Neues aus Hohentrutz - Der Kurier: Unterschied zwischen den Versionen

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Tiefste Schwärze umfing [[Danja Salderken|Danja]], als sie erwachte.<br.>
 
Tiefste Schwärze umfing [[Danja Salderken|Danja]], als sie erwachte.<br.>
 
Zuerst wusste sie nicht, wer oder was sie geweckt hatte. Erst dann erkannte sie die breite Gestalt der Verwalterin [[Salwine Zwingler]] neben sich.<br.>„Jemand – oder etwas – schleicht um das Haus!“ flüsterte die kräftige Frau heiser.<br.>Mittlerweile hatten sich [[Danja Salderken|Danjas]] Augen sich so weit an die herrschende Dunkelheit gewöhnt, dass sie Umrisse erkennen konnte. [[Salwine Zwingler|Salwines]] Augen war angstvoll geweitet, leuchteten ihr regelrecht entgegen, und auch die Haltung erinnerte an jemanden, der sich möglichst klein machte, in der Hoffnung, einer drohenden Gefahr zu entgehen.<br.>Dann hörte auch die Maga die Geräusche. Ein leises Ächzen und Knirschen, unsichere Schritte wie von einem Betrunkenen, das leidvolle Stöhnen einer gequälten Seele. Ihr lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Allzu oft hatte sie diese Laute vernommen, und niemals hatten sie etwas Gutes angekündigt.<br.>„Weck Seine Wohlgeboren!“ wies sie die Verwalterin an und schlug die Decke zur Seite.<br.>„Macht Ihr das besser“, erwiderte [[Salwine Zwingler|Salwine]] und rührte sich nicht vom Fleck, als könne die kleinste Bewegung das Unheil auf sie aufmerksam machen.<br.>[[Danja Salderken|Danja]] schlüpfte in ihre Robe, griff nach dem Stab und huschte durch die Dunkelheit zu dem kleinen, durch aufgehängte Decken gebildeten Separee des Ritters, passierte dabei die anderen Nischen mit ihren Bewohnern und schlug die Decke zur Seite, die [[Roban Grobhand von Koschtal|Robans]] „Gemach“ vom restlichen Raum trennte.<br.>Auch die Augen des Ritters waren weit aufgerissen, Schweiß glänzte auf seiner Stirn. Unbewegt starrte er an die Decke, während die Schritte draußen wieder lauter wurden.<br.>„[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]]“, zischte die Maga leise.<br.>„Du musst aufstehen! Draußen treibt sich vermutlich ein Untoter herum!“<br.>Die Lippen des Ritters bewegten sich leicht, doch außer einem leisen Krächzen brachte er keinen Laut heraus. [[Danja Salderken|Danja]] kannte diese Symptome, hatte sie oft genug gesehen.<br.>Es war Angst, panische Angst, eine regelrechte Ur-Angst, die wohl jeder Kreatur angesichts lebender Toter zu Eigen war. Und [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] hatte mehr als genug Gründe, diese Angst zu empfinden.<br.>„[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]]“, sagte sie etwas lauter, „die Leute verlassen sich auf dich! Wenn du nicht rausgehst, werden wir bis zum Sonnenaufgang hier sitzen und zittern! Und vermutlich werden die Siedler dir nach Sonnenaufgang davon laufen!“<br.>Noch immer regte der Ritter keinen Muskel, nur die Lippen bebten, und die Augen irrten jetzt unstet hin und her.<br.>[[Danja Salderken|Danja]] seufzte leise. Da würde sie wohl erheblich härtere Mittel einsetzen müssen.<br.>„Auf die Beine, Soldat!“ herrschte sie den Ritter halblaut an.<br.>„Willst du dich wirklich feige wie ein Rotpelz hier in deinem Bett verkriechen? Hast du nicht einen Schwur getan, die dir anvertrauten Seelen zu schützen? Da liegst du hier und zitterst wie ein altes Weib, dass...“<br.>Schlagartig schoss [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] in die Höhe und packte sie am Kragen. Die Angst war aus seinen Augen gewichen, hatte brodelndem Zorn Platz gemacht.<br.>„Mach das nie wieder!“ stieß er abgehackt hervor, löste seinen Griff, sprang aus dem Bett und griff nach seinem Hammer, stürmte dann entschlossen durch den Wohnraum zur Tür und hob den Riegel.<br.>[[Danja Salderken|Danja]] hatte schon befürchtet, er werde jetzt völlig kopflos in die Nacht hinaus rennen, doch [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] schien wieder bei Sinnen zu sein, schob die Tür mit dem Hammerstiel etwas auf und spähte erst einmal einige Sekunden lang ins Freie, ehe er hinaus huschte.<br.>Die anderen Bewohner starrten dem Ritter nach, dann richteten sich die Augen auf [[Danja Salderken|Danja]], die sich ebenfalls der Tür näherte.„[[Thurescha Tochter der Tantalla|Thurescha]], [[Sindar Goblindodt|Sindar]] – kommt mit!“ bat sie leise.<br.>„Wir können ihn nicht allein kämpfen lassen!“<br.>Die Zwergin erhob sich mit sichtlichem Widerwillen, die kräftigen Fäuste um den Stiel eines wuchtigen Zwergenschlägels geballt. Auch [[Sindar Goblindodt]], der so gern von seinem Leben als fahrender Abenteurer und großen Heldentaten berichtete, löste sich aus den Armen seiner Frau [[Korna Goblindodt|Korna]], strich dem kleinen [[Hardobart Goblindodt|Hardobart]] über das Haupt und griff mit einem „Bin gleich wieder da“ nach dem schartigen Säbel, mit dem er angeblich schon so viele finstere Kreaturen bezwungen hatte.<br.><br.>[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] umrundete das Haus, hielt sich im Schatten der Wand, lauschte und blickte in die Dunkelheit. Die Geräusche des Untoten hatten sich etwas entfernt, ansonsten schwieg der Sumpf. Kein Froschquaken, nicht mal das Summen von Mücken, als hätte sich jede Kreatur angstvoll verkrochen wie er bis vor wenigen Augenblicken.<br.>Er würgte die Wut und die Scham über sich selbst hinunter – jetzt brauchte er einen klaren Kopf!
 
Zuerst wusste sie nicht, wer oder was sie geweckt hatte. Erst dann erkannte sie die breite Gestalt der Verwalterin [[Salwine Zwingler]] neben sich.<br.>„Jemand – oder etwas – schleicht um das Haus!“ flüsterte die kräftige Frau heiser.<br.>Mittlerweile hatten sich [[Danja Salderken|Danjas]] Augen sich so weit an die herrschende Dunkelheit gewöhnt, dass sie Umrisse erkennen konnte. [[Salwine Zwingler|Salwines]] Augen war angstvoll geweitet, leuchteten ihr regelrecht entgegen, und auch die Haltung erinnerte an jemanden, der sich möglichst klein machte, in der Hoffnung, einer drohenden Gefahr zu entgehen.<br.>Dann hörte auch die Maga die Geräusche. Ein leises Ächzen und Knirschen, unsichere Schritte wie von einem Betrunkenen, das leidvolle Stöhnen einer gequälten Seele. Ihr lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Allzu oft hatte sie diese Laute vernommen, und niemals hatten sie etwas Gutes angekündigt.<br.>„Weck Seine Wohlgeboren!“ wies sie die Verwalterin an und schlug die Decke zur Seite.<br.>„Macht Ihr das besser“, erwiderte [[Salwine Zwingler|Salwine]] und rührte sich nicht vom Fleck, als könne die kleinste Bewegung das Unheil auf sie aufmerksam machen.<br.>[[Danja Salderken|Danja]] schlüpfte in ihre Robe, griff nach dem Stab und huschte durch die Dunkelheit zu dem kleinen, durch aufgehängte Decken gebildeten Separee des Ritters, passierte dabei die anderen Nischen mit ihren Bewohnern und schlug die Decke zur Seite, die [[Roban Grobhand von Koschtal|Robans]] „Gemach“ vom restlichen Raum trennte.<br.>Auch die Augen des Ritters waren weit aufgerissen, Schweiß glänzte auf seiner Stirn. Unbewegt starrte er an die Decke, während die Schritte draußen wieder lauter wurden.<br.>„[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]]“, zischte die Maga leise.<br.>„Du musst aufstehen! Draußen treibt sich vermutlich ein Untoter herum!“<br.>Die Lippen des Ritters bewegten sich leicht, doch außer einem leisen Krächzen brachte er keinen Laut heraus. [[Danja Salderken|Danja]] kannte diese Symptome, hatte sie oft genug gesehen.<br.>Es war Angst, panische Angst, eine regelrechte Ur-Angst, die wohl jeder Kreatur angesichts lebender Toter zu Eigen war. Und [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] hatte mehr als genug Gründe, diese Angst zu empfinden.<br.>„[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]]“, sagte sie etwas lauter, „die Leute verlassen sich auf dich! Wenn du nicht rausgehst, werden wir bis zum Sonnenaufgang hier sitzen und zittern! Und vermutlich werden die Siedler dir nach Sonnenaufgang davon laufen!“<br.>Noch immer regte der Ritter keinen Muskel, nur die Lippen bebten, und die Augen irrten jetzt unstet hin und her.<br.>[[Danja Salderken|Danja]] seufzte leise. Da würde sie wohl erheblich härtere Mittel einsetzen müssen.<br.>„Auf die Beine, Soldat!“ herrschte sie den Ritter halblaut an.<br.>„Willst du dich wirklich feige wie ein Rotpelz hier in deinem Bett verkriechen? Hast du nicht einen Schwur getan, die dir anvertrauten Seelen zu schützen? Da liegst du hier und zitterst wie ein altes Weib, dass...“<br.>Schlagartig schoss [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] in die Höhe und packte sie am Kragen. Die Angst war aus seinen Augen gewichen, hatte brodelndem Zorn Platz gemacht.<br.>„Mach das nie wieder!“ stieß er abgehackt hervor, löste seinen Griff, sprang aus dem Bett und griff nach seinem Hammer, stürmte dann entschlossen durch den Wohnraum zur Tür und hob den Riegel.<br.>[[Danja Salderken|Danja]] hatte schon befürchtet, er werde jetzt völlig kopflos in die Nacht hinaus rennen, doch [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] schien wieder bei Sinnen zu sein, schob die Tür mit dem Hammerstiel etwas auf und spähte erst einmal einige Sekunden lang ins Freie, ehe er hinaus huschte.<br.>Die anderen Bewohner starrten dem Ritter nach, dann richteten sich die Augen auf [[Danja Salderken|Danja]], die sich ebenfalls der Tür näherte.„[[Thurescha Tochter der Tantalla|Thurescha]], [[Sindar Goblindodt|Sindar]] – kommt mit!“ bat sie leise.<br.>„Wir können ihn nicht allein kämpfen lassen!“<br.>Die Zwergin erhob sich mit sichtlichem Widerwillen, die kräftigen Fäuste um den Stiel eines wuchtigen Zwergenschlägels geballt. Auch [[Sindar Goblindodt]], der so gern von seinem Leben als fahrender Abenteurer und großen Heldentaten berichtete, löste sich aus den Armen seiner Frau [[Korna Goblindodt|Korna]], strich dem kleinen [[Hardobart Goblindodt|Hardobart]] über das Haupt und griff mit einem „Bin gleich wieder da“ nach dem schartigen Säbel, mit dem er angeblich schon so viele finstere Kreaturen bezwungen hatte.<br.><br.>[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] umrundete das Haus, hielt sich im Schatten der Wand, lauschte und blickte in die Dunkelheit. Die Geräusche des Untoten hatten sich etwas entfernt, ansonsten schwieg der Sumpf. Kein Froschquaken, nicht mal das Summen von Mücken, als hätte sich jede Kreatur angstvoll verkrochen wie er bis vor wenigen Augenblicken.<br.>Er würgte die Wut und die Scham über sich selbst hinunter – jetzt brauchte er einen klaren Kopf!
Zu sehen war von einem Untoten nichts, obwohl die Sicht gut war: das  beinahe volle Madamal wurde nur gelegentlich von dünnen Wolken verdeckt, die wie weiße Leichentücher über den Himmel zogen.<br.>Da erklangen ängstliche Schreie links von ihm. [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] erkannte die Stimme von [[Arbel Schnirkefeld]], dem [[Fürstenhort|Fürstenhorter]], der sowieso vor allem und jedem Angst zu haben schien, dann jene des Veteranen [[Rondred Brotbäck]], der sich bemühte, die mit ihm im zweiten Haus des Ortes wohnenden Leute zu beruhigen, und das Greinen des kleinen [[Alderan Schnirkefeld]], den der Lärm wohl geweckt hatte.<br.>[[Roban Grobhand von Koschtal|Robans]] Griff um den Hammerstiel wurde fester. Jetzt wusste er wenigstens, wo er suchen musste. Geduckt huschte er über den Dorfplatz, unter dem Schatten der Weide hindurch und an der Feuerstelle vorbei. Neben dem Haus, dass sich die Brotbäcks und Schnirkefelds teilten, wankte eine Gestalt durch die Nacht, schien nach einem Weg in das Innere des Hauses zu suchen. Dabei stieß sie mehrfach ihr klagendes Stöhnen aus, dass jedes Mal von drinnen mit erschrockenen Lauten beantwortet wurde.<br.>Modriger Gestank stieg in [[Roban Grobhand von Koschtal|Robans]] Nase, der Geruch nach Fäulnis und Verwesung, den er schon  zu oft wahrgenommen hatte und noch immer kaum ertrug.<br.>Leise schlich er näher, als die Gestalt sich ihm zuwandte, ein hohles Stöhnen ausstieß und auf ihn zukam. Der rechte Arm, kaum mehr als blanke Knochen, hob sich in die Höhe. Etwas baumelte herab, wie eine Tasche, ein Beutel...<br.>[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] schlug ansatzlos zu. Der Hammer krachte mit voller Wucht seitlich gegen den Schädel des Untoten, der zurück taumelte.<br.>Der Ritter verlagerte sein Gewicht, nutzte den Schwung des ersten Angriffs gleich für den zweiten. Erneuter Kopftreffer, der den dürren Leib herum wirbeln ließ, doch noch immer nicht zu Fall brachte. Diese Kreatur spürte keinen Schmerz, keine Angst, kein Mitleid.<br.>Gab man ihr eine Chance, den Kampf für sich zu entscheiden, war man verloren.<br.>Und [[Roban Grobhand von Koschtal<Roban]] hatte nicht vor, ihr auch nur den Hauch einer Chance zu lassen.<br.><br.>Zu dritt traten sie hinaus in die Dunkelheit. Unangenehm kalt war das feuchte Gras unter [[Danja Salderken|Danjas]] nackten Füssen, als sie sich kurz orientierte. Sie hörte [[Thurescha Tochter der Tantalla|Thurescha]] neben sich leise brummeln, in einem merkwürdig abgehackten Rhythmus, ähnlich dem Schmiedehammer auf dem Amboss.<br.>[[Danja Salderken|Danja]] schluckte, als ihr klar wurde, dass die sonst so streitbare und furchtlose Angroschna betete, als zöge sie in ihren letzten Kampf. Auch [[Sindar Goblindodt|Sindar]], der mit dem Maul immer vorneweg war, wirkte nicht allzu zuversichtlich, aber immerhin folgten die beiden ihr – also lag es jetzt auch an ihr, die Mutige zu spielen.<br.>Das Weinen eines Säuglings drang an ihre Ohren, sicherlich der kleine [[Alderan Schnirkefeld|Schnirkefeld]], und da sie nicht wusste, wohin sie sich zuerst wenden sollte, folgte sie dem kläglichen Geräusch in die Nacht, bis sie ein weiteres hörte: ein Knacken und Brechen, als schlage jemand mit aller Kraft auf einen Haufen dürren Reisigs.<br.>Im Schatten eines der Häuser sah sie [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]]. Wieder und wieder sauste sein Hammer auf etwas am Boden hinab, und jedes Mal hörte sie das schaurige Bersten von Knochen, wenn er auftraf.<br.>„[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]]!“<br.>Schlagartig wirbelte der Ritter herum. Sein Gesicht und sein Haar waren schweißnass, und für eine Sekunde schien nackter Wahnsinn aus seinem Blick zu sprechen. Erst nach einem endlosen Moment ließ er den Hammer sinken, schien selbst regelrecht zusammen zu fallen, als sei alle Kraft aus seinen Gliedern gewichen.<br.>[[Danja Salderken|Danja]] warf einen Blick auf die menschlichen Überreste, die am Boden lagen. Kein einziger Knochen schien heil geblieben zu sein, systematisch war jeder einzelne zertrümmert worden.<br.>„Geh wieder rein“, bat sie leise.<br.>„Der hat genug.“<br.>[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] holte tief Luft, dann stapfte er wortlos an ihr, [[Thurescha Tochter der Tantalla|Thurescha]] und [[Sindar Goblindodt|Sindar]] vorbei.<br.>Einige Zeit standen die drei schweigend beieinander und betrachteten das, was von dem Untoten übrig geblieben war. Schließlich pfiff der ehemalige Abenteurer leise durch die Zähne.<br.>„Heilige Zwölfe, hat Wohlgeboren den platt gehauen!“ bemerkte er anerkennend.<br.>„Rogelo!“ knurrte [[Thurescha Tochter der Tantalla|Thurescha]] in seine Richtung, und auch wenn [[Danja Salderken|Danja]] die Zwergensprache nicht verstand, merkte sie am Tonfall, dass sie [[Sindar Goblindodt|Sindars]] Kommentar nicht gerade mit Lob bedacht hatte.<br.>„Wir müssen die Gebeine verbrennen“, schlug sie vor.<br.>„Zum einen in der Hoffnung, dass die ruhelose Seele dann ihren Frieden findet, zum anderen, damit sie sich wirklich kein zweites Mal erheben können!“<br.>„Sie [[Ingerimm|Angroschs]] heiligen Flammen übergeben? Dein erstes vernünftiges Wort, Draxgroschna!“ brummte die Zwergin, und [[Danja Salderken|Danja]] wertete das als Zustimmung.<br.>„Gut, dann suche ich die Gebeine zusammen. [[Sindar Goblindodt|Sindar]], du holst einige von den trockenen Torfstücken, damit wir ein Feuer machen können, und du, [[Thurescha Tochter der Tantalla|Thurescha]]...“<br.>„Ich bleibe hier und schaue dir auf die Finger, damit du mit den Knochen keinen magischen Unsinn anstellen kannst!“ unterbrach die Zwergin sie entschieden.<br.>[[Danja Salderken|Danja]] klappte dem Mund zu, musste einmal kräftig schlucken, entschied dann aber, dass es für weltanschauliche Debatten eindeutig die falsche Zeit war.<br.>„Ja! Ganz recht!“ sagte sie schließlich.<br.>„Also bring bitte auch Feuer mit, [[Sindar Goblindodt|Sindar]]!“<br.>Der Abenteurer zuckte die Schultern.<br.>
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Zu sehen war von einem Untoten nichts, obwohl die Sicht gut war: das  beinahe volle Madamal wurde nur gelegentlich von dünnen Wolken verdeckt, die wie weiße Leichentücher über den Himmel zogen.<br.>Da erklangen ängstliche Schreie links von ihm. [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] erkannte die Stimme von [[Arbel Schnirkefeld]], dem [[Fürstenhort|Fürstenhorter]], der sowieso vor allem und jedem Angst zu haben schien, dann jene des Veteranen [[Rondred Brotbäck]], der sich bemühte, die mit ihm im zweiten Haus des Ortes wohnenden Leute zu beruhigen, und das Greinen des kleinen [[Alderan Schnirkefeld]], den der Lärm wohl geweckt hatte.<br.>[[Roban Grobhand von Koschtal|Robans]] Griff um den Hammerstiel wurde fester. Jetzt wusste er wenigstens, wo er suchen musste. Geduckt huschte er über den Dorfplatz, unter dem Schatten der Weide hindurch und an der Feuerstelle vorbei. Neben dem Haus, dass sich die Brotbäcks und Schnirkefelds teilten, wankte eine Gestalt durch die Nacht, schien nach einem Weg in das Innere des Hauses zu suchen. Dabei stieß sie mehrfach ihr klagendes Stöhnen aus, dass jedes Mal von drinnen mit erschrockenen Lauten beantwortet wurde.<br.>Modriger Gestank stieg in [[Roban Grobhand von Koschtal|Robans]] Nase, der Geruch nach Fäulnis und Verwesung, den er schon  zu oft wahrgenommen hatte und noch immer kaum ertrug.<br.>Leise schlich er näher, als die Gestalt sich ihm zuwandte, ein hohles Stöhnen ausstieß und auf ihn zukam. Der rechte Arm, kaum mehr als blanke Knochen, hob sich in die Höhe. Etwas baumelte herab, wie eine Tasche, ein Beutel...<br.>[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] schlug ansatzlos zu. Der Hammer krachte mit voller Wucht seitlich gegen den Schädel des Untoten, der zurück taumelte.<br.>Der Ritter verlagerte sein Gewicht, nutzte den Schwung des ersten Angriffs gleich für den zweiten. Erneuter Kopftreffer, der den dürren Leib herum wirbeln ließ, doch noch immer nicht zu Fall brachte. Diese Kreatur spürte keinen Schmerz, keine Angst, kein Mitleid.<br.>Gab man ihr eine Chance, den Kampf für sich zu entscheiden, war man verloren.<br.>Und [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] hatte nicht vor, ihr auch nur den Hauch einer Chance zu lassen.<br.><br.>Zu dritt traten sie hinaus in die Dunkelheit. Unangenehm kalt war das feuchte Gras unter [[Danja Salderken|Danjas]] nackten Füssen, als sie sich kurz orientierte. Sie hörte [[Thurescha Tochter der Tantalla|Thurescha]] neben sich leise brummeln, in einem merkwürdig abgehackten Rhythmus, ähnlich dem Schmiedehammer auf dem Amboss.<br.>[[Danja Salderken|Danja]] schluckte, als ihr klar wurde, dass die sonst so streitbare und furchtlose Angroschna betete, als zöge sie in ihren letzten Kampf. Auch [[Sindar Goblindodt|Sindar]], der mit dem Maul immer vorneweg war, wirkte nicht allzu zuversichtlich, aber immerhin folgten die beiden ihr – also lag es jetzt auch an ihr, die Mutige zu spielen.<br.>Das Weinen eines Säuglings drang an ihre Ohren, sicherlich der kleine [[Alderan Schnirkefeld|Schnirkefeld]], und da sie nicht wusste, wohin sie sich zuerst wenden sollte, folgte sie dem kläglichen Geräusch in die Nacht, bis sie ein weiteres hörte: ein Knacken und Brechen, als schlage jemand mit aller Kraft auf einen Haufen dürren Reisigs.<br.>Im Schatten eines der Häuser sah sie [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]]. Wieder und wieder sauste sein Hammer auf etwas am Boden hinab, und jedes Mal hörte sie das schaurige Bersten von Knochen, wenn er auftraf.<br.>„[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]]!“<br.>Schlagartig wirbelte der Ritter herum. Sein Gesicht und sein Haar waren schweißnass, und für eine Sekunde schien nackter Wahnsinn aus seinem Blick zu sprechen. Erst nach einem endlosen Moment ließ er den Hammer sinken, schien selbst regelrecht zusammen zu fallen, als sei alle Kraft aus seinen Gliedern gewichen.<br.>[[Danja Salderken|Danja]] warf einen Blick auf die menschlichen Überreste, die am Boden lagen. Kein einziger Knochen schien heil geblieben zu sein, systematisch war jeder einzelne zertrümmert worden.<br.>„Geh wieder rein“, bat sie leise.<br.>„Der hat genug.“<br.>[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] holte tief Luft, dann stapfte er wortlos an ihr, [[Thurescha Tochter der Tantalla|Thurescha]] und [[Sindar Goblindodt|Sindar]] vorbei.<br.>Einige Zeit standen die drei schweigend beieinander und betrachteten das, was von dem Untoten übrig geblieben war. Schließlich pfiff der ehemalige Abenteurer leise durch die Zähne.<br.>„Heilige Zwölfe, hat Wohlgeboren den platt gehauen!“ bemerkte er anerkennend.<br.>„Rogelo!“ knurrte [[Thurescha Tochter der Tantalla|Thurescha]] in seine Richtung, und auch wenn [[Danja Salderken|Danja]] die Zwergensprache nicht verstand, merkte sie am Tonfall, dass sie [[Sindar Goblindodt|Sindars]] Kommentar nicht gerade mit Lob bedacht hatte.<br.>„Wir müssen die Gebeine verbrennen“, schlug sie vor.<br.>„Zum einen in der Hoffnung, dass die ruhelose Seele dann ihren Frieden findet, zum anderen, damit sie sich wirklich kein zweites Mal erheben können!“<br.>„Sie [[Ingerimm|Angroschs]] heiligen Flammen übergeben? Dein erstes vernünftiges Wort, Draxgroschna!“ brummte die Zwergin, und [[Danja Salderken|Danja]] wertete das als Zustimmung.<br.>„Gut, dann suche ich die Gebeine zusammen. [[Sindar Goblindodt|Sindar]], du holst einige von den trockenen Torfstücken, damit wir ein Feuer machen können, und du, [[Thurescha Tochter der Tantalla|Thurescha]]...“<br.>„Ich bleibe hier und schaue dir auf die Finger, damit du mit den Knochen keinen magischen Unsinn anstellen kannst!“ unterbrach die Zwergin sie entschieden.<br.>[[Danja Salderken|Danja]] klappte dem Mund zu, musste einmal kräftig schlucken, entschied dann aber, dass es für weltanschauliche Debatten eindeutig die falsche Zeit war.<br.>„Ja! Ganz recht!“ sagte sie schließlich.<br.>„Also bring bitte auch Feuer mit, [[Sindar Goblindodt|Sindar]]!“<br.>Der Abenteurer zuckte die Schultern.<br.>
„Klar! Torf und Feuer! Bin schon unterwegs!“<br.><br.>Danja blieb bei dem kleinen Scheiterhaufen, bis er vollständig herunter gebrannt war. Es würde ohnehin noch dauern, bis Hohentrutz wieder zur Ruhe kam. Zu verängstigt waren die meisten seiner Bewohner, trotz der großspurigen Versicherungen Sindars, dass der Ritter aus jedem Untoten ebenso Kleinholz machen würde wie aus diesem. Erst nach fast zwei Stunden kehrte wieder Ruhe in der kleinen Siedlung ein.
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„Klar! Torf und Feuer! Bin schon unterwegs!“<br.><br.>[[Danja Salderken|Danja]] blieb bei dem kleinen Scheiterhaufen, bis er vollständig herunter gebrannt war. Es würde ohnehin noch dauern, bis [[Hohentrutz]] wieder zur Ruhe kam. Zu verängstigt waren die meisten seiner Bewohner, trotz der großspurigen Versicherungen [[Sindar Goblindodt|Sindars]], dass der Ritter aus jedem Untoten ebenso Kleinholz machen würde wie aus diesem. Erst nach fast zwei Stunden kehrte wieder Ruhe in der kleinen Siedlung ein.<br.>[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] selbst ließ sich nicht mehr blicken, also suchte [[Danja Salderken|Danja]] erneut seine Wohnnische auf.<br.>Der Ritter hockte auf der Bettkante, hielt den Hammer noch immer in den Händen und starrte ins Leere.<br.>„Das war ein ganz schöner Schrecken“, versuchte sie, so etwas wie ein Gespräch in Gang zu bringen.<br.>[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] nickte wortlos.<br.>„Es ist die Erinnerung, die dich nicht loslässt“, mutmaßte sie, als er nicht sprach.<br.>„An all die Leute, die du verloren hast, und die als Untote wiederkehrten.“<br.>Erneutes Nicken.<br.>„Es waren einfach zu viele“, flüsterte [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] dann.<br.>„Viel zu viele. Schlimm genug, wenn sie getötet werden – aber danach noch gegen sie kämpfen zu müssen...“<br.>„Dies war aber keiner von ihnen“, ungefragt setzte [[Danja Salderken|Danja]] sich neben ihn, „keiner deiner Freunde, kein Kamerad aus Tobrien. Nur ein Opfer des Sumpfes, dass keinen Frieden finden konnte.“<br.>Wieder ein Nicken.<br.>„Ja, ein armes Schwein, ohne Namen und ohne Grab“, knurrte [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] dann.<br.>„Aber dafür schuften wir ja hier, damit man hier irgendwann einmal leben kann, ohne sich vor Untoten und Sumpfrantzen und Irrlichtern und dem ganzen zwölf Mal verfluchten Geschmeiß fürchten zu müssen!“<br.>Er machte eine Pause und atmete tief durch.
Roban selbst ließ sich nicht mehr blicken, also suchte Danja erneut seine Wohnnische auf.
 
Der Ritter hockte auf der Bettkante, hielt den Hammer noch immer in den Händen und starrte ins Leere.
 
„Das war ein ganz schöner Schrecken“, versuchte sie, so etwas wie ein Gespräch in Gang zu bringen. Roban nickte wortlos.
 
„Es ist die Erinnerung, die dich nicht loslässt“, mutmaßte sie, als er nicht sprach. „An all die Leute, die du verloren hast, und die als Untote wiederkehrten.“
 
Erneutes Nicken. „Es waren einfach zu viele“, flüsterte Roban dann. „Viel zu viele. Schlimm genug, wenn sie getötet werden – aber danach noch gegen sie kämpfen zu müssen...“
 
„Dies war aber keiner von ihnen“, ungefragt setzte Danja sich neben ihn, „keiner deiner Freunde, kein Kamerad aus Tobrien. Nur ein Opfer des Sumpfes, dass keinen Frieden finden konnte.“
 
Wieder ein Nicken. „Ja, ein armes Schwein, ohne Namen und ohne Grab“, knurrte Roban dann. „Aber dafür schuften wir ja hier, damit man hier irgendwann einmal leben kann, ohne sich vor Untoten und Sumpfrantzen und Irrlichtern und dem ganzen zwölf Mal verfluchten Geschmeiß fürchten zu müssen!“ Er machte eine Pause und atmete tief durch.
 
 
„Ehe mir das wieder entfällt“, fuhr er dann mit leicht verkniffenem Gesicht fort, „oder ich es mir anders überlege: danke für den Tritt in den Hintern! Ohne dich würde ich vermutlich immer noch gegen die Decke starren und zittern!“
 
„Ehe mir das wieder entfällt“, fuhr er dann mit leicht verkniffenem Gesicht fort, „oder ich es mir anders überlege: danke für den Tritt in den Hintern! Ohne dich würde ich vermutlich immer noch gegen die Decke starren und zittern!“
 
Die Maga hob beiläufig die Schultern. „Keine Ursache. Falls du wieder mal jemanden suchst, der dir verbal einen Tritt in den Allerwertesten gibt, stehe ich gern wieder zur Verfügung!“
 
Die Maga hob beiläufig die Schultern. „Keine Ursache. Falls du wieder mal jemanden suchst, der dir verbal einen Tritt in den Allerwertesten gibt, stehe ich gern wieder zur Verfügung!“

Version vom 2. Dezember 2010, 19:56 Uhr

Teil der Briefspielgeschichte "Neues aus Hohentrutz"