Aus einem Brief des Brugosch Ribbenstiel an seinen Bruder Boschox

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Ausgabe Nummer 62 - Phex 1042 BF

Aus einem Brief des Brugosch Ribbenstiel an seinen Bruder Boschox

Wie du weißt, lieber Bruder, bin ich kürzlich nach Birnbrosch gereist, um unseren alten Obristen Väterchen Murgrim zu besuchen und seinen Rat über meinen neuen Lehrplan für die Wühlschrate einzuholen.

Wir waren gerade im Garten und gossen die Blumen des Obersten im Garten seines Hügelhauses, als wir ein bekanntes Gesicht auf dem Weg vor dem Gartentor ausmachten. Ein Zwerg besten Alters stand dort. Der Fremde wirkte unschlüssig und ein wenig heruntergekommen. Mir kam der Zwerg bekannt vor, ich kam aber nicht sogleich auf seinen Namen, auch Murgrim schien es ähnlich zu gehen. Es dauerte einige Herzschläge, bis er das Schweigen brach.

Ruglax? Bist du das?“, fragte Murgrim fast zaghaft.

„Das bin ich, Oberst“, erwiderte der Fremde zögerlich. Er schien noch immer etwas unsicher zu sein, ob er hereinkommen oder weglaufen wollte, doch Murgrim nahm ihm die Entscheidung ab. Er stellte seine Gießkanne ab, öffnete das Gartentor und nahm den unerwarteten Besucher in die Arme. „Ich habe dich für tot gehalten. Wo warst du denn solange? Bald zwanzig Jahre bist du weggewesen.“

Ruglax nickte, war aber noch nicht bereit, so richtig mit der Sprache herauszurücken.

Auch ich begrüßte den alten Kameraden nun, erkannte ich nun doch auch den Hauptmann des II. Banners.

„Komm erstmal rein. Wir essen einen Happen und trinken ein paar Krüge und dann kannst du mir von deinen Erlebnissen erzählen“, lud Murgrim Ruglax sogleich ein.

Ruglax nickte. Er schien sich einen Ruck zu geben und folgte seinem ehemaligen Oberst in das Hügelhaus.

Einige Stundengläser später staunten Murgrim und ich nicht schlecht. „Und du bist dir wirklich sicher, dass das Banner der Sappeure mit Galottas Fliegender Festung über Gareth abstürzte?“, fragte der Oberst.

Ruglax nickte. Er hatte nicht genug Energie, um seine Geschichte erneut vorzutragen. Zwanzig Jahre lang hatte er sich, von Schuldgefühlen geplagt, im Osten des Reiches herumgetrieben. Weil er das Krankenbett hatte hüten müssen, war er der Vernichtung der Sappeure an der Trollpforte entronnen. Daraufhin hatte er auf Rache gesonnen und sich der Suche nach dem Banner des Regimentes verschrieben. Seine Suche hatte ihn durch die ganzen Grenzlande geführt, aber erst in Gareth war er fündig geworden. Einige überlebende Schergen Galottas hatten ihm übereinstimmend berichtet, dass das Banner in der Fliegenden Festung gewesen war. Einige Jahre hatte er die Trümmer durchsucht, war aber nie fündig geworden. Irgendwann hatte er sich dann entschlossen, wieder in die alte Heimat zurückzukehren. Statt der Zitadelle hatte er aber lieber seinen alten Oberst aus Jugendtagen aufgesucht.

Was wir schon lange geahnt haben, ist nun leider traurige Gewissheit. Das Banner unseres Regimentes existiert nicht mehr. Es schmerzt mich zu hören, dass es lange den Palast des Schurken Galotta schmückte, und wenn er nicht bereits sein Ende gefunden hätte, wäre es nun an der Zeit, ihn zur Rechenschaft zu ziehen!

Je länger wir uns unterhielten, desto mehr fiel die Last der Schuld von Ruglax‘ Schultern. Die Zeit der Sühne war vorbei. Nun war es an der Zeit, vorwärts zu schauen, da waren wir uns alle einig.

Wir beschlossen also, in einigen Tagen nach Angbar zu reisen und bei der Wehrmeisterin vorzusprechen. Ruglax braucht ein paar Tage, um sich von seiner Reise zu erholen, aber wir sollten am Feuertag in Angbar eintreffen. Wärst du so gut, in der Zitadelle vorzusprechen und um einen Termin zubitten?

Mit freudigen Grüßen Brugosch