Die Zweite Neufarnhainer Tafel - Morgenfrische

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Unterdessen im ”Findling” 1033, Neufarnhain:

Neugierig musterte Dwarrin, Sohn des Hogwin, die sorgenvollen Mienen seiner zwei Mitbewohner Ramlosch und Rumlosch, die eben aus der Vorratskammer der Neufarnhainer Schenke kamen.
”Welcher Drache ist euch denn aufs Haupt gestürzt, dass ihr so betrübt dreinschaut?” konnte er sich nicht verkneifen zu fragen.
”Du hast gut reden, Dwarrin, am besten du schaust es dir selber an, dann wirst du uns verstehen”, antwortete Ramlosch und führte ihn schnurstracks in die enge Kammer. Dwarrin schaute sich um.
”Keulen, Würste, Brot und Käse, Gewürze, alles in bester Ordnung” murmelte er und kraulte seinen dichten schwarzen Bart. Daraufhin drehte er sich um und lugte in eine Ecke, in der einige etwa zwergengroße, mit Mehl gefüllte Säcke standen. Dwarrin stellte sich auf die Zehenspitzen und versuchte dahinter etwas zu erspähen.
”Und hier haben wir sicherlich…,” er stockte, drehte sich wieder um und schaute seinen Mitbewohner mit angstgeweihteten Augen an.
”Moment mal, Ramlosch, wo sind denn die anderen Fässer ‚Neufarnhainer Zwergenbräu’?”
Finster starrte Ramlosch zurück. Dwarrin stutzte.
”Willst du etwa sagen, dass…?”
Ramlosch nickte.
”Aber, das, das kann nicht sein, das würde ja bedeuten…”
Dwarrin schluckte, Tränen schossen ihm in die Augen.
”Ganz recht”, schnaufte Rumlosch und drängte sich zu den beiden Angroschim in die Kammer, ”das bedeutet, dass dieser unsägliche Roban das gesamte Bier, das für die Feier eingeplant gewesen ist, in noch nicht einmal zwei Tagen komplett vernichtet hat!”
”Aber, aber du willst doch damit nicht etwa sagen, dass wir jetzt die eiserne Reserve angreifen müssen?” heulte Dwarrin auf.
”So wahr ich hier stehe, das wird nicht passieren!” polterte Ramlosch und ein namenloses Grinsen stahl sich in sein Gesicht.
”Nicht wenn ich es verhindern kann und ich glaube, ich habe da auch schon eine Idee…”

Währenddessen folgten Alma, Rambox und Rainfried Kalmun Beutelsaum in dessen Haus.
”Wir haben leider nicht so viele Betten, dass es für alle langt”, entschuldigte sich der Gerstenbauer. ”Für den Herrn Ritter haben wir ein Bett frei, die Großmutter schläft solang bei meiner Frau und mir. Für die werte Frau und den Herrn Angroscho sind am Boden einigermaßen weiche Decken und Kissen mit Stroh gefüllt da. Wenn’s recht ist.”
”Ist es, guter Mann”, antwortete Rainfried rasch, um einer vorschnellen Antwort Rambox zuvorzukommen. ”Doch wichtiger noch als eine Schlafstatt wäre es für mich momentan, mich vom Dreck und Geruch des Moores waschen zu können. Hättet ihr einen Waschzuber für mich?”
”Einen Waschzuber nicht, aber am Brunnen draußen sollte noch ein Eimer sein. Soll ich euch etwas Wasser holen?”
”Lasst gut sein, ich gehe selber und sehe mir dabei gleich mal Neufarnhain etwas an. Es hat sich doch einiges verändert seit ich das letzte mal hier war.”
Rainfried legte die Satteltasche neben das Bett, deutete Rambox an, die zweite, deutlich schwerere daneben zu stellen und ging dann in Richtung des Brunnens.

Zurück auf dem Dorfplatz:

Roban kehrte nach der Begrüßung der Neuankömmlinge nicht in den Findling zurück. Ehe er sich dem Frühstück widmen konnte, musste er seinen Werwolf loswerden, und er hatte eine fast todsichere Methode dafür. Er sprach eine der Frauen an, die ohnehin am Brunnen Wasser schöpften, und bat sie, ihm einen Eimer zu beschaffen. Die Angesprochene nickte rasch und wandte sich der Kate zu, in der vor wenigen Minuten noch Olgosch und Ingramosch, die Gesandten des Ritters vom Kargen Land, verschwunden waren.
”HAMWIEDE! Bring mir noch einen Eimer!”
Roban zuckte beinahe zusammen, als sie den Namen rief. Das Bild der vorlautesten Göre des gesamten Kosch schoss wie ein Armbrustbolzen durch seine Gedanken. Zum Glück nahte aber nicht die befürchtete Hamwide Sackfold, sondern ein erheblich älteres Mädchen mit einem schlichten Holzeimer. Der Ritter nahm ihn rasch entgegen.
”Ich könnte auch das Wasser für Euch schöpfen, Wohlgeboren!” bot die Mutter des Mädchens an, als er den Eimer am Brunnen abstellte.
”Lasst mal, gute Frau, das kann ich schon selbst. Gehöre nicht zu den Edelleuten, die sich den Arsch hinterher tragen lassen!”
Mit einem Eimer voll eiskaltem Wasser ging Roban anschließend hinter den ”Findling”. Abseits aller Blicke steckte der Kopf erst mal für ein paar Sekunden in das Nass, eine Prozedur, die er einige Male wiederholte. So lange, bis der Werwolf genervt klein bei gab. ”Ich hoffe, ich störe nicht bei der Morgentoilette!” Danja war unbemerkt hinter ihn getreten.
”Bin sowieso gerade fertig”, prustete der Ritter, schnäuzte sich die Nase und strich einige nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht. ”Hatte einen etwas schweren Schädel!”
”So wie du gestern Abend gezecht hast, hatte ich mich fast gefragt, ob du heute morgen überhaupt wieder aufwachst!” neckte die Maga ihn. ”Das erinnerte mich irgendwie an einen Abend mit reichlich Meskinnes in einer schlichten Holzhütte an der Misa!”
”Erinnere mich nicht daran – ich tue es schließlich auch nicht mehr!” grinste Roban breit. An Danja vorbei sah er einige der Neufarnhainer schon die ersten Bänke Richtung Stein tragen.
”Bin ich vorzeigbar?”
Die Festumerin maß ihn etwa eine Sekunde lang.
”Äh – nein! Siehst aus wie immer!” befand sie.
”Sehr schön! Dann kommen die anderen nicht aufs Ungewohnte!”
”Abgesehen von euren Tränensäcken. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie soweit nach unten gehangen sind. Ihr solltet sie vielleicht verknoten, sonst stolpert ihr noch drüber.” Rainfried gesellte sich zu den beiden.
”Ich wusste gar nicht, dass ein nasser Grobhand von Koschtal so interessant ist, dass ich gleich die doppelte Ehre von Besuch beim Waschen bekomme.” Roban tastete nach seinen Augen. Die Tränensäcke waren wirklich etwas dicker diesen Morgen.
”Eigentlich wollte ich nur etwas Wasser, um den Sumpf loszuwerden. Die junge Frau am Brunnen hat mich dann hierher verwiesen.” Rainfried nahm die junge Magierin in Augenschein. ”Verzeiht, aber ich glaube, wir wurden uns noch nicht vorgestellt. Rainfried von Grimsau, Ritter zu Grimsaus Ehr.”
Danja nickte ihm zu. ”Danja Salderken, Maga der Halle des Quecksilbers zu Festum.”
Rainfried verneigte sich kurz. ”Vergebt mir, dass ich euch nicht gebührend begrüße. Aber ich rieche noch so stark nach dem Sumpf, dass ich fürchte, der Geruch würde auf euch abfärben. Ich würde mir schäbig vorkommen, eure Schönheit damit zu zerstören. Doch bei der Feier heute, seid so gut und schenkt mir einen Tanz mit euch. Ich verspreche auch, dass ich bis dahin sauber bin.”
Danja zog eine Augenbraue nach oben und blickte seitlich zu Roban. Ein Lächeln huschte kurz über ihre Lippen. ”Vielleicht. Wenn ihr tatsächlich sauber seid.” Damit ging sie in Richtung des Dorfplatzes.
Roban blickte erst Rainfried an, dann Danja hinterher.
”Könnte ich den Eimer haben, Roban? Ich bringe ihn dann auch zurück. Roban? Roban!”
Roban nickte Rainfried nur zu, ohne den Blick von der Maga zu wenden. Hatte sie schon immer so mit den Hüften gewackelt beim Gehen?

Unterdessen im Hause Kauzfold:

”Ganz schön laut in Neufarnhain”, lautete der Kommentar von Erborn, als er in seine Stiefel schlüpfte. Da hatte er nicht ganz Unrecht, ihnen war in ihrer Unterkunft nicht verborgen geblieben, dass es Neuankömmlinge gab. ”Nun schauen wir mal, ob wir einen Getreidebrei oder einen Kanten Brot bekommen können und dann machen wir die Pferde für die Jagd fertig.” Mit diesen Worten hatte sich Reto fertig angekleidet und wandte sich ihren Gastgebern zu. ”Travia mit euch und habt dank für warme und geruhsame Nacht.” Mit einer eleganten Verbeugung verabschiedete er sich von den jungen Damen des Hauses und trat mit Erborn ins Freie. Er dankte Peraine, dass Edelbrecht ihn gestern vorzeitig von Roban ”getrennt” hatte und sich sein Kater heute Morgen in Grenzen hielt. Und während er sich nach dem Herren Neufarnhains umblickte, richteten sich die beiden neu eingetroffenen Zwerge aus Neuvaloor bei den Sauberbrodts ein. Es war nicht zu übersehen, dass die Familie nicht besonders wohlhabend war, doch das wenige, das sie besaßen, waren sie bereit, mit den Angroschim zu teilen. Olgosch ärgerte sich insgeheim, dass er keine Gastgeschenke eingepackt hatte. Aber es hatte schnell gehen müssen und er war kein Hügelzwerg, der seine Jahre damit verbrachte, zu Hause die Stube zu schmücken. Nun, vielleicht ergab sich ja bei der Jagd die Gelegenheit, etwas für alle zu schießen...

Währenddessen bei den Sauerbrodts

Ingramosch plauderte unentwegt mit den Menschen, während er viel langsamer als Olgosch einige Sachen auspackte und mithalf, die spärlichen Möbel umzuräumen, damit später leichter die Schlafplätze hergerichtet werden konnten. "Soso, aus Herbonia kommt Ihr! Das ist ja gar nicht so weit von hier." Rena Sauerbrodt hatte alle Hände voll zu tun damit, darauf aufzupassen, dass nichts herunterfiel und zu Bruch ging. Ihre drei Söhne standen herum und gafften die Besucher an. Da ließ sich der knurrige Cordo vernehmen: "Jallik, nun hilf doch mal deiner Mutter!" "Jallik? Das ist ja lustig, wir haben auch einen in der Siedlung, der so heißt!" Als Olgosch seinen Begleiter so reden hörte, hätte er am liebsten die Augen verdreht. "Jallik ist der Name eines Grafen!", antwortete der älteste Sohn. "Mag sein. Bei uns ist es ein Bauer." "Jargold! Was gibt's da zu lachen? Mach lieber Platz und geh nach draußen. Hamwiede wird sich sicher über ein wenig Hilfe freuen." "Also gut, ich gehe ja schon..." Ingramosch fiel überhaupt nicht auf, wie sehr ihr Besuch das Alltagsleben der Siedler durcheinander brachte. "Das sind aber gut gewählte Namen! Wie heißt denn der mittlere Sohn?" "Ich bin Jalosch und ich freue mich, Euch kennenzulernen." Der Zweitgeborene streckte Ingramosch etwas schüchtern die Hand hin. "Sehr erfreut! Jetzt muss ich doch glatt an Jalosch Pilzanger denken." Die Weberfamilie sah Ingramosch verständnislos an. "Das ist ein Hügelzwerg, der mit mir von Skretin bis nach Moorbrück gereist ist. Er wollte in eine der anderen Siedlungen, um um eine Zwergin zu werben." Olgosch musste sich zusammenreißen und atmete hörbar aus. Dieses Geschwätz war ja nicht auszuhalten! Phex sei Dank war er fertig mit seinen Vorbereitungen und konnte wieder nach draußen gehen. Doch da hielt ihn Cordo zurück und schaute ihm mit hartem Gesicht in die Augen. "Ihr wollt tiefer in den Sumpf gehen?" "Auf die Jagd. Ob tiefer in den Sumpf, vermag ich nicht zu sagen." "Haltet Euch von dem Steinkreis fern. Irgendetwas Übles ist dort ganz nahe." "Habt Dank für Eure Warnung, guter Mann.", nickte Olgosch ihm zu und verließ die kleine Kate.