»Auersbrücks Keller«

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Ausgabe Nummer 14 - Ingerimm 1018 BF

Schänken des Kosch: »Auersbrücks Keller«

Ein Gasthaus mit einer gar seltsam Mär

(Erzählung der Wandergesellin Balvide)

„...kamen wir nach Zweizwiebeln im Auersbrückschen, der Josse und der Alrich und ich. Und weil’s ganz schön heiß war an dem Tag — uns sind die Zungen grad’ so am Gaumen geklebt von dem Straßenstaub und der Hitze und so — da haben wir beschlossen, erst mal Pause zu machen in dem Gasthaus da, direkt neben dem Traviatempel. Das wärn gutes Zeichen, hat er gesagt, der Josse, wenn so’n Tempelchen neben ’nem Gasthaus steht — Pustekuchen sag ich heut, wo ich‘s besser weiß. Ach so, ich will aber nichts vorneher erzählen...

Wir sind da also rein in die gute Stube, wie man das so sagt. Der Alrich hat das Schild gelesen (der hat nämlich ’nen Oheim, der ist Schreiber in Angbar, und der hat‘s ihm beigebracht!), und da stand nun ‚Auersbrücks Keller‘. Und‘n Keller war‘s allemal, denn der Bau, der war so alt und von Wind und Wetter — naja, wie‘n zernarbter Soldat irgendwie, daß er sich richtig in den Boden geduckt hat. Da mußte man so‘n paar Stufen runter, und dahinter lag der Schankraum. Der war vielleicht urig, mit seiner niedrigen Decke (der Josse, der is‘ ja so‘n Hüne, wie so‘n Thorwalscher, und der mußte sich gehörig bücken, um nicht dauernd mit dem Kopp an so‘n Balken zu stumpen). Auf jeden Fall, wir hocken uns an so‘n Tisch, und wie der Wirt kommt, bestellen wir uns n schönes Bierchen.

Nach ’ner Weile geht die Tür auf, und da kommt so‘ne Gestalt rein, irgendwie ’ne Mischung zwischen ’nem Zwergen und ’nem Baum — will meinen, klein und verhutzelt. Ich hab‘ mein Lebtag so‘n Wesen nicht keins gesehn, ganz runzlig die Visage. Der lüpft also den Hut und fragt artig, ob er sich denn zu uns setzen kann. Wir sagen, jawoll Kamerad, das darfste, und er hockt sich hin.

Wir fragen ihn, ob er denn nichts mit uns trinkt. Aber wie der in die Krüge guckt, meint er: ‚Ich tät’s ja gerne, aber dies Gebräu ist mir nicht gut genug. Würd’ der Wirt nicht meckern, wenn ich aus meinem eignen Vorrat etwas nähme...‘

Da mein ich: ‚Nur immerzu, ich nehm‘s auf meine Kappe. Her damit!‘

Drauf das Männlein: ‚Schafft mir einen Bohrer an!‘

Und wir: ‚Ja wie? Habt Ihr denn Fässer vor der Türe?‘

Das Männlein holt sich einen Bohrer und etwas Wachs, als Pfropf. Dann meint es zum Josse, was er denn wollt, und der: ‚Ach, hätt‘ ich nur ein kühles Ferdoker vor mir.‘

Das Männlein bohrt in den Tisch ein Loch und propft es gut. Das gleiche macht es bei uns andern, bis jeder vor einem Löchlein sitzt. Da murmelt er so was Sonderbares, und dann meint der Kerl, wir sollten doch einmal die Propfen ’rausziehen. Wir tuns, und in unsre Krüge schäumt das tollste Bier, dem Josse sein Ferdoker, mir mein Zwergenbräu — und wir sind ganz begeistert. Und das Männlein meint noch: ‚Obacht, daß ihr nichts verschüttet!‘

Aber da ist‘s schon passiert, dem Alrich tropft es auf den Boden, und husch! schießt ne Flamme herauf, als wie wenn Ingerimm persönlich das gemacht hätte!

Das ging nun aber zu weit, was der Kerl da gemacht hat. Wir nehmen unsre Knüttel und woll‘n ihm mal zeigen, daß man das gar nicht tut, andern Leut so‘n Feuertrunk zu geben (außer Premer Feuer vielleicht!). Doch wie ich dem so die Moral einbläuen will, da schnippt der mit den Fingern, und uns wird ganz tumb zumute. Und dann, als wir uns wieder helle im Koppe fühlen, da ist er auch schon weg.

Aber seit dem Tag, da hat der ‚Auersbrücks Keller‘ halt diesen Tisch, wo das tollste Bier ’rauskommt, und man muß bloß sagen, was man will. Wehe aber, du verschüttest da was — das kann ich dir sagen, dann gibt‘s ’n richtigen Hokuspokus!

Und dem Wirt, dem is‘ das ja schon recht, daß er seinen Tisch anzapfen kann — aber begreifen tut er‘s nicht so recht.

Auf jeden Fall: Der Josse, der Alrich und ich, wir trinken dann doch lieber unser billiges Bier als so‘n Daimonenbräu. Prost!“