Moorbrücker Inspektionsreise - Grimsaus Ehr

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Texte der Hauptreihe:
K8. Epilog
Ing 1041 BF
Grimsaus Ehr
Hohentrutz


Kapitel 5

Therbunja
Autor: Rainfried

Grimsaus Ehr, Ingerimm 1041 BF

Brief von Kuniswart vom Eberstamm an den Fürsten Anshold vom Eberstamm
Euer Durchlaucht, wertester Vetter,

die letzten beiden Tage war es mir nun vergönnt, in Grimsaus Ehr Halt zu machen, der Siedlung, die nur einen knappen Tagesritt von Hohentrutz entfernt ist. Entgegen den Befürchtungen Ritter Robans, dass der Weg zwar kurz, aber voller Seltsamkeiten wäre, kamen wir unbeschadet und tatsächlich innerhalb eines Tagesrittes in der Siedlung an. Das Wetter war uns sogar derart gewogen, dass der nahezu immerwährende Nebel kurz vor der Ankunft aufzog, und der erwärmende Blick des Herrn Praios auf die geradezu wundervoll anmutenden Weinberge und die nebenstehende Mühle etwas nördlich von Grimsaus Ehr traf.
Mit Erstaunen nahm ich bei unserer Ankunft zur Kenntnis, dass die Palisadenmauer, die Grimsaus Ehr schützen soll, zwar den kompletten Siedlungsbereich umschließt, aber nur nach Süden hin verstärkt ausgeführt wurde und nach Norden eher einem Bretterverschlag, denn einer Palisade gleicht. Den Worten der Dorfgeweihten Madalein entnahm ich, dass dies auf Grund der immer wieder stattfindenden Angriffe durch untotes Gezücht geschuldet sei, dem inzwischen wohl auch schon ein Siedler, ein Korbflechter, zum Opfer gefallen sei. Und aus Norden scheint sich derlei nicht zu ereignen. Hier scheint es, als würde die Hand der Götter dafür sorgen, dass kein Unheil die Siedlung erreicht.
Auch sind sämtliche Gebäude vor Ort leidlich in Schuss. Das steinerne Fundament eines jeden der Häuser scheint hier zu helfen. Die Stimmung innerhalb des Ortes ist, so ich berichten kann, erstaunlich gut, was ein willkommener Kontrast zur Siedlung Hohentrutz ist. Selbst der Halbork in den Reihen scheint akzeptiert und gelitten zu sein. Den Goblin, von dem ich sowohl ins Hohentrutz, als auch Neuvaloor gewarnt wurde, bekam ich bis zum heutigen Tage nicht zu Gesicht. In den letzten Götterläufen haben sich zwar ebenfalls keine weiteren Neusiedler gefunden, die Anzahl der Kinder steigt aber beständig.
Der Handel außerhalb der Siedlung ist begrenzt, einzig der Schmied, der Müller und die Imker scheinen Handel treiben zu können, der Rest der Siedler ist damit beschäftigt, die benötigten Waren für den eigenen Erhalt zu erwirtschaften. Es scheint, als würden selbst die so standhaften Apfelbäume nur wenig Ertrag liefern, nahezu jede vierte Frucht verfault noch vor der Reife. Wobei dies nicht für die Weinreben zuzutreffen scheint. Diese wären sogar sehr ertragreich, wie mir ihre Gnaden Madalein berichtete. Auch die Qualität der Reben läßt sich nicht beanstanden, wie ich die letzten beiden Tage dankbar bestätigen kann, der gewürzte und erwärmte Wein ist eine Wohltat bei dem nasskalten Wetter.
Doch kann ich nicht nur eingeschränkt Wohl berichten. Die junge Ritterin vor Ort, Niam von Grimsau, die in diesem Götterlauf erst die Verantwortung für Grimsaus Ehr übernommen hat, ist in meinen Augen das, warauf ich Euer Augenmerk dringlichst richten möchte. Mit ihren gerade einmal 20 Jahren scheint sie mir äußerst ungeeignet, eine Siedlung in solch gefährlichem Umfeld zu führen, egal was sie auch bereits erlebt haben mag. Wäre nicht die Geweihte Madalein, die ihr zur Hand geht, wo immer es sein muss, würde Grimsaus Ehr, so fürchte ich, innert weniger Götternamen Vergangenheit sein.

Gezeichnet im Ingerimm 1041 BF, Kuniswart Heôdlin vom Eberstamm zu Ochsenblut


Brief von Vogt Morwald Gerling an den Baron Rainfried von Grimsau in Lûr

Euer Hochgeboren, werter Freund,

lasst mich euch zu allererst herzlichst zum Ehebund gratulieren. Ich hoffe, eure Gattin und Ihr seid in allerbester Gesundheit. Wie man hört, scheint auch bereits die junge Göttin Einzug in euer Heim zu halten. Sollte dies zutreffen, so auch hierzu meine besten Glückwünsche.
Gestattet mir aber gnädigst die Frage, wie gut ihr eure Cousine Niam kennt? Auch wenn der Fürst zugestimmt hat, dass eben jene als eure Nachfolgerin in Grimsaus Ehr waltet, so muss ich doch an eurem und an des jungen Fürsten Einschätzungsvermögen zweifeln. Mir ist bewusst, dass Baron Erlan sie mit höchsten Tönen lobt, ebenso sein Gattin Alvide. Aber ich bezweifle, dass auch nur einer der werten Damen und Herren die junge Frau im vollen Rausche erlebt hat, den zuviel Weingenuss zweifelsohne mit sich bringt. Und in eben jenem Rausche erzählte Anekdoten und Gräulichkeiten aus den Feldzügen im Osten sind wahrlich nicht das richtige Gesprächsthema für den fürstlichen Seneschalk, der zur Inspektion der Moorbrücker Neusiedlungen zu Besuch ist. Auch scheint mir die Bezeichnung „götterverlassenes Sumpfloch am Arsche des Fürstentums, verzeiht, IM Arsche des Fürstentums“ nicht die korrekte und bestgeeignete Wortwahl zu sein, wenn es darum geht, das eigene Lehen zu beschreiben.
Ich bitte euch daher dringlichst, eurer Base demnächst einen Besuch abzustatten, und ihr den maßvollen Genuss von allzu starken Getränken nahezulegen.

Mit hochachtungsvollstem Gruße,
Gezeichnet im Ingerimm 1041 BF, Vogt Morwald von Gehrling