Neues aus Hohentrutz - Der Kurier: Unterschied zwischen den Versionen

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Tiefste Schwärze umfing [[Danja Salderken|Danja]], als sie erwachte.<br.>
 
Tiefste Schwärze umfing [[Danja Salderken|Danja]], als sie erwachte.<br.>
Zuerst wusste sie nicht, wer oder was sie geweckt hatte. Erst dann erkannte sie die breite Gestalt der Verwalterin [[Salwine Zwingler]] neben sich.<br.>„Jemand – oder etwas – schleicht um das Haus!“ flüsterte die kräftige Frau heiser.<br.>Mittlerweile hatten sich [[Danja Salderken|Danjas]] Augen sich so weit an die herrschende Dunkelheit gewöhnt, dass sie Umrisse erkennen konnte. [[Salwine Zwingler|Salwines]] Augen war angstvoll geweitet, leuchteten ihr regelrecht entgegen, und auch die Haltung erinnerte an jemanden, der sich möglichst klein machte, in der Hoffnung, einer drohenden Gefahr zu entgehen.<br.>Dann hörte auch die Maga die Geräusche. Ein leises Ächzen und Knirschen, unsichere Schritte wie von einem Betrunkenen, das leidvolle Stöhnen einer gequälten Seele. Ihr lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Allzu oft hatte sie diese Laute vernommen, und niemals hatten sie etwas Gutes angekündigt.<br.>„Weck Seine Wohlgeboren!“ wies sie die Verwalterin an und schlug die Decke zur Seite.<br.>„Macht Ihr das besser“, erwiderte [[Salwine Zwingler|Salwine]] und rührte sich nicht vom Fleck, als könne die kleinste Bewegung das Unheil auf sie aufmerksam machen.<br.>[[Danja Salderken|Danja]] schlüpfte in ihre Robe, griff nach dem Stab und huschte durch die Dunkelheit zu dem kleinen, durch aufgehängte Decken gebildeten Separee des Ritters, passierte dabei die anderen Nischen mit ihren Bewohnern und schlug die Decke zur Seite, die [[Roban Grobhand von Koschtal|Robans]] „Gemach“ vom restlichen Raum trennte.<br.>Auch die Augen des Ritters waren weit aufgerissen, Schweiß glänzte auf seiner Stirn. Unbewegt starrte er an die Decke, während die Schritte draußen wieder lauter wurden.<br.>„[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]]“, zischte die Maga leise.<br.>„Du musst aufstehen! Draußen treibt sich vermutlich ein Untoter herum!“<br.>Die Lippen des Ritters bewegten sich leicht, doch außer einem leisen Krächzen brachte er keinen Laut heraus. [[Danja Salderken|Danja]] kannte diese Symptome, hatte sie oft genug gesehen.<br.>Es war Angst, panische Angst, eine regelrechte Ur-Angst, die wohl jeder Kreatur angesichts lebender Toter zu Eigen war. Und [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] hatte mehr als genug Gründe, diese Angst zu empfinden.<br.>„[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]]“, sagte sie etwas lauter, „die Leute verlassen sich auf dich! Wenn du nicht rausgehst, werden wir bis zum Sonnenaufgang hier sitzen und zittern! Und vermutlich werden die Siedler dir nach Sonnenaufgang davon laufen!“<br.>Noch immer regte der Ritter keinen Muskel, nur die Lippen bebten, und die Augen irrten jetzt unstet hin und her.<br.>[[Danja Salderken|Danja]] seufzte leise. Da würde sie wohl erheblich härtere Mittel einsetzen müssen.<br.>„Auf die Beine, Soldat!“ herrschte sie den Ritter halblaut an.<br.>„Willst du dich wirklich feige wie ein Rotpelz hier in deinem Bett verkriechen? Hast du nicht einen Schwur getan, die dir anvertrauten Seelen zu schützen? Da liegst du hier und zitterst wie ein altes Weib, dass...“<br.>Schlagartig schoss [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] in die Höhe und packte sie am Kragen. Die Angst war aus seinen Augen gewichen, hatte brodelndem Zorn Platz gemacht.<br.>„Mach das nie wieder!“ stieß er abgehackt hervor, löste seinen Griff, sprang aus dem Bett und griff nach seinem Hammer, stürmte dann entschlossen durch den Wohnraum zur Tür und hob den Riegel.
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Zuerst wusste sie nicht, wer oder was sie geweckt hatte. Erst dann erkannte sie die breite Gestalt der Verwalterin [[Salwine Zwingler]] neben sich.<br.>„Jemand – oder etwas – schleicht um das Haus!“ flüsterte die kräftige Frau heiser.<br.>Mittlerweile hatten sich [[Danja Salderken|Danjas]] Augen sich so weit an die herrschende Dunkelheit gewöhnt, dass sie Umrisse erkennen konnte. [[Salwine Zwingler|Salwines]] Augen war angstvoll geweitet, leuchteten ihr regelrecht entgegen, und auch die Haltung erinnerte an jemanden, der sich möglichst klein machte, in der Hoffnung, einer drohenden Gefahr zu entgehen.<br.>Dann hörte auch die Maga die Geräusche. Ein leises Ächzen und Knirschen, unsichere Schritte wie von einem Betrunkenen, das leidvolle Stöhnen einer gequälten Seele. Ihr lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Allzu oft hatte sie diese Laute vernommen, und niemals hatten sie etwas Gutes angekündigt.<br.>„Weck Seine Wohlgeboren!“ wies sie die Verwalterin an und schlug die Decke zur Seite.<br.>„Macht Ihr das besser“, erwiderte [[Salwine Zwingler|Salwine]] und rührte sich nicht vom Fleck, als könne die kleinste Bewegung das Unheil auf sie aufmerksam machen.<br.>[[Danja Salderken|Danja]] schlüpfte in ihre Robe, griff nach dem Stab und huschte durch die Dunkelheit zu dem kleinen, durch aufgehängte Decken gebildeten Separee des Ritters, passierte dabei die anderen Nischen mit ihren Bewohnern und schlug die Decke zur Seite, die [[Roban Grobhand von Koschtal|Robans]] „Gemach“ vom restlichen Raum trennte.<br.>Auch die Augen des Ritters waren weit aufgerissen, Schweiß glänzte auf seiner Stirn. Unbewegt starrte er an die Decke, während die Schritte draußen wieder lauter wurden.<br.>„[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]]“, zischte die Maga leise.<br.>„Du musst aufstehen! Draußen treibt sich vermutlich ein Untoter herum!“<br.>Die Lippen des Ritters bewegten sich leicht, doch außer einem leisen Krächzen brachte er keinen Laut heraus. [[Danja Salderken|Danja]] kannte diese Symptome, hatte sie oft genug gesehen.<br.>Es war Angst, panische Angst, eine regelrechte Ur-Angst, die wohl jeder Kreatur angesichts lebender Toter zu Eigen war. Und [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] hatte mehr als genug Gründe, diese Angst zu empfinden.<br.>„[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]]“, sagte sie etwas lauter, „die Leute verlassen sich auf dich! Wenn du nicht rausgehst, werden wir bis zum Sonnenaufgang hier sitzen und zittern! Und vermutlich werden die Siedler dir nach Sonnenaufgang davon laufen!“<br.>Noch immer regte der Ritter keinen Muskel, nur die Lippen bebten, und die Augen irrten jetzt unstet hin und her.<br.>[[Danja Salderken|Danja]] seufzte leise. Da würde sie wohl erheblich härtere Mittel einsetzen müssen.<br.>„Auf die Beine, Soldat!“ herrschte sie den Ritter halblaut an.<br.>„Willst du dich wirklich feige wie ein Rotpelz hier in deinem Bett verkriechen? Hast du nicht einen Schwur getan, die dir anvertrauten Seelen zu schützen? Da liegst du hier und zitterst wie ein altes Weib, dass...“<br.>Schlagartig schoss [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] in die Höhe und packte sie am Kragen. Die Angst war aus seinen Augen gewichen, hatte brodelndem Zorn Platz gemacht.<br.>„Mach das nie wieder!“ stieß er abgehackt hervor, löste seinen Griff, sprang aus dem Bett und griff nach seinem Hammer, stürmte dann entschlossen durch den Wohnraum zur Tür und hob den Riegel.<br.>[[Danja Salderken|Danja]] hatte schon befürchtet, er werde jetzt völlig kopflos in die Nacht hinaus rennen, doch [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] schien wieder bei Sinnen zu sein, schob die Tür mit dem Hammerstiel etwas auf und spähte erst einmal einige Sekunden lang ins Freie, ehe er hinaus huschte.<br.>Die anderen Bewohner starrten dem Ritter nach, dann richteten sich die Augen auf [[Danja Salderken|Danja]], die sich ebenfalls der Tür näherte.„[[Thurescha Tochter der Tantalla|Thurescha]], [[Sindar Goblindodt|Sindar]] – kommt mit!“ bat sie leise.<br.>„Wir können ihn nicht allein kämpfen lassen!“<br.>Die Zwergin erhob sich mit sichtlichem Widerwillen, die kräftigen Fäuste um den Stiel eines wuchtigen Zwergenschlägels geballt. Auch [[Sindar Goblindodt]], der so gern von seinem Leben als fahrender Abenteurer und großen Heldentaten berichtete, löste sich aus den Armen seiner Frau [[Korna Goblindodt|Korna]], strich dem kleinen [[Hardobart Goblindodt|Hardobart]] über das Haupt und griff mit einem „Bin gleich wieder da“ nach dem schartigen Säbel, mit dem er angeblich schon so viele finstere Kreaturen bezwungen hatte.<br.><br.>[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] umrundete das Haus, hielt sich im Schatten der Wand, lauschte und blickte in die Dunkelheit. Die Geräusche des Untoten hatten sich etwas entfernt, ansonsten schwieg der Sumpf. Kein Froschquaken, nicht mal das Summen von Mücken, als hätte sich jede Kreatur angstvoll verkrochen wie er bis vor wenigen Augenblicken. Er würgte die Wut und die Scham über sich selbst hinunter – jetzt brauchte er einen klaren Kopf!
Danja hatte schon befürchtet, er werde jetzt völlig kopflos in die Nacht hinaus rennen, doch Roban schien wieder bei Sinnen zu sein, schob die Tür mit dem Hammerstiel etwas auf und spähte erst einmal einige Sekunden lang ins Freie, ehe er hinaus huschte.
 
Die anderen Bewohner starrten dem Ritter nach, dann richteten sich die Augen auf Danja, die sich ebenfalls der Tür näherte.
 
„Thurescha, Sindar – kommt mit!“ bat sie leise. „Wir können ihn nicht allein kämpfen lassen!“
 
Die Zwergin erhob sich mit sichtlichem Widerwillen, die kräftigen Fäuste um den Stiel eines wuchtigen Zwergenschlägels geballt. Auch Sindar Goblindodt, der so gern von seinem Leben als fahrender Abenteurer und großen Heldentaten berichtete, löste sich aus den Armen seiner Frau Korna, strich dem kleinen Hardobart über das Haupt und griff mit einem „Bin gleich wieder da“ nach dem schartigen Säbel, mit dem er angeblich schon so viele finstere Kreaturen bezwungen hatte.
 
 
 
Roban umrundete das Haus, hielt sich im Schatten der Wand, lauschte und blickte in die Dunkelheit. Die Geräusche des Untoten hatten sich etwas entfernt, ansonsten schwieg der Sumpf. Kein Froschquaken, nicht mal das Summen von Mücken, als hätte sich jede Kreatur angstvoll verkrochen wie er bis vor wenigen Augenblicken. Er würgte die Wut und die Scham über sich selbst hinunter – jetzt brauchte er einen klaren Kopf!
 
 
Zu sehen war von einem Untoten nichts, obwohl die Sicht gut war: das  beinahe volle Madamal wurde nur gelegentlich von dünnen Wolken verdeckt, die wie weiße Leichentücher über den Himmel zogen.
 
Zu sehen war von einem Untoten nichts, obwohl die Sicht gut war: das  beinahe volle Madamal wurde nur gelegentlich von dünnen Wolken verdeckt, die wie weiße Leichentücher über den Himmel zogen.
 
Da erklangen ängstliche Schreie links von ihm. Roban erkannte die Stimme von Arbel Schnirkefeld, dem Fürstenhorter, der sowieso vor allem und jedem Angst zu haben schien, dann jene des Veteranen Rondred Brotbäck, der sich bemühte, die mit ihm im zweiten Haus des Ortes wohnenden Leute zu beruhigen, und das Greinen des kleinen Alderan Schnirkefeld, den der Lärm wohl geweckt hatte.
 
Da erklangen ängstliche Schreie links von ihm. Roban erkannte die Stimme von Arbel Schnirkefeld, dem Fürstenhorter, der sowieso vor allem und jedem Angst zu haben schien, dann jene des Veteranen Rondred Brotbäck, der sich bemühte, die mit ihm im zweiten Haus des Ortes wohnenden Leute zu beruhigen, und das Greinen des kleinen Alderan Schnirkefeld, den der Lärm wohl geweckt hatte.

Version vom 30. November 2010, 19:38 Uhr

Teil der Briefspielgeschichte "Neues aus Hohentrutz"