Das Hügelländer Rennbanner in Garetien - Winterliches Scharmützel in Hutt

Aus KoschWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Bei Dorf Karras, Garetien, 2. Hesinde 1043 BF

Es war arschkalt in Hutt. Bei seinen Träumereien von Abenteuereisen und Kriegstaten hatte Bolzert irgendwie nie an den Winter gedacht, aber in dieser Fehde wurde auch in der kalten Jahreszeit gekämpft. Zwar lag noch kein Schnee, aber der Boden war bereits gefroren. Darum hatten sie sich auch nicht hinter Büschen verstecken können, als sie sich in den Hinterhalt gelegt hatten. Stattdessen hatten sie sich hinter Steinen versteckt und mit weißen Decken bedeckt, damit der Schlunder Trupp sie nicht bereits vorzeitig entdecken würden. Das hieß natürlich, dass die Koscher sich nicht bewegen durften, drum war es noch kälter und Bolzert fragte sich nicht zum ersten Mal, ob er überhaupt in der Lage sein würde, seine Armbrust abzuschießen, fühlten sich seine Hände doch an, als wären sie steif gefroren.

Der Schlunder Trupp war bereits eine ganze Weile in ihrem Blickfeld, bewegte sich aber quälend langsam auf sie zu. Bolzert begann langsam zu zittern, denn die Schlunder waren gut bewaffnet und würden sich bestimmt stark zur Wehr setzen. Bolzert dagegen hatte noch überhaupt nie auf einen Menschen geschossen. Zu allem Überfluss begann er jetzt trotz der Kälte zu schwitzen.

Der Hornstoß war eine Erlösung. "Auf, ihr Koscher!", brüllte der Ritter Halmar von Sindelsaum. Bolzerts Kameraden sprangen auf und schossen ihre Armbrüste auf die überraschten Schlunder ab. Bolzert brauchte einen Moment, um auf die Füße zu kommen. Hastig versuchte er einen der Schlunder anzuvisieren, aber der kleine Trupp der Schlunder war zu einem wilden Knäuel geworden. Etliche lagen bereits am Boden, andere rannten umher, um Schutz zu finden und wieder andere versuchten, sich mit ihren Schilden zu schützen. Bolzert schoss seine Armbrust ab, doch der Bolzen ging fehl und landete irgendwo im Boden. Hastig begann er damit nachzuladen. Als er wieder aufblickte und neu anlegte, hatten sich die Schlunder formiert und rückten nun, durch einige Schildträger geschützt, auf den Koscher Trupp zu. Aus dem Schutz der Schilde flogen nun auch einige Bolzen in ihre Richtung. Etwas weiter weg schrien zwei Stimmen, die Geschosse hatten also ihr Ziel gefunden.

Erneut ertönte ein Hornstoß und auf der anderen Seite des Weges sprangen nun ebenfalls einige Koscher auf und schossen den Schlundern in den Rücken. Erneut löste sich deren Formation auf und diesmal fand Bolzerts Bolzen sein Ziel. Eine Kämpferin stürzte zu Boden. Er hatte sie in der Schulter getroffen. Ein dritter Hornstoß ertönte und Ritter Halmar rief: "Drauf und dran, Leute!", und stürmte gefolgt von einigen Waffenknechten nach vorne. Bolzert legte seine Armbrust ab und zögerte kurz. Ein Stoß von hinten beförderte ihn jedoch Richtung Feind. Mit gezogenem Schwert lief er nach vorne und war doch einer der letzten, der ankam. Die Schlunder, die noch laufen konnten, waren bereits geflohen. Zurück blieben nur die Toten und Schwerverletzten.

Etwas verloren blickte sich Bolzert um und sah die Frau, die er getroffen hatte. Vorsichtig näherte er sich ihr. Sie atmete schwer und blutete stark.

"Ergib dich!", stotterte Bolzert und schollt sich gleich darauf einen Narren: Wie sollte die Frau sich schon ergeben? Golgari war bestimmt schon auf dem Weg, um sie zu holen. Er hockte sich mit etwas Abstand neben sie. Sie war in etwa so alt wie er, vermutete er. Ihr Gesicht war vor Schmerz völlig verzerrt, sie hustete ein letztes Mal, dann hörte sie auf zu atmen. Bolzert blieb bei ihr sitzen, während die übrigen Koscher die Leichen ausplünderten.

Bolzert war sich nicht sicher, ob sieben Jahre oder nur einige Augenblicke vergangen waren, doch jemand legte seine Hand auf die Schulter. "Komm, steh auf", sagte Ritter Halmar. Der Ritter war früher Knappe in Hügelsaum gewesen, darum kannten sich die beiden Männer.

Der junge Ritter blickte Bolzert ernst an und reichte ihm einen Trinkschlauch. "Trink erst einmal etwas. Ich weiß noch, wie mein erster Kampf war. Ein Scharmützel im Wengenholm, es war auch nicht viel anders als heute hier. Niemand wird je Geschichten über diesen Kampf schreiben. Feige und hinterhältig werden uns manche schelten, aber was ist feige daran, unnötige Verluste bei den eigenen Leuten zu vermeiden? Wir haben heute zwei Leben verloren, die Schlunder aber sieben. Auf offenem Felde hingegen wären unsere Verluste sicher höher gewesen. Dann wären wir beide vielleicht nicht mehr am Leben."

Bolzert nickte benommen, doch Halmar sprach weiter: "Hartsteen ist in der Defensive und wird von mehreren Seiten zugleich angegriffen. Wenn wir nicht mit allen Mitteln kämpfen, ist unsere Sache mit Sicherheit verloren."

Erneut nickte Bolzert. Es schien ihm fast, als würde der Ritter sich vor sich selbst rechtfertigen.

Eine Weile später hatten die Koscher ihren Gegnern ihre Waffen und Wertsachen abgenommen und die Leichen nebeneinander an den Wegesrand gelegt. Jemand hatte einen der Schlunder Schilde gegen einen Stein gelehnt und in krakeliger Schrift darauf geschrieben ‚Geht heim, wenn euch euer Leben lieb ist.’

Die Koscher hatten derweil bereits aufgesattelt und brachten ihre Toten und Verwundeten zurück nach Hutt und zum Rest der Truppe, war Halmar doch nur mit gut der Hälfte der Koscher ausgezogen, um den Schlundern zuzusetzen.