Rahilja - Jagdszenen im Praios

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Rahiljaforst, 12. Praios 1038

Es war trotz der frühen Stunde schon recht warm. Dreck spritzte hoch, als der Keiler mit lautem Grunzen erneut Anlauf nahm, um den Junker anzugreifen. Dieser hatte sich nach dem ersten Angriff des Keilers, dem er nur durch einen gewagten Sprung entgangen war, wieder aufgerappelt und suchte nun seine Saufeder, die er bei dem Sprung fallengelassen hatte. Ein Auge hatte er dabei auf das schnaubende Wildschwein geworfen und konnte daher im letzten Augenblick auch dem zweiten Angriff des aufgebrachten Tieres entgehen, in dem er hinter einen Baum sprang.

Seine Waffenknechte versuchten währenddessen, eine Position zu finden, in der sie das Tier ins Visier der Armbrüste bekamen, ohne dabei den Junker zu treffen. Da der Keiler wutschnaubend bereits die nächste Attacke startete und der Junker erneut erst in letzter Sekunde durch ein weiteres riskantes Ausweichmanöver dem Angriff des Tieres entkommen konnte, kamen sie aber nicht so recht zum Zug.

Nachdem er zwei weiteren Angriffen des Keilers gerade so ausweichen konnte, bekam er endlich seine Saufeder wieder zu packen. Ein frohlockendes Grinsen überzog für einen kurzen Augenblick sein Gesicht, bevor es durch heftigen Schmerz verzehrt wurde. Der Keiler hatte einen erneuten Angriff durchgeführt, noch ehe Baduar wieder richtig auf die Beine kam. In letzter Sekunde hatte er sich noch zur Seite drehen können, doch das Tier erwischte ihn mit den Hauern am Unterschenkel. Mit vor Schmerz verzehrtem Gesicht kam Baduar wieder auf die Beine und umfaßte mit festem Griff die Saufeder, als der Keiler erneut angriff. Doch diesmal war Baduar vorbereitet und hatte seine Jagdwaffe griffbereit und fest in der Hand. Der Keiler lief erneut mit Anlauf auf ihn zu, um ihn mit den Hauern jetzt endgültig zu erlegen. Die Schnauze näherte sich bedrohlich Baduars Obeschenkel - er würde wohl mit Sicherheit verbluten, wenn der Keiler ihn jetzt dort erwischen würde. Und dann - im letzten Augenblick - drehte er sich geschickt zur Seite, während er dem Tier mit voller Wucht die Saufeder ins Genick trieb. Die Masse des Tieres, verbunden mit der eigenen Kraft, die er in den Stoß legte, riß ihn von den Beinen. Die Saufeder jedoch steckte fest im Leib des Tieres. Dies schien von den Schmerzen und der Saufeder völlig unbeeindruckt, als es sich zu einem erneuten Angriff wandte. Wieder rannte es auf den Junker zu, der immer noch auf dem Boden lag. Die Waffenknechte hielten den Atem an, immer noch unfähig, einzugreifen. Mit aufgerissenen Mündern starrten sie auf das Schwein, das jetzt den Junker fast erreicht hatte - und dann endlich doch zusammenbrach.

Sowohl die Waffenknechte als auch Baduar atmeten erleichtert auf, als das kräftige Tier nun reglos nur wenige halbfinger vor dem Junker auf dem Boden lag. Schnell eilten die drei zu Baduar herüber, um nach seiner Verletzung zu sehen. Die Hauer hatten eine tiefe Wunde in das Fleisch gerissen, aber es handelte sich nicht um eine ernsthafte Verletzung.

Schon kurze Zeit später war der Schreck komplett überwunden, die Wunde erstmal versorgt und Baduar und seine Waffenknechte machten sich auf den Rückweg zur Burg. Auf dem Rückweg spekulierten sie erneut darüber, welche Umstände wohl damals dazu geführt hatten, das Haus Eberstamm sem Haus Eichstein den vererbbaren Dispens zur Jagd auf Wildschweine im Rahiljaforst erteilt hatte. Baduar wußte noch aus Erzählungen seines Großvaters, das sein Urgroßvater den Dispens erhielt, nachdem er bei einer fürstlichen Jagd im Rahiljaforst eingeladen und dem Fürst dabei vor Schaden bewahrte. Zum Dank erhielt das Haus Eichstein das verbriefte Recht, im Rahiljaforst und im eigenen Lehen Wildschweine jagen zu dürfen. Zum Dank für den Dispens geht auch heute noch einmal im Jahr ein Wildschweinschinken auf die Reise zum Fürstenhof.

Yeomar, der vorausritt, hielt plötzlich sein Pferd an und deutete den anderen, es ihm gleichzutun. Seine Nase zuckte, als er erneut tief Luft holte und schnupperte. "Nicht weit von uns könnte sich eine Lagerstätte befinden. Lass mich kurz vorreiten, so das ich einen Blick werfen kann", sagte er und entfernte sich, nachdem Baduar ihm zunickte. Die anderen blieben ruhig, aber gespannt, an Ort und Stelle stehen, Siralas Hand wanderte zum Rabenschnabel. Nur kurz darauf kam Yeomar mit ernstem Blick zurück: "Nur wenige Schritt weiter scheinen einige Leute gelagert zu haben. Die Reste des Feuers qualmen noch vor sich hin und der Waldboden ist nur notdürftig verwischt. Ich würde mal darauf tippen, das dort unsere ungebetenen Gäste gelagert haben. Mit dem Keiler im Gepäck und deiner Verletzung sind wir allerdings kaum in der Lage, jetzt eine Verfolgung zu beginnen. Daher schlage ich vor, das du mit Sirala gemeinsam zurückreitest, während Jeobdan und ich versuchen, den Spuren zu folgen. Unsere Pferde nehmt ihr mit. Zu zweit werden wir sie nicht stellen können, aber zumindest der Spur können wir nachgehen und, so die Götter uns beistehen, haben vielleicht bis heute Abend schon mehr Wissen über die Halunken, die sich hier herumtreiben. Was hälst du von dem Vorschlag?", fragte er schließlich seinen Freund und Herrn. Selbiger schaute einen Augenblick nachdenklich, dann nickte er zustimmend: "Du hast recht, mit dem Keiler und der ganzen Ausstattung sowie auch mit meiner Verletzung ist es ungünstig, wenn wir gemeinsam die Verfolgung aufnehmen. Wir bringen die Jagdbeute, die Pferde und die Ausstattung zur Burg und ich lasse mich verarzten. Ihr zwei nehmt die Verfolgung auf, wenn es dunkel wird, treffen wir uns an der kleinen Jagdhütte am Weiher"

Die beiden Waffenknechte Jeobdan und Yeomar nickten, dann stiegen sie ab und übergaben Sirala die Zügel ihrer Pferde. "Viel Glück", rief ihnen Baduar noch zu, dann verschwanden die beiden Waffenknechte in Richtung der Lagerstätte, die Yeomar entdeckt hatte.

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