vernommen zu werden.
Der Höhepunkt des Unwetters sollte aber noch kommen, denn nun brach der Sturm erst richtig los, Praios’ Zorn zuckte allenthalben vom Himmel herab und heftige Böen zerissen Zelte, Tücher und Banner und garselbst die Erde schien zu erzittern. Dennoch verwunderte es, daß selbst Meister Silberling nur noch kurz Praios’ Segen sprach und die Andacht für beendet erklärte.
War es nun ein Zeichen, eine Warnung oder gar der Zorn der zwölfgöttlichen Geschwister, was den Feiertag an jenem achten des Rondramondes begleitete? Die Hochgeweiten der Praios- und Rondrakirche sprachen hernach von einem Zeichen, daß uns zur Mahnung und Wachsamkeit, alswohl zum steten göttergefälligen Handeln gereichen sollte. Die Angst nach diesem Sturm saß zunächst tief in den Herzen der wackeren Ferdoker, denn nur zusehr hat man in der Grafschaft noch jenes Unwetter in Erinnerung, das die unheilige Ausbreitung des Moorbrücker Sumpfes begleitete. Letztendlich aber beruhigten sich die Gemüter bald wieder, denn lediglich der Kotten von Vittel Sauerfold – der Bauer saß im übrigen bei einem guten Trunke im Wirtshaus Alt-Waller, anstatt die Predigt zu besuchen – wurde von einem Blitz getroffen und ging seines Dachstuhls verlustig.
Hochwürden Anima von Gor hingegen mußte zum ersten Male in ihrem Leben einen Medicus aufsuchen, ohne zufürderst einen Kampf gefochten zu haben. Woran die Schwertschwester allerdings leidet, ist der Redaktion nicht bekannt. Jedenfalls sieht man sie dieser Tage so gut wie nicht mehr außerhalb des Tempels.