Hochadeliges Fest zum Bund der Travia

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Ausgabe Nummer 31 - 1024 BF

Hochadeliges Fest zum Bund der Travia

Königin Rohaja, Herzöge, Fürsten und Grafen kamen nach Angbar

ANGBAR. Unglückselig waren die Tage, in denen die ersten Gäste zur Hochzeitsfeier des Prinzen Anshold nach Angbar kamen, und dort vernehmen mußten, was zu Erlenschloß am Rabbatzabend geschehen war: Das Brautpaar verflucht! Die Gäste in aller Himmelsrichtungen verstreut, um den Fluch zu brechen, und nicht wenige selbst der Versteinerung nahe!

Umso glücklicher war daraufhin die Feier, als sie schließlich zu Angbar stattfand. Was sind drei Tage gegen ein ganzes Leben, das die Jungvermählten nun vor sich noch haben! Viel Volk feierte mit dem Fürstenhause und Wengenholms Grafen, und edle Gäste, wie man sie lange nicht in der Seestadt erblickte: aus Gareth die junge Königin Rohaja in Begleitung von Groß-Siegelbewahrer Orsino vom Angbarer See, Reichs-Schatzmeisterin Thalia von Eberstamm-Weidenhag (des Fürsten Schwester) und Burggraf Oldebor von der Raulsmark sowie Burggraf Ardo vom Eberstamm zu Ochsenblut mit seinen Söhnen, dem Stammhalter Raulbrin und Halwart, dem Falkenritter.

Auch Graf Ardos Bruder, der Fürstenhorter Burgsaß Kuniswart, war zugegen, so daß fast das gesamte Haus Eberstamm versammelt war. Es fehlten einzig Frau Efferdane die Ältere, die die weite Reise aus dem Darpatischen scheute, und Herr Geldor von Eberstamm-Mersingen, Herr Blasius’ jüngerer Bruder. Dieser, der so streitbare Marschall Weidens, ward seit dem Tode seiner Tochter Efferdane der Jüngeren nicht in Angbar gesehen und findet aus seinen trüben Gedanken nur im Getümmel der Schlacht, wie man munkelt.

Wohl aber war Herzog Bernfried von Ehrenstein der Einladung nach Angbar gefolgt, der unglückselige Gemahl Efferdanes. Wer mochte es dem Herrn der besetzten Ostlande verdenken, daß er sich nicht der Fröhlichkeit ergeben wollte, die Festhallen meidete und sich lieber mit Fürst Blasius im Neuländer Grün erging, in trauter Erinnerung an Herzogin Efferdane schwelgend, welche des Fürsten Lieblingsnichte war, oder ernsthaft den Verlauf der Kämpfe im Osten besprechend (denn in der Kriegskunst sind beide hohen Herren gleichermaßen bewandert).

Stören durfte sie nur einer: der Erbprinz Jarlak, Tobriens Hoffnung, der fröhliches Wiedersehen mit der zwergischen Amme seiner Angbarer Zeit und dem propperen Spielgefährten Sighelm zu Stippwitz-Hirschfurten feierte.

Mit großen Augen hörte dieser Sonnenschein davon, daß es eine der jüngsten Heldentaten des großmächtigen Nordmärker Herzogs war, der Zwergenbärte zwölfe abzuschneiden (zur Errettung der Prinzessin Lorindya von Firdayon-Bethan, so berichtet im Kosch-Kurier 26). „Da hat er doch selber einen von im Gesicht!“ rief das Prinzlein keck und schwor dem Spielkameraden sogleich, es werde den Herzog am Zwergenbart zu zupfen wissen.

Freilich besonn sich Prinz Jarlak sogleich eines besseren, als er vernahm, der grimme Herzog habe am Rabbatzabend beinahe den Boten des Erzherrschers mit dem Reichsrichtschwert Guldebrandt erschlagen, weil dieser ihm ein böser Zauberer schien.

Mit zahlreicher Gefolgschaft erschienen war die Fürstin von Rabenmund. Mit ihrer Durchlaucht angereist waren die Kanzlerin Ismena von Rabenmund j.H., welche insbesondere mit ihren angeheirateten Verwandten, dem koscher Cantzler und Burggraf Oldebor zu sprechen schien, und — bei diesem Namen sperrte manch aufrechter Reichsritter die Ohren auf — Herr Answin der Jüngere von Rabenmund ä.H., der aber einzig als wohlgeratener und manierlicher junger Edelmann von sich reden machte.

Auch die übrigen Darpatier übten sich in vornehmer Zurückhaltung (was nicht viele erwartet hatten). Umso prachtvoller waren ihre Hochzeitsgaben: zwei kostbare Klingen, „Heimschutz“ und „Rondratreu“ samt passender Rüstungen und Wehrgehänge aus Rommilyser Plättnereien sowie für die Menagerie des Prinzen ein prachtvolles Hirschenpaar und einen wahrhaft aranischen Pardel. Cronconsul von Firunslicht bot an, einen Ausbilder für das Jungtier zu vermitteln — dann könne es der Prinz auch zur Jagd nutzen.

Herr Edric überhaupt befand sich — obwohl im Schatten der darpatischen Großen — in bester Laune. Hatte sich doch endlich seine Beharrlichkeit in Angbar ausgezahlt und war in einem Handelsvertrag zwischen den Fürstentümern niedergeschlagen (siehe Seite 6 in diesem Kosch-Kurier). Schon scherzten Säckelmeister Merwerd Stoia und Angbars Reichsvogt Bosper zu Stippwitz ihm gegenüber, gewiß habe vor allem sein stattliches Gesichtshaar ihm die Achtung der Koscher eingetragen.

Von mindestens ebenso großem Wert waren die Gaben des Kanzlers von Almada, Rafik von Taladur, der „in aller Bescheidenheit“ zwei mit Almadinen besetzte Weinpokale übergab — nebst etlichen Fässern besten Tropfens, argwöhnte er doch, daß ansonsten rasch Bier in den kostbaren Trinkgefäßen landen würde!

Läßt man diese Eigenheit außer Acht, so war der Ministeriale des südlichen Nachbarlandes doch ein hochgeschätzter und ob seiner Feierlaune von allen Koschern gern gesehener Gast. Insbesondere die jungen Damen des Hofes waren über die Maßen angetan von der stattlichen Erscheinung des Almadaners. Seit seinem Erscheinen bei der Hochzeit des Herrn Duridan von Sighelms Halm sei der Kavalier bei den Fräulein von Stande in aller Munde, hieß es, und Mal um Mal baten sie ihn schüchtern oder kichernd um einen Tanz, worauf er sich doch um so vieles besser verstünde als die koscher Recken. Insbesondere die Gesellschaft der Cathine von Unterangen und Charissias von Salmingen, der Schwester des Ksl. Hofkämmerers (die wahrhafte Damen sind und keine jungen Plappermäuler) ließ sich Herr Rafik gefallen.

Doch wie er so in Plauderton, im Disput und auf der Tanzfläche brillierte und das Ebenbild eines höfischen Kavaliers verkörperte, so gab es wohl einen, der sich mit Almadas Kanzler in all diesem messen konnte, ja, in manchem übertraf: den „schönen Grafen“, Herrn Orsino von Falkenhag.

Gleichwohl gab sich der Reichs-Siegelbewahrer diesmal wahrhaftig distinguiert, wie es den ersten grauen Spuren in seinem vielgerühmten Haar angemessen war und noch mehr der Dame, deren Begleiter er war, der jugendlichen Königin Rohaja nämlich. Als einziger neben dem Bräutiam, Se. Allerprinzlichsten Durchlaucht Anshold, den die Königin zum Eröffnungstanze bat, hatte der Graf während des Balls die Ehre, die Kgl. und Ksl. Majestät noch einmal auf die Tanzfläche zu führen, als diese die Lust dazu überkam.

Wenn die Leichtigkeit des Festballs dem jungen Brautpaar die Freuden des Fürstenseins vermittelte, so waren es andere Gäste, die sie nach den unheimlichen Ereignissen des Rabbatzabend noch einmal die alten Bündnisse und Pflichten erinnerten: Der Hüter der Flamme selbst war zur Hochzeitszeremonie ebenso erschienen wie Prinz Gilmoxor von Koschim (begleitet von den Ernstlich Geheimen Greven Bonglorosch und Brombo) und Vogt Arbrom vom Wachtal als Vertreter des Königreiches unter dem Amboß sowie, wen wundert’s, Meister Nirwulf von Hügelland. Während der erhabene Kirchenobere sich freilich bald zurückzog, mieden die Gesandten der Zwergenheit zwar den Ballsal, sprachen dafür aber umso emsiger dem Festbankette zu, auf daß dem Fürsten und seinem Hause keine Unehre getan sei.

S. Fegerson/Burgholdin d. J.